Botanische Gärten und Arboreten im Ruhrgebiet

Gärten für Lehre und Forschung

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1 Zeitgenössische Darstellung des Botanischen Gartens in Padua, Italien, um 1550, Historischer Plan.
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Innenansicht Crystal-Palace, Weltausstellung London 1851, Historisches Foto.

Der Geist des Humanismus brachte neues Denken in die abgeschlossene Welt der Gärten in den Klöstern und Burgen des Mittelalters und so entstanden in Verbindung mit den Universitäten im 16. Jahrhundert Lehr- und Anschauungsgärten für die medizinischen und botanischen Fakultäten.

1545 rühmten sich die Universität und die Stadt Padua mit einem öffentlichen Botanischen Garten, in den Ärzte aus aller Welt pilgerten. Das einfache, geometrische Präsentationsmuster dieses Gartens blieb lange Zeit Vorbild für alle weiteren öffentlichen Botanischen Gärten. 1543 hatte die Universität Pisa bereits den ersten Anschauungsgarten für die Studenten angelegt, es folgten dann in kurzer Abfolge nach Padua und Florenz und Bologna in Italien, Leiden in den Niederlanden und 1632 Oxford in England. Auch die deutschen Universitäten in Leipzig, Köln, Breslau, Gießen und Erfurt eiferten zeitnah dem Vorbild Paduas nach und legten Botanische Gärten an. Zunächst oft nur ausgerichtet auf die Medizinerausbildung als "Hortus medicus" erweiterte sich das Anschauungsfeld der Botanischen Gärten sehr schnell, um die aus aller Welt eingeführten exotischen Pflanzen.

Auch wenn im 19. Jahrhundert dem aufstrebenden Rheinisch-Westfälischen-Industriegebiet als Kristallisationspunkte für die Anlage Botanischer Gärten die Universitäten fehlten, hatte das Bürgertum solche Gärten als Schaugärten und Repräsentationsorte längst entdeckt. Die auf der Weltausstellung 1851 in London von Joseph Paxton mit dem Kristallpalast (Crystal-Palace) vorgestellte neue Bauweise aus Stahl und Glas forderten nahezu den Bau von Glashäusern für die aus aller Welt eingeführten Pflanzen heraus.

Der Frankfurter Palmengarten und die Flora in Köln sind Beispiele für eine Symbiose von Präsentation und Bildungsauftrag, von Gesellschaftsgarten und botanischem Lehrgarten. Den Gesellschaftsgärten des Ruhrgebiets in Essen und Hagen fehlten aber von Beginn an die notwendigen Finanzmittel, um entsprechende Park- und Palmenhäuser zu errichten. Es gab hier bescheidenere Lösungen; in vielen Bürgergärten und Stadtparks des Ruhrgebiets der Zeit von 1870 bis 1900 waren mit der Auswahl beliebter, fremdländischer, winterharter Gehölze durch die Gartenschöpfer kleine Arboreten entstanden. Weit verbreitet waren Schul- und Lehrgärten, die nahezu in jeder Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelegt waren. Diese Anlagen kamen aber über eine sehr begrenzte lokale Bedeutung nicht hinaus und sind heute weitgehend durch neue Nutzungen verdrängt worden.

Geschichtslos ist das Ruhrgebiet aber auch zu diesem Thema trotzdem nicht, denn im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert entstanden auch im Ruhrgebiet die ersten Botanischen Gärten.

Botanischer Garten am Kaiserberg in Duisburg-Duissern

Der Botanische Garten in Duisburg-Duissern ist Teil der historischen Kaiserberganlagen. Der Duissernsche Verschönerungsverein hatte vor den Toren der Stadt Duisburg ein städtisches Gelände zum Waldpark aufgeforstet und von 1860 bis 1900 mit den Applikationen eines Waldparks im Stil eines Englischen Landschaftsgartens ausgestattet. Ein Aussichtsturm, ein Bismarckturm, Grotte und Höhle, Pavillon, Teich und Kaskadenanlage sowie eine Ruine und der 1890 angelegte, circa zwei Hektar große Botanische Garten - als Naturkundepark konzipiert - waren die Ausstattungselemente. Nach zeitgenössischen Beschreibungen war der Garten "sehr zweckmäßig" angelegt und diente nicht nur der "Belehrung", sondern auch der Erholung. Eine Würdigung des Botanischen Gartens aus dem Jahre 1941 gibt ein anschauliches Bild des Botanischen Gartens, der zu diesem Zeitpunkt schon auf eine 50-jährige Geschichte zurückblicken konnte:

"Nicht weniger als 20.000 bis 25.000 Pflanzenarten birgt er, von denen etwa ein Viertel Jährlinge sind, die also in jedem Jahr neu gesät werden müssen. Meistens handelt es sich um deutsche Pflanzenarten, die der Botanische Garten enthält, aber es sind auch Pflanzen der ganzen Erde darunter. …Durch die vor einigen Jahren vorgenommene Erweiterung des Botanischen Gartens ist eine Ausdehnung der Pflanzenkulturen möglich gewesen. …Von weitem sieht man schon das Alpinum, das nicht weniger als 8000 Pflanzenarten hat. Vorherrschend sind natürlich die verschiedenen Arten und Sorten von Edelweiß, Enzian, Saxifraga und Aubrieta. In den beiden großen Seerosenbecken ist in einem das Wasser immer 28 bis 30 Grad warm. In ihm gedeihen die tropischen Seerosen, während das andere, das nicht geheizt wird, dem Besucher die Pracht der einheimischen Seerosen zeigt. … Nicht unerwähnt bleiben soll der in schöner weißer Blüte stehende Kirschapfelbaum, der aber nicht Selbstzweck ist, sondern eine 'Wirtspflanze', auf der der Parasit, die Mistel, ihr Dasein findet, weil sie ohne diese 'Wirtspflanze' nicht leben könnte."

Die herausragende botanisch-wissenschaftliche Bedeutung dieses Botanischen Gartens am Fuße des Kaiserberges zeigte sich auch daran, dass er bereits 1893 Samen und Pflanzenteile mit anderen Botanischen Gärten tauschte und jährlich ein Samenverzeichnis herausgab. Noch heute steht er, zusammen mit dem Botanischen Garten in Duisburg-Hamborn, in engem wissenschaftlichen Austausch mit anderen Botanischen Gärten.

Botanischer Garten Duisburg-Hamborn

Zum 1905 eröffneten und in der damals noch selbstständigen Stadt Hamborn gelegenen Botanische Garten gehörten bereits in den 1920 Jahren neben Vogelschauhäusern und unterschiedlichen botanischen Abteilungen auch verschiedene Gewächs- und Pflanzenschauhäuser, Wasserbassins und ein beheizbares Wasserbecken für tropische Seerosen. Trotz mehrfach veränderter Gestalt und städtebaulicher Verinselung durch die umgebenden Autobahnen verlor der Botanische Garten seine Attraktivität in pflanzenkundlicher Hinsicht nicht. Das beheizbare Seerosenbecken, das mit imposanten Wasserpflanzen beeindruckte, gibt es heute leider nicht mehr. Es beherbergte unter anderem die Königliche Seerose (Victoria regia), die zu Ehren der Königin Victoria von England diesen Namen erhielt. Diese Seerose stammt vom Amazonas und erreicht riesige Ausmaße. Die runden, bis zu zwei Meter großen auf der Wasseroberfläche schwimmenden Blätter können sogar das Gewicht eines Menschen tragen.

Die in den 2010er-Jahren laufenden Sanierungsarbeiten im Botanischen Garten sind abgeschlossen und die gesamte Anlage erstrahlt wieder in neuem Glanz. Ein neuer Zugang an der Beecker Straße öffnet den Garten zum Stadtteil Hamborn und zum Landschaftspark Duisburg-Nord. Nach der Sanierung des Gartens und dem Abriss von insgesamt vier Gewächshäusern entstanden ein neuer Stauden- und Bauerngarten. Im ehemaligen Subtropenhaus - nun zur Orangerie umgestaltet - überwintern Oliven, Oleander und Zitrusbäume. Eine Heidelandschaft sowie die Rhododendron-, Primel- und Fuchsiensammlungen sind heute weitere Highlights des Gartens. Der barrierefreie Ausbau des Haupteinganges an der Hamborner Straße, die Ergänzung der mediterranen Pflanzung und die Kakteen- und Sukkulentenpflanzung in der Orangerie sind weitere Neuerungen im Garten.

Die GfA (Gesellschaft für Aquarienkunde) unterhält im Botanischen Garten neben diversen Zucht- und Aufzuchtbecken auch elf Schau-Aquarien für die Besucher bereit.

Der neue Bauerngarten wurde im Rahmen der Umbaumaßnahmen von der Stadt Duisburg, Amt für Umwelt und Grün, angelegt. Die Pflege und Weiterentwicklung des Bauerngartens wird vom Verein "Freunde und Förderer des Botanischen Garten Hamborn" übernommen. Der Freundeskreis Rhein-Ruhr der Deutschen Fuchsiengesellschaft veranstaltet im Botanischen Garten jährlich im Sommer eine Fuchsienschau.

Für die Hamborner Bevölkerung ist der botanische Garten ein Hort der Stille in der Hektik und Geräuschkulisse der umgebenden Verkehrsstraßen. Schulklassen bietet er die Möglichkeit zu Biologie- und Umweltkundeunterricht im Freien.

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Sitznischen unter Pergolendach im Bot. Garten am Kaiserberg in Duisburg-Duissern. Foto: Helmut Grothe
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Sommerflor in der Gruga. Foto: Pohl + Grüßen
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Lehrgewächshaus im Botanischen Garten der Universität Duisburg-Essen. Foto: Universität Duisburg-Essen
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Historischer Entwurfsplan von Gabriel, Gruga, Essen 1929. Abbildung: Archiv Stadt Essen

Botanischer Garten im Grugapark in Essen

"Mit der Großen Ruhrländischen Gartenbauausstellung (GRUGA) hatte die Stadt Essen im Jahr 1929 eine kulturelle Leistung vollbracht, die weit über die Stadtgrenzen hinaus wirksam war und heute noch einen festen Bestandteil hat (…) Das großartige an der Essener Schau lag darin, dass das Ruhrgebiet sich als kulturelle Einheit zeigte und fühlte." So urteilte der Essener Gartendirektor Dr. Helmut Klausch 1962 in der Zeitschrift "Das Gartenamt" über den Grugapark. Die GRUGA entstand in den Jahren 1927 bis 1929 nach Plänen des Gartenarchitekten Johann Gabriel.

Der "Hortus botanicus assindiensis" und die GRUGA sind die ältesten Teile und Keimzelle des Grugaparks und wurde 1927 auf circa 15 Hektar als Lehr- und Versuchsgarten angelegt. Ein "Freilandlaboratorium" für Wissenschaftler, ein "Volksbildungsmittel" für die Bevölkerung und ein "Erziehungsmittel" für Schüler und Schülerinnen sollte der Botanische Garten bei seiner Gründung sein. Ein Garten in dieser Größe und mit so anspruchsvollen Zielen war damals - abgesehen von den botanischen Gärten der Universitäten - in Deutschland ein absolutes Novum. Großzügige Stifter, engagierte Kommunalpolitiker und Beamte ermöglichten dieses groß angelegte Projekt. Ziel war es damals und ist es noch heute, auch eine Einrichtung für die Ausbildung in "Grünen Berufen" zu schaffen und zu erhalten. Bis heute ist der Botanische Garten eine Bildungseinrichtung für Auszubildende des Gartenbauzentrums am Külshammerweg und der Abteilung Gartenbau des Berufskollegs Ost der Stadt Essen sowie für Studenten der Universität Duisburg-Essen. 1995 wurde dem Park das moderne Umweltbildungszentrum Schule Natur hinzugefügt, das mit etwa 1000 Führungen pro Jahr Schülern und Erwachsenen die Welt der Flora und Fauna näher bringt.

Pflanzen und Gehölze sind im Botanischen Garten systematisch angeordnet und nach ihren Erscheinungsformen gegliedert. Bis heute zählen das Alpinum, der westfälische Bauerngarten, der Rosengarten, der Staudenhang und die Nadelgehölzsammlung zu den botanischen Attraktionen des Botanischen Gartens im Grugapark. Weitere Bereiche sind der Asien- und der Heideteil oberhalb des Alpinums.

Ein Spaziergang durch diesen ältesten Teil des Grugaparks bietet nach wie vor ein anschauliches und sinnliches Vergnügen. Der Besucher erfährt "im Vorbeigehen" eine Menge über die Natur und lernt die Flora aus aller Welt kennen - weitestgehend unter freiem Himmel, aber auch klimageschützt in den Schauhäusern mit Pflanzen aus den Tropen und Subtropen.

Botanischer Garten der Universität Duisburg-Essen in Essen

Bereits die alte Universität in Duisburg hatte schon 1792 einen Botanischer Garten, der hinter dem Universitätsgebäude lag. Er war nicht sonderlich groß, beherbergte aber zu jener Zeit schon zahlreiche ausländische Pflanzen. Mit dem Bau eines ersten Gewächshauses von 500 Quadratmetern Größe begann nach rund 180 Jahren im Jahr 1984 die Geschichte des neuen Botanischen Gartens der 1972 gegründeten Universität-Gesamthochschule Essen. In einer zweiten Bauphase wurde die Gewächshausanlage auf 1100 Quadratmeter erweitert und der Garten als Botanischer Garten der Universität Duisburg-Essen 1988 am Rande des Grugaparks offiziell eingeweiht.

Dieser Botanische Garten umfasst rund 3300 Quadratmeter Gesamtfläche. Seine circa 3500 Arten sind verteilt auf zwei Gewächshauskomplexe, einem Lehr- und einem Forschungsgewächshaus sowie auf 2300 Quadratmeter Freilandflächen mit Bauerngarten sowie Moor-, Heilpflanzen-, Färberpflanzen- und Sandrasenbeet. Das neue Lehrgewächshaus mit den Unterteilungen Tropenhaus, Nutzpflanzenhaus, Sukkulentenhaus, Aeonienhaus und Lorbeerwaldhaus hat auch die Sammlungen des ehemaligen Gewächshauses des Botanisches Instituts an der Henri-Dunant-Straße, Essen, aufgenommen.

Botanischer Garten Rombergpark

Die Ursprünge des Botanischen Gartens Rombergpark reichen weiter zurück als die gegenwärtige Anlage es vermuten lässt. Bis heute noch bildet der zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Maximilian Friedrich Weyhe angelegte Landschaftspark den Kern des Botanischen Gartens Rombergpark. Seit 1927 befindet sich die Anlage im Besitz der Stadt Dortmund und ist öffentlich zugänglich.

Richard Nose, erster städtischer Gartendirektor in Dortmund, plante, den Landschaftspark um einen Botanischen Garten und ein Arboretum zu erweitern. Nose begann seine Arbeiten 1928 mit der Anlage eines neuen, regelmäßig gestalteten Schulgartens westlich des historischen Parks. Schon bald nach der Fertigstellung des botanischen Schulgartens dachte Nose an eine Erweiterung der Anlage durch ein Arboretum. In der Anlage eines Arboretums im Ruhrkohlenbezirk sah Nose eine wichtige wissenschaftliche und ruhrgebietsspezifische Aufgabe und Herausforderung. Er formulierte dazu:

"Hier, wo aus tausenden von Fabrik- und Zechenschornsteinen qualmender Kohlenrauch die Luft für alle Lebewesen verdirbt, hat der Gartengestalter wie der Gärtner und Gartenfreund eine viel schwierigere Arbeit zu leisten als in jeder anderen, klimatisch wenig begünstigten, dafür aber industriefreien Gegend. Wir wissen, dass die Abgase nicht restlos beseitigt werden können, die Kenntnis ihrer Wirkung auf die Vegetation ist deshalb das Wichtigste hier für den Fachmann, und je sorgfältiger er sie prüft und klärt, um so weniger Enttäuschungen wird er erleben."

Als eigenständige, in sich geschlossene Anlage wurde von 1930 bis 1933 das etwa drei Hektar große, formal gegliederte Arboretum nach dem botanischen System von Engler-Prantl angelegt. Mit dem Arboretum im Rombergpark wollte Nose den Besuchern zeigen, wie vielfältig die Gehölzwelt ist und welche Gehölze für die Verwendung in Garten- und Parkanlagen besonders geeignet sind. Darüber hinaus wollte Nose prüfen, welche einheimischen und fremdländischen Gehölze besonders industriefest sind. Der 2. Weltkrieg unterbrach leider die weitere Entwicklung des Botanischen Gartens. Bis zur Währungsreform im Jahre 1948 überließ die Stadt Dortmund große Teile des Botanischen Gartens der Bevölkerung als Grabeland, die hier Kartoffeln und Getreide anbaute, um die schwierigen Hungerjahre zu überstehen.

Als in den 1950er-Jahren in der Bundesrepublik vom Bund Deutscher Baumschulen (BdB) eine "Zentralstelle für Gehölzsichtung" gesucht wurde, gewann der Rombergpark wieder an Bedeutung. Neben Dortmund bewarben sich für diesen Sichtungsgarten auch die Städte Essen, Frankfurt und Köln. Eine Kommission des BdB entschied sich für Dortmund. Schon kurze Zeit nach dieser Entscheidung wurde mit der Anlage des Sichtungsgartens begonnen, in dem der Wert einzelner Gehölzarten und -sorten aus dem großen Baumschulangebot vergleichend ermittelt werden sollte. Die Baumschulen waren somit in der Lage, zunehmend nur noch hochwertige, widerstandsfähige Gehölze zur Verwendung anbieten zu können. Zudem wurde das pflanzengenetische Material in diesem Garten für die Zukunft gesichert.

Richard Nose konnte den hervorragenden Dendrologen Gerd Krüssmann für diese Aufgabe gewinnen. Krüssmann leitete das Dortmunder Arboretum von 1950 bis 1974. Nach Krüssmanns Plänen wurden der historische Schlosspark, die südlich angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen, der Wald, das Nose-Arboretum, der Rhododendronhain und der alte Schulgarten bis 1960 überarbeitet und zu einem neuen Botanischen Garten zusammengefasst. Für die Gestaltung der Neuanlage südlich des alten Arboretums übernahm Krüssmann einige Elemente des Entwurfs von Nose, legte aber eine andere Konzeption zugrunde. Während Nose die Gehölze orientiert nach ihrer pflanzensystematischen Familienzugehörigkeit gepflanzt hatte, wollte Krüssmann ästhetische Gesichtspunkte nicht vernachlässigen.

Das ursprüngliche Nose-Arboretum war das einzige Arboretum in Deutschland, das noch nach botanischer Systematik gegliedert war. Es fehlte nun aber Platz für weitere Wildarten aus anderen Ländern, deshalb wurde ab 1967 mit den Arbeiten zu Pflanzungen nach einer pflanzengeografischen Ordnung begonnen. Krüssmann plante und realisierte vor Ort einen im Osten von Nordamerika vorkommenden Laubwald mit insgesamt rund 170 Arten. Eine Pflanzung der im Westen Nordamerikas vorkommenden Mammutbaumwälder sollte 1968 zwar begonnen, konnte aber erst in den Jahren 1980 bis 1990 realisiert werden. Außerdem entstanden eine japanische und chinesische Abteilung mit circa 250 Arten, sowie die erst 1995 fertiggestellten südeuropäischen und kaukasischen Waldbereiche.

Bis heute werden die Bestände vom Rombergpark und Arboretum ständig erweitert. Stellvertretend für die umfangreichen Ergänzungen seien hier die Pflanzung ausgedehnter Heilkräutersortimente im Jahre 1973, die Anlage eines Clematis-Gartens im Jahre 1978/79 und eines etwa 6000 Quadratmeter großen Heide- und Moorbiotops im Jahr 1988/89 genannt. Mitte der 1995er-Jahre wurden neue Gehölze für den Garten erworben und angepflanzt: zu nennen sind Schneeball-, Forsythien-, Weigelien-, Mahonien-, Lorbeerkirschen-, neue Magnolien- und gefährdete Rhododendron- sowie Koniferensortimente.

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Staudenpflanzung im Rombergpark. Foto: Botanischer Garten Rombergpark
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Blick auf die Gewächshäuser. Foto: Pohl + Grüßen
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Im Arboretum Trautmann. Foto: EGHN-Stiftung Schloss Dyck
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"Spiegelweiher" im Arboretum Trautmann. Foto: EGHN-Stiftung Schloss Dyck

Arboretum Trautmann in Essen

An der nordwestlichen Stadtgrenze von Essen und Mülheim liegt der fünf Hektar große Park "Arboretum und Gärten Trautmann". Ausgehend von der Initiative des Garten- und Landschaftsbauunternehmers Hermann Trautmann hat sich über drei Jahrzehnte auf dem Gelände des ehemaligen Kirchmannshof und heutigen Garten-und Landschaftsbaubetriebes Trautmann GmbH ein kleines Paradies entwickelt, das mit seinen Mustergärten, den 100-jährigen Buchen, Eichen, Kastanien und Eschen, einem bis zu 50-jährigen Bestand an Gehölzen, einem reizvollen Rhododendrental und einem Biotop mit Quellen, Teich und Sumpfwiesen zu einem Parkbesuch der besonderen Art einlädt.

Eine sanft geschwungene Allee aus großen zu Kegeln geschnittene Eiben führt den Besucher zum Herzen der Anlage, den verwinkelten, fast labyrinthisch wirkenden Gebäuden des bereits 1632 urkundlich erwähnten ehemaligen Kirchmannshofes. Hinter den Gebäuden öffnet sich der Blick in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet.

Leuchtend blaue Stäbe leiten den Besucher längs eines schmalen Pfades in und durch das Rhododendrental. Ein verwunschen gelegener Weiher sowie sumpfige Wiesen haben ein außergewöhnliches Feuchtbiotop entstehen lassen. Rosafarbende Bänke setzen Akzente zum üppigen Grün. Das Tal weitet sich zu einem sonnigen Wiesenhang, an dessen Rand ein kleines Rosarium mit alten Duftrosen angelegt worden ist. Der Weg führt weiter in den sonnigen und halbschattigen Staudenbereich und wieder zurück zum Gehöft. Im langgestreckten Wasserbecken als "Spiegelweiher" angelegt, flankiert von hohen geschnittenen Kegeln aus Hainbuchen, spiegeln sich Wolken und Bäume und zaubern eine fast mediterran-entspannte Stimmung. Nur ein paar Schritte weiter öffnet sich der Weg auf eine schattige Lichtung, an deren steiler Böschung im Juli und August weiße, blaue und rote Hortensien blühen.

