Bürger zum Engagement im Schloss Senden animiert

Erstes Westfälisches Parkpflegeseminar

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Abschließender Parkrundgang mit Teilnehmern am Sonntagnachmittag. Foto: LWL–DLBW, Judith Linke, 2018

Mit dem vielversprechenden Titel "Erstes Westfälisches Parkpflegeseminar" ist die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen (LWL-DLBW) angetreten, Bürgerinnen und Bürger für ein ehrenamtliches Engagement zur Pflege und Instandsetzung des denkmalgeschützten Schlossparks Senden zu gewinnen. Gemeinsam mit dem Verein Schloss Senden e. V. und der Jugendbauhütte Westfalen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gelang es, in einem halbjährigen Vorbereitungsprozess die zweitägige Veranstaltung erfolgreich auf die Beine zu stellen und Menschen für die gemeinschaftliche Herausforderung zu begeistern. Insgesamt 55 ehrenamtlich Tätige, zum Teil aus benachbarten Bundesländern, folgten der Einladung und führten unter fachkundiger Anleitung umfangreiche Arbeiten zur Wiederherstellung des stark zugewachsenen Parks durch.

Geschichte von Schloss und Park Senden

Das nordrhein-westfälische Schloss Senden mit seiner großzügigen Parkanlage befindet sich rund 15 Kilometer südwestlich der Stadt Münster im Kreis Coesfeld. Das Wasserschloss erfuhr in seiner, bis in das späte Mittelalter zurückreichenden Geschichte, zahlreiche Veränderungen und Umgestaltungen. Die umgebenden Freiflächen, zunächst als Wehranlage mit Gräfte und bepflanzten Wällen ausgebaut, entwickelten sich im frühen 18. Jahrhundert zu einer prächtigen, spätbarocken Gartenanlage. Im 19. Jahrhundert wurden angrenzende Waldpartien im landschaftlichen Stil umgestaltet und mit weitläufigen Wiesenflächen zu einer neuen Gesamtanlage vereint. Noch im frühen 20. Jahrhundert widmete man sich intensiv der Erhaltung und Entwicklung des Gartens und nahm Veränderungen im Geschmack der Zeit vor. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Anwesen in Familienbesitz der Droste zu Senden, 1957 wurden Schloss und Teile des Parks veräußert. In den folgenden Jahrzehnten führten wechselnde Eigentümerverhältnisse und Nutzungen zu Veränderungen sowie Pflegedefiziten an der überkommenen Denkmalsubstanz. Ab 2000 wurde das Schloss nicht mehr genutzt und stand seither leer. Plünderungen und Vandalismus führten zu irreversiblen Schäden und die Gesamtanlage verfiel zusehends.

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Schloss und Park Senden, Ansicht von Süden. Foto: Verein Schloss Senden e. V., 2016
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Historische Luftbildaufnahme von Südosten, 1929. Abbildung: Bildarchiv, LWL – DLBW

2015 konnte das Denkmal durch privates Engagement gekauft und in die Trägerschaft eines gemeinnützigen Vereins überführt werden. Dieser bemüht sich seither intensiv um bauliche Sicherungsmaßnahmen und erarbeitet in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege ein langfristiges Restaurierungs- und Nutzungskonzept für Schloss und Park. Für die Zukunft besteht damit die Chance, eine denkmalgerechte Instandsetzung mit einer sinnvollen Nutzung zu verbinden und die regional bedeutsame Gesamtanlage für nachfolgende Generationen zu bewahren.

Entwicklung der Parkseminare

In gemeinsamen Gesprächen mit dem Verein Schloss Senden e. V. entstand die Idee, durch das Instrument eines sogenannten Parkpflegeseminars einen Beitrag zur Rückgewinnung der gartenkünstlerischen Qualitäten mittels bürgerschaftlichen Engagements anzustreben. Parkpflegeseminare, oder auch Parkseminare genannt, haben insbesondere in den neuen Bundesländern eine lange Tradition und gehen auf die Bemühungen des Kulturbundes der DDR zum Schutz und Erhalt von nicht staatlich betreuten Kulturgütern zurück. Mit der heute etwas irreführenden Bezeichnung "Seminar" verfolgte der Gründungsvater der Idee, der Dresdner Landschaftsarchitekt Hermann Schüttauf (1890-1967) das Ziel, die in der Nachkriegszeit stark verwilderten Gärten und Parks in der DDR wieder in den Fokus zu rücken und durch theoretische Auseinandersetzung vor Ort für deren Erhaltung beziehungsweise Wiederherstellung zu werben. Mit der Einrichtung des Zentralen Parkaktivs als Fachgruppe des Kulturbundes fanden unter der Bezeichnung Parkseminar seit 1960 "Treffen" in Gärten statt, zu welchen sowohl Fachleute als auch interessierte Laien geladen waren. Neben Vorträgen zur Gartengeschichte und ausgiebigen Ortsbesichtigungen sollten vor allem Diskussionen unter den Teilnehmern Handlungsperspektiven zur denkmalgerechten Instandsetzung aufzeigen. 1976 erfolgte unter der Leitung von Helmut Rippl (*1925) das erste dreitägige Parkseminar in Wiesenburg/Mark (heutiges Brandenburg), wo Theorie und Praxis miteinander kombiniert wurden. Arbeitsschwerpunkte lagen in den auch für Laien unter Anleitung durchzuführenden Tätigkeiten wie dem Roden von Wildwuchs oder der Pflege von Wegen, von baulichen Anlagen und anderen strukturgebenden Elementen. Im Fokus der Parkseminare standen vor allem kleinere Anlagen im ländlichen Raum, wo kontinuierliche Fachpflege nicht oder nur in geringem Maße gewährleistet werden konnte.

In der ehemaligen DDR fanden bis zur politischen Wende 1989 insgesamt 29 Parkseminare an unterschiedlichen Orten statt, welche durch die gemeinsame Arbeit von Fachleuten und Laien zur Erhaltung der historischen Grünflächen beitrugen. Noch heute werden in vielen, zumeist nicht durch professionelle Gartenverwaltungen betreuten Anlagen, vergleichbare Projekte mit Erfolg durchgeführt. Neben den rein praktischen Arbeiten ist nach wie vor das Vermitteln von Kenntnissen zur jeweiligen gartenhistorischen Entwicklung sowie zur Theorie und Praxis gartendenkmalpflegerischen Handelns Gegenstand der Veranstaltungen. Die Bezeichnung "Park-SEMINAR" hat daher nach wie vor ihre Gültigkeit und wird, nicht zuletzt auch in Würdigung ihrer Urheber, im wiedervereinten Deutschland mittlerweile bundesweit tradiert.

Sicherung des Schlossparks durch bürgerschaftliches Engagement

Für den Schlosspark Senden galt es, aus dem Erfahrungsschatz von 57 Jahren Parkseminar zu schöpfen und in einer gewissenhaften Vorbereitung ein denkmalfachlich qualifiziertes und organisatorisch gut strukturiertes Arbeitsprogramm zu entwickeln. Allem voran stand zunächst das Vorhandensein einer gartendenkmalpflegerischen Entwicklungskonzeption, in der Leitlinien für die langfristige Pflege und Instandsetzung einer Gartenanlage formuliert werden. Diese Grundlagenarbeit konnte bereits Mitte 2016 - und damit ein Jahr vor Beginn der Planungen - durch die LWL-Denkmalpflege in Auftrag gegeben werden. Die Düsseldorfer Landschaftsarchitektin Elke Lorenz setzte sich im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit zunächst intensiv mit der Entwicklungsgeschichte der Anlage auseinander und nahm den aktuellen Bestand detailliert auf. Die Ergebnisse wurden unter anderem in einer anlagengenetischen Karte zusammengefasst, anhand derer die Bewertung der überkommenen Gartensubstanz vorgenommen werden konnte. Die abschließende Maßnahmenplanung gab Handlungsempfehlungen für den zukünftigen, denkmalgerechten Umgang mit der Parkanlage.

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Barocker Gartenplan um 1710, Johann Conrad Schlaun zugeschrieben. Abbildung: Reproduktion, Bildarchiv LWL – DLBW
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Gehölzarbeiten vor dem Parkpflegeseminar. Foto: LWL–DLBW, Marcus Weiß, 2018
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Ehrenamtliche Helfer bei der Arbeit. Foto: LWL–DLBW, Judith Linke, 2018
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Der Häcksler des Bauhofs Senden lief ohne Unterbrechung. Foto: LWL–DLBW, Judith Linke, 2018

Mit der vorhandenen Konzeption und einer ordentlichen Portion Enthusiasmus im Gepäck trafen sich die Initiatoren von der LWL-DLBW, der Jugendbauhütte und dem Verein Schloss Senden e. V. im August 2017 zu einem ersten Sondierungstreffen. Grundlegende Fragen der Finanzierung oder der Motivation von ausreichend ehrenamtlichen Helfern sorgten zunächst für einige Skepsis. Zudem galt es, zügig ein Team zusammenzustellen, das die inhaltliche und organisatorische Planung übernahm. Mit der terminlichen Festlegung auf das letzte Februarwochenende 2018 wurde auch der Titel der Veranstaltung, das "Erste Westfälische Parkpflegeseminar", beschlossen. Hier schien es allen Beteiligten ratsam, mit dem Zusatz"-pflege" den Fokus auf den praktischen Aspekt der Veranstaltung zu verdeutlichen, da Inhalt und Ausrichtung des Formats in der Region nicht als bekannt vorausgesetzt werden konnten. Das Planungsteam setzte sich neben den Initiatoren aus Vertretern des Denkmalschutzes (LWL-DLBW und Untere Denkmalbehörde der Gemeinde Senden), des amtlichen Naturschutzes (Untere Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld), einer beratenden Landschaftsarchitektin (Bearbeiterin der Entwicklungskonzeption) und weiteren lokalen Akteuren zusammen. In insgesamt vier Vorbereitungstreffen wurden ein detailliertes Arbeitsprogramm für die Ehrenamtlichen entwickelt und vielfältige Fragstellungen rund um die Veranstaltungsorganisation geklärt.

Fachplanerische Vorbereitung

Für das Parkpflegeseminar sollten auf Grundlage des Entwicklungskonzeptes konkrete Aufgaben definiert werden, die auch durch Laien unter Anleitung umsetzbar sind und im Rahmen der vorgegeben Zeit - knapp zwei Tage - abgearbeitet werden konnten. Ohne genau zu wissen wie viele Menschen dem Aufruf folgen würden und ohne deren körperlichen Fähigkeiten und handwerklichen Fertigkeiten abschätzen zu können, mussten Arbeitsinhalte und -abläufe so detailliert wie möglich vorbereitet werden. Kalkuliert wurde mit einer Teilnehmeranzahl von 50 bis maximal 70 Personen, die in vier Arbeitsgruppen tätig sein sollten.

Den wesentlichen Anteil der zu leistenden Tätigkeiten im Park stellte die Auslichtung des Gehölzbestandes dar. Wilder Aufwuchs unterschiedlicher Größenordnung prägte mittlerweile den Park in nahezu allen Bereichen. Die vergangenen 30 Jahre ohne kontinuierliche Pflege führten dazu, dass vorwiegend Spitzahorne, Eschen, Pappeln und Erlen zu teilweise kapitalen Großbäumen heranwachsen konnten. Dazu kamen ausgewachsene Gehölze wie Lebensbäume, Fichten, Rosskastanien und Walnüsse, welche im Laufe der Zeit ohne die Beachtung parkräumlicher Strukturen an beliebigen Stellen im Park gepflanzt wurden. Da derart mächtige Gehölze nicht im Rahmen eines Parkpflegeseminars mit Freiwilligen zu roden waren, wurde eine Baumpflegefirma mit dieser Aufgabe im Vorfeld der Veranstaltung beauftragt. Insgesamt wurden rund 45 Bäume mit Stammstärken zwischen 20 und 60 Zentimetern gefällt, zersägt und zur weiteren Verarbeitung durch die Freiwilligen in handhabbare Größen aufbereitet.

Neben den Großgehölzen bestand in weiten Teilen des Parks niedriger und mittelhoher Aufwuchs, der durch die Teilnehmer in Handarbeit mit Astscheren, Spaten und Hacken beseitigt und an eine Sammelstelle zum Häckseln transportiert werden musste. Das Beräumen von "wilden" Komposthaufen und losem Totholz im Park stellte eine weitere Herausforderung für die Ehrenamtlichen dar. Zu den notwendigen Gehölzarbeiten schien es auch folgerichtig, durch Nachpflanzungen sowie gezielte Pflegeschnittmaßnahmen an erhaltenswerten Gehölzen die gartenkünstlerischen Qualitäten der Anlage wieder herauszuarbeiten.

Alle vorgesehenen Schnitt- und Rodungsmaßnahmen waren auch unter naturschutzfachlichen Aspekten im Vorfeld abzuklären. Der sukzessiv aufgewachsene und teils dichte Gehölzbestand konnte unter Umständen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten geworden sein, welche nicht zu Schaden kommen sollten. Hier galt es, Denkmalpflege und Naturschutz gleichermaßen zu berücksichtigen und die biologische Vielfalt nicht zu gefährden. Vor dem Seminar fanden daher mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld mehrere Abstimmungstermine und Ortsbegehungen statt, um die vorgesehenen Arbeiten unter Berücksichtigung der Belange von Natur und Landschaft zu diskutieren. Zum Schutz von nistenden Vögeln orientierte sich die terminliche Planung für das Parkpflegeseminar an den im Bundesnaturschutzgesetz geregelten Zeiträumen für Gehölzarbeiten von Anfang Oktober bis Ende Februar. Weitere Vorgaben, etwa durch eine gemeindliche Baumschutzsatzung, waren nicht zu beachten.

Die denkmalrechtliche Abstimmung der geplanten Arbeiten erfolgte mit der Unteren Denkmalbehörde der Gemeinde Senden, welche unmittelbar in den Planungsprozess eingebunden war.

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Bestandsplan aus dem Pflege- und Entwicklungskonzept, 2017. Grafik: Elke Lorenz, 2017
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Flyer zum Ersten Westfälischen Parkpflegeseminar. Grafik: LWL–DLBW, 2017
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Nachpflanzung Rotbuche 2018, im Hintergrund ist das noch erhaltene, jedoch stark geschwächte Pendant auf der südöstlichen Garteninsel erkennbar. Foto: LWL–DLBW, Judith Linke, 2018

Veranstaltungsorganisation

Zur Planung des Seminars gehörten vielfältige, organisatorische Überlegungen, die für alle Beteiligten neue Herausforderungen darstellten. Beginnend bei Fragen der Finanzierung oder Bewerbung der Veranstaltung, über die Erstellung eines Ablaufplans, bis hin zur benötigten Infrastruktur vor Ort galt es, gewissenhaft alle offenen Punkte abzuarbeiten.

Eine durchkalkulierte Finanzplanung war wesentliche Voraussetzung für die Realisierung des Vorhabens. Obwohl die Freiwilligen ihre Arbeitsleistung ohne Entgelt zur Verfügung stellten, sind Kosten für Verpflegung, Material, Pflanzenkäufe, Honorare für fachlich-konzeptionelle Unterstützung, praktische Vorarbeiten, Layout- und Druckkosten für Werbematerial, Leihmieten und andere Nebenkosten zu bestreiten gewesen. Wichtig ist, dass den Freiwilligen durch einen reibungslosen und gut durchorganisierten Programmablauf ein optimaler Rahmen gewährleistet und dadurch Wertschätzung für ihre Arbeit vermittelt wird! Die finanziellen Aufwendungen für die Veranstaltung in Höhe von rund 8000 Euro konnten durch Eigenmittel der LWL-DLBW getragen werden.

Die Bewerbung für das Erste Westfälische Parkpflegeseminar erfolgte zum einen über gedruckte Flyer und zum anderen durch digitale Medien. Vor allem die Bevölkerung in der Umgebung sollte mit dem Vorhaben vertraut gemacht und für die Veranstaltung begeistert werden. Angesprochen wurden neben Privatpersonen auch Vereinigungen, Interessenverbände, öffentliche Institutionen und Lehreinrichtungen sowie Firmen, die sich im weitesten Sinne im Bereich Kulturgüterschutz engagieren oder als Landschaftsplaner, Freiraumgestalter, beziehungsweise Gärtner beruflich aktiv sind. Die Akquise von Ehrenamtlichen ist auch durch aktive Pressearbeit verstärkt worden. Es sollte zudem der Eindruck in der Öffentlichkeit vermieden werden, dass die alte Parkanlage "abgeholzt" oder wertvolle Naturräume zerstört würden. Um möglichen negativen Stimmungsbildern im Vorfeld entgegen zu wirken, wurden die vorgesehen Maßnahmen in der lokalen Presse ausführlich dargelegt und deren denkmal-, wie naturschutzfachliche Notwendigkeit erläutert.

Für die gesamte Infrastruktur vor Ort zeichneten im Wesentlichen der Verein Schloss Senden e. V. als Hausherr sowie die Jugendbauhütte Westfalen verantwortlich, welche mit 15 jungen Freiwilligen aktiv war. Für den reibungslosen Ablauf mussten Räumlichkeiten für die Verpflegung der Teilnehmer, die Abendveranstaltung, Unterbringung von Werkzeug und Material sowie ausreichend Hygieneanlagen hergerichtet werden. Eine besondere Herausforderung stellten die winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt dar, wodurch zusätzlich beheizte Zelte zum Aufwärmen nötig waren. Der Bauhof der Gemeinde Senden unterstützte das Parkpflegeseminar mit der Bereitstellung von technischen Gerätschaften wie einem Häcksler und einem Traktor mit Anhänger. Das Abendprogramm am Samstag gestalteten zwei Referentinnen mit Fachvorträgen zur Gartendenkmalpflege und ein kultureller Beitrag - ein Zauberkünstler - wurde für die Veranstaltung gebucht.

Durchführung des Seminars

Beide Seminartage waren mit einem straffen Arbeitsprogramm gefüllt. Mit der Anmeldung wurden die Freiwilligen einer Arbeitsgruppe und jeweiligem Gruppenleiter zugeordnet. Die Veranstaltung begann nach der offiziellen Begrüßung und einer Arbeitsschutzbelehrung zunächst mit einem ausführlichen Rundgang durch den Park. Alle Arbeitsbereiche wurden vorab besichtigt, um den Teilnehmern ein Verständnis für die Anlage zu vermitteln und das gesamte Aufgabenspektrum des Seminarwochenendes aufzuzeigen. Zudem ließen sich in Kombination mit einem abschließenden Parkrundgang nach Beendigung des Seminars anschaulich Arbeitserfolge vermitteln und Erfolgserlebnisse schaffen.

Eingeteilt waren die Freiwilligen in vier Gruppen, welchen jeweils ein fachlich erfahrener "Leiter oder eine Leiterin" - zum Beispiel ein/e Gärtnermeister/in oder Landschaftsplaner/in - zugeordnet wurde. Die Gruppenleiter wurden im Vorfeld intensiv vor Ort mit der Anlage, den jeweiligen Arbeitsinhalten und den Organisationsabläufen vertraut gemacht worden. So konnte gewährleistet werden, dass allen Teilnehmern stets eine kompetente Person für Fragen zur Seite stand. Alle übergeordneten und organisatorischen Belange wurden durch die Seminarleitung in Person des Autors und Vertretern des Vereins Schloss Senden e. V. koordiniert. Wenn die "Säge irgendwo klemmte", mussten schnell und zum Teil auch pragmatisch Lösungen gefunden werden, um den reibungslosen Ablauf und die Erreichung der Arbeitsziele nicht zu gefährden.

Bei der Zusammensetzung der Gruppen ist darauf geachtet worden, ein ausgewogenes Verhältnis von Jung und Alt, Männern und Frauen und Erfahrungen im Bereich Gartenpflege zu gewährleisten. Insbesondere sollte nach Möglichkeit in jeder Gruppe ein routinierter Kettensägenführer vorhanden sein, um auch stärkeren Wildwuchs beseitigen zu können. Die für die Arbeit notwendigen Gartengeräte wurden von den Teilnehmern im Wesentlichen selbst mitgebracht und fehlendes Material vom Bauhof zur Verfügung gestellt. Die vier Gruppen waren jeweils in zuvor definierten Parkbereichen tätig, welche anhand des kalkulierten Arbeitsaufkommens festgelegt wurden.

Fortbildungen und Seminare
Abgängige Rotbuche auf der südwestlichen Garteninsel 1961. Foto: Bildarchiv, LWL–DLBW
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Wohlverdiente Pause im Schlosshof. Foto: LWL–DLBW, Marcus Weiß, 2018

Ein besonderes Ereignis für alle Teilnehmer war die feierliche Nachpflanzung von zwei Rotbuchen. Für einen noch vorhandenen aber bereits stark abgängigen Baum wurde eine neue Pflanze zunächst etwas abseits auf einer derzeit ungestalteten Wiesenfläche eingeschlagen. Die andere Buche konnte an ihrem belegten, historischen Standort auf der Garteninsel, symmetrisch zu ihrem älteren Pendant nachgepflanzt werden. In ein paar Jahren soll schließlich auch der bis dahin abgestorbene Altbaum ersetzt werden und sich das markante Baumpaar gleichmäßig entwickeln können.

Die als Seminarhöhepunkt geplante und medienwirksam begleitete Pflanzung wurde durch den Landesdirektor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe Matthias Löb sowie durch den Landrat des Kreises Coesfeld Christian Schulze-Pellengahr durchgeführt. Nicht nur symbolisch ist damit nach den ersten Sicherungsmaßnahmen am Schloss auch der Anfang für eine langfristige Revitalisierung des Parks gemacht.

Resümee

Das Erste Westfälische Parkpflegseminar im Schlosspark Senden durchzuführen, war eine gute Entscheidung und ein voller Erfolg. Anfängliche Skepsis und Vorbehalte konnten durch die rege Beteiligung und hervorragende Arbeitsergebnisse der "Parkseminaristen" revidiert werden. Es verdient besondere Erwähnung, dass die aktive Unterstützung des Vereins Schloss Senden e. V. und das Engagement der "Jugendbauhüttler" wesentlich zum Gelingen beigetragen haben. Ohne vorhandene Infrastruktur und entsprechende Kontakte vor Ort scheint es schwer vorstellbar, eine solche Veranstaltung erfolgreich in die Tat umzusetzen.

Im Ergebnis der beiden Arbeitstage - und der zuvor durchgeführten Fällmaßnahmen - konnten verwilderte Parkräume von Aufwuchs befreit und zugewachsene Sichten wieder geöffnet werden. Das Freistellen wertvoller Altgehölze trägt zu ihrer langfristigen Bewahrung sowie zur Sicherung ihres naturschutzfachlichen Wertes bei. Auch durch neue Baumpflanzungen konnte ein Beitrag zur Rückgewinnung des gartenkünstlerisch intendierten Erscheinungsbildes der Parkanlage geleistet werden.

Wenn auch die meisten der geplanten Arbeiten erfolgreich bewältigt wurden, so bleibt dennoch auch ein kritischer Blick auf die Bilanz des Wochenendes. So gelang es abschließend nicht, die Massen an produziertem Schnittgut vollständig zu verarbeiten und als fertigen Mulch zu entsorgen. Im Nachgang des Seminars stellte sich der Bauhof der Gemeinde nochmals zur Verfügung, nicht abgearbeitete Mengen zu häckseln. Insgesamt wurden durch die Gehölzarbeiten Grünabfälle in Höhe von 110 Kubikmetern produziert und während beziehungsweis nach dem Parkpflegeseminar aus der Anlage abgefahren. Hinzu kamen circa 50 Festmeter aufgepoltertes Holz, welches kostenpflichtig abgefahren werden musste. Die Hoffnung, geschlagenes Brenn- und Nutzholz gewinnbringend für weitere Investitionen im Park zu veräußern, hatte sich leider durch die erhebliche Verschlechterung der aktuellen Preise am Holzmarkt zerschlagen.

Dennoch haben die Ehrenamtlichen an dem Seminarwochenende durch ihr Engagement eine Wertschöpfung von circa 25.000 Euro für die Parkanlage erarbeitet (Arbeitsleistung, Geräteeinsatz, fachliche Unterstützung). Eine Summe, die der Verein allein nicht hätte aufbringen können. Hinzu kamen Spenden für Baumankäufe in Höhe von rund 1000 Euro, die durch die Deutsche Dendrologische Gesellschaft vermittelt wurden.

Neben dem aus geleisteter Arbeit entstandenen Mehrwert stellte auch der persönliche Austausch und Kontakt zwischen den Teilnehmern einen schönen Effekt dar. Viele Menschen konnten für den hohen Arbeitsaufwand sensibilisiert werden, den die Erhaltung und Pflege eines kunstvoll gestalteten Gartens erfordert. Das trägt zu seiner Wertschätzung bei und lässt die Freiwilligen "ihren" Schlosspark in Zukunft sicher mit anderen Augen sehen.

Eine Vielzahl an positiven Rückmeldungen durch Teilnehmer, die Medienresonanz und nicht zuletzt auch das Interesse der Politik geben Anreiz, die erstmalig in Westfalen-Lippe durchgeführte Veranstaltung als Format des gartenkulturellen Austauschs und praktischen, denkmalpflegerischen Handelns zu etablieren. Außergewöhnliche Gartenanlagen im Dornröschenschlaf gäbe es dafür viele in der Region.

Das Parkpflegeseminar im Schlosspark Senden war ein erster Schritt für seine Revitalisierung und langfristige Sicherung. Wichtig für die Zukunft ist jedoch, auch weiterhin eine kontinuierliche Pflege zu gewährleisten und die grundlegenden Arbeitserfolge "auf dem Stand" zu halten. Dies ist nun Aufgabe des Vereins und der Menschen vor Ort. Viele der am Seminar Beteiligten haben auch ihr Interesse an weiteren Veranstaltungen dieser Art bekundet. Vielleicht lässt das Zweite Westfälische Parkpflegeseminar gar nicht allzu lange auf sich warten. Der Gartenkultur in Westfalen wäre es zu wünschen!

Literatur

Fibich, Peter: Gartendenkmalpflege in der DDR. Handlungsstrukturen und Positionen eines Fachgebietes. Akademische Verlagsgemeinschaft München, München 2013, S. 63ff.

Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler im Lande Nordrhein-Westfalen (Denkmalschutzgesetz - DSchG) vom 11. März 1980, in der Fassung vom 16. Juli 2013.

Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz - BNatSchG) vom 24. Dezember 1976, in der Fassung vom 1. März 2010.

Lorenz, Elke: Schlosspark Senden. Gartendenkmalpflegerisches Pflege- und Entwicklungskonzept, Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag der LWL-DLBW. Münster, 2017.

LWL-DLBW, Registratur Praktische Denkmalpflege, Objektakte Schloss Senden, unveröffentlicht.

Schröder, Rudolf: Parkseminare haben in Sachsen Tradition. In: Stadt + Grün/Das Gartenamt, Patzer Verlag, Ausgabe 07/2010, S. 32ff.

Schröder, Rudolf und Claudius Wecke: Das Parkseminar. Gartendenkmalpflege und Naturschutz durch bürgerschaftliches Engagement am Beispiel der Parkseminare im Schlosspark Brody/Pförten (Polen), Hrsg.: Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V, Cottbus Dresden Brody, 2013.

Wecke, Claudius: Parkseminare im Brühlschen Schlosspark zu Brody/Pförten. In: Stadt + Grün/Das Gartenamt, Patzer Verlag, Ausgabe 07/2010, S. 24ff

Dipl.-Ing. Marcus Weiß
Autor

Wissenschaftlicher Referent der Gartendenkmalpflege beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

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