Auszeichnung des DGG geht zum zweiten Mal nach Karlsruhe

Goldener Ginkgo an Helmut Kern verliehen

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Goldener Ginkgo Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 (DGG)
Helmut Kern leitete von 2005 bis 2017 das Gartenbauamt und hat sich nun in den Ruhestand verabschiedet. Foto: Mechthild Klett

Mit dem traditionellen Pflanzen eines Ginkgo biloba begann am 23. Oktober in Karlsruhe im Zoologischen Garten der Festakt zur Verleihung des Goldenen Ginkgo der Deutschen Gartenbau Gesellschaft 1822, DGG. Mit großem "Bahnhof" wurde Preisträger Helmut Kern von DGG-Präsident Prof. Klaus Neumann, dem Oberbürgermeister von Karlsruhe Dr. Frank Mentrup, dem Spender des Baumes Jan-Dieter Bruns von Bruns-Pflanzen-Export, Laudator Prof. Klaus Werk und zahlreichen Gartenamtsleitern begleitet. Ebenfalls dabei waren acht Preisträger vergangener Jahre. Der Patzer Verlag spendete auch in diesem Jahr wieder die goldene Anstecknadel in Form eines Ginkgo-Blattes.

Ausgezeichnet für seine herausragenden Leistungen und schließlich für sein Lebenswerk wurde Helmut Kern mit seinen Initiativen und Erfolgen von den Laudatoren Dr. Mentrup, Prof. Neumann sowie Prof. Werk den zahlreichen Gästen vorgestellt.

Karlsruhe hat nicht nur bereits den zweiten Ginkgo-Preisträger vorzuweisen, sondern kann auch auf eine sehr lange grüne Tradition zurückblicken, führte Mentrup aus. Bereits den Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden erfüllte gärtnerische Leidenschaft und er legte früh Grundsteine für die Grünentwicklung Karlsruhes. Bereits um das Jahr 1000 waren zahlreiche Alleen gepflanzt worden, "die an heißen Sommertagen das Leben in der wärmebegünstigten Oberrheinebene erträglich machten", sagte Mentrup. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand der erste Blumenschmuckwettbewerb, der von einem Verschönerungsverein ausgelobt wurde und bis heute finden Hinterhofwettbewerbe statt, "die besonders gelungene Beispiele für Hof-, Dach- und Fassadenbegrünungen auszeichnen und die mit stattlichen Geldbeträgen gefördert werden", so Mentrup. Heute hat Karlsruhe vier große Parks, weitere 220 Grünanlagen, mehr als 400 Spielplätze, 70 Kleingartenanlagen und mehr als 140.000 Stadtbäume. Dass all diese Grünflächen eine hohe Qualität haben und die Bürger damit sehr zufrieden sind, dokumentiert eine 2015 durchgeführte Bürgerbefragung "Grün in der Stadt".

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Goldener Ginkgo Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 (DGG)
DGG-Präsident Klaus Neumann übergibt den Goldenen Ginkgo an Preisträger Helmut Kern aus Karlsruhe. Foto: Tobias Kern

Helmut Kern leitete von 2005 bis 2017 das Gartenbauamt und hat sich nun in den Ruhestand verabschiedet. Auch in Karlsruhe musste in dieser Zeit mit immer weniger finanziellen Mitteln eine wachsende Stadt mit den Grünflächen gestaltet und gepflegt werden, um den Ansprüchen der Bevölkerung an Freifläche gerecht zu werden, und um dem Klimawandel und Artenrückgang ein Konzept entgegenstellen zu können. Zudem ist Karlsruhe touristischer Anziehungspunkt.

Helmut Kern hat in diesem Prozess mit dafür gesorgt, dass die Vernetzung von wohnungsnahem Grün, Spielflächen und angrenzenden Grünflächen vorangetrieben wurde. Um die Bevölkerung einzubeziehen, wurde die Initiative "Meine Grüne Stadt" gegründet, in der sich Urban-Gardening-Projekte und Patenschaften sowie weitergehende Begrünungswünsche manifestieren konnten. Sie werden mehrheitlich vom Gartenamt betreut. Bereits der Vorgänger von Helmut Kern, Horst Schmidt, ebenfalls Preisträger des Goldenen Ginkgo, begründete die Tradition der naturnahen Pflege. Inzwischen ist eine aktuelle Broschüre "Naturnahes Gärtnern" auch für die Freizeitgärtner entstanden.

Zudem entwickelte Helmut Kern übergeordnete grünordnerische und ökologische Konzepte, die auf die Zugänglichkeit bei neuen Anlagen und bei der Sanierung von Altanlagen eine wesentliche Rolle spielten.