Die vielen kleinen Muster- und Themengärten mit Pflanzen für lichte, halbschattige und schattige Bereiche, gestaltet mit unterschiedlichen Steinen, Pflasterungen, Kies, Wasserbecken, Springbrunnen und kleinen Kunstwerken aus Metall und Holz, zeigen sich zu jeder Jahreszeit von einer anderen Seite. In den schattigen Gärten überwiegt das grüne Blattwerk in den ausgefallensten Formen; in den sonnigen Bereichen üppig blühende Stauden, Gräser und Sträucher in vielfältigen und ungewöhnlichen Pflanzkombinationen. Dazwischen setzen Formgehölze wie Eiben, Buchsbaum und Hainbuchen überraschende Akzente.

Botanischer Garten der Ruhr-Universität Bochum

Mit der Planung der Ruhr-Universität Bochum entstand das Konzept, den Südhang zum Ruhrtal am Fuß der Gebäudekulisse der Universität zu terrassieren und dort einen Botanischen Garten anzulegen. Nach Aufnahme des Lehrbetriebes im Jahre 1965 erfolgte 1968 der Ausbau des Botanischen Gartens. Seine ersten Anlagen waren 1971 für die Öffentlichkeit zugänglich. Bis 1975 wurden auch die Freianlagen "Alpinum", " Düne", " Heide" und "Heimische Waldgesellschaften" fertig gestellt. Im April 1977 konnte das große Tropenhaus eröffnet werden. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Botanischen Gartens wurde die Anlage am 20.09.1988 um das Demonstrationshaus für Pflanzen arider Klimate (Wüsten) erweitert. Die Abteilung für "Morphologie" zeigt einen Einblick in die Bau- und Lebensformen der Pflanzen. Pflanzen, die entweder als Nahrung für Mensch und Tier oder für Handel und Gewerbe eine Bedeutung haben, sind in der Abteilung "Nutzpflanzen" zusammengestellt. Im Gartenbereich "Inhaltsstoffe" wird demonstriert, welche Pflanzen trotz der Fortschritte der Chemie auf Grund ihrer Inhaltsstoffe als Heilmittel Verwendung finden.

Das "Alpinum" mit den Pflanzen der Felsfluren und alpinen Matten ist besonders im Frühling sehenswert, wenn die zahlreichen Primelarten, Enziane, Krokusse und Alpenrosen blühen. Im "Alpinenhaus" können Pflanzenarten alpiner Regionen der Erde bewundert werden, die in den hiesigen Lagen nicht im Freiland gedeihen. Im südlichen Teil des Botanischen Gartens werden in der "Geobotanischen Abteilung" Vegetationsbilder und Biotope aus Europa, Asien und Amerika präsentiert.

Die Gewächshäuser zeigen Pflanzen aus wärmeren Ländern, die in der mitteleuropäischen Klimazone nicht winterhart sind, wie zum Beispiel Pflanzen des Mittelmeerraumes, der Kanarischen Inseln sowie wasserspeichernde Pflanzen aus den Trockengebieten Afrikas und Amerikas. Aus den subtropischen Bergregionen werden dem Besucher neben Blütenpflanzen auch Farne und Palmfarne gezeigt. Im großen Tropenhaus wird der Eindruck tropischer Welten vermittelt. Neben tropischen Nutzpflanzen werden hier Bäume und Kräuter tropischer Regenwälder, Sumpf- und Wasserpflanzen kultiviert. Das Wüstenhaus zeigt den Besuchern ein Bild der Vegetation subtropischer Zonen aus Südamerika, Südafrika und Madagaskar. Seit 2001 können sich die Besucher in den neu errichteten Savannenhäusern über Hartlaubgebüsche Australiens und Südafrika informieren.

1990 wurde ein Chinesischer Garten im südöstlichen Teil des Botanischen Gartens im südchinesischen Stil erbaut. Schlichte Materialien wie Naturstein, Holz und Ziegel und zurückhaltende Farben wie weiß, schwarz, grau und dunkelrot herrschen vor. Der Chinisische Garten hat eine Fläche von rund 1000 Quadratmetern und wurde unter Anleitung chinesischer Spezialisten gestaltet und angelegt.

Der Botanische Garten in Bochum ist Forschungs- und Lehrgarten. Mit seinen 15.000 Arten besitzt er eine der größten Pflanzensammlungen Deutschlands.

