Stefan Schweizer, Sascha Winter (Hrsg.)

Gartenkunst in Deutschland - Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart

von:
Gartenkunst Parks und Gärten

Das Buch ist zwischen anderen Fachbüchern nicht zu übersehen: Format, Gewicht, ein eleganter Einband sowie ein ansprechendes Layout mit zahlreichen großformatigen Abbildungen lassen fast auf ein Coffee-Table-Book schließen. Doch weit gefehlt. Nicht nur das Buch, auch der Text wiegt schwer.

Zum ersten Mal seit fünfzig Jahren - 1962 bis 1965 publizierten Dieter Hennebo und Alfred Hoffmann ihre dreibändige "Deutsche Gartenkunstgeschichte" - und nach fast 100 Jahren seit Erscheinen der ersten Gartenkunstgeschichte von M. L. Gothein (1914) gibt es erneut eine "Geschichte der Gartenkunst in Deutschland" (nicht der "deutschen" Gartenkunst). Doch wer ein chronologisch erzähltes Werk mit den bekannten (und unbekannteren) Orten und Protagonisten erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr setzen die Herausgeber auf einen, wie Adrian von Buttlar im Geleitwort schreibt, "multiperspektivischen und diskurskritischen Ansatz".

26 Autorinnen und Autoren aus den verschiedensten Disziplinen fokussieren jeweils einen Aspekt der Gartenkunstgeschichte und betrachten dessen Entwicklung vertiefend über eine längere Zeitspanne hinweg. Die Texte sind acht Themenschwerpunkten untergeordnet. Die ersten beiden Kapitel widmen sich dem Wandel in der Sicht auf die Gartenkunst, wie er sich unter anderem in der Gartenliteratur niederschlägt, sowie die Einordnung der Gartenkunst in den Reigen der bildenden Künste. Dabei wird auch die Frage nach dem "Kunstwerkcharakter" von Gartenanlagen erörtert - ein nicht ganz einfaches Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die Gartenkunst "als eine Gattung in Erscheinung [tritt], die zahlreiche Werke anderer Gattungen in sich einschließt", (Schweizer, S. 103).

Die Professionsgeschichte wirft einen Blick auf die Protagonisten (Gärtner und Entwerfer) des Berufsstandes und zeichnet die Entwicklung der institutionellen Rahmenbedingungen in Verwaltung und Ausbildung im 19. und 20. Jahrhundert nach.

Kapitel vier wendet sich den sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu, unter denen Gartenkunst entstanden ist und entsteht.

Vermittlung und Rezeption von Gartenbildern und -ideen sowie deren Tragfähigkeit für die Gartenforschung stehen im Mittelpunkt eines weiteren Kapitels.

Unter der abstrakten Überschrift "Diskursive und mediale Transformationen" verbergen sich Texte, die sich mit dem Eingang des Gartens (als Realität und als Idee) in Literatur, Musik, Theater, Malerei sowie Innenraumausstattung, Kunsthandwerk und Film auseinandersetzen.

Das letzte Kapitel wendet sich schließlich dem Material zu, aus dem Gärten gemacht sind: der Pflanze sowie technischen Beigaben. Gleichzeitig beleuchtet es auch die Geschichte und Bedeutung von Pflanzensammlungen sowie den Garten selbst als Gegenstand der Wissenschaft.

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Gartenkunst Parks und Gärten
Radebeul, Garten mit Belvedere am Schloss Wackerbarths Ruhe, 2011. Foto: "Gartenlust – Lustgarten. Die schönsten historischen Gärten in Deutschland. Offizieller Führer der Schlösserverwaltungen in BW, By,Ber-Br Des.-Wörlitz, H, Rh-Pfalz, Sa, Th, Regensburg 2003

Jedes Kapitel wird mit einem Kurzstatement über das zu Erwartende eingeführt. Hierbei scheinen die Verfasser - ebenso wie bei der Einführung - allerdings unbedingt beweisen zu müssen, dass Gartenkunst eine Wissenschaft ist: An sich einfache Sachverhalte werden durch Abstrakta und Fremdworte unnötig, oft befremdlich "aufgeblasen", so dass das Lesen und Verstehen des Textes beschwerlich wird. Ob damit die genannte Zielgruppe, die "an Gartenkultur im weitesten interessierte und aktiv beteiligte Öffentlichkeit" (S. 11 - was auch immer darunter zu verstehen ist) erreicht werden kann, muss bezweifelt werden. Doch lassen Sie sich nicht abschrecken, die Beiträge selbst sind durchweg interessant geschrieben und gut zu lesen.

Entstanden ist ein umfassendes Kompendium, das - geweitet durch die unterschiedliche Herangehensweise der Disziplinen in ihrer theoretischen und methodischen Fundierung - den aktuellen Forschungsstand der Gartenkunst bis in die Gegenwart präsentiert. Wer sich vertiefen will, findet genügend Fragen, denen es lohnt weiter nachzugehen. Ausführliche Quellenangaben und Stichwortverzeichnisse helfen dabei.

Auch wenn die Wissenschaft manchmal anstrengend wird, macht es einfach Spaß, nur zu blättern, um sich dann doch wieder von den qualitätvollen teilweise unbekannten Abbildungen zu erneutem Lesen anregen zu lassen. Das Buch ist allen zu empfehlen, die sich in den Niederungen der (altmodischen) Stilgeschichte bereits auskennen - Theoretikern und Praktikern.

Dr. Ursula Kellner
Autorin

Landschaftsarchitektin AKN und Fachjournalistin DFJV, Redaktionsleiterin „Stadt und Grün“ von 2001 bis 2011

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