Dies blieb nicht unbemerkt: Unter Amtsleitung von Helmut Kern gingen drei Medaillen der Bundeswettbewerbe "Gärten im Städtebau" nach Karlsruhe: 2006 und 2010 Gold und 2014 Silber. Darüber hinaus war Helmut Kern an der ersten Silbermedaille im Wettbewerb "Entente florale Deutschland" 2001 maßgeblich beteiligt, ebenso am zweiten Platz beim Landeswettbewerb "Wohnen mit Kindern" im Jahr 2002 sowie am Ersten Platz beim Wettbewerb "Jahrtausend-Alleen", den der Bund Deutscher Baumschulen mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund 2002 durchführten. Schließlich gab es noch einen Gold-Award beim Internationalen Wettbewerb "Nations in Bloom" im Jahr 2002.

Auch Kerns gesamtstädtisches, weit in die Zukunft gerichtete Konzept der Freiraumentwicklung wurde weitestgehend realisiert, obwohl die für das Konzept initiierende Bundesgartenschau 2015 nicht in Karlsruhe stattfand.

Helmut Kern hat auch immer über den städtischen Tellerrand hinaus geschaut. Unter anderem lenkte er den Arbeitskreis Landschaftsplanung und Grünordnung der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz GALK e. V., der sich ökologischen, grünplanerischen, stadt- und landschaftsgestalterischen Themen und Fragestellungen der Bauleitplanung widmet. Als Mitglied der Fachkommission Friedhof und Stadtgrün beim Deutschen Städtetag sowie im GALK-Arbeitskreis Stadtentwicklung engagierte er sich ebenfalls für verschiedene Bereiche des kommunalen Grüns. Von 2008 bis 2012 übernahm er zudem den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft der Gartenamtsleiter beim Städtetag Baden-Württemberg.

Goldener Ginkgo Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 (DGG)
Der Ginkgo biloba ist gepflanzt. Geholfen haben (v.l.) Laudator Prof. Klaus Werk, Ginkgo-SpenderJan-Dieter Bruns, Oberbürgermeister von Karlsruhe Dr. Frank Mentrup, Preisträger Helmut Kern, DGG-Präsident Prof. Klaus Neumann und DGG-Präsidiumsmitglied und GALK-Präsident Götz Stehr. Foto: Mechthild Klett

"Nun betreut er nach Eintritt in den Ruhestand weiterhin ein Forschungsprojekt des BMBF mit dem Titel ,Stadtgrün wertschätzen', in dessen Rahmen "der Wert der Funktionen Klimaanpassung und biologische Vielfalt in der Bevölkerung und bei der gesamtstädtischen Planung gemessen und vermittelt werden kann", erläuterte Mentrup. Beteiligt ist Helmut Kern auch an einem Forschungsantrag mit Bundesmitteln von Gartenbauamt und der Universität Karlsruhe, "der die Auswirkungen des Klimawandels auf Stadtbäume und dabei für den speziellen Standort Oberrhein geeignete Baumarten identifizieren will", so Mentrup.

Urbanisierung als Herausforderung der Kommunen

"Heute beobachten wir,...das maßlose und ungeordnete Wachsen vieler Städte, die für das Leben ungesund geworden sind, nicht nur aufgrund der Verschmutzung durch toxische Emissionen, sondern auch aufgrund des städtischen Chaos, der Verkehrsprobleme und der visuellen und akustischen Belästigung. Viele Städte sind große unwirtschaftliche Gefüge, die übermäßig viel Energie und Wasser verbrauchen. Es gibt Stadtviertel ohne ausreichende Grünflächen, obwohl sie erst vor kurzem erbaut wurden. Es entspricht nicht dem Wesen der Bewohner dieses Planeten, immer mehr von Zement, Asphalt, Glas und Metall erdrückt und dem physischen Kontakt mit der Natur entzogen zu leben". Mit diesem Zitat von Papst Franziskus von Juni 2015 wies Prof. Neumann auf die hohe Bedeutung der Natur für die Menschen in der Stadt. "Wie gefährdet sie bereits ist, zeigt der Rückgang an Insekten seit 1989 um 75 Prozent", so der DGG-Präsident. Deshalb seien die kommunalen Fachämter für die Lebensqualität in den Städten so lebenswichtig.

Dabei zähle Karlsruhe zu der "vielleicht beispielgebendste Stadt für urbane Grün- und Freiflächenstrukturen in den letzten 15 Jahren" betonte Neumann. Karlsruhe habe dabei einen engagierten und weitblickenden Gartendirektor. Großes Engagement sei angesichts der Zukunftsherausforderungen von Städten und den dazugehörigen Fachämtern dringend geboten, denn "wir befinden uns gegenwärtig in einer Epoche der Verstädterung und der Urbanisierung, der Individualisierung und der Pluralisierung. Städte verändern sich, werden dichter besiedelt, werden voller. 70 Prozent aller Menschen werden Mitte des Jahrhunderts in Städten leben. Um den Ansturm bewältigen zu können, müssen die Metropolen Verkehr, Arbeit und Wohnen, das heißt unsere Städte radikal neu organisiert werden", sagte Neumann. Die Bundesregierung wird auf die damit verbundenen Entwicklungen unter anderem mit dem Forschungscluster "Grün in der Stadt" reagieren, welches im Weißbuch ,Grün in der Stadt' in diesem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt wurde", so Neumann. Die Konsequenzen der Urbanisierung seien Flächenknappheit, Umweltbelastung, Bodenverdichtung und -versiegelung, eine andere Niederschlagsverteilung, soziale Unruhen und zahlreiche ökologische Bedrängnisse und Gefahren.