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Pflanzenschauhäuser im Botanischen Garten. Foto: Botanischer Garten der Ruhr-Universität Bochum
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Blüte des Tulpenbaumes. Foto: Wolfgang Gaida
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Zier-Apfelblüte. Foto: Helmut Adler

Gehölzgarten Ripshorst in Oberhausen

Rund um Haus Ripshorst, einem Relikt aus vorindustrieller Kulturlandschaft, liegt eine 40 Hektar große Fläche, die bis zuletzt inmitten der hochindustrialisierten Kernzone des Ruhrgebietes landwirtschaftlich genutzt wurde. Über mehr als ein Jahrhundert befand sich die Fläche im Eigentum der Großindustrie bis Anfang der 1990er-Jahre der damalige Kommunalverband Ruhrgebiet die Flächen erwerben und in den Emscher Landschaftspark integrieren konnte.

Als eines der ersten Projekte der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park entstand aus der ehemaligen Hofanlage das Besucherzentrum zum Emscher Landschaftspark und der Gehölzgarten Ripshorst. Der Gehölzgarten Ripshorst wurde nach den Entwürfen der Landschaftsarchitekten Irene Lohhaus und Martin Diekmann aus Hannover realisiert. Ziel war es dabei, nicht einen gärtnerisch völlig durchgestalteten Park wie bei einer Gartenschau zu entwickeln, sondern den Charakter der offenen landwirtschaftlichen Kulturflächen weitgehend zu erhalten. Aus ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen wurde weitläufiges Grasland. Ein circa 60 Meter breites und rund zwei Kilometer langes Gehölzband, das die Entwicklungsgeschichte der Bäume von der Voreiszeit bis zu den kultivierten Nutzpflanzen veranschaulicht, folgt dem Verlauf des Siedlungsrandes. Die bewusst wie in einer Baumschule in Reihen angepflanzten Gehölze vermitteln in Abschnitten verschiedene Themen und geben den Besuchern die Gelegenheit, sich mit den vielfältigen Arten, ihren Formen, Farben und Früchten, ihrer Herkunft und ihrer Bedeutung für den Menschen auseinander zu setzen.

Der Gehölzgarten wird durch einen Hauptweg erschlossen. Startpunkt ist der Ginkgo-Hain. Zusammen mit der schon imponierenden Kulisse von Mammutbäumen entsteht hier ein besonderes Entrée in den Gehölzgarten. Folgt man der Wegeführung von Westen nach Osten, so passiert man nacheinander folgende Bereiche:

Bereich I: Der Tertiärwald vermittelt einen Eindruck von der Gehölzartenvielfalt in Mitteleuropa zur Zeit des Tertiärs. Merkreihen gliedern diesen Abschnitt unter anderem nach Blütenfarben oder Blattstrukturen. Bereich II: Hier zeigen sich die artenarmen Pionierstadien zur Wiederbewaldung Mitteleuropas nach der letzten Eiszeit. Die hier angepflanzten Gehölze gelten noch heute als Pioniergehölze für die Begrünung von Extremstandorten. Bereich III: Dieser Bereich zeigt die einzelnen Wald-Entwicklungsstadien Mitteleuropas vom Pionierstadium bis zur Klimaxgesellschaft "Buchenhallenwald". Bereich IV: Krone der Vegetation sind die Kulturgehölze, die der Mensch durch regelmäßige Auslese und Züchtung, aber auch durch Importe aus anderen Ländern, zu seinem Nutzen kultiviert hat.

Auf einen Streifzug vom "Tertiär" über die "Wiederbewaldung" nach der Eiszeit bis hin zu den heutigen "Kulturgehölzen" können im Gehölzgarten Ripshorst ausgefallenen Schönheiten wie zum Beispiel der Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa) oder der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) mit ihren auffälligen Blüten; der Amberbaum (Liquidamber styraciflua) und der Waldtupelobaum (Nyssa sylvativa) mit der prächtigen Herbstfärbung; der Rote Schlangenhautahorn (Acer capillipes) mit seiner interessanten Rinde oder der unterschiedliche Fruchtschmuck der Obstarten und -sorten kennen gelernt werden.

Der Keltische Baumkreis am Hammerkopfturm in Castrop-Rauxel

Der Hammerkopfturm umgeben vom Keltischen Baumkreis ist ein liebevolles Kuriosum in Castrop-Rauxel. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park entstand die Idee, den Gründer der Zeche Erin und sein Wirken in Castrop in Erinnerung zu bringen: Den Iren Thomas Mulvany. Ein Keltischer Baumkreis um den Hammerkopfturm der Zeche Erin sollte eine Reminiszenz gegenüber diesem Industriepionier darstellen.

