Hitzeverträgliche Pflanzen für öffentliches und privates Grün

"Gewinner" des Klimawandels

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Abb.1: Attraktiver Herbstaspekt einer Weinheimer Präriemischung: Der Bleibusch (Amorpha canescens) in Kombination mit Goldrute (Solidago rigida subsp. humilis) und dem Federgras (Stipa tenuissima), wächst gut im sandigen Substrat und funktioniert garantiert ohne Bewässerung. Foto: Andreas Adelsberger

Klimaexperten gehen davon aus, dass die vergangenen Hitzesommer nicht die Ausnahme bleiben. Darauf muss auch der GaLaBau reagieren, denn viele der bislang gerne verwendeten Pflanzen wie Hortensien oder Rhododendren sind nicht wirklich geeignet für ein Leben in wochenlanger Hitze und Trockenheit. Doch es gibt nicht wenige Überlebenskünstler unter den Gehölzen, Stauden und Zwiebelpflanzen, die die Sonne lieben und mit wenig Wasser und hohen Temperaturen durchaus zurechtkommen - sie bilden das Pflanzensortiment der Zukunft.

Trockenperioden nehmen zu und ein Temperaturrekord jagt den nächsten. Neben extremer Hitze und Trockenheit in den Sommermonaten erleben wir mittlerweile auch vermehrt Trockenphasen im Frühjahr während der Wachstumsphase, wenn viele Pflanzen Feuchtigkeit benötigen. Ein weiteres Phänomen des Klimawandels bei uns ist ein verlängerter Herbst bis in den Dezember hinein und schneearme, milde Winter, in denen wir aber auch immer mal wieder mit extremen Kälteeinbrüchen - je nach Region von -20 Grad Celsius und darunter - rechnen müssen.

Neben der Verlagerung der Jahreszeiten sind abrupte Temperatursprünge innerhalb weniger Tage von kalt auf sehr warm und umgekehrt auch eine Herausforderung für so manche Pflanzenart. Auch plötzlich einsetzende Starkregenereignisse im Wechsel mit Trocken- und Hitzephasen sind in den letzten Jahren zu beobachten. Unsere Gartenpflanzen müssen also einiges aushalten. Vermehrtes Gießen kann nicht die Lösung sein. Welche sonstigen Strategien können helfen, dem Problem adäquat zu begegnen?

Effektives Wassermanagement und angepasste Pflanzungen sind das A&O

Wasser ist ein kostbares Gut, welches in Zukunft auch in Mitteleuropa knapper und teurer werden wird. Bereits jetzt gibt es regional Bewässerungsverbote in den Sommermonaten. Nur ein rigides Bewässerungs-Management mit dem Ziel des Wassersparens kann zukünftig hier zielführend sein. Statt den Standort an die Pflanzen anzupassen, sollte die Pflanzenauswahl an das jetzige beziehungsweise das zu erwartende Klima angepasst werden.

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Abb. 2: Im Sommer macht die Mischung „Heimische Steppenheide“ mit dem Federgras ihrem Namen Ehre und zeigt sich mit Ochsenauge, Kreuz-Enzian, Wimper- Perlgras und schwarzem Ginster sehr vielfältig. Foto: Angelika Eppel-Hotz

Trockenheits- und hitzeverträgliche Pflanzungen sind sozusagen die Lebensversicherung für jeden Garten. Denn selbst bei ausreichender Bewässerung kommen zahlreiche Arten bei den hohen Temperaturen von nahezu 40 Grad Celsius, die zwischen Juni bis August auch bei uns auftreten können, sehr schnell an die Grenzen der Überlebensfähigkeit.

An Trockenperioden und Hitze angepasste Pflanzen hingegen sehen auch nach mehreren Wochen ohne Regen noch gut aus und müssen in der Regel nicht zusätzlich gewässert werden. Ihre Verwendung bietet damit das höchste Wasser-Einspar-Potenzial für den Garten. Dabei sind trockenverträgliche Pflanzungen, wenn sie durchdacht geplant sind, ganzjährig abwechslungsreich und spannend.

