Zur Sanierung der Weltkulturerbe-Siedlung

"Freiräume der Berliner Moderne" am Schillerpark

von:
Architektur

Die Siedlung am Schillerpark im Berliner Bezirk Mitte ist ein früher Teil der als "Schlüsselzeugnis des sozialen Wohnungsbaus im 20 Jahrhundert"1 bezeichneten und als Weltkulturerbe geschützten Berliner Siedlungen der Moderne. Mit weiteren fünf 2008 in die Liste des Welterbes eingetragenen Siedlungen, die für den Beginn des städtischen Massen-Wohnungsbaus mit sozial- und wohnungspolitischen Reformansätzen stehen, ist die Siedlung eine der ersten städtischen Großsiedlungen. Innerhalb einer Denkmallandschaft im nach englischen und irischen Städten benannten Englischen Viertel im Ortsteil Wedding, bildet die Siedlung rund um den Schillerpark mit mehreren geschützten Siedlungen, Bau- und Gartendenkmalen einen durch einen Pufferbereich geschützten Bereich. Typisiert durch den aufgebrochenen Block werden Klinker-Fassaden durch horizontal und vertikal gegliederte Putz- und Fassadenelemente strukturiert und erstmals in Berlin mit Flachdächern gedeckt. Ursprünglich schon mit der Anlage des Schillerparks (1909-14) geplant, erfolgte die Bebauung erst nach dem 1. Weltkrieg in vier Bauabschnitten mit ca. 570 Wohneinheiten auf einer Fläche von fünf Hektar. Aktuell entwickelt ein im Bau befindlicher fünfter Abschnitt mit 74 Wohneinheiten die Blockstruktur mit angedeuteten Öffnungen, als Ergebnis eines eingeschränkten Wettbewerbs, weiter.

Die bedeutende Verknüpfung sowohl von Architektur und Freiraum als auch der einzelnen Bauetappen zueinander, konnte auf der Grundlage des gartendenkmalpflegerischen Gutachtens von 20032 wieder freigelegt werden. Die für die Siedlungsgestaltung bedeutsamen Freiflächen wurden in den der Sanierung der Hochbauten nachfolgenden vier Abschnitten seit 2010 bis 2014 gemäß der bauzeitlichen Planung in Stand gesetzt.

Die Siedlungsteile: Taut

Für die ursprünglich von Bruno Taut in drei Abschnitten von 1924-30 erstellten Siedlungsteile sind nach der Wirtschaftskrise von 1929 vorgenommene Vereinfachungen in der Gliederung der Fassade und der Grundrissgestaltung, bis hin zur Reduktion auf einfache glatte Ziegelfassaden im letzten Bauabschnitt festzustellen. Die von 1924-28 ausgeführten Abschnitte zwischen Dubliner und Oxforder Straße bilden, mit zwei nach Norden offenen Blöcken, einen bewusst durch Dispension von § 8 (5) der Berliner Bauordnung herbeigeführten Dialog zwischen Hof und Straße. Die auf einen Entwurf von Bruno Taut zurückgehende Gliederung der Höfe in einen nördlichen, den Block-Öffnungen zugeordneten Spielplatz und einen größeren, mit engen Baumreihen bestandenen, abgesenkten Rasenplatz, stellt den Typ eines Schmuckhofs im Sinne der englischen Squares dar.3 Die Spielgeräte mit zwei Schaukeln und einem Barren werden im Lageplan von 1927 als Turngeräte bezeichnet. Die Höfe sind klar in zwei geometrische Teilflächen gegliedert. Die Betretbarkeit der, abweichend vom Plan, als reine Sandflächen hergestellten und mit randseitigen Bänken ausgestatteten, mit Tiergartenband eingefassten Spielflächen, war nur eingeschränkt möglich. Die jeweils zwei Zugangsbereiche waren mit Abstreifrosten belegt.

Außenwohnraum

Für den seit 1905 mit Garten- und Parkanlagen beschäftigten Taut, erscheint die starke Beachtung der Freiräume in seiner Siedlungsgestaltung nur konsequent. In einem Aufsatz zum Außenwohnraum4 nimmt Taut Stellung zu der Bedeutung von Architektur und der Gestaltung des unmittelbaren Umfeldes des Wohnbereiches: "…im städtebaulichen Sinne ist der Raum gemeint, den die Hauswände der Siedlungen in sich schließen. Jene Gefühlswerte können sich nur da einstellen, wo die Sinne einen fasslichen Raum vorfinden, einen Raum also, dessen Abmessungen Beziehungen zueinander haben".

Die in diesem Sinne verstandene Klarheit und die durch die mit drei Metern enge Stellung der im Lageplan von 1927 als kugelförmig beschriebenen Rotdorn-Reihen erzeugte Geschlossenheit, lässt die kalkulierten Öffnungen der Blöcke sowohl in den Straßenraum als auch die Baumreihen der Straße zurück in die Höfe wirken. Die bereits im Hof verwendeten Arten Rotdorn und Mehlbeere bilden die Baumreihen entlang der Oxforder und Windsorer Straße und schaffen so die Verbindung einerseits zum Schillerpark als auch die Gleichwertigkeit von Hof und Straße. Damit werden die ansonsten durch Tore und Pfeiler abgetrennten Räume geöffnet; besonders im Süden durch die in alle Bauabschnitte hinein wirkende Wege-Verbindung. Die Ausführung des westlich geplanten dritten Bauabschnitts wird durch das seinerzeit der Kirchengemeinde St. Johannis und als Straßenland zugeordnete Grundstück diagonal durchbrochen. Daher stellen die realisierten Zeilen entlang der Bristol Straße einen Abschluss zum Park her, aber der Innenraum kann keine geschlossene Form erzeugen. Nach der Fertigstellung 1930 wird keine Hofnutzung geplant, sondern die Flächen werden bis zur Umformung 1935 als Lauben und Grabeland genutzt. Alle den drei Bauabschnitten zugeordneten Freiräume wurden bereits 1934-1935 dem "neuzeitlichen Geschmackssinn angepasst"5, vor allem die schmalen, mit Tiergartenband eingefassten Rasenstreifen wurden mit Staudenpflanzungen und Rosen mit dem Ziel bepflanzt "…schöner und abwechslungsreicher (zu) sein als kümmerlicher Rasen".6

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Architektur
Lageplan mit Pufferzone der Siedlung Schillerpark und Bau- und Gartendenkmalen. Abb.: phase eins, Dokumentation Planungswettbewerb, 2012.
Architektur
Siedlung Schillerpark. Foto: Luftbild 1959
Architektur
Siedlung Schillerpark. Abb.: Lageplan des 1. und 2. Bauabschnitts von Bruno Taut, 1927

Die Nachkriegszeit 1954-1960:Der Vierte Bauabschnitt

Mit dem Erwerb der vor dem Krieg ausgesparten Grundstücke kann die Siedlung nördlich und westlich mit Blockrändern erweitert werden. Der Bereich an der Corker Straße stellt nach verschiedenen, unterschiedlich ausgerichteten Konzepten und Gebäudetypen schließlich mit drei fächerartig geöffneten Zeilen die Verbindung zu den geöffneten Rändern der Taut-Höfe und die Kontinuität der Siedlungsentwicklung her. Die Gebäude bilden einen offenen, fließenden, geometrisch ungegliederten Raum mit Mietergärten. Der südlich anschließende, mit dem dritten Bauabschnitt durch Taut begonnene Abschnitt wird durch drei eingestellte Zeilen in lineare Freiflächen gegliedert.

Neben dem Verlust gemeinsamer Hofräume wird die Geschossigkeit jetzt, unter Aufgabe der Dreigeschossigkeit, mit dem prägnanten, als Trockenboden fungierenden Drempel den Forderungen der Nachkriegs-Moderne um ein viertes Geschoss angepasst. Die Hofbildung wird lediglich in dem ersten, mit Birken bestandenen Bereich, aber ohne die geometrische Gliederung, aufgenommen. Als Gestaltungsmittel für die durch die Mietergärten nur noch linear ausgelegten Pflanzflächen dienen die durch Pflanzgruppen mit den Vorgärten der Zeilen zusammenhängend gegliederten Gartenräume. Einzelne Buchsbäume, unterschiedlich geformte Gruppen von Obstgehölzen und gestaffelte, frei schwingende Reihen von Rosen und Stauden lösen den geometrischen Hof durch lineare, die gesamte Anlage durchziehende Flächen auf.

Die Gleichwertigkeit von Innen und Außen, von Hof und Straße wird durch die, in den ehemaligen Hof geholte Straße aufgehoben. Erhalten oder vollendet wird nun die durch alle Höfe und Bauabschnitte gehende Wege- und Sicht-Verbindung von der Dubliner bis zur Barfusstraße. Die Tore der ersten beiden Höfe sind nun ständig geöffnet.

Der Architekt Hans Hoffmann hat gemeinsam mit dem Gartenarchitekten Walter Rossow erneut eine zwischen Architektur und Gartenraum vermittelnde Gestaltung erarbeitet. Aus dem klaren Gemeinschaftsgedanken der ersten Bauabschnitte ist der Rückzug ins Private geworden; die große Freifläche ist zum Friedhof hin geöffnet, die Siedlung ist ohne Schwelle oder Schranke fließend über die Baulücken im Bezug zum Schillerpark geöffnet.

Die Nutzungen sind mit Gärten, offenen Wiesen und kleinen gemauerten Sandplätzen vielfältiger und kleinteiliger. Der ruhende Verkehr drängt in den Innenbereich der Siedlung und wird in mehreren Konzepten schließlich, nach Fertigstellung der Außenanlagen, vor den Köpfen der Zeilen angeordnet.

Welterbe und Siedlungsstruktur

Die Siedlung, innerhalb eines Bezirks mit hoher Problemdichte gelegen, stellt sich als Oase mit guter Ausstattung und Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen dar. Selbst die kleinen Wohnungen waren mit 40 Quadratmetern für damalige Verhältnisse noch groß. Ein bis vor kurzem betriebener Laden konnte die dem Quartier fehlende Funktionsmischung (Versorgung) nicht ausgleichen. Die Lage in der Einflugschneise von dem zurzeit noch in Betrieb befindlichen Flughafen Tegel verlärmt die Siedlung, die mit der Hälfte der Einwohner über 60 Jahren, überaltert ist. Der Ausländeranteil ist niedriger als die im Wedding vorherrschenden 30 Prozent. Dies liegt einerseits am Genossenschaftsmodell das für den Erwerb der Anteile mit etwa 3000 Euro einerseits eine Schwelle darstellt und andererseits auch eine starke Bindung und Beteiligung der Bewohner erfordert. In mehreren Runden wurden die Pläne den Bewohnern erläutert, die Notwendigkeit der Fällungen und die Aufgabe der Stellplätze begründet.

Kann der Welterbestatus auf einen Gesamtbezirk mit hoher Problemdichte wirken und welche Auswirkungen haben die Sanierungen auf Mietpreise? Mit der Lage am Schillerpark und der guten baulichen Qualität hat die Anlage Potenzial zu einer bevorzugten Wohnanlage. Allerdings, für die Anhebung der Qualität sind Kriterien wie die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die Funktionsmischung und das Angebot an Schulen verantwortlich. Und da ist die Besserung im Bezirk noch nicht in Sicht.7

Architektur
Hof im 2. Bauabschnitt, Siedlung Schillerpark. Foto von 1929 (BBWO 1892)
Architektur
Hof im 2. Bauabschnitt, Siedlung Schillerpark. Foto von 1929 (BBWO 1892)

Ziele der Sanierung

Mit der vorauslaufenden baulichen Sanierung konnte die Sanierung der Freianlagen auf der Grundlage des Gutachtens und einer Förderung aus dem Konjunkturpaket von 2003 erst 2010, also zwei Jahre nach der Nominierung zum Weltkulturerbe, mit der Fällung von nahezu 100 Bäumen beginnen. Zusätzlich zur Welterbenominierung waren die beiden Taut-Höfe als Gartendenkmal eingetragen. Die Erweiterungsflächen nördlich der Corker Straße waren nicht nominiert, aber die Gebäude als Baudenkmal eingetragen. Für die Sanierungsmaßnahmen wurden alle Teile gleichwertig behandelt. Die Sanierungsziele waren:

  • Herstellung der zusammenhängenden Raumbezüge,
  • Größe und Umfang der einzelnen Pflanzaspekte darstellen,
  • zeitgebundene Materialität wieder gewinnen,
  • Infrastruktur und Ausstattung modernisieren,
  • Spielflächen als einheitliche Qualität des Hofes,
  • soziale Qualität sichern.