Der DGG-Präsident wies bei dieser Entwicklung auf historische Parallelen: "Vor gut 200 bis 250 Jahren gab es ebenfalls die Suche nach der neuen Stadt, neuem Land, nach neuen Inhalten, nach neuen Strukturen und Kulturen für städtische und ländliche Regionen, als die Auswirkungen der industriellen Revolution im späten 18. Jahrhundert bewältigt werden mussten", sagte Neumann. Heute seien es die Veränderungen, die uns als Folgen von digitaler und demografischer Revolution und dem globalisierten Welthandel vor neue Herausforderungen stellen.

Goldener Ginkgo Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 (DGG)
Neben Helmut Kern (6.v.l.) nahmen acht weitere Preisträger des Goldenen Ginkgo an der Feier im Zoologischen Garten von Karlsruhe teil, (v.l.): Rudolf Kaufmann, Werner Koch, Heiner Baumgarten, Dr. Hans-Joachim Bauer, Hans-Peter Barz, Carmen Dams, Stephan Heldmann und Horst Schmidt. Foto: Mechthild Klett

Damals wie heute habe das humane Credo: "Stadtluft macht frei" gegolten. Daher suchten damals wie heute Viele in der Stadt Bildung und Kultur, Gesundheit und Arbeit, neue Freiheit und Freizeit, ein sozial verträgliches und gesundes Leben. "Heute haben wir eine fast ähnliche Situation. ,Stadtluft macht frei' gilt für viele Migranten, für viele Flüchtlinge, für viele Menschen aus ländlichen Regionen, die dort immer schwieriger ihre Zukunft sehen. Daher ist eine kritische Analyse mit dem Blick in die Zukunft unabdingbar - sogar überlebenswichtig", sagte Neumann.

Für die Bewältigung dieser Veränderungen - einerseits Urbanisierung - andererseits Strukturwandel im ländlichen Raum - dafür seien die kommunalen Kompentzcluster für das Grün (Die Gartenämter) heute notwendiger denn je. "Und wenn sie dann noch so exzellent geführt, strukturiert und mit vielen Innovationen den Alltag bewältigen wie hier, dann ist es eine große Ehre auch für die DGG Dank und Anerkennung auszusprechen" so Neumann.

Prof. Klaus Werk von der Hochschule Geisenheim verwies schließlich auf die vielen persönlichen Kompetenzen, die Helmut Kern in seinem Amt vereint habe. Die Stadt Karlsruhe stehe dabei nicht nur für ein sehr gutes Beispiel gelungener Entwicklung eines Grünflächenamtes, sie habe auch von Anbeginn das Zusammendenken von ökologischen Anforderungen und den nutzungsbedingten gestaltgebenden Faktoren im kommunalen Grünsystem vollzogen. Pflege und Unterhaltung wurde dementsprechend auf beide Komponenten ausgerichtet. "Helmut Kern steht für eine sehr moderne und integrierende Sicht der komplexen Aufgaben im Grünflächenmanagement. Damit hat er auch bundesweite Beispiele gesetzt", sagte Werk. Eine Herzensangelegenheit sei ihm immer auch die Landschaftsplanung gewesen. Es gelang Helmut Kern die Landschaftsplanung als kommunale Aufgabe mit den Erfordernissen des städtischen Grüns zu kombinieren.

Helmut Kern wirkte nicht nur bundesweit im Rahmen der GALK, sondern auch für die bundesweite Tagungsreihe "StadtNatur" von BBN und GALK, die 2018 mit seiner Unterstützung in Hamburg wieder stattfinden wird.

"Was macht Helmut Kern persönlich aus? Viele Lachfalten von einem sehr freundlichen dreinschauenden Herrn, Gelassenheit und Zuversicht, hohe Disziplin und Zuverlässigkeit, Sachkunde und das Ringen um Qualität in der Aufgabenwahrnehmung, Verbindlichkeit und Klarheit, Kollegialität im Umgang, stete Freundlichkeit und Höflichkeit im Umgang sowie Respekt" so Werk.

Helmut Kerns Karriereweg lag in Karlsruhe im Grünflächenamt und ging dort immer aufwärts von Stufe zu Stufe, von der Sacharbeit über die Abteilungsleitung bis zur Amtsleitung und er hat dabei nie pausiert. "Er ist ein Westfale in Baden. Dort wurde er bestens aufgenommen und respektiert, so dass er jetzt auch dort zuhause ist und bleiben wird", schloss Werk seine Laudatio.

M. A. Mechthild Klett
Autorin

Stadt+Grün, Redaktionsleiterin

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