Arten aus regenarmen Gebieten

Woher kommen diese Pflanzen, die in unseren Gärten Hitzestress und Trockenheit trotzen können? Zum einen bietet die heimische Vegetation, zum Beispiel die Pflanzengesellschaften von Trocken- und Halbtrockenrasen, eine gute Quelle für die gärtnerische Pflanzenverwendung. Weitere trockentolerante Pflanzen der Sortimente unserer Gärtnereien stammen ursprünglich aus den Steppen und Graslandschaften Südosteuropas und Zentralasiens, den nordamerikanischen Prärien oder auch aus dem Mittelmeerraum. Die entsprechenden Naturstandorte sind geprägt durch geringe Niederschläge in den Sommermonaten, vollsonnige Lagen sowie durchlässige, teils nährstoffarme Böden.

Bei Auswahl von besonders trocken- und hitzetoleranten Arten sind selbst Pflanzstreifen vor heißen Südwänden, in Traufstreifen oder in Kombination mit Stein kein Problem, Bewässerung ist hier nur im Pflanzjahr und in extremen Trockenphasen nötig. Während Arten aus Osteuropa, Asien und Nordamerika in der Regel auch bei uns gut winterhart sind, lässt bei den mediterranen Arten manchmal die Winterhärte zu wünschen übrig. Hier sollte man vor allem nach solchen Arten Ausschau halten, die in den Gebirgen vorkommen, wo natürlicherweise auch Fröste auftreten.

Heimisch oder nicht heimisch?

Viele Lebensräume unserer heimischen Arten sind immer stärker bedroht und der Rückgang seltener Pflanzen- und Tierarten in der freien Landschaft schreitet fort. Daher ist es empfehlenswert, als Ausgleich auch heimische Arten in Neupflanzungen einzubeziehen. Einige sind wertvolle Futterpflanzen für selten gewordene Schmetterlinge und Wildbienen. Gerade für sonnige, trockene Standorte und speziell auch für Extensivdächer besteht das gärtnerische Sortiment seit Jahren aus einer Vielzahl heimischer, zum Teil unter Naturschutz stehender Arten, deren Naturstandorte vorwiegend die bereits genannten Trocken- und Halbtrockenrasen sind. Ein Vertreter ist hier zum Beispiel die gemeine Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris).

"Gewinner" des Klimawandels - robuste und hitzeverträgliche Pflanzen für öffentliches und privates Grün (ergänzende Artenlisten).

Weitere Listen siehe unter stadtundgruen.de/media/PDF/SUG/Tab_3_7_Listen.pdf

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Tab.1: Trockentolernate Kleinbäume oder Großsträucher bis 10 Meter. Abb.: Zusammenstellung Andreas Adelsberger und Angelika Eppel-Hotz, LWG Veitshöchheim
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Tab.2: Trockentolerante Sträucher (1,5–5 m) Abb.: Zusammenstellung Andreas Adelsberger und Angelika Eppel-Hotz, LWG Veitshöchheim

Die Lebensbereiche beachten

Die Grundlage für eine erfolgreiche Pflanzenverwendung ist die sorgfältige Einschätzung des jeweiligen Standortes einer Pflanzung. Die "Lebensbereiche der Gehölze" von P. Kiermeier (1993) sowie die Lebensbereiche der Stauden (Hansen, Stahl, 1981), welche sich an den natürlichen Standortansprüchen der Pflanzen orientieren, sind verlässliche Hilfsmittel bei der Suche geeigneter Arten. Stauden für sonnig heiße und trockene Standorte findet man in den Lebensbereichen Freifläche trocken bis frisch (Fr1, Fr 1-2), Steinanlagen (St1, St1-2), Steppenheide (SH1, SH1-2 für Kalkböden), Heide (H1, H1-2, für saure Sandböden) sowie im Lebensbereich Felssteppen (FS1, FS 1-2). Hier findet man auch die passenden Arten für vielfältig bepflanzte Kiesbeete.

Überlebensstrategien bei Hitze und Trockenheit

Zahlreiche Überlebenskünstler haben zum Schutz vor Hitze und Trockenheit eigene Strategien zur Standortanpassung entwickelt, ein pflanzenspezifisches, ausgeklügeltes "Wasserhaushalts-Management".

Behaarte Blattspreiten, silbrige, graue oder bläuliche Laubfarbe sowie wachsartige Blattüberzüge dienen als Verdunstungsschutz beziehungsweise reflektieren die Sonneneinstrahlung und verringern damit die Erwärmung. Ein Klassiker hierbei ist etwa der Woll-Ziest (Stachys byzantina). Kleine oder schmale Blätter dienen dem gleichen Zweck. Metertief reichende Wurzeln können Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen. Beispiele hierfür sind die Walzen-Wolfsmilch (Euphorbia myrsinites), Missouri-Nachtkerze (Oenothera macrocarpa) oder der zweijährige Natternkopf (Echium vulgare). Andere bilden ausgeprägte Speicherorgane — fleischige Rhizome, Zwiebeln oder Knollen.

Auffällige Rhizome zeigen zum Beispiel die Bart-Iris (Iris x barbata). Geophyten wie Wildtulpen (Tulipa) oder Lauch-Arten (Allium) ziehen nach der Blüte ein und überstehen sommerliche Trockenperioden als Zwiebel oder Knolle geschützt im Boden. Fetthenne, Dachwurz, Mauerpfeffer und andere sukkulente Arten vermögen Wasser in ihren Blättern oder Sprossen zu speichern, um so Trockenperioden gut zu überstehen. Eine weitere Anpassungsstrategie verfolgen die kurzlebigen Arten, wie etwa Königskerzen (Verbascum-Arten), die ungünstige Wetter-Zeiträume als Samen überstehen und unter günstigen Bedingungen keimen.

Bodenvorbereitung für Trockenkünstler

Für die trockentoleranten Sonnenanbeter ist es wichtig, dass sie auf durchlässigem Grund stehen, damit überschüssiges Wasser rasch abfließen kann. Viele Arten reagieren bei Staunässe und selbst bei gleichbleibend hoher Bodenfeuchtigkeit im Winter höchst empfindlich. Im "Lebensbereich Felssteppe" finden sich an Naturstandorten steinige oder kiesige, tendenziell nährstoffärmere, durchlässige Böden. Eine sonnige offene Lage sowie ein relativ nährstoffarmes, wasserdurchlässiges Substrat (z. B. sandiger Lehm) in der oberen Bodenschicht sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren bei der Anlage eines pflegeleichten Kies- oder Schotterbeetes im Garten.

Gegebenenfalls lässt sich die obere Bodenschicht auch abmagern und durchlässiger gestalten mit Beigabe von Sand oder Splitt. Bei stark verunkrauteten oder auch verdichteten Böden kann ein Bodenaustausch in den oberen 20-30 Zentimeter mit einem mineralischen Substratgemisch helfen, auch reiner Sand oder Splitt eignen sich als Substrat für solche Pflanzungen. Ansonsten lassen sich mineralische Materialien wie Gesteinssplitt, Schotter, Kies oder Sand ebenfalls als 5-10 Zentimeter starke Mulch-Schicht verwenden. Der mineralische Mulch passt nicht nur besser zum Charakter der Pflanzung, sondern bietet aufgrund von Durchlässigkeit und Wärmerückstrahlung zusätzlich bessere Wachstumsbedingungen für die Sonnenanbeter und schützt den Boden vor zu schneller Austrocknung.

Der Pflanzenbestand sollte im Sommer die Fläche größtenteils bedecken. Eine durchschnittliche Pflanzdichte von sechs bis acht Stück pro Quadratmeter ist hierbei zu empfehlen. Ausgeräumte leblose Schotterflächen sollten tabu sein, in einigen Regionen sind sie inzwischen verboten.

Strukturgebende Gräser

Die passenden Gräser dürfen in Steppen- und Freiflächen-Pflanzungen nicht fehlen. Sie sorgen für Leichtigkeit und Weite und zaubern etwa bei Federgräsern (Stipa) eher kurzzeitig faszinierende Gartenbilder. Die Sorten der amerikanischen Ruten-Hirse (Panicum virgatum) sind ebenfalls hervorragende Pflanzpartner mit intensiv gelber, teils roter Herbstfärbung, die an einem trockenen, sonnigen Standort besonders intensiv ausfällt. Ein sehr langlebiges und widerstandsfähiges Gras für trockene Freiflächen und sonnige Gehölzränder ist das Herbstkopfgras (Sesleria autumnalis).

Besonders im Winter bestechen die Pflanzflächen durch ihre Struktur gebenden Arten. Deshalb ist es ratsam, die Stauden und Gräser erst im Frühjahr zurückzuschneiden. Denn nicht nur ihr filigranes Gerüst erzeugt im Winter bei Nebel und Raureif sehr schöne Strukturen im Garten. Halme und Stängel sind zudem auch Lebens- beziehungsweise Überwinterungsraum einiger Nützlings-Insekten.

Wilde Schönheiten unter den Sonnenstauden und Kleinsträuchern

Mit zartem Duft und leuchtendem Pupurrot zieht die Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) in einer steppenhaften Pflanzung nicht nur die Aufmerksamkeit vieler Schmetterlinge auf sich, zusammen mit dem blauen Stauden-Lein (Linum perenne) etabliert sie sich durch Aussaat immer wieder neu. Zusammen mit anderen niedrigen heimischen Stauden, wie der Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), dem Filzigen Frauenmantel (Alchemilla glaucescens) oder dem Echten Gamander (Teucrium chamaedrys 'Nanum') entstehen aparte naturnahe Pflanzbilder.

Niedrige Ginster (z. B. Genista tinctoria oder Cytisus nigricans) und das filigrane Flausch-Federgras (Stipa pennata) sorgen für Struktur in der Pflanzung. Mit ihrem filigranen Blattwerk und eindrucksvoller, grüngelber Blüte bildet die Steppenwolfsmilch (Euphorbia seguieriana subsp. niciciana) einen optischen Höhepunkt in jeder Trockenpflanzung. Die lang blühende Färberkamille (Anthemis tinctoria) sowie Goldhaar-Aster (Aster linosyris) und violett blühende Kalk-Aster (Aster amellus in Sorten) setzen im Herbst schöne Akzente. Als niedrige, bodendeckende Arten kommen Sand-Thymian (Thymus serpyllum), niedrige Katzenminze (Nepeta racemosa 'Superba') oder die heimische Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) in Betracht. Viele dieser und weitere Arten sind unter anderem in der Veitshöchheimer Staudenmischung "Heimische Steppenheide" oder auch in der Mischung "Silbersommer" zu finden.

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Abb. 3: Heimische Halbtrockenrasen liefern zauberhafte Vorbilder für Pflanz-Kombinationen im Garten. Hier blühen auf sehr trockenem Kalk-Standort in einem Naturschutzgebiet Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) mit Bibernell-Rose (Rosa spinosissima) und Hufeisenklee (Hippocrepis comosa). Foto: Andreas Adelsberger
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Abb. 4: Mineralischer Mulch schützt vor Verdunstung, reduziert unerwünschten Aufwuchs und verhilft zu einer geschlossenen Pflanzung. Hier eine gelungene Pflanzung mit der Staudenmischpflanzung "Silbersommer" im Frühjahr. Foto: Angelika Eppel-Hotz
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Abb. 5: Die Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana subsp. niciciana) gibt im Herbst mit der Fetthenne (Sedum telephium) nicht nur eine gute Figur ab, sondern kommt völlig ohne Zusatzbewässerung aus. Foto: Angelika Eppel-Hotz
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Abb. 6: Spätblühende Wildtulpen (Tulipa batalinii \'Honky Tonk\') bilden hier einen schönen Kontrast zur Katzenminze (Nepeta x faassenii). Im Gegensatz zu den meisten Tulpen kommt sie auch in nährstoffarmen Substraten zurecht. Foto: Angelika Eppel-Hotz
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Abb. 7: Der Berg-Lauch (Allium senescens) wertet mit seiner späten Blüte Trockenpflanzungen auf und harmoniert hervorragend mit niedrigen Sedum-Arten. Foto: Angelika Eppel-Hotz
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Abb. 8: Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) und Adonisröschen (Adonis vernalis) eröffnen den Frühling in der Veitshöchheimer Mischung "Heimische Steppenheide" und liefern erste Nahrung für Hummeln und Bienen. Foto: Angelika Eppel-Hotz
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Abb. 9: Steht genügend Platz zur Verfügung, können Heiligenblume (Santolina rosmarinifolia) und Perückenstrauch (Cotinus coggygria) die Mischung "Bunt und Robust" hervorragend ergänzen. Foto: Angelika Eppel-Hotz

Mediterrane Kräuter und Halbsträucher

Ergänzen lassen sich heimische Arten auf Kies- und Schotterbeeten gut mit mediterranen Kräutern. Oregano (Origanum-Arten und Sorten), Echter Salbei (Salvia officinalis in Sorten), Bergbohnenkraut (Satureja montana subsp. montana) oder Lavendel (Lavandula in Arten und Sorten) duften nicht nur wunderbar "mediterran" an heißen Tagen, sie ergänzen auch das Nahrungsangebot für Bestäuberinsekten, einige von Ihnen sind wahre Bienenweiden, ebenso Ysop (Hyssopus officinalis) und die trockentoleranten Bergminzen (Calamintha nepeta und Pycnanthemum tenuifolium).

Reizvoll ist auch die Verwendung von Disteln im naturnahen Garten, die sich gut mit blühenden Stauden oder Gräsern verwenden lassen. Viele von Ihnen sind sehr trockenverträglich, da sie tiefe Pfahlwurzeln ausbilden. Für durchlässige Standorte in voller Sonne kommen zum Beispiel die filigranen Mannstreu-Disteln (Eryngium-Arten und Sorten) in Betracht. Auch unter den Doldenblütlern, die eine naturhafte Pflanzung mit ihren filigranen Dolden sehr schön ergänzen, gibt es einige Vertreter wie Augenwurz (Athamanta turbith) oder Bergkümmel (Laserpitium siler). Bleibusch (Amorpha canescens), Blauraute (Perovskia in Arten) und Bartblume (Caryopteris x clandonensis-Sorten) sind allesamt attraktive, im Hoch- beziehungsweise Spätsommer blau- und blauviolett blühende Klein/Halbsträucher, denen Trockenheit nichts ausmacht. Bis weit in den Herbst hinein überzeugt der ebenfalls trockentolerante Chinesische Gewürzstrauch (Elsholtzia stauntonii) mit rosafarbenen Blüten und einer gelben Blattfärbung. All diese Klein- oder Halbsträucher lassen sich gut in Staudenpflanzungen der trockenen Freifläche oder Felssteppe integrieren. Die Veitshöchheimer Staudenmischung "Mediterran" bildet aus einigen der genannten Arten eine schöne Rezeptur.

Farbauftakt im Frühjahr mit bunten Zwiebelblühern

Bevor allerdings die Stauden zu blühen beginnen, sind es vor allem Vorfrühlings- und Frühlingsgeophyten, die auf den Pflanzflächen für Farbe sorgen. Krokusse (Crocus), Traubenhyazinthen (Muscari) und Wildtulpen (Tulipa) fühlen sich auf vollsonnigen Standorten sehr wohl. Auch Lauch-Arten passen hervorragend zu sonnigen Trockenpflanzungen. Die im Mai blühenden, imposanten Laucharten wie Allium 'Globemaster', Allium nigrum oder Allium aflatunense 'Purple Sensation' haben zwar einen relativ hohen Nährstoffbedarf, die kleineren Arten wie Gelb-Lauch (Allium flavum) oder Berg-Lauch (Allium senescens) kommen jedoch auch in kargen Böden zurecht. Schnitt-Lauch (Allium schoenoprasum) ist zudem noch resistent gegen Streusalz und eignet sich hervorragend zur innerstädtischen Verwendung. Seine Eigenschaft sich stark auszusäen ist hier sogar erwünscht. Trockenperioden als Blühanreiz für das darauffolgende Jahr sind beispielsweise für Tulpen außerordentlich wichtig. Während die meisten Arten und Sorten jedoch eher nährstoffreiche Böden benötigen, kommt die Leinblättrige Tulpe (Tulipa batalinii) auch in nährstoffarmen Substraten zur Blüte.

Die Mischung macht's!

Die verschiedenen Pflanzen-Tabellen im Download¹ zeigen zahlreiche weitere trockentolerante Pflanzenarten für sonnige Garten-Standorte. Bei der Zusammenstellung von Pflanzvorschlägen helfen die Informationsbroschüren auf der Homepage der "Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim". Diese bieten Vorschläge, wie sich pflegeleichte und dennoch ganzjährig attraktive Staudenpflanzungen einfach umsetzen lassen. Im Merkblatt "Schotter- und Kiesgärten- vielfältig und naturnah" finden sich vier Pflanzvorschläge mit überwiegend anspruchslosen und robusten Arten, wie sie zum Teil bereits oben aufgeführt wurden.

Die heimischen Trocken- und Halbtrockenrasen dienen als Vorbilder der "Heimischen Steppenheide". Diese enthält eine Reihe von Arten, die in der freien Landschaft unter Naturschutz stehen. Insgesamt ist die Pflanzung eher naturnah, aber ganzjährig attraktiv gestaltet. Speziell die Federgräser sind verantwortlich für einen steppenartigen Charakter.

Die Mischung "Bunt und Robust" besteht aus attraktiven heimischen, südosteuropäischen und amerikanischen Arten, die sogar in reinem Schottersubstrat zurechtkommen und im Sommer als robuste Trockenkünstler praktisch nicht gegossen werden müssen. Die Variante "Mediterran" deckt die Wünsche nach aromatischen Pflanzen aus dem Mittelmeerraum ab. Der Klassiker "Silbersommer" garantiert nach wie vor ein ganzjährig ansehnliches Erscheinungsbild. Er kann von Pflanzenkennern variiert und an das jeweils lokale Klima angepasst werden.

Auch die zahlreichen Staudenmischpflanzungen der verschiedenen Versuchs- und Forschungsanstalten, die auf der Homepage des Bundes deutscher Staudengärtner zu finden sind, bieten reichlich Potenzial für gelungene, pflegeleichte Pflanzungen.

Hier finden sich auch Pflanzvorschläge mit nordamerikanischen Präriearten, die vor allem zahlreiche Spätblüher enthalten. Man orientiert sich am besten an den Mischungen der Forschungsanstalten, die ihrer Klimaregion am Nächsten liegen. Zu empfehlen sind auch Pflanzungen auf Sand, für die es inzwischen ausreichende Erfahrungen gibt.

Anders als auf den eher kargen steinigen Felssteppen auf den Arealen in der freien Natur, die dem "Lebensbereich trockene Freifläche" zuzuordnen sind, sind die Böden in den Gärten oft bindiger, der Humusgehalt und damit das Nährstoffangebot auch höher als in der natürlichen Felssteppe. Während der Sommermonate herrscht auch hier meist Trockenheit. Für solche Standorte sind einige Mischungen der Broschüre "Veitshöchheimer Staudenmischungen für öffentliches und privates Grün" zugeschnitten. Anspruchsvollere Blütenstauden, wie zum Beispiel Hemerocallis-Arten und Sorten (Hemerocallis minor oder Hemerocallis 'Maikönigin') blühen und duften im Frühjahr reichlich.

Trockenphasen werden dennoch gut vertragen. Auch Staudenpfingstrosen (Paeonia lactiflora in Sorten) sind beispielsweise in der Mischung "Veitshöchheimer Blütenzauber" enthalten. Sie sind wertvolle Farbträger im Mai bis Anfang Juni und liefern noch reichlich Insektennahrung dazu. Ihr Laub ist auch nach der Blüte noch sehr attraktiv. Aufgrund ihres tiefen Wurzelwerks überstehen sie trockene Zeiten recht gut. Ergänzt mit großblütigem Kugel-Lauch, wie zum Beispiel Allium 'Globemaster' eignet sich die Mischung hervorragend für repräsentative Flächen.

Im Spätsommer und Herbst sorgen Astern (Aster amellus-Sorten, Aster x frikartii oder Aster turbinellus) sowie Fetthennen (Sedum telephium oder spectabilis-Arten und Sorten) in den verschiedenen Mischungen für einen reichen Blütenflor; besonders schön und robust sind die Sedum-Sorten 'Matrona' beziehungsweise 'Herbstfreude'. Je nach Flächengröße sind zusätzlich Sträucher oder Kleinbäume willkommen.

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Abb. 10: Dynamische Pflanzung auf Sand. Königskerzen und Leinkräuter sind zwar kurzlebig, dürfen sich aber aussäen. Die Zwischenräume bieten Wildbienen Lebensraum. Foto: Andreas Adelsberger
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Abb. 11: Die Mischung "Veitshöchheimer Blütentraum" bewährt sich in Kreisverkehr und Fahrbahnteiler. Foto: Angelika Eppel-Hotz
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Abb. 12: Die mit Kugel-Lauch ergänzte Mischung "Veitshöchheimer Blütenzauber" verzaubert im Frühjahr die Passanten an repräsentativer Stelle in Veitshöchheim auf einem Oberbodenstandort. Foto: Angelika Eppel-Hotz

Trockentolerante Sträucher und Kleinbäume für den Hausgarten

Zahlreichen Sträuchern, wie der heimischen, sehr schön herbstfärbenden Felsenbirne (Amelanchier ovalis), kleinen Ginster- oder Fliederarten wie zum Beispiel Syringa meyeri 'Palibin', dem Perückenstrauch (Cotinus coggygria) oder auch verschiedenen Ölweidearten (Elaeagnus angustifolia oder E. multiflora) bereiten die veränderten Klimabedingungen kaum Probleme.

Wildrosen oder einfach blühende Strauchrosen wie die ausgezeichneten Moschata-Sorten 'Mozart' oder 'Plaisanterie' überzeugen nicht nur mit Robustheit und Trockenverträglichkeit, sondern auch mit einem Überschwang an Blüten sowie natürlichem Charme. Im Herbst zieren die "schönen Wilden" zudem mit zahlreichen Hagebutten, die gleichzeitig eine gute Futterquelle für überwinternde Vögel darstellen.

Sehr schön für naturnahe Gärten ist zum Beispiel die Essig-Rose (Rosa glauca) mit ihrer rosa Blüte und rötlichem Laub. Die meisten Wildrosen benötigen genügend Platz, das sollte man bei deren Verwendung berücksichtigen. So auch die weiß blühende, heimische Bibernell-Rose (Rosa pimpinellifolia), die selbst auf kargen sonnigen Standorten gedeiht. Anspruchslos, besonders robust, blütenreich und wenig krankheitsanfällig sind natürlich auch Kleinstrauch-Sorten aus dem ADR-Sortiment.

Ist noch Platz vorhanden setzen kleinere Hausbäume oder mehrstämmige Kleinbäume schöne räumliche Akzente. Auch unter ihnen finden sich einige sehr robuste und trockenverträgliche Arten. Die Blumenesche (Fraxinus ornus) oder auch die etwas frostgefährdete Blasenesche (Koeleuteria paniculata) gehören dazu. Sie zeigen eine eindrucksvolle Blüte im Frühjahr und Sommer und bieten reichlich Insektennahrung.

Ebenfalls trockenresistent und gut hitzeverträglich sind die besonders schön herbstfärbenden kleineren Ahorne, wie zum Beispiel der französische Ahorn (Acer monspessulanum) oder Sorten des heimischen Feld-Ahorns (Acer campestre).

Die Sorte Acer campestre 'Nanum' bildet eine kompakte Krone und passt damit perfekt auch in den kleinen Garten. Wenn man es lieber nadelig mag, können Kiefern- (Pinus) oder Wachholderarten (Juniperus) und deren Sorten mit ihren vielfältigen Wuchsformen gepflanzt werden. Zahlreiche weitere Beispiele findet man in den Tabellen, siehe Anmerkung 1.

Fazit

Im Hinblick auf Schonung der Ressource Wasser sowie auf die Förderung unserer heimischen Fauna, für die Gärten als Nahrungs- und Lebensort in Zukunft immer wichtiger wird, tragen wir Gärtner Verantwortung. Gestalten wir ihn mit artenreichen, naturnahen Pflanzungen, die standortangepasst auch noch dem Klima von Morgen trotzen können.




Anmerkung

¹ LWG Veitshöchheim (Hrsg.), Downloads der Merkblätter und Fachartikel unter www.lwg.bayern.de

Literatur
  • Bund Deutscher Staudengärtner: www.staudenmischungen.de, Mischpflanzungsporträts und Broschüren zum Download.
  • Chatto, B. (2022): Beth Chattos Kiesgarten - Gärtnern auf trockenem Standort. Verlag Eugen Ulmer, 3. Auflage, 192 S.
  • Gaißmayer, D. (2012): Wenn Stauden schwitzen, in TASPO Magazin 06.2012, S.26-27, Haymarket Media GmbH.
  • Eppel-Hotz, A. et al. (2016): Pflegereduzierte Grünflächen - Attraktive und wirtschaftliche Lösungen mit Stauden und Ansaaten - Forum-Verlag, 155 S.
  • FLL (Hrsg.) (2014): Fachbericht Staudenverwendung im öffentlichen Grün - Staudenmischpflanzungen für trockene Freiflächen. 172 S.
  • Hansen, R. et al. (2016), Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen, Verlag Eugen Ulmer; 6. Auflage, Ulmer-Verlag.
  • Hertle, B. (2010) Kiesgarten, Blütenpracht ohne Gießen. Verlag Gräfe und Unzer, 6. Auflage. 144 S.
  • Hofmann, T. (2019): Wege aus der Trockenheit. Neue Landschaft 12/2019. S. 29-36.
  • Hofmann, T (2019): Sandkastenspiele im Staudengarten. Gartenpraxis 6/2019. S. 22-23.
  • Kiermeier, P (1995): Die Lebensbereiche der Gehölze. 3. Auflage, Verlagsgesellschaft Grün ist Leben.
  • Leyhe, U. (2011): Sonnenhungrige Stauden: Strategien gegen Wassermangel- in Siedlung und Eigenheim, Juni 2011, S. 196-198, Eigenheimerverband Bayern e. V. (Hrsg.)
  • Schmidt C. (2014): Präriepflanzung auf Sand. Gartenpraxis, 7/2014, S. 26-32.
  • Schönfeld, P; Schmidt, C; Kircher, W; Fenzl J (2018): Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (Hrsg.) Staudenmischpflanzungen. 2. Aufl. 147 S.
  • Wendebourg, T. (2020): Der Kies muss weg. Verlag Eugen Ulmer KG. 100 S.
Merkblätter und Fachartikel
  • - Merkblatt: Veitshöchheimer Staudenmischpflanzungen für sonnige Standorte im privaten und öffentlichen Grün, Neuauflage 2021.
  • - Merkblatt: Schotter- und Kiesgärten - vielfältig und naturnah, 2. Auflage 2015, derzeit in Überarbeitung.
  • - Merkblatt: Veitshöchheimer Staudenmischungen für halbschattige und schattige Standorte, 2. Auflage 2019.
  • - Merkblatt: Farbe für Stadt und Land - Artenreiche Ansaaten für den Siedlungsbereich, 2. Auflage 2019.
  • - Merkblatt: Kleine Laubbäume für Hausgärten und Grünanlagen, 2. Auflage 2020.
  • - Fachartikel: Adelsberger, A. et al. (2019) Bienenweidepflanzen für den Hausgarten: "Bee-friendly" - Listen attraktiver Pflanzen für Bienen & Co.
  • - Fachartikel: Eppel-Hotz, A. (2014): Pflanzen für Kies- und Schotter- Robust, naturnah und vielfältig.
Dipl. -Ing. Andreas Adelsberger
Autor

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

Dipl.-Biologin Angelika Eppel-Hotz
Autorin

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

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