Trotz Einbauten, Überplanungen und zusätzlicher Einbringungen von Wegebaumaterialien waren die Freiflächen sowohl in der ehemaligen Verknüpfung als auch in der Struktur vorhanden. Die umfangreichste Überformung des ermittelten Konzeptes bestand in rigider Vereinfachung und damit Veränderung des Pflanzenbestandes durch eine nicht auf konzeptionelle Aspekte ausgelegte Pflege.

An der Bristol Straße hatten sich im dritten Bauabschnitt an den Giebeln zwei Stellplätze etabliert die zu einer Verkürzung und damit Verstümmelung der ehemals durchgängigen Wegeverbindung führten. Diese zunächst von Bedenken der Bewohner aber auch mit Unterstützung der Denkmalpflege getragene Maßnahme konnte mit dem Kompromiss der Anlage von rückgesetzten Stellplätzen in der Breite der Gebäude realisiert werden. Gerade diese Maßnahme der Öffnung der Verbindung hatte in der Rezeption nach der Fertigstellung die größte positive Wirkung.

Die in den ersten Bauabschnitten von Taut realisierten Müllhäuser waren der Mülltrennung nicht gewachsen und wurden bereits 2010 mit Einfassungen aus Holzlamellen durch Winfried Brenne Architekten dezent erweitert.

Pflanzung

Es wurden 100 Bäume gerodet, ebenso viele Bäume erhalten und gepflegt und 40 Bäume nachgepflanzt. Auch auf die Mietergärten wurden die Pflegemaßnahmen übertragen. Der häufigste Wunsch der Bewohner betraf die Entfernung von Koniferen, die als ehemalige Weihnachtsbäumen gepflanzt worden waren. Für die Herstellung und Bepflanzung der Anlage bildeten in den Tauthöfen neben dem Lageplan von 1927 Fotobefunde, für die Nachkriegsbebauung die vollständig erhaltenen und auch ausgeführten Pflanzpläne Rossows die Grundlage. Die alten Rosensorten wurden mit dem Rosengarten Zweibrücken durch moderne Sorten adäquat ersetzt. Die Grünfläche zum Friedhof wurde wieder geöffnet und mit den bandartigen Bepflanzungen aus den Vorgärten durch die Siedlung weitergeführt. Nach den umfänglichen Fällungen konnten die Blühaspekte durch die Stauden und Rosen wieder etabliert werden.

Bereits bei Taut findet die Färbung der Birkenstämme eine Resonanz in der Schwarz/Weiß-Farbgebung der Fenster-Rahmen. Die Birken aus der Anlage von 1959 haben mit mehr als 50 Jahren ihren Klimax überschritten und fallen seither zunehmend aus. Die Bäume wurden ersetzt und gliedern sowohl als Gruppe den hofartigen Bereich im dritten Bauabschnitt als auch als mehrreihiger Hain die ehemals mit einer Rotdorn-Allee bepflanzten Streifen an der Oxforder Straße. Diese, für die Verbindung von Hof und Straße und schließlich für den Bezug zum Schillerpark so wichtige Grünverbindung ist bereits in dem Lageplan von 1927 von Taut verzeichnet; unterbrochen wird die Reihe nur im Bereich der Hofzugänge.

Da sich die Fläche als öffentliche Grünfläche nicht im Rahmen dieser Maßnahme sanieren ließ, fällt nach der Fertigstellung das Pflege- und Konzeptionsdefizit besonders auf. Unerklärlicherweise hat sich der Bezirk Mitte bislang hartnäckig den angeboten Hilfestellungen zur Beseitigung der Defizite verwehrt sodass die Mängel manifest bleiben müssen.