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Hammerkopfturm mit Keltischem Baumkreis. Foto: Stadt Castrop-Rauxel

Der Keltische Baumkreis geht zurück auf die keltische Mythologie. Eine "Träumerei über den Menschen, die Zeit und die Bäume" nennt Michael Vescoli, ein Schweizer Autor, die Beschreibung des mythischen Baumkalenders der Kelten. In der keltischen Mythologie war der Baumkreis nicht nur ein Kalender; jeder Baum steht für zwei Abschnitte des Jahres, für Eigenschaften und Stimmungen, die auf die Menschen, die unter seinem Zeichen geboren wurden, übertragen werden können. Eiche, Birke, Olivenbaum und Buche markieren die Daten der Sonnenwenden und der Tag- und Nachtgleichen. Die Pappel steht für drei, die Eibe für nur einen Abschnitt des Jahres.

Der Keltische Baumkreis am Hammerkopfturm ist aber nicht nur eine Erinnerung an Thomas Mulvany. Er gibt dem heutigen Besucher eine Botschaft mit auf den Weg: die Beziehungen zwischen Mensch und Natur zu bedenken. Ein Bewusstsein, das in den frühen Kulturen ständig präsent war und das in der heutigen Zeit mehr und mehr verloren gegangen ist.

In insgesamt drei Kreisen sind die Bäume um den Hammerkopfturm platziert. Sie benennen einzelne Charaktermerkmale der jeweiligen Bäume und die Eigenschaften der Menschen, die im Zeichen ihres "Lebensbaumes" geboren wurden.

Der Keltische Baumkreis um den Hammerkopfturm ist ein stiller, sehr besuchenswerter Ort. Gönnen Sie sich das Vergnügen, neben der Information zur Ingenieurgeschichte von Fördertürmen und Fördergerüsten, auch einzutauchen in die Deutungswelt der Bäume.

Früher wie heute kostet die Anlage und vor allem die Pflege und Weiterentwicklung der Gärten und Parks sehr viel Geld, es wird aber um so reichhaltiger von der Parkschöpfung - noch über Generationen hinweg - an die Parknutzer wieder zurückgegeben. "Der Garten, die Idee des öffentlichen Parks stellt unser Weltkulturerbe dar, das in allen sesshaften Kulturen für die Sonnenseite des Lebens steht, manchen gar als Paradies gilt". So formulierte es einmal Jürgen Milchert, ein Fachautor unserer Tage.


Literatur

Bünemann, Otto: Botanischer Garten Rombergpark, Dortmund, 1993.

Esser, K.; A. Höggemeier; H. J. Rathke: Gartenführer für den Botanischen Garten an der Ruhr-Universität Bochum, Bochum 1988.

Gaida, Wolfgang; Helmut Grothe: Vom Kaisergarten zum Revierpark - Einstreifzug durch historische Gärten und Parks im Ruhrgebiet; Bottrop, Verlag Peter Pomp, 1997.

Gaida, Wolfgang; Helmut Grothe: Gehölzgarten Ripshorst in Oberhausen, Hrsg.: Kommunalverband Ruhrgebiet, Essen; Bottrop, Verlag Peter Pomp, 2001.

Gaida, Wolfgang; Helmut Grothe: Barocke Pracht, Bürgerstolz und Orte des Wandels - Gärten und Parks im Ruhrgebiet, Essen; Klartext Verlag, Essen, 2010.

Grugapark Essen: diverse Publikationen.

Jopp, Eva: Erfassung historischer Garten- und Parkanlagen im Stadtgebiet von Dortmund, Diplomarbeit, Universität - GHS Essen, 1991.

Ruhr-Universität Bochum: Botanischer Garten der Ruhr-Universität, Bochum, o. J.

Schroer, Astrid: "….. und sonntags in die Gruga." Die Geschichte des Essener Volksparks; Essen, Nobel-Verlag GmbH, 1996.

Universität Duisburg-Essen: diverse Publikationen.

Vercelloni, Virgilio: Historischer Gartenatlas - Eine europäische Ideengeschichte; Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, 1994.

Verwaltungsberichte der Stadt Duisburg über den Botanischen Garten, 1989 u. a.

Verwaltungsbericht der Stadt Duisburg: Im Botanischen Garten, o. J.

Wirtschaftsbetriebe Duisburg: Botanischer Garten Hamborn; Flyer, o. J.a

Dipl. Ing. Wolfgang Gaida
Autor

Landespflege - Ehemals beim Regionalverband Ruhr (RVR) als Leiter RVR-Besucherzentrum Emscher Landschaftspark in Oberhausen tätig

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