Town Centre Gardens in Stevenage

Erste vorgespannte Granitbrücke in Großbritannien

Großbritannien Landschaftsarchitektur
Eine vorgespannte Brücke in London. Foto: bjpphotography.co.uk
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Die vorgespannte Brücke in Stevenege – leicht und schlank, ohne zusätzliche konstruktive Maßnahmen. Foto: Tim Crocker

Die Wiederherstellung und Umgestaltung der vier Hektar großen Town Centre Gardens in Hertfordshire nimmt in zweierlei Hinsicht eine Vorreiterrolle ein: es handelt sich dabei um die erste Freiraumgestaltung aus der Nachkriegsmoderne, die jemals vom Heritage Lottery Fund finanziell gefördert wurde und um die erste vorgespannte Granitbrücke in Großbritannien. 2011 trat das Projekt bei den Landscape Awards als Sieger in der Kategorie "Heritage and Conservation" hervor. James Lord, Partner und Leiter der Abteilung für Landschaftsarchitektur bei HTA, nimmt zu dem Projekt wie folgt Stellung: "The Stevenage Town Centre Gardens has been an exciting and fulfilling scheme to work on and we are proud of the two UK firsts that have been achieved as well as the recognition of heritage status for this modernism landscape. New Towns are coming of age and the Gardens are a significant asset that deserves to be looked after; they are the Capability Brown landscapes of the future." (HTA Landscape Design, blogspot)

Die Parks der New Towns als Kulturerbe

Stevenage ist als erste Planstadt der New Town Bewegung international bekannt geworden, einer Bewegung, die für die Sozialgeschichte Großbritanniens von großer Bedeutung ist. Als wichtigster öffentlicher Grünraum und als bedeutendes Gestaltungsbeispiel aus der Nachkriegsmoderne spiegeln die Town Centre Gardens von Stevenage die Hoffnungen, Anstrengungen und die Philosophie ihrer Zeit wider: Man errichtete kulturelle Einrichtungen im Grünen, sorgte für frische Luft und unbebauten Raum für die Städter und legte eine grüne Verbindung vom Stadtzentrums über die Vorstädte hinaus bis aufs Land an.

Bei der Erneuerung der Town Centre Gardens konnten Akteure mit einbezogen werden, die schon bei der ursprünglichen Gestaltung des Gartens beteiligt waren. So wurde die Umgestaltung des Parks mit dem Landschaftsarchitekten abgestimmt, der in den 50er Jahren den Park angelegt hatte. Auch die Renovierung der Women and Doves Skulptur, für die David Norris 1982 von der Royal British Society of Sculptors mit der Otto Beit Medal for Excellence in Architecture ausgezeichnet worden war, erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Künstler.

Mit Unterstützung des staatlichen "Growth Area Fund" fing das Projekt 2006 als Masterplan und Rahmenplanung zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands an. In der Realisierungsphase wurden die noch vorhandenen Parkbereiche, der See und der Spielplatz originalgetreu wiederhergestellt. Zusätzlich konnte in einem brach liegenden Teil des Parks ein "Garten der Sinne" als überraschendes, zeitgenössisches Element neu angelegt werden. Im Mittelpunkt des generalüberholten Parks steht eine Vorgespannte Granitbrücke, die mit nur 28 Zentimeter Plattenstärke eine Länge von 14 Meter stützen- und unterzugsfrei überspannt. Statisch berechnet, werksseitig vorgefertigt und versetzt wurde die Brücke von den Kusser Granitwerken. Auftraggeber für die Landschaftsarchitekten waren die Stadt Stevenage und die Organisation Green Heart Partnership.

Die Vorgespannte Granitbrücke

Die Brückenkonstruktion sollte leicht und schlank, ohne zusätzliche konstruktive Maßnahmen ausgebildet werden. Gleichzeitig musste die Brücke den Anforderungen des öffentlichen Auftraggebers hinsichtlich Kosten und Nachhaltigkeit (Pflege, Unterhalt, Haltbarkeit) gerecht werden.

Die Vorgespannte Granitbrücke der Kusser Granitwerke überzeugte die Architekten und Bauherren nicht nur wegen der geringen Höhe ihres Überbaus, sondern auch auf Grund ihrer außergewöhnlichen Beständigkeit gegenüber Tausalz, Verwitterung und Abrieb. Tittlinger Feinkorn, der hellgraue, feinkörnige Bayerwald-Granit aus dem die Brücken gefertigt werden, ist sehr druckfest, mehrfach so druckfest wie Beton C35/45, und damit hervorragend zum Vorspannen geeignet. Er ist zudem sehr dicht, im Gegensatz zu Beton schwindet und kriecht er nicht, so dass sich auch nach Jahrzehnten keine Risse bilden, über die Wasser in die Vorgespannte Granitbrücke eindringen könnte. Im Gegensatz zu anderen Brückenkonstruktionen ist daher bei Vorgespannten Granitbrücken eine zusätzliche Aufbauhöhe für einen Belag über der Tragkonstruktion nicht erforderlich. Durch Sandstrahlen der Granitbrücke entstehen hervorragende Oberflächeneigenschaften für Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge.

Beim Vorspannen von Granit werden Stahllitzen, die das Element durchziehen, mit einer auf den zu erwartenden Lastfall abgestimmten Kraft gespannt, um das Bauteil zusammenzupressen. Zum Schutz vor Korrosion werden dabei die Vorspannglieder in fettverpressten Kunststoffhüllrohren geführt, die zusätzlich noch über ein zweites, kräftiges PE-Rohr vor UV-Strahlung und mechanischen Einwirkungen geschützt werden. Neben den beiden PE-Hüllrohren und der Verpressung mit Fett, stellt die Dichtigkeit des Granits eine vierte Sicherheitsebene dar, die die Spannglieder vor Korrosion schützt.

Grundlage der Dimensionierung einer Vorgespannten Granitbrücke bilden Werte, die zusammen mit dem Büro Zilch + Müller Ingenieure GmbH und dem Institut für Baustoffkunde der TU München über umfangreiche Versuchsreihen ermittelt wurden. Alle Brücken aus Vorgespanntem Granit werden individuell dimensioniert und müssen den üblichen Kriterien hinsichtlich Gebrauchsfähigkeit und Tragfähigkeit entsprechen.

Neben ihrer langen Lebensdauer und Schlankheit zeichnen sich vorgespannte Granitbrücken durch kurze Produktions- und Montagezeiten aus. Sie werden werkseitig vorgefertigt und entsprechend der zu erwartenden Belastung getestet, so dass sie auf der Baustelle innerhalb weniger Stunden versetzt werden können. Die Kusser Granitwerke liefern Vorgespannte Granitbrücken und andere vorgespannte Granitelemente als übergabereife Gesamtlösung aus einer Hand einschließlich aller notwendigen statischen Berechnungen sowie der kompletten Produktion und Montage.

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