Johannes Stoffler

Fliessendes Grün

Bücherei Gartengestaltung und Grünflächengestaltung

Die Grünanlagen der Nachkriegsmoderne prägen bis heute in ihrem Wechsel aus Weiträumigkeit und kleinteiliger Gestaltung zahlreiche Quartiere der Städte. Dem Leitbild der Stadtlandschaft entsprechend sollte das Grün durch die Stadt "fließen". Die städtischen Grünanlagen in der Schweiz, vor allem in Zürich, galten damals als vorbildlich. Um sie auch zukünftig als authentisches Zeitzeugnis zu erhalten, braucht es Wissen um die gestalterischen Intentionen und die damals verwendeten Materialien, insbesondere das Pflanzensortiment.

Die Publikation fasst die Ergebnisse eines vierjährigen Forschungsprojekts zusammen, die anhand von Beispielanlagen in Zürich gewonnen wurden, und ist als Handreichung gedacht für diejenigen, die mit Pflege und Wiederherstellung von Anlagen der Nachkriegsmoderne befasst sind. Den Einstieg bildet eine kurze Darstellung der Gestaltungsideen im Zusammenhang mit der Pflanzenverwendung. Dabei macht der Autor zwei sich deutlich voneinander zu unterscheidende Phasen aus. Im Hauptteil des Buches stellt der Autor acht Freiräume vor, die das fließende Grün der Stadt Zürich prägten, Siedlungsgrün und Schulaußenräume, Freibäder und Friedhöfe. Jedes Beispiel wird nach demselben Muster vorgestellt: Dem Kurzporträt der Anlage folgt eine Darstellung der Pflanzidee sowie eine Liste der ursprünglich verwendeten Pflanzen. Pflanzpläne- und -skizzen geben einen Einblick in die Anordnung und Kombination der Pflanzen zu vielgestaltigen Bildern.

Ein drittes Kapitel wendet sich der Praxis zu. Es bietet Entscheidungshilfen, wenn es um die Wiederbepflanzung der Grünanlagen und deren Pflege geht, bis hin zur Anleitung zu Schnittmaßnahmen oder Vorschlägen zu Alternativen, wenn heute als invasiv eingestufte Pflanzen ersetzt werden müssen und trotzdem die gestalterische Intention aufrecht erhalten werden soll.

Für den deutschen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg galten die Zürcher Anlagen als vorbildlich. Jetzt nimmt dieser Leitfaden eine Vorreiterrolle für die erstmalig vertiefte Beschäftigung mit dem Gestaltelement "Pflanze" ein, das die Anlagen der damaligen Zeit in charakteristischer Weise prägte, gleichzeitig aber in seiner Fragilität am störanfälligsten ist - und damit die größte Aufmerksamkeit erfordert. Dass die Pflanzenbeispiele nicht 1:1 übertragbar ist, weil dem speziellen Standort Zürich geschuldet, dürfte sich von selbst verstehen. Anregungen bieten sie jedoch allemal, werden sich beim Vergleich doch sich schnell Parallelen auftun.

Die großformatigen Fotos - keines ist kleiner als ein halbe Seite - überzeugen vom gestalterischen Wert der ursprünglichen Anlagen, und die Farbfotos setzen bereits restaurierte Anlagen in Szene - zeigen also, dass sich eine Wiederherstellung lohnt.

Mit seinen Pflanzenlisten, den Plänen - die in Originalgröße unter www.fliessendes-gruen.vdf.ch zum Download stehen -, den Adressen zum Auffinden der Anlagen und der Liste weiterführender Literatur, ist der Leitfaden eine Fundgrube für Wissenschaftler und Praktiker. Unbedingt allen zu empfehlen, die sich mit dem Gartenerbe der Nachkriegsmoderne beschäftigen.

Dr. Ursula Kellner

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