Stadt- und Freiraumplanung für „Neue Landschaft Welzow“

Geodesign für partizipatorische Planungsprozesse

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1 Östlicher Stadtrand von Welzow: Die Schüttung der Neuen Landschaft Welzow ist vom Bergbauunternehmen LEAG fest geplant. Von 2021 bis 2024 soll verkippt werden. Foto: Stadt Welzow, Andreas Franke

Unter dem Titel "Neue Landschaft Welzow" besteht in den kommenden fünf bis sieben Jahren die einmalige Gelegenheit, einen ganzen Landschaftsraum in einer Größenordnung von fast 120 Hektar komplett neu zu erschaffen. Diese neue Bergbaufolgelandschaft übernimmt eine besondere Schlüsselrolle für Welzow, denn sie soll die Grundlage für neue Wertschöpfung in der Stadt nach dem absehbaren Ende der Braunkohlenförderung bieten.

An dieser Stelle ist eine größtmögliche Akzeptanz der Planungen in der lokalen Bevölkerung die entscheidende Grundvoraussetzung für einen dauerhaften Erfolg. Dabei ist ein öffentlicher Dialog zu Fragen und Vorstellungen in Bezug auf das künftige Landschaftsbild, Nutzungsformen, regionaler Wertschöpfung und - daraus resultierend - sozialem Halt in der Region unabdingbar. Im Kontext der WIR!-Bündnis-Initiative Land-Innovation-Lausitz (LIL) sollte dazu im Rahmen des Beteiligungsprojektes "Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow 2035"¹ zu all diesen Fragen und Vorstellungen eine gemeinsame Strategie und neue Ziele entwickelt werden, die es der Stadt ermöglichen, neue Perspektiven für ihre zukünftige Entwicklung zu formulieren.

Geodesign ein Gerüst für Planungsentscheidungen

Geodaten und Geoinformationssysteme sind im Planungs- und Gestaltungsprozess wichtige Hilfsmittel, da sie die Visualisierung erlangter und erarbeiteter Informationen und die Simulation alternativer Zukunftsszenarien ermöglichen. Geodesign bezieht georeferenzierte Informationen in Entwurfsentscheidungen ein.

In einem Geodesignprozess werden verschiedene Szenarien entwickelt. Der Prozess ist kollaborativ und transparent, es ist wichtig, dass alle Interessengruppen zusammenarbeiten können. Alle Beteiligten sollten verstehen, wie Entscheidungen getroffen werden. Das Ziel ist ein Konsens über ein Zukunftsmodell oder alternatives Szenario.

Der Begriff Geodesign geht zurück auf den Landschaftsarchitekten und Professor an der Harvard-Universität Carl Steinitz, der die Methode Geodesign für partizipatorische Planungsprozesse entwickelt hat.² Die Methode stellt sechs Schlüsselfragen über das Bearbeitungsgebiet, die durch den gesamten Planungsprozess leiten.³

Geodesign ist eine iterative Entwurfsmethode und gut geeignet für komplexe Fragestellungen in der Landschaftsarchitektur, Stadt- oder Landschaftsplanung. Dies erfordert die Beteiligung unterschiedlicher Interessengruppen und Expert*innen. An der Entscheidung sind Planer*innen, Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen, Geowissenschaftler*innen und die Bürger*innen vor Ort beteiligt.

Fallbeispiel Neue Landschaft Welzow

Die Stadt Welzow, mit ihrer Lage inmitten des Braunkohlereviers in der Niederlausitz, steht in den kommenden Jahren vor großen strukturellen Herausforderungen. Bedingt durch ihre unmittelbare Nähe zum Tagebau Welzow-Süd, dem größten und leistungsstärksten Braunkohlentagebau in der Lausitz, ist die kommunale Entwicklung seit jeher eng mit dem Bergbau verbunden. Nach den Empfehlungen der Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" erfolgt der Ausstieg bis zum Jahr 2038. Die nunmehr unmittelbar bevorstehende Rekultivierung der stadtnahen Bergbaufolgeflächen stellt dabei eine große Chance, zugleich auch eine schwierige Aufgabe für die kommunalen Entscheidungsträger dar.

Die Stadt betritt an dieser Stelle thematisch und fachlich im wahrsten Sinne des Wortes "Neuland". Deshalb erfolgte im Zeitraum von elf Monaten die Erarbeitung einer vertiefenden Studie durch ein interdisziplinäres Team. Die Zielsetzung bestand darin, neue Leitbilder und Strategien zur Gestaltung der stadtnahen Bergbaufolgelandschaft zu entwickeln. Das Ergebnis war die 3D-Modellierung einer neuen Landschaft mit einer außergewöhnlichen Gestaltung.4

Das Beteiligungsprojekt "Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow 2035" baut auf den Ergebnissen der Entwicklungskonzeption Neue Landschaft Welzow von 2018 auf. Das Forschungsprojekt an der BTU Cottbus-Senftenberg untersucht, warum Geodesign in diesem Entscheidungsprozess, der durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ortsansässigen und Expert*innen geprägt wird, helfen kann.

Ziel ist es, gemeinsam innovative Lösungen für die zukünftige Nutzung der Neuen Landschaft Welzow zu finden, welche auf die Bedürfnisse der Umwelt, der Stadt Welzow und ihrer Einwohner abgestimmt ist. Der Prozess umfasst einen größeren Anwendungsbereich als übliche landschaftsgestalterische Projekte und untersucht mithilfe einer breiten Beteiligung alternative Zukunftsszenarien zur Flächennutzung.

Vorteile der direkten Beteiligung von Interessensvertretern sind eine erleichterte Kommunikation zwischen verschiedensten Akteuren, ein effizienterer und zielführender Gestaltungsprozess und transparente nachvollziehbare Ergebnisse. Unterstützt wird der Prozess durch das Geoinformationssystem, welches der digitalen Erfassung, Analyse und Organisation von räumlichen Daten dient und durch Verbildlichungen und Simulationen ein wichtiges Hilfsmittel im Projekt darstellt.

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2 Beteiligungsprojekt Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow: Projektverlauf und Meilensteine im Zeitraum 2020 bis 2022. Abb.: BTU

Für die Geodesign-Studie wurden in einem Zeitraum von 24 Monaten unterschiedlichste Beteiligungsformate durchgeführt, um möglichst viele und fachlich breit aufgestellte Akteure in die Entwicklung des Zukunftsmodells mit einzubeziehen.

Aufgrund des Lockdowns im Jahr 2020 konnten erste Präsenzveranstaltungen in Welzow erst zehn Monate nach Projektstart durchgeführt werden.5

Im Juni 2021 startete das "Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow" mit vier verschiedenen im Wochentakt gehaltene Ideenworkshops. Gemeinsam sollte zu den Themen Innovation, Umwelt und Natur, Identität und Generationen diskutiert werden. Individuelle Workshop-Formate ermöglichten, auf kreative und intensive Weise an zukunftsfähige Projektideen für die Neue Landschaft und die Stadt Welzow anzunähern.

Die Ortskenntnisse der lokalen Akteure waren dabei eine wertvolle Ressource, denn mit den Workshops sollten auch die Potenziale identifiziert werden, die sie in der Stadt sehen und welche Wünsche und Visionen sie für ein lebenswertes Welzow haben. Der entstandene Ideenpool und die gesammelten ortsspezifischen Daten wurden dann für den Geodesign-Workshop im Herbst 2021, in dem ein funktional-gestalterischer Entwurf für die Neue Landschaft Welzow erarbeitet werden sollte, aufbereitet und weiterentwickelt.

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3 Beim Brettspiel Stadtspieler können Welzower*innen mit der Bürgermeisterin ihr eigenes Welzow bauen und dabei herausfinden, was genau diesen Ort zu Ihrer Heimat macht. Mit Blick auf den Tagebau fand ein Austausch zu Ideen, Erfahrungen und Vorstellungen direkt am Welzower Fenster statt. Hintergrund war hierbei das Thema Identität und das Entwickeln einer lebenswerten Stadt. Auf dem Spielfeld, welches eine fiktionale Stadtkarte mit verschiedenen Stadtvierteln (Gewerbegebiet, Altstadt, Gartenstadt, Neustadt) darstellte, wurden Ideen und Wünsche in Form von Knete sichtbar gemacht. Foto: Janosch Prischl
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4 Im Juni 2021 waren im Rahmen des „Zukunftsmodell Neue Landschaft Welzow vier verschiedene Werkstätten und Bürgerdialoge geplant. Den Auftakt bildet eine Zukunftswerkstatt zum Thema Innovation am 3. Juni 2021 im Garten des Archäotechnischen Zentrums Welzow. Dieser richtete sich an lokale Unternehmer*innen und engagierte Mitbürger*innen, die innovative Projekte rund um regionale Wertschöpfung, Strukturwandel und zukunftsweisende Entwicklungen in Welzow diskutieren wollten. Foto: Janosch Prischl
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5 Beim Stadtspieler-Nachmittag konnten die Spieler, Kinder der Freiwilligen Feuerwehr, Familien und Expert*innen der Stadt nicht nur ihrer Kreativität freien Lauf lassen, sondern auch ins Gespräch kommen und voneinander lernen. Es wurden Erfahrungen ausgetauscht, Wünsche und Kritik geäußert und den Ideen anderer Generationen zugehört. Foto: Janosch Prischl
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6 Im Rahmen des Beteiligungsprojekts fand in Zusammenarbeit mit dem Besucherzentrum excursio eine Exkursion mit der Projektgruppe, Expert*innen und Bürger*innen in die Flächen der Rekultivierung im Tagebau Welzow-Süd statt. Besucht wurden Flächen unterschiedlicher Entstehungszeit, wie beispielsweise der Weinberg und der Aussichtspunkt Wolkenberg. Foto: Isabelle Krebs
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7 Beim Geodesign-Workshop im Oktober 2021 stellten die Teams aus den gegebenen Projektideen ihren individuellen Plan zusammen, der ihrer Ansicht nach umsetzbar ist und positive Impulse für die Entwicklung Welzows geben kann. Auch neue Projektideen, die aus dem Austausch entstanden, konnten integriert werden. Foto: Janosch Prischl
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8 Nach jedem Durchgang stellten die Teams ihr Szenario vor. In der gemeinsamen Diskussion wurden diese Pläne erörtert und bewertet. In einer weiteren Runde wurde das Feedback umgesetzt. Foto: Janosch Prischl

Vorbereitung des Geodesign-Workshops

Im Vorfeld des Workshops erfolgte eine Landschaftsanalyse mit Geoinformationssystemen. Dadurch wurde eine wichtige Datengrundlage geschaffen. In einem ersten Schritt wurden geografische Daten und Informationen über die Bearbeitungsgebiet gesammelt. Zur weiteren Vorbereitung wurden in einem Zeitraum von drei Monaten (Juni bis August 2021) Projektvorschläge gesammelt. Diese Projekte sind räumlich verortet und spiegeln die Ideen wider, die unterschiedliche Akteure zur Weiterentwicklung von Welzow haben. Es geht dabei nicht nur um bauliche Maßnahmen, sondern auch um politische Steuerungsinstrumente, die einen positiven Wandel im Planungsgebiet einleiten und begleiten können.

Mithilfe der Software Geodesignhub6 wurden sogenannte Diagramme gezeichnet, die die Größe und den Standort des Projektes oder des Steuerungsinstrumentes zeigen. Diese Diagramme beziehen sich auf zehn vorab definierte räumliche und sozial-kulturelle Systeme, welche verschiedene Ebenen räumlicher Entwicklung beschreiben. Dazu zählen neben dem Bergbau neun weitere wie zum Beispiel grüne und blaue Infrastruktur, das Wohnen, Gewerbe oder die Verkehrsinfrastruktur. Jedes System hat seine eigene Farbe. Jedes Diagramm erhielt einen Namen und ist in Geodesignhub für jeden Teilnehmer des Workshops zugänglich.

Geodesign-Workshop

Zu Beginn des zweitägigen Workshops wurden die Teilnehmer*innen in zwei Stakeholder-Teams eingeteilt.7 1.) Unternehmerinnen und 2.) Umwelt. Jedes Team wurde gebeten einen Vorschlag für die zukünftige Entwicklung im Planungsgebiet zu erstellen und dazu die in der Bibliothek vorhandenen Diagramme zu verwenden, die bereits für den Workshop vorbereitet wurden. Der Workshop wurde mit der Software Geodesignhub durchgeführt. Mithilfe der Software können verschiedene Szenarien für die zukünftige Entwicklung erstellt und getestet werden. Jedes Team verfügte über einen eigenen Laptop und hatte Zugang zur Software.

Die Unternehmerinnen konzentrierten sich auf Maßnahmen wie Standortentwicklung, Verbesserung der Infrastruktur, Ausbildung und Verbesserung der Lebensqualität der Bürger*innen und Besucher*innen. Die Gruppe, die die Umwelt vertrat, war insbesondere an dem umfangreichen LINDEN-Projekt8 mit all seinen Einzelaspekten interessiert. Sie wählten aber auch Diagramme, die zum Ziel hatten, die örtliche Kulturlandschaft erlebbar zu machen oder zum Thema Wald und dessen Umbau zu einem klimaangepassten Mischwald sowie zum Thema nachhaltiges Bauen und Wohnen.

Im zweiten Durchlauf konnte jedes Team eigene Projektideen entwickeln. Dazu wurde eine kleine Einführung in die spezifische Bedienung von Geodesignhub gegeben, bei der den Teilnehmenden gezeigt wurde, wie sie Diagramme hinzufügen und ändern können. Mit der Software zeichneten sie Diagramme, die den Standort und die Größe des Projektes zeigten. Jedes Diagramm wurde einem System zugeordnet, erhielt einen Namen und wurde in Geodesignhub für alle Teilnehmer*innen zugänglich.

Der Workshop sollte mit vielen schnellen Entwurfsdurchgängen durchgeführt werden, in denen die Gestaltungsideen bewertet und modifiziert werden konnten. Nach dem dritten Durchgang wählte jede Gruppe schließlich ihren favorisierten Entwurf aus und stellte ihn der anderen Gruppe vor. Im Anschluss daran begannen die Verhandlungen mit der Identifizierung der Projekte und Steuerungsinstrumente, die beide Gruppen übereinstimmend gewählt hatten. In der Abschlussverhandlung wurden die Projekte diskutiert, die nur von einer Gruppe gewählt wurden.

Die Software ermöglichte es den Verhandlungsparteien, jedes Projekt und jede Richtlinie zu diskutieren. Am Ende des Workshops entstand so ein gemeinsamer Entwurf für die zukünftige Entwicklung der Neuen Landschaft Welzow, der sich auf folgende Bereiche konzentrierte: Ausbau erneuerbarer Energie auf kommunalen Gebäuden und Ladestationen für E-Mobilität, nachhaltige Quartiersentwicklung und Mehrgenerationen-Wohnprojekte, Qualifizierung und Ausbau der Grünen Infrastruktur, Nachhaltige Landwirtschaft, Ausbau der kulturellen touristischen Angebote zur Geschichte des Ortes, gewerbliche Entwicklungsprojekte, Ausbau Rad- und Wegenetz zum Lausitzer Seenland, Ausbau alternativer Beherbergungsangebote und Umnutzung leerstehender kommunaler Gebäude.

Ergebnisse

Der zweitägige Geodesign-Workshop führte zu einem gemeinsamen Szenario mit Projekten und Steuerungsinstrumenten, die nach Meinung der Teilnehmer*innen für die zukünftige Entwicklung als sinnvoll erschien. Das Ergebnis ist eine Karte, auf der konkrete, räumlich verortete und von den Teilnehmer*innen getragene Maßnahmen abgebildet sind. Sie dient als Fahrplan für die kommende Entwicklung des Gemeindegebiets und der Neuen Landschaft. Innerhalb von einem Tag entwickelte die Gruppe einen abgestimmten Entwurf für die zukünftige Entwicklung der Neuen Landschaft Welzow.

Die Geodesignhub Software hat nach Aussage der Teilnehmer*innen geholfen einen Konsens über einen Vorschlag zu erzielen. Insbesondere die Datenaufbereitung und die Möglichkeit schnell und ohne Vorkenntnisse eigene Projektideen zeichnen zu können wurden positiv bewertet. Die Verhandlungen haben zudem bewirkt, dass die Teilnehmer*innen einen ganzheitlichen Blick auf die zukünftige Entwicklung der Neuen Landschaft gewonnen haben.

Online-Voting

Im Rahmen eines Online-Votings konnten weitere Welzower Bürger*innen über den finalen Entwurf, der im Geodesign-Workshop entwickelt wurde, abstimmen. Insgesamt 24 Projektideen standen zur Wahl. Die Abstimmung dauerte circa zehn Minuten und war vier Wochen freigeschaltet. Das Ziel des Online-Voting war es, eine Auswahl favorisierter Vorschläge zu ermitteln, welche den finalen Entwurf des Projekts ergeben sollte.

Eine digitale Umfragekarte stellte den Nutzer*innen aufeinanderfolgend die 24 groben Ideen vor, welche diese annehmen oder ablehnen konnten. In der Karte können sie ähnlich wie in Google Maps navigieren. Durch Klick auf einen der Abstimmungsknöpfe wurden sie automatisch zur nächsten Idee weitergeleitet. Alternativ zur Online-Abstimmung konnten Interessierte im März 2022 auch mit Mitgliedern aus der Projektgruppe Vorort intensiver über die Ideen des Workshops sprechen.

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9 Plakat für das öffentliche Online-Voting über 24 Projektvorschlage für Welzow. Gestaltung: BTU

Ausblick

Für einige Projektideen, wie beispielsweise Ausbau des Radwegenetzes und Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden wurden von Seiten der Stadtverwaltung Fördermöglichkeiten ermittelt. Das LINDEN-Projekt, eine Projektidee des Archäotechnischen Zentrums Welzow (atz), soll nun im Rahmen einer Zukunftswerkstatt im September 2022 in Welzow weiterentwickelt werden.

Fazit

Geodesign ist ein partizipatorischer Prozess. Der Hauptaspekt ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten*innen und Ortsansässigen. Mithilfe des verknüpften Wissens aller Teilnehmer*innen konnten in Welzow verschiedenen Zukunftsszenarien für die Neue Landschaft untersucht und diskutiert werden.

Die Geodesignmethode ermöglicht Verhandlungen zwischen den Akteur*innen mit unterschiedlichen Fachkenntnissen und Entscheidungen in einem transparenten Prozess zu treffen. Die Software Geodesignhub ist leicht anwendbar und verständlich und erleichterte es den Teilnehmer*innen Gemeinsamkeiten zu finden.

Die Vorteile von Geodesign liegen bei der erleichterten Kommunikation durch die Bürgerbeteiligung. Die Expert*innen und Ortsansässigen profitieren vom gegenseitigen Wissen, dadurch kann der gesamte Entwurfsprozess effizienter ablaufen und es können verbesserte Ergebnisse erwartet werden.

Das Projekt in Welzow zeigt: Die Qualität von Geodesign ist es, durch Kommunikation und Beteiligung gemeinschaftlich akzeptierte Ergebnisse zu erzielen. Wichtig dabei ist, dass die Menschen sich mit ihren Ideen einbringen können und daraus realisierte Projekte entstehen.

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10 Blick vom Welzower Fenster in den Tagebau Welzow Süd. Foto: Janosch Prischl

Anmerkungen

¹ BTU Cottbus-Senftenberg, Projektzeitraum Juli 2020 - Juni 2022 gefördert durch BMBF; Projektleitung: Prof. Dr. Christine Fuhrmann, Projektkoordination: Julia Hübner, Mitarbeit GIS: Isabelle Krebs, Maximillian Macalla, Fotografie: Janosch Prischl.

² Vgl. Carl Steinitz: A Framework for Geodesign, Redlands 2012.

³ 1. Darstellung: Wie soll das Untersuchungsgebiet in Inhalt, Raum, und Zeit beschrieben werden? 2. Prozesse: Wie funktioniert das Studiengebiet? 3. Bewertung: Funktioniert das aktuelle Studiengebiet gut? 4. Veränderungen: Wie kann das Untersuchungsgebiet verändert werden? Durch welche Richtlinien und Maßnahmen, wo und wann? 5. Auswirkungen: Welche Unterschiede können Veränderungen verursachen? 6. Entscheidungen: Wie soll das Studiengebiet verändert werden.

4 Darüber ausführlich: Christine Fuhrmann: Eine neue Landschaft entsteht in Welzow. In: Stadt und Grün 8/2019, S. 46-52.

5 Die Auftaktveranstaltung am 10. Dezember 2020 wurde hybrid aus dem Excursio Welzow ausgestrahlt.

6 Geodesignhub ist eine Cloud-basierte Software-Plattform, die von Hrishi Ballal in Zusammenarbeit mit Carl Steinitz und Stephan Ervin entwickelt wurde.

7 Aufgrund der geringen Teilnehmer*innenzahl wurde der Geodesign-Workshop mit zwei Teams durchgeführt.

8 Die vom Archäotechnischen Zentrum Welzow entwickelte Projektidee will verschiedene Ansätze verknüpfen. So soll eine Kombination aus nachhaltiger Landwirtschaft, (Aus)Bildung und Tourismus das gemeinsame Erlebbarmachen der Kulturlandschaft begleiten. Zudem sollen seltene und alte Gewerke belebt werden, welche durch Ausbildungen und andere Bildungsangebote weitergegeben werden. Eigene Erzeugnisse können regional vermarktet und für die Gastronomie genutzt werden.

Dr. Christine Fuhrmann
Autorin

Professur an der Internationalen Hochschule/Fernstudium in Erfurt Landschaftsarchitektur

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