Denkmalpflegerische Herausforderungen in Niederösterreich

Fürstlich liechtensteinische Landschaftsgestaltung

von:
Österreich Gartendenkmalpflege
Der sogenannte "Husarentempel" neben dem kleinen Anninger. Foto: Christian Hlavec 2014
Österreich Gartendenkmalpflege
Die Burg (Veste) Liechtenstein in Maria Enzersdorf. Foto: Christian Hlavec 2014
Österreich Gartendenkmalpflege
Amphitheater, im Hintergrund links die Burg Liechtenstein Foto: Christian Hlavec 2014
Österreich Gartendenkmalpflege
Freifläche vor dem Amphitheater Foto: Christian Hlavec 1996
Österreich Gartendenkmalpflege
"Schwarzer Turm" am Beginn der Brühler Klause Foto: Christian Hlavec 2014

Anfang des 19. Jahrhunderts erwarb Fürst Johann I. von Liechtenstein (1760-1836) die Grundherrschaften "Veste Liechtenstein" und "Burg Mödling". Dies war der Beginn einer umfassenden Landschaftsgestaltung, die sich heute südlich der Bundeshauptstadt Wien über die drei niederösterreichischen Gemeinden Maria Enzersdorf, Mödling und Hinterbrühl erstreckt. Die kostspielige Umgestaltung war Teil einer Landesverschönerung, die mit einer Modernisierung der Landwirtschaft einherging und zahlreiche Herrschaften und Güter umfasste, die Fürst Johann I. von Liechtenstein im Laufe seiner Zeit als Majoratsherr (1805-1836) kaufte. Diese reichten von Adamstal (Mähren) im Norden bis in die Steiermark und nach Kärnten. Durch sein freiwilliges Ausscheiden aus dem Militärdienst 1810 konnte er sich unter anderem der landschaftlichen Gestaltung dieser Besitzungen und der Modernisierung der Landwirtschaft widmen.

Neogotische Staffagebauten

Durch den Ankauf der Grundherrschaften "Veste Liechtenstein" und "Burg Mödling" Ende 1807 erwarb der Fürst den (vermeintlichen) Stammsitz seiner Familie zurück: die urkundlich erstmals 1136 erwähnte Burg (Veste) Liechtenstein (siehe Abbildung 2). Der Erwerb der "Stammburg" seines Geschlechts war die romantische Erfüllung einer Verpflichtung dem fürstlichen Haus gegenüber. Der finanzielle Aufwand bezweckte die selbstbewusste und sichtbare Dokumentation eines Herrschaftsanspruches. Mit großem Tempo ließ der Fürst seine Architekten und Baudirektoren Joseph Hardtmuth (1758-1816) und Joseph Kornhäusel (1782-1860) zahlreiche Staffage- und Zweckbauten in der Umgebung der Burg auf dem Kalenderberg bei Mödling und in der Vorder- und Hinterbrühl errichten. Neben der Aufforstung großer Flächen und der Anlegung von Wegen war die "Restaurierung" von bestehenden Burgruinen sowie die Errichtung neuer Staffagebauten (Schmuckbauten) ein wichtiger Teil seiner landschaftsgestalterischen Maßnahmen. Mehr als die Hälfte dieser Staffagebauten sind heute noch erhalten. Den augenfälligsten Bau, den der Fürst errichten ließ, ist ein antikisierender Tempel, der bald den irreführenden Namen "Husarentempel" erhielt (siehe Abbildung 1). Der Bau wurde im Frühjahr 1809 unter Joseph Hardtmuth begonnen. Ein Orkan zerstörte 1812 das Gebäude fast zur Gänze. Der neue Baudirektor des Fürsten, Joseph Kornhäusel, wurde mit dem Bau eines neuen Tempels beauftragt. Der 1813 fertiggestellte, offene Hallentempel steht noch heute auf dem unversehrt gebliebenen Fundament des Vorgängerbaues. Nach der Schlacht von Aspern 1809 gegen Napoleons Truppen dürfte sich Fürst Liechtenstein entschlossen haben, den Tempel als Denkmal an die Schlacht und ihre Gefallenen umzudeuten. Auf einem benachbarten Gipfel baute Joseph Hardtmuth im Frühjahr 1811 die sogenannte "Trajanische Säule", die während der Bauarbeiten einstürzte. Der neue Baudirektor Joseph Kornhäusel stellte 1813 den Nachfolgebau fertig: eine künstliche mehrbogige Ruine, die meist "Zerstörtes Troja" oder "Phönixburg" genannt wurde und heute nicht mehr existiert.

Das Amphitheater - auch Kolosseum genannt - ist der größte Staffagebau, den Johann I. im Gebiet errichten ließ (siehe Abbildung 3 und 4). Das Bauwerk wurde zwischen Ende 1810 und Mitte 1811 fertiggestellt. Die künstliche Ruine auf einer Erhebung des Kalenderberges mit der Aussicht auf das Wiener Becken bildet einen Bogen von beinahe 180 Grad mit einem Durchmesser von 64 Metern. Joseph Hardtmuth entwarf das Bauwerk als Ruine einer antiken Arena, unterbrochen von zwei wuchtigen Quadertürmen. Die Galerie auf siebzehn Bögen mit Pfeilern und Säulen aus rohen, kaum behauenen Bruchsteinen bot zumindest bis zur vorletzten Jahrhundertwende eine gute Aussicht auf die Umgebung.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Kalenderberges am Beginn der sogenannten Brühler Klause befindet sich seit 1810 der "Schwarze Turm" (siehe Abbildung 5): ein runder Turm mit drei Geschossen in Form einer neogotischen künstlichen Ruine aus Bruchsteinwerk mit Spitzbogenöffnungen und imitierten Schießscharten. Bei den zahlreichen künstlichen Ruinen, die Johann I. von Liechtenstein ab 1809 bis in die 1820er-Jahre im Gebiet errichten ließ, sticht neben der Ruine auf dem Rauchkogel vor allem die "Römerwand" in der Hinterbrühl heraus. Es handelt sich bei dieser Staffage um ein lineares Bauwerk mit zwei Türmen am Beginn und Ende, das im "oberen Stock" zu begehen ist.

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Gärtner Grünpflege (m/w/d) Darmstadt, Darmstadt  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Agrarökonomische Ziele

Der Mödlinger Arzt Johann Sarenk dürfte 1817 der erste gewesen sein, der die liechtensteinische "Meierei" in der Vorderen Brühl näher beschrieben hat. Das von ihm beschriebene Areal war Zentrum eines modernen landwirtschaftlichen Betriebes und Teil der umfassenden Gestaltungsmaßnahmen des Fürsten. Die Meierei versorgte nicht nur die Wanderer mit landwirtschaftlichen Produkten, sondern stand als "Schauhof" allen Interessierten offen. Im Sinne einer Landesverschönerung sollten Land- und Forstwirtschaft ("Ökonomie") und Schönheit eins werden. Das "Schöne" wurde mit dem "Nützlichen" verbunden. Der Fürst war bereits in den Jahren davor auf der Suche nach Neuerungen in der Landwirtschaft und baute Musterlandwirtschaften auf. Neben dem "Neuhof" bei Eisgrub (Lednice) ist vor allem auf das Mustergut Loosdorf bei Laa an der Thaya (nördliches Niederösterreich) verwiesen, dessen Schäferei 5000 Tiere umfasste. Hier widmete er sich der Verbesserung der Landwirtschaft. Er machte große Anpflanzungen, die zugleich Nutzen tragen sollten. Neben der Aufforstung von öden Flächen, Anpflanzung neuer und "fremder" Baum- und Getreidearten sowie der Errichtung von Fabriken richtete der Fürst sein Hauptaugenmerk auf die Verbesserung der Qualität bei Rindern und in der Pferdezucht. Er importierte Schweizer Kühe und ließ sich Stuten aus England kommen.

Die Einbeziehung der Landwirtschaft lässt die Verwendung des Terminus "Landesverschönerung" für das Gebiet der beiden Grundherrschaften sinnvoll erscheinen. Deren Ziel war es, durch das Zusammenwirken von Architektur, Landwirtschaft (Agrarökonomie) und Gartenkunst eine ökonomische Verbesserung und Verschönerung des ganzen Landes zu erreichen. Bereits der Liechtenstein-Biograph Jacob von Falke wies 1882 darauf hin, dass neben dem ästhetischen Aspekt auch ökonomische Ziele und Erfolge genannt werden müssen: "Auf den Herrschaften verfolgte er [Johann] nicht blos ökonomische oder culturelle Ziele, wie die Aufforstung öder Strecken oder die Anpflanzung neuer und fremder Baum- und Getreidearten, oder die Verbesserung des Rindviehes, der Schaf- und Pferdezucht, sondern in zahlreichen Bauten und Gartenanlagen und Garten-umänderungen hatte er ebensowohl auch ästhetische Absichten im Auge."

Die Verschönerung der Gegend

Gleich neben der Burg Liechtenstein existierte über eine lange Zeit hinweg ein Wirtschaftshof, der von den Vorbesitzern in Etappen zu einem Schloss ("Neues Schloss") samt umgebenden "englischen Garten" umgebaut wurde. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern machte Johann I. einen Schritt aus dem Garten hinaus in die Umgebung und gestaltete diese mit einem hohen Tempo innerhalb von wenigen Jahren um. Neben dem Kalenderberg bezog er die Flächen Richtung Südwesten und Westen samt dem von ihm angelegten "Tiergarten" Sparbach (Jagdpark mit Staffagebauten) ein. Bei seinen Ideen konnte er auf die Erfahrungen zurückgreifen, die er und sein Bruder Aloys im Gebiet von Eisgrub (Mähren) und Feldsberg (einst Niederösterreich, jetzt Mähren) seit Ende des 18. Jahrhunderts gemacht hatten.

Aus den vorhandenen Akten wird deutlich, dass in den Jahren 1808 bis 1811 mit viel Aufwand die Flächen rund um das "Neue Schloss" (neuerlicher Umbau 1820/22), die Burgruine Liechtenstein und den ganzen Kalenderberg stark verändert wurden. Felsen und Steine wurde gesprengt, alte Gebäude abgerissen, neue Wege angelegt und alte verbreitert. Neben den Wegen und Staffagebauten ließ der Fürst auch zahlreiche Steinbänke am Kalenderberg errichten (siehe Abbildung 6). Gleichzeitig bezog er die sogenannte "Brühler Klause" in sein Umgestaltungsprogramm ein. Das enge Tal war jedoch bereits vor dem Kauf der beiden Grundherrschaften bei den gebildeten Schichten berühmt und wurde für seinen Reiz gelobt. Die Lobeshymnen verstärkten sich, als Johann I. zahlreiche neue Wege in der Brühler Klause anlegen ließ und somit die Begehbarkeit des Gebietes erhöhte. In der Sekundärliteratur wird immer wieder darauf hingewiesen, dass der Fürst den vormals "öden", kahlen Kalenderberg aufforsten ließ.

Zahlreiche zeitgenössische Quellen belegen jedoch, dass bereits der vorherige Besitzer mit der Aufforstung eines Teiles des Kalenderberges begann. Fürst Liechtenstein kommt jedoch der Verdienst zu, in einem größeren räumlichen Umfang Aufforstungsmaßnahmen durchgeführt zu haben. Zusätzlich zur Schwarzkiefer dürfte er Robinien, Birken und Pappeln haben setzen lassen. Auf Basis einer aktuellen Baumaltersanalyse der Wälder südlich des Brühler Tales konnte eine grobe Verschneidung der Altersdaten mit Primär- und Sekundärquellen durchgeführt werden, die Aussagen über die Aufforstungen durch Fürst Liechtenstein ermöglichen.

Sinn und Zweck der Verschönerung

Um einen denkmalgerechten Umgang mit der Landschaftsgestaltung Johanns zu ermöglichen, ist auch die Frage nach dem Warum seiner Tätigkeiten zu stellen. Eine einfache Antwort gibt es nicht; mehrere Ideen und Ziele werden den Eigentümer angetrieben haben. Einerseits gewährten die zahlreichen neuen Bauwerke im Brühler Tal eine "malerische" Aussicht. Der Fürst gewährleistete mit neuen Wegen, dass nicht nur er selbst, sondern auch Besucher die Schönheit der Landschaft genießen konnten. Andererseits ermöglichten die neu angelegten Wege und Aussichtspunkte, die Größe der liechtensteinischen Besitzungen augenfällig zu machen. Der enorme Aufwand bei der Errichtung neuer Bauten und Anpflanzung großer Flächen bezweckte die sichtbare Dokumentation eines Herrschaftsanspruches durch einen Reichsfürsten. Sie zeugen von seinem Selbstbewusstsein. Zusätzlich sehnte sich der Fürst nach der Französischen Revolution nach stabilen politischen Verhältnissen. Die neue "österreichische" Monarchie brauchte neue geschichtliche Bezugspunkte zur Legitimation ihres Machtanspruches. Große Bau- und Landschaftsprojekte mit neogotischen Gebäuden konnten diese neuen Bezugspunkte schaffen.

Denkmalpflege aktuell

Auf Initiative des Bundesdenkmalamtes wurden der Bauforscher Ralf Gröninger und der Verfasser von den drei betroffenen Gemeinden zu einer historisch-baugeschichtlichen Untersuchung und Bestandsaufnahme der liechtensteinischen Parkbauten und Landschaftsgestaltung beauftragt. Mit dieser Arbeit ist der erste Teil der Erarbeitung einer "denkmalpflegerischen Zielstellung" (Pflegewerk) abgeschlossen. Der nächste Schritt für die langfristige Erhaltung der Staffagebauten und weiteren Elemente der Landschaftsgestaltung ist die Festlegung der denkmalpflegerischen Ziele samt Zeitplan und Kostenaufstellung. Bei der Denkmalpflege soll Schritt für Schritt vorgegangen werden.

Damit die Gemeinden Erfahrung mit der Sanierung der in ihrem Eigentum befindlichen Staffagebauten sammeln können, wird zunächst exemplarisch an je einem Bauwerk eine statische Überprüfung vorgenommen, ein Maßnahmenkatalog erarbeitet und gleichzeitig die Pflegeschritte im landschaftlichen Umfeld festgelegt. Um das Vorgehen bei der Umsetzung des Pflegewerkes in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt kennen zu lernen, werden in absehbarer Zeit in jeder Gemeinde exemplarisch an einem Hochbauobjekt (Staffagebau) denkmalgerechte Maßnahmen durchgeführt. Dies könnte zum Beispiel die Sanierung des Bauwerkes, die Freihaltung von Fern- und Nahsichten vom und zum Bauwerk sowie die geeignete Erhaltung der Wege im Umfeld umfassen. Ergebnis soll ein Datenblatt für das Objekt sein, welches alle wesentlichen Informationen zum Objekt und dessen Umgebung enthält. Auch eine Beurteilung aus kunst-/architekturgeschichtlich und gartenkünstlerischer Sicht ist vorgesehen sowie die Auflistung aller einmalig und kontinuierlich notwendigen Pflegemaßnahmen inklusive Zeit-, Kosten- und Personalplan.

Das gesamte Pflegewerk wird ein "Handbuch" für die Eigentümer und Erhaltungsbeauftragten, die unabhängig von ihrem Vorwissen konkrete Angaben zu den notwendigen Handlungsschritten vorfinden. In diesem "Handbuch" werden die notwendigen regelmäßigen Arbeiten definiert - und der Umgang geklärt mit den Hochbauten, Kleinbauten - etwa historische Sitzbänke, der künstlich eingebrachten und der natürlich vor Ort vorhandenen Pflanzenwelt sowie den Wegen und Steigen.

Anhand zweier konkreter Beispiele soll im Folgenden die Problematik der Denkmalpflege im Untersuchungsgebiet mit einer Fläche von rund zwölf Quadratkilometern deutlich gemacht werden.

Österreich Gartendenkmalpflege
Ein Handymast verunklärt die "Römische Wand". Foto: Christian Hlavec 2014
Österreich Gartendenkmalpflege
Das obere Stockwerk der "Römischen Wand" im März. Foto: Christian Hlavec 2014
Österreich Gartendenkmalpflege
Das obere Stockwerk der "Römischen Wand" im Mai. Foto: Christian Hlavec 2014
Österreich Gartendenkmalpflege
Das obere Stockwerk der "Römischen Wand" im Mai. Foto: Christian Hlavec 2014
Österreich Gartendenkmalpflege
Der zugewachsene Blick von der Steinbank am Kalenderberg. Foto: Christian Hlavec 2014

Fallbeispiele

Wie fast alle Staffagebauten, die im Untersuchungsgebiet errichtet wurden, ist auch die "Römerwand" auf Fern- und Nahwirkung ausgerichtet gewesen - wie Pläne und zeithistorische Beschreibungen zeigen. Die künstliche Ruine wurde auf einer markanten, von zahlreichen Richtungen gut sichtbaren Erhebung erbaut. Leider nutzte man diesen exponierten Ort vor einigen Jahren für die Errichtung eines Mobiltelefonsendemasten (siehe Abbildung 7), der die Sicht auf das Gebäude und von diesem weg optisch stark beeinträchtigt. In einem Gewölberaum der künstlichen Ruine wurde der Technikraum für den Sendemast eingebaut. Gleichzeitig kommt aufgrund fehlender regelmäßiger Pflege rund um und auf dem Gebäude Spontanvegetation auf (siehe Abbildung 8 und 9). Dies verunmöglicht es den Besuchern, den Bau sowohl von der Nähe als auch von der Weite zu "entdecken". Der einst sichtbare Merkpunkt in der Landschaft "verschwindet". Aus dieser Analyse heraus ist es für die Zukunft wichtig, wieder Sichtfächer und Sichtachsen herzustellen und freizuhalten.

Die gleiche Problematik zeigt sich bei den steinernen Sitzbänken im Westen des Kalenderberges. Auf einem eher selten begangenen Weg wurden acht individuell gestaltete Steinbänke mit einer Länge von bis zu zehn Metern errichtet und manche von ihnen in eine Nische integriert (siehe Abbildung 10). Fünf der Bänke sind durch wild aufgekommene Sträucher nicht mehr sichtbar. Die anderen drei Bänke stehen frei, jedoch ist die einst vorhandene Aussicht gegen Westen durch Bäume komplett verloren gegangen (siehe Abbildung 11). Das Problem: Die Gehölze stehen auf Privatgrund. Ein regelmäßiges Überprüfen der Sitzbänke auf sichtbare Schäden wie Frostschäden am Mauerwerk, vorsichtiges, regelmäßiges Entfernen des Efeubewuchses sowie Freischneiden der Steinbänke und Nischen wären ein wichtiger Schritt, um die Kleinbauten wieder für alle sichtbar zu machen. Denn auch hier gilt das Motto: "Nur was man kennt, lernt man auch schätzen".

Conclusio

Im Gebiet der heutigen Gemeinden Maria Enzersdorf, Mödling und Hinterbrühl kam es unter Fürst Johann I. von Liechtenstein in der Zeit von 1808 bis zu seinem Tod 1836 zu großen Veränderungen der Landschaft. Der Fürst ließ Teile der kahlen Erhebungen mit verschiedenen Baum- und Straucharten aufforsten und akzentuierte die Landschaft an zahlreichen Punkten seiner Besitzung durch den Bau künstlicher Ruinen, Tempel und Monumente. Auffällig im Untersuchungsgebiet die außergewöhnlich hohe Dichte der romantisch-mittelalterlichen und antik-klassizistischen Staffage- und Zweckbauten sowie modifizierten mittelalterlichen Gebäude.

Diese über Berge und Täler verstreuten Bauten wurden durch ein Wegesystem verbunden, das den Besuchern die optische Erschließung der gestalteten Landschaft ermöglichte. Dies verband Fürst Johann I. von Liechtenstein mit der dadurch sichtbar gemachten Dokumentation seines Herrschaftsanspruches. Dieser wurde durch zahlreiche topographische Beschreibungen, die die Maßnahmen des Fürsten lobten und die zahlreiche Leser im deutschsprachigen Raum erreichten, massiv verstärkt.

Aufgrund der hohen architektur- und kunsthistorischen sowie landschaftshistorischen Bedeutung ist sowohl die punktuelle Restaurierung als auch die regelmäßige Pflege der historisch bedeutenden Gebäude und Infrastrukturen für den Erhalt sehr wichtig.

Der Fürst und seine Fachleute hatten - auch wenn dies in der Sekundärliteratur der letzten hundert Jahre nicht angesprochen wurde - nicht nur die ästhetische Aufwertung und die Betonung der sehr alten

fürstlichen Geschichte der Gegend im Blick, sondern im Sinne der "Landesverschönerung" auch die Förderung der modernen Land- und Forstwirtschaft, wie die Errichtung einer Meierei und einer Baumschule zeigt. Die Herausforderung ist es nun, diesen damals modernen Ansatz in die heutige Zeit zu übertragen.

Literatur

Falke, Jacob von (1882): Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein. Dritter Band. Verlag Wilhelm Braumüller. Wien.

Gröninger, Ralf und Christian Hlavac (2014): Die Landschaftsgestaltung durch Fürst Johann I. von Liechtenstein. Hinterbrühl - Maria Enzersdorf - Mödling (Niederösterreich). Historische Recherche und Bestandsanalyse. Unveröffentlicht.

Haderer, Josef (1829): Die schönen Bauten und Gartenanlagen Seiner Durchlaucht des regierenden Fürsten Johann von Liechtenstein. In: Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst. Verlag Franz Ludwig. Wien.

Sarenk, Johann (1817): Geschichte und Topographie des landesfürstlichen Marktes Mödling und seiner reizenden Umgebungen. Verlag Aloys Doll. Wien.

Wilhelm, Gustav (1990): Joseph Hardtmuth 1758-1816. Architekt und Erfinder. Böhlau Verlag. Wien.

Dr.- Ing. Christian Hlavac
Autor

Gartenhistoriker und Gartentouristiker am Zentrum für Garten, Landschaft und Tourismus, Wien

Zentrum für Garten, Landschaft und Tourismus

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen