Die besten „FirmenGärten 2017“ in Niedersachsen und Bremen

Heilende Gärten

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Firmengärten Gartengestaltung
Erster Hauptpreis: Der Garten des Ev. Krankenhauses in Weende begeisterte die Jury durch seine Vielfalt. Verschiedene therapeutische Übungsstationen, Rundwege und Rückzugsorte sowie eine ansprechende Bepflanzung mit Blumenwiese, Obstbäumen und Herbstfärbern locken nicht nur Patienten, Mitarbeiter und Angehörige sondern auch die Nachbarschaft an. Foto: Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende

Gärten und Außenanlagen von Einrichtungen im Gesundheitsbereich werden idealerweise unter therapeutischen Gesichtspunkten gestaltet und haben nicht nur auf die Bewohner oder Patienten positive Auswirkungen. Die besten Gartenanlagen von Krankenhäusern, Seniorenheimen und therapeutischen Einrichtungen wurden Ende September 2017 in Osnabrück ausgezeichnet. Über 50 Einrichtungen der Gesundheitsbranche beteiligten sich mit ihren Außenanlagen an dem Wettbewerb FirmenGärten 2017 unter dem Motto "Gesundheit - Pflege - Therapie". "Gelungene Gärten und Außenanlagen im Gesundheitsbereich fördern den Genesungsprozess sowie das allgemeine Wohlbefinden und sind idealerweise Teil eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes. Auch tragen sie zum positiven Image der Einrichtung bei und leisten gleichsam wertvolle Beiträge für die Nachhaltigkeit und die Ökologie des Ortes", so der Tenor der Wettbewerbsjury.

Initiator des Wettbewerbs ist der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen und Bremen; Projektpartner sind die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Hochschule Osnabrück, der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla), der Rhododendronpark Bremen, das Bündnis für eine lebenswerte Stadt - grünes Bremen sowie die AOK Niedersachsen als wichtige Unterstützerin aus dem Gesundheitsbereich.

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Böschungen mit blühenden Wiesen und Beeten – Artenvielfalt, Bienenweide und ein erfreulicher Anblick auch aus dem Gebäudeinneren. Foto: Karen-Marleen Flachmann, Michael Werbeck, Silke Schwarz

Eine aus diesen Unternehmen interdisziplinär zusammengesetzte Jury von Fachleuchten sowohl aus der "grünen" als auch aus der "weißen" Branche wählte nach einer Vorauswahl und auf Grundlage der Bereisung von über 20 Gärten die Preisträger aus. Die teilnehmenden Einrichtungen erstaunten die Jury mit einer beeindruckenden Vielfalt an gestalterischen und therapeutischen Konzepten für diverse Zielgruppen auf sehr unterschiedlichem Terrain: In schönstmöglicher Weise - im Grünen und unter freiem Himmel - werden soziale Kontakte geknüpft und gepflegt, Kommunikation und Erinnerungsvermögen gefördert, die Fertigkeiten des Alltags geübt, Beweglichkeit, Balance und Ausdauer trainiert.

Aktivierung und Sinnstiftung fördern Wohlbefinden, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Rückzugsbereiche ermöglichen Regeneration und Naturerleben auch für Mitarbeiter und Besucher. Für Patienten beziehungsweise Bewohner, die das Gebäude nicht verlassen können, bietet die attraktive Aussicht in den Garten ebenfalls eine Steigerung der Aufenthalts- und Lebensqualität mit positiven gesundheitlichen Auswirkungen auf beispielsweise Schlafqualität, psychische Ausgeglichenheit und Genesungsdauer. Für die Mitglieder der Jury war es erfreulich zu sehen, wie hoch die positiven "Behandlungserfolge" von "Doktor Garten" seitens der Betreiber, Leiter und Mitarbeitenden der besuchten Einrichtungen beurteilt wurden. Die Laudatoren Michael Werbeck, Rhododendronpark Bremen, und Silke Schwarz, Hochschule Osnabrück, haben versucht, einzufangen, was an diesen Gärten, die sie im August 2017 persönlich kennengelernt haben, besonders ist.

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Zweiter Hauptpreis: Der Garten des Kinder- und Jugendhospizes Löwenherz in Syke spricht alle Sinne an und beeindruckt durch seine harmonische Gesamtkomposition. Besondere Bestandteile sind die beiden Erinnerungsbeete: hier das für die verstorbenen Jugendlichen, maritim gestaltet und bepflanzt, mit einem zentralen Leuchtturm und etlichen Segelschiffchen, welche "auf große Fahrt gehen". Foto: Alke Meyer
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Blick vom Kinderhospiz in Richtung Jugendhospiz – die Bereiche gehen fließend ineinander über. Rechts außen sind die geschnittenen Buchsbaumheckchen des Kinder-Erinnerungsbeetes zu sehen. Foto: Karen-Marleen Flachmann, Michael Werbeck, Silke Schwarz

Evangelisches Krankenhaus Göttingen-Weende: Garten als Raum funktioneller Therapie

Therapie und Erholung in wunderschöner Gartenanlage, das versprach die Beschreibung und die Jury war gespannt auf die Realität. Und erlebte Überraschungen: Auf der schwankenden Platte steht unsicher eine Patientin und hält sich mit beiden Händen an den gelben Haltestangen fest. Die Therapeutin steht hilfsbereit daneben und sagt: "Und jetzt versuchen Sie mal sich an der Halteschlaufe festzuhalten." Nur zehn Meter von dem kleinen abgeschirmten Bereich mit dem Straßenbahn/Busmodell zum Training der Körperbalance ist eine andere Therapeutin an der großen Tafel zusammen mit einem Patienten und übt das Öffnen und Schließen von unterschiedlichsten Fenstergriffen. Hinter ihnen rauscht der große, runde Brunnen, in dessen baumüberkronter trockener Mitte es sich zwei Mitarbeiter des Krankenhauses zur Mittagspause gemütlich gemacht haben, während eine private Foto-Arbeitsgruppe versucht, die schönsten Eindrücke des bunt blühenden Geländes einzufangen. Auf dem Rundgang durch diesen ungemein vielfältigen Park kommt die Jury auch noch an mehreren kleinen Gesprächsgruppen vorbei, deren Sitzplätze den Blicken lange verborgen bleiben und welche so große Abgeschiedenheit und Geborgenheit vermitteln. Sie begegnen einem älteren Herrn aus der Nachbarschaft, der seinen Hund ausführt und sich dankbar über diesen wohnungsnahen, attraktiven Park äußert, staunen über die Vielfalt der jungen Obstbäume mit prallen Früchten und folgen dem gaukelnden Flug eines Bläulings über die üppig blühende Wiese, die so geschickt als schräge Böschung angelegt ist, dass sie von den Krankenzimmern aus gut gesehen werden kann. Pergolen mit weiteren Sitzmöglichkeiten, wegebegleitende Parcours mit unterschiedlichen Bodenbelägen, variierende Treppen und Rampen, Stauden, Rosen und interessante Ziergehölze runden den topp-gepflegten Krankenhausgarten ab, in dem es zudem unterschiedlich lange, gut ausgeschilderte Rundwege - vom 90 Meter langen "Stadtrundgang" bis zur 230 Meter langen "Weltreise" - gibt. Dieser 7000 Quadratmeter große Firmengarten des Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende ist in vielerlei Hinsicht vorbildlich und bekam das einstimmige Votum als Sieger.

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Dritter Hauptpreis: der Gesundheitsgarten „Mentalis“ der KRH Psychiatrie in Wunstorf hat parkartigen Charakter, verbindet die zahlreichen Klinikgebäude aus unterschiedlichen Epochen miteinander und sorgt für ansprechende Orientierung. Foto: KRH Psychiatrie Wunstorf
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Einige Patientinnen und Patienten sind auch Teil des Gartenpflegeteams, welches den Park an markanten Punkten mit jahreszeitlich attraktiven Blickpunkten versorgt. Foto: Karen-Marleen Flachmann, Michael Werbeck, Silke Schwarz

Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz in Syke: Garten für die Seele

Zwischen Maisacker und Waldrand liegt das Gelände des Löwenherz-Hospizes und empfängt uns Besucher mit einer überwältigenden Blütenflut vor dem Eingang des Kinderhospizes, welche einen wohltuenden Kontrast zu der schlichten, modernen Architektur des Gebäudes bildet. Im Foyer hängen von den Kindern gestaltete Schmetterlinge unter der Decke - sie tauchen im sogenannten Erinnerungsbeet des zugehörigen Gartens thematisch wieder auf: der Schmetterling als Sinnbild für Verwandlung und Wiedergeburt, die Buchsbaumspirale als Doppelsymbol für ewiges Leben und Unendlichkeit. Dort liegen von den Familien der verstorbenen Kinder bunt bemalte Erinnerungssteine zwischen den Blumen. Der für alle Altersgruppen attraktive Garten des Kinderhospizes geht fließend in den des Jugendhospizes über - und bietet in beiden Bereichen vielfältige Möglichkeiten, Sinnespflanzen und auch Wasser aus dem Rollstuhl wahrzunehmen. Die Gästezimmer der Kinder und Jugendlichen befinden sich jeweils im Erdgeschoss und geräumige Terrassen ermöglichen ihre Nutzung vom Bett aus. Den betroffenen Familien stehen 28 Tage Aufenthalt pro Jahr hier zu - auch der idyllische Garten trägt maßgeblich zu ihrer Stärkung und Erholung bei. Er bietet sowohl Raum für Rückzug als auch für Kommunikation, beispielsweise in einem der vielen gemütlichen Strandkörbe oder an der rustikalen Feuerstelle. Für die Geschwisterkinder gibt es ebenfalls attraktive Angebote: Trampolin, Hängematte, Rutschberg, Bauwagen, Matschplatz und Bachlauf sind Beispiele hierfür.

Neue Komponenten des Gartens entstehen an sogenannten "Sozialtagen", welche von Mitarbeitern unterschiedlicher Betriebe aus der Umgebung wahrgenommen werden. Die Jury ist sich einig, dass diese Gartenanlage ein ganz besonderes Juwel darstellt.

KRH Psychiatrie Wunstorf: Garten als offener sozialer Raum

Spätestens, wenn man über die beschwingt geschwungene Brücke ins "Aueland" gekommen ist und am Sinnespfad und den Klangspielen fröhlich plaudernde Menschen trifft, die eindeutig nicht zu den Patienten der Klinik gehören, ist die wunderbare Befreiung der ehemals hermetisch abgeschlossenen Psychiatrie zu erleben. Die Öffnung zur Stadt ist gelungen, und mit ihr die Nutzung der weitläufigen und durch transparente Stelen gegliederte Parklandschaft des Gesundheitsgarten Mentalis. Dabei ist das Klinikum Wunstorf selber eine kleine Stadt, mit einer schier unüberschaubaren Anzahl von Gebäuden unterschiedlichster Aufgaben, die aber durch den verbindenden Park eine harmonische, gut strukturierte Einheit bilden. Die Pflasterung der Wege mit den einladend warm wirkenden Klinkern hilft dabei ebenso bei der Orientierung wie die Stelen mit ihren dezenten Hinweisen zu wichtigen Orten und Zielen. Dabei gliedern mannigfaltige Objekte gartengestalterischer und künstlerischer Höhepunkte die Parklandschaft, in die sich die ebenfalls aus roten Klinkern errichteten