Sckell-Ehrenring und Sckell Students Award 2017

Gartenhistoriker John Dixon Hunt in München für Lebenswerk geehrt

Gartenkunst Landschaftsarchitektur
Das Werk des diesjährigen Sckell-Ehrenring-Preisträgers John Dixon Hunt (rechts) war Thema des Nachwuchswettbewerbs, den Bernadette Brandl (links) für sich entschied. Foto: Lars Hopstock

Die Landschaftsarchitektur, so John Dixon Hunt, lüftet den Schleier der Isis und macht den Genuss der wahrhaften Natur für den Menschen erst möglich - die Entschlüsselung des Naturschönen durch gartenkünstlerisches Entwerfen. Am 19. Oktober 2017 verlieh die Bayerische Akademie der schönen Künste dem 1936 in Gloucester im Vereinigten Königreich geborenen Hunt, der als einer der wichtigsten Theoretikern und Historikern der Landschaftsarchitektur gilt, den Sckell-Ehrenring.

Der nach dem Gartenkünstler und Stadtplaner Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823) benannte Ehrenring ist wohl die renommiertesten Auszeichnungen für unser Berufsfeld. Alle zwei Jahre seit 1967 verleiht die Akademie hervorragenden Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten wie Günther Grzimek (1973), Herta Hammerbacher (1985) oder Kathryn Gustafson (2009), seltener an Theoretiker wie Dieter Hennebo (1991) oder eben John Dixon Hunt. Die diesjährige Wahl scheint auch deshalb von Bedeutung, als die im Vergleich zu Peter Latz´ Ehrung 2014 nur gering besuchte Festveranstaltung wohl auf eine gewisse Theorie-Ferne des Berufsstandes hinweist.

Emeritus Professor John Dixon Hunt studierte Englische Literatur am King's College in Cambridge (M.A., 1957). Nach seiner Promotion 1964 an der University of Bristol (UK) führten ihn zahlreiche Fellowships und Lehraufträge in den USA, wo er unter anderem als Direktor der Abteilung Gardens and Landscape Studies am Forschungsinstitut der Harvard University in Dumbarton Oaks bekannt wurde. Seit 1994 war er Professor für Geschichte und Theorie der Landschaft an der University of Pennsylvania in Philadelphia (UPenn). Er erhielt bereits einige internationale Ehrungen.

Am Rednerpult vermittelt der aus einer dem Theater verbundenen Familie stammende Hunt enorme Leidenschaft für seine Themen. Weitere Einblicke in Hunts Persönlichkeit gab am Abend die sympathische Laudatio Paolo Bürgis, langjähriger Kollege Hunts an der UPenn. Dem Schweizer Landschaftsarchitekten waren offensichtlich die gemeinsamen Europa-Exkursionen besonders in Erinnerung geblieben, und der geisteswissenschaftliche Blick auf Gärten; ohne diesen ist ein Landschaftsarchitektur-Studium schwer vorstellbar. Hunts Metier ist das Entschlüsseln von Bedeutung - "meaning" - in der Landschaftsarchitektur. Sei es ein in Artefakte eingeschriebener Text im konkreten Sinn historischer literarischer Bezüge - wie der klassische Topos der verschleierten Isis, der Hunt zur Zeit beschäftigt -, oder der abstrakte Text der Idee eines Gartenkünstlers, die sich in Materialität, Pflanzen und Raumgefüge artikuliert.

Das seit 1948 verfolgte Ziel der Bayerischen Akademie der schönen Künste ist "die Entwicklung der Künste ständig zu beobachten, sie in jeder ihr zweckdienlich erscheinenden Weise zu fördern". Dem folgend lobte man 2014 erstmals auch den mit 5000 Euro dotierten Sckell Students Award aus, konzipiert und organisiert an Udo Weilachers Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und industrielle Landschaft an der TU München. Beim diesem studentischen Poster-Wettbewerb ist es Aufgabe, ein frei gewähltes Zitat der mit dem Ehrenring ausgezeichneten Persönlichkeit in einen Text und eine Bildcollage zu übersetzen und so die Relevanz des Werkes zu verdeutlichen.

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Brandl beschrieb in ihrer Arbeit die Notwendigkeit, auch – aber nicht nur – mit Bezug auf die Geschichte neue landschaftliche Raumbilder zu erzeugen. Foto: Lars Hopstock

Aus den sechzehn teilnehmenden Arbeiten (hier dokumentiert: lai.ar.tum.de/index.php) ermittelten die Juroren Peter Latz, Winfried Nerdinger und Udo Weilacher die überzeugendsten Beiträge. Im Rahmen der feierlichen Sckell-Ehrenring-Verleihung in der Münchner Residenz wurde der zweite Sckell Students Award verliehen.

Der dritte Preisträger Calvin Valentino Nisse, Master-Student der Landschaftsarchitektur an der TU München, setzte mit einer Bildkombination aus Isamo Nogushis steinernem Gartenhof "Pyramid, Sun and Cube" (Yale University in New Haven, 1963) mit der Mystik und dem verführerisch-üppigen Tropengrün aus Henri Rousseaus "Schlangenbeschwörerin" (1907) auf eindrückliche Weise sein gewähltes Hunt-Zitat um: "A garden is nothing if it does thus not seduce us (…)". Seine Kommilitonin Theresa Finkel erhielt den zweiten Preis für Ihre Darstellung von subjektiver Erfahrungsebene und physisch-räumlicher Existenz des Gartens - basierend auf dem Hunt-Zitat: "As an art of milieu, a site exists both as a physical object and as a place experienced by a subject". Die Stärke der Arbeit lag vor allem im Text, der verdeutlichte, wie der Garten in der Wahrnehmung und Aneignung durch den individuellen Menschen seine Wirkung entfaltet; so bleibt der Garten immer ambivalent, immer ein Stück weit emotionales Erlebnis. Den ersten Preis errang Bernadette Brandl, ebenfalls Master-Studentin der TU München, die den Gegenwartsbezug von Hunt theoretischem Werk betonte. "(...) an impulsion from the past, whether in design format or historical associations, propels that site into its own future. (...) history is always about 'now' (…)" - so lautete das von ihr gewählte Hunt-Zitat, bildlich versiert umgesetzt in Form einer "gestrickten" Agrar- und Industrie-Landschaft (s. Abb.). Sprachlich elegant beschrieb sie die Notwendigkeit, auch - aber nicht nur - mit Bezug auf die Geschichte ganz neue landschaftliche Raumbilder zu erzeugen.

Es bleibt die Frage nach der zurückhaltenden Resonanz. Weist sie auf den schwachen Stand, den die Geschichte im Landschaftsarchitektur-Studium in Deutschland hat? Flößt dem fachlichen Nachwuchs ein englischsprachiges Werk zur Gartentheorie zu großen Respekt ein? Oder schreckt das veraltete Design der Webseite der Akademie (www.badsk.de/traegsckell.html) ab? Jene, die sich zur Teilnahme entschließen konnten, zeigten sich jedenfalls begeistert, wie sehr die anfängliche Überwindung zur Auseinandersetzung mit der Literatur ihnen letztendlich doch auch Spaß bereitet hatte. So bleibt sowohl Herrn Sckell, seinen Ehrenring-Trägern als auch dem Sckell Students Award für die Zukunft mehr Aufmerksamkeit zu wünschen, im Interesse eines breiteren gesellschaftlichen Bewusstsein für die kulturelle Relevanz der Landschaftsarchitektur.

Lars Hopstock

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