Tagung "Ohlsdorf 2050"

Experten diskutieren die Friedhofsentwicklung in Hamburg

Fachtagungen und Kongresse
Der Landschaftsarchitekt Dr. Jens Beck (li.) erläutert denkmalpflegerische Maßnahmen auf dem Friedhof Ohlsdorf. Foto: Bente Marei Stachowske, Hamburger Friedhöfe

Ende April kamen rund einhundert Teilnehmer in die Hansestadt Hamburg, um verschiedene Ebenen und Grundlagen künftiger Friedhofsentwicklung zu diskutieren. Die Tagung "Ohlsdorf 2050" - benannt nach Europas größtem Friedhof in Hamburg - war dringend nötig: Die deutschen Friedhöfe leiden unter schwindenden Bestattungszahlen, weshalb die Grünflächen- und Bauunterhaltung kaum mehr über die Bestattungs- und Grabgebühren zu bestreiten ist.

Die Friedhofsverwaltung von Ohlsdorf, die Behörde für Umwelt und Energie und das Denkmalschutzamt der Kulturbehörde versuchten dem Diskurs durch die Tagung einen weiteren Impuls zu geben.

Das Nachleben britischer Friedhöfe

Berliner Beispiele historisch bedeutender "innerstädtischer Ruheräume" (Prof. Gabi Dolff-Bonekämper,TU Berlin) vermittelten sehr unterschiedliche mögliche Entwicklungs- und Gestaltungsperspektiven. Bart Brands (karres+brands/Hilversum) illustrierte die moderne Erweiterung des Friedhofs Nieuwe Ooster in Amsterdam, deren Streifendesign sehr unterschiedliche Bestattungswünsche erfüllen kann. Dagegen hinterließ die Reportage von Jan Woudstra (Universität Sheffield) über das in vielen Beispielen perspektivlose "Nachleben britischer Friedhöfe" gerade auch aufgrund ihrer historischen Bedeutsamkeit große Ernüchterung.

"Trauerkultur wird unberechenbar"

In "Grenzgebiete der Sepulkralkultur" führte Matthias Meitzler (Universität Duisburg-Essen) mit Ergebnissen empirisch-soziologischer Forschung über den Wandel von Trauern und Erinnern. Neben dem wachsenden Wunsch nach Heimtierbestattung - Hund, Katze & Co als Lebenspartner - verstärkt auch die webbasierte Trauer auf "virtuellen Friedhöfen" den Trend zur Individualisierung. In ähnliche Richtung zielte der Vortrag von Thorsten Benkel (Universität Passau). Zwischen Friedhofsreglement und Autonomie der Trauer, zwischen gesellschaftlicher Konvention und Individualität des eigenen Trauerfalls bewegt sich das Spektrum moderner Trauer- und Erinnerungskultur, die auch illegale Praktiken nicht scheut. "Trauerkultur wird unberechenbar" - so ein Kernsatz Benkels. Auf derlei Phänomene sind die Friedhofsverwaltungen kaum adäquat eingestellt.

Nachhaltigkeitsstrategie Ohlsdorf 2050

Die Hamburger Behörde für Umwelt und Energie bemühen sich in Kooperation mit den Hamburger Friedhöfe AöR allerdings redlich, Ohlsdorf in eine beherrschbare Zukunft zu führen. Dem dient die von Dirk Christiansen (bgmr Landschaftsarchitekten Berlin) vorgetragene und in Kooperation mit der Gartenarchitektin Katrin Lesser (Berlin) ausgearbeitete und mit den anderen Beteiligten abgestimmte "Nachhaltigkeitsstrategie Ohlsdorf 2050". Sie entwirft ein mögliches flexibles Szenario der Friedhofsentwicklung, das die sich ändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die wirtschaftlichen Erfordernisse der Friedhofsverwaltung, die kulturhistorisch-denkmalpflegerischen sowie die ökologischen Belange gleichermaßen berücksichtigt. Der Beitrag der Restauratorin Inka Hansen offenbarte den gestalterischen Reichtum der unterschiedlichen Innenausstattung der Ohlsdorfer Friedhofskapellen, von denen nur wenige noch dem ursprünglichen Zweck dienen, viele aber andere Nutzungen aufnehmen sollen. Auch dies ist Bestandteil der umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie, mit der Hamburg im Friedhofswesen beispielhaft auf den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel reagiert.

Ein ausführlicher Tagungsbericht folgt im November-Heft.

Frank Pieter Hesse/hb

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