Architektur
Hofbildung mit Birken im 3. Bauabschnitt mit erneuertem Wegebelag und Vorgartenpflanzung. Fotos: Büro Hackenberg
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Standort im 3. Bauabschnitt mit Sandplätzen und Wiese zum Friedhof. Fotos: Büro Hackenberg
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Lageplan Neubau mit der außerhalb des Nominierungsgebietes liegenden Erweiterung, Büro Hackenberg 2010. Abb.: Büro Hackenberg

Wegebau

Schon kurze Zeit nach Fertigstellung der Wege zeigte der Tennenbelag Mängel in der Abfuhr des Wassers von den versiegelten Flächen. Bereits die frühen Fotos zeigen die Ablagerung der Decke und des Stützkorns in der Pflaster-Rinne, sodass die Tenne zunächst durch Platten eines anderen Formats und später durch Verbundpflaster ersetzt wurden. Durch den Ersatz der Tenne mit Walzasphalt wurde der Mangel korrigiert aber die lineare Gliederung wurde beibehalten. Die die Mietergärten zu den Wegen abgrenzenden Bossenmauern wurden an Fehlstellen und an den mit falschem Fugenmaterial behandelten Stellen ergänzt.

Erweiterungsfläche

Die denkmalgerechte Sanierung der Freiflächen der 1950er Jahre hat wie bei Baudenkmalen und Ensembles, erst in den 1990er Jahren begonnen. Mit Rossow ist hier ein Planer der für die Freiflächen-Konzeption des Hansa-Viertels und mehr noch für die Anlagen des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel gezeigten Offenheit und Leichtigkeit auch in der Siedlung am Schillerpark tätig.

Obwohl nicht Teil des Weltkulturerbes, sind die Gebäude Baudenkmäler. Auch die Häuser der Erweiterungsflächen haben leicht angehobene Mietergärten, die mit Bossenmauern zum Grünraum abgegrenzt wurden. In der Spielfläche wird bereits mit abgeschrägten Sonderelementen aus Waschbeton experimentiert.

Die Wegeplatten aus Beton haben einen Natursteinvorsatz und werden als Einfassung der Sandkiste mit abgerundeter Sichtkante aufgewertet. Die Stellung der Gebäude ermöglicht offene, fließende Räume mit punktuell als große Rosenbeete verdichtete Bodendecker-Pflanzungen.

Die Wegeflächen schmiegen sich in die große Freifläche und sind in einem schachbrettartig verlegtem Schwarz-Weiß-Muster der Beton-Platten angelegt worden. Das Farbspiel konnte ergänzt und großflächig wiederhergestellt werden. Die bauliche Öffnung zum Friedhof wird im Freiraum durch eine Bossenmauer abgegrenzt. Die Anlage war 1959 fertiggestellt. Dieser Siedlungsteil erhielt 2013 den Bauherrenpreis Modernisierung sowie den Sonderpreis Denkmalschutz im Wohnungsbau für die beispielhafte energetische Sanierung durch Winfried Brenne Architekten.

Architektur
Windsorer Straße zwischen dem 1. und 2. Bauabschnitt. Fotos: Büro Hackenberg
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2. Bauabschnitt der Taut-Höfe mit abgesenkter Rasenfläche und den durch Neupflanzungergänzten Bestandsbäumen. Fotos: Büro Hackenberg
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2. Bauabschnitt der Taut-Höfe mit abgesenkter Rasenfläche und den durch Neupflanzung ergänzten Bestandsbäumen. Fotos: Büro Hackenberg

Taut-Höfe: Die Bauabschnitte 1 und 2

Die vielfältigen Verknüpfungen durch die geöffneten Verbindungen von Hof und Straße zeigen sich besonders in den Taut-Höfen aus den ersten beiden Bauabschnitten. Obwohl der erste Hof der kleinste der Anlage ist, wirkt er mit dem heckenumrandeten Spielbereich großzügig und proportioniert. Die neu gepflanzten Bäume waren vorgezogen worden und wurden in dem vorgesehenen engen Abstand von drei Metern gepflanzt. Der ursprünglich vorhandene, schlichte Belag aus Guss-Asphalt war weitgehend vorhanden. Auch die ursprüngliche Einfassung aus glasiertem Formklinker war vorhanden. Lediglich im Spielbereich konnte die alte Einfassung auf den Fundamenten des bauzeitlichen Verlaufs neu aufgebaut werden. Das markante Tiergartenband war verschwunden aber gerade bei der Heckenpflanzung von großer Bedeutung für die räumliche Wirkung. Auf den Ersatz an den schmalen Rasenstreifen wurde verzichtet. Als weiteres Element sind die ursprünglichen Abtrittsroste an den Eingängen zum sandgefüllten Spielbereich verblieben. Der Beschränkung des Spielplatzes auf eine Sandfläche wurde nicht gefolgt. Stattdessen wurde ein begehbarer Belag aus sandfarbener Tenne als Einfassung und sichere Zuwegung für die wieder aufgestellten, ursprünglich verwendeten Bänke hergestellt.

Für die im zweiten Hof noch zur Hälfte vorhandenen Bestandsbäume ergaben sich große Schwierigkeiten bei der geplanten Ergänzung. Einerseits wurde bei Herstellung des abgesenkten Mittelbereiches der nach 50 Jahren Verfüllung durchwurzelte Hangbereich tangiert. Andererseits waren die Kronen sowohl durch einen Kappungsschnitt in den 1980er Jahren im oberen Kronenbereich als auch durch die Aufweitung der eigentlich auf eine auf drei Meter Abstand ausgelegte Pflanzung verwachsen. Wie im ersten Hof war, trotz des Erhalts des bauzeitlichen Bestandes, das Bild der geschlossenen grünen Wand als Baumreihe durch Nachpflanzungen und Kronenschnitte wieder herzustellen.

2012 und 2013 wurden, nach sich widersprechenden Expertenmeinungen, Probeschnitte an Musterbäumen durchgeführt. Die in den 80er Jahren gekappten Bäume wurden erneut, aber jetzt auf halber Kronenhöhe unter Beibehaltung eines Zugastes gekappt. Der ursprünglich vorgesehenen Rückführung des Schnittes auf den Kronenansatz am Stamm wurde wegen des großen Alters (90 Jahre) nicht zugestimmt. Die Nachpflanzungen wurden ebenfalls stark geschnitten. Nach der Beseitigung der mit Schutt durchsetzten Auffüllungen wurden die Bodenbereiche verbessert und gemulcht.

Pflegehandbuch

Die Pflege ist ein eigenes, über zwei Jahre währendes Thema, für das die Akzeptanz, im Gegensatz zu den baulichen Maßnahmen, nur schwer zu erzielen war. Im Rahmen der Arbeiten wurde recht früh die Erstellung eines Pflegehandbuches gefordert. Durch die Wiederherstellung der zahlreichen Stauden- und Rosenflächen einerseits und durch die besonderen Schnitterfordernisse sowohl an den Bestandsgehölzen als auch durch die enge Stellung an den Neupflanzungen, ergaben sich schnell abweichende Kosten. Bedingt durch die jahrelange nur reduzierte Pflege ist der Maßstab für Fachkunde als auch für entsprechende Kosten verloren gegangen. Hier wurde durch Aufklärung, mehrere Ausschreibungen und durch Umschichtung von Pflegeleistungen schließlich ein Vertrag mit einer Fachfirma geschlossen.

Anmerkungen

1 Markgraf, Monika 2012: Siedlungen der Berliner Moderne. PlanerIn Heft 2_12, S. 15–17.

2 Büro Hackenberg mit Annett Gries: Siedlung Schillerpark-Gartendenkmalpflegerisches Gutachten, 2003.

3 Planvorlage durch Bruno Taut am 20.01. 1928 und Annahme mit kleinen Änderungen: Archiv BBWG 1892, Baukommissionsprotokolle von 18.01.22- 3.2.39, Protokoll vom 20.1.28, S. 96.

4 Taut, Bruno: Der Außenwohnraum. Zur städtebaulichen Gestalt der GEHAG Siedlungen.(In: GEHAG Nachrichten, Berlin, 1931, S. 9–12).

5 Heinrich, R.: Unsere Gartenpflege. In: Mitteilungsblatt des Berliner Spar- und Bauvereins, Berlin, 34.Jg. Nr. 172, 1936, S.1f.

6 Ebd.

7 Pezzei, Kristina: Überalterte Oase im sozialen Brennpunkt. TAZ-Serie: Wohnen im Welterbe (Teil 2), In: TAZ 23.06.2008.

Dipl.-Ing. Klaus-Peter Hackenberg
Autor

Landschaftsarchitekt

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