FLL-Fachtagungsergebnis

Gebietseigenes Saatgut wichtig für den für Erosions-, Bienen- und Naturschutz

Bienen Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL)
Über die besondere Rolle des Gebietseigenen Saatguts für den Erosions-, Bienen- und Naturschutz diskutierten die Teilnehmer der FLL-Fachtagung am 5. Dezember in Veitshöchheim. Foto: FLL

Mit der Fachtagung "Gebietseigenes Saatgut (z. B. RSM Regio) und Regel-Saatgut-Mischungen Rasen (RSM Rasen) - Ausschreibungen, Erosions-, Bienen- und Naturschutz" Ende vergangenen Jahres hat die FLL einen breiten Themenansatz und eine Diskussionsplattform zum fachlichen Austausch angeboten.

Dr. Frank Molder, Leiter des Regelwerksausschuss (RWA) Gebietseigenes Saatgut und Mitglied im RWA Regel-Saatgut-Mischungen Rasen (RSM Rasen), erläuterte die seit 1978 im jährlichen Turnus herausgegebenen "RSM Rasen", sowie die seit 2014 vorliegenden "Empfehlungen für Begrünungen mit gebietseigenem Saatgut": Auf Basis der jährlich vom Bundessortenamt (BSA) zugelassenen Sortenliste werden in den "RSM Rasen" verschiedene Regel-Saatgut-Mischungen, zum Beispiel die RSM Rasen 7.2.2 "Landschaftsrasen-Trockenlagen mit Kräutern" oder die RSM Rasen 8.1 "Biotopflächen (artenreiches Extensivgrünland)" inhaltlich geändert bzw. angepasst. In den "Empfehlungen für Begrünungen mit gebietseigenem Saatgut" werden normative Regelungen für sogenanntes "Naturraumtreues Saatgut" (Übertrag von Mähgut, Druschgut, Saatgut, Vegetationssoden, Oberboden) und "Regiosaatgut" (Regiosaatgut-Mischungen, RSM Regio) vorgegeben.

Molder ging auch auf rechtliche Hintergründe ein, die zu der Erstellung der FLL-Empfehlungen geführt haben. Neben dem "Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG)", welches ab 2020 die Anwendung von gebietseigenem ("autochthonem") Saatgut in der "freien Natur" bindend vorgibt, ermöglicht die "Erhaltungsmischungsverordnung" (ErMiV), dass "Naturschutzsaaten" in Form von Erhaltungsmischungen gehandelt werden dürfen. Die ErMiV definiert darüber hinaus Begriffe, wie zum Beispiel "Ursprungsgebiete" und "Produktionsräume", welche im "Regiosaatgut und Regiopflanzgutkonzepts" nach Prasse et al. aufgegriffen werden. Dieses Konzept ist wiederum Grundlage für die umfassende Definition von Regiosaatgut und Ausarbeitung von Regiosaatgut-Mischungen sowie deren Veröffentlichung in den FLL-Empfehlungen.

Martin Degenbeck, LWG Veitshöchheim und Mitglied im RWA Gebietseigenes Saatgut, wies im Anschluss auf häufige Fehler bei Ausschreibungen hin: Obwohl die FLL seit 2014 eine begriffliche Differenzierung zwischen den RSM Rasen und den RSM Regio vornimmt, kommt es in der Praxis oft zu Fehlinterpretationen, wodurch Leistungen leider nicht immer fachlich korrekt ausgeschrieben werden.

Die Regelsaatgutmischungen der RSM Rasen sind nicht für Begrünungen mit gebietseigenem, autochthonem Saatgut geeignet. Dennoch gibt es bei Ausschreibungen Unklarheiten, welche der RWA RSM Rasen 2016 zum Anlass genommen hat, "Hinweise für die Ausschreibung von RSM Rasen und Begrünungen mit gebietseigenem Saatgut" zu formulieren.

Weitere Ausschreibungsfehler sind etwa nicht standortgerechte und nicht der regionalen Flora entsprechende Artenzusammensetzungen, eine unkritische Übernahme von Standardleistungstexten, keine Marktsondierung, keine Kontrolle von Herkunftsnachweisen und Lieferungen sowie nicht wettbewerbsneutrale Formulierungen, zum Beispiel die wettbewerbsrechtlich nicht zulässige Nennung eines bestimmten Zertifikates in der Ausschreibung.

Demgegenüber riet Degenbeck dazu, die vom BNatSchG vorgegebene Übergangszeit bis 2020 zu nutzen, um die Produktion von regionalem Saatgut aufzubauen, nach Markterkundung bereits heutzutage gebietseigen auszuschreiben und dafür die FLL-Empfehlungen zu verwenden, welche unter anderem Musterleistungstexte für die Ausschreibung enthalten.

Degenbeck stellte im Anschluss ein Forschungsprojekt der LWG vor, in dem an drei Regional- und klimatisch unterschiedlichen Standorten in Bayern ein Begrünungsprojekt für Mittelstreifen an mehrspurigen Straßen/Autobahnen in Form von Ansaaten auf Hochbeeten durchgeführt wurde. Drei eigene entwickelte Kräutermischungen in Erweiterung der praxisüblichen Begrünungsmischungen durch gräserlastigen Landschaftsrasen (RSM Rasen 7.2.2) wiesen tiefstreichende und trockenheitsverträgliche Wurzelsysteme auf. Als Ergebnis war festzustellen, dass die RSM Rasen 7.2.2 an allen drei Standorten in der Gesamtbewertung gegenüber den eigenen Kräutermischungen unterlag.

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Leiter*in der Abteilung Planung und Neubau sowie..., Giessen  ansehen
Gärtner:in mit Funktion Vorarbeiter:in (w/m/d) -..., Bremen  ansehen
Tarifbeschäftigte / Tarifbeschäftigter für den..., bundesweit  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Bienen Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL)
Der Wert der Ökosystemdienstleistung durch wildlebende Insekten beläuft sich alleine in den USA auf 57 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Foto: luise, pixelio.de

Auch Dr. Molder stellte im Rahmen seines Vortrages eigene Begrünungsprojekte vor, bei denen die Verwendung einer RSM Regio-Mischung und einer RSM Rasen-Mischung (nach RSM Rasen 7.1/7.2) verglichen beziehungsweise untersucht wurde. "Die landschaftsbauliche Eignung einer RSM Regio-Mischung steht der von Landschaftsrasen nach RSM Rasen 7.1/7.2 nicht nach. Insbesondere die tiefere Durchwurzelung der RSM Regio förderte tendenziell die Stabilisierung von Böschungen", bilanzierte er die Untersuchungsergebnisse.

Mit der Thematik "Bienen- und Naturschutz" wurden die Aufgaben und Ziele des FLL-Arbeitskreises (AK) Bienenweide vorgestellt, der bereits seit 2015 einen aktiven Beitrag für den Schutz von Bienen leistet.

Dr. Ingrid Illies, LWG Veitshöchheim und Leiterin des AK Bienenweide, stellte verschiedene Möglichkeiten zur Förderung von Wild- und Honigbienen im städtischen und ländlichen Raum vor. Neben einer auf Bienenschutz ausgerichteten Gestaltung von Hausgärten im städtischen Raum, etwa durch Verwendung von Pflanzen mit einem reichen Pollenertrag oder dem Einsatz von Nistkästen für Bienenvölker bestehen im ländlichen Raum andere Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Begrünung von Straßenböschungen und Ackerrandstreifen mit Wildkräutern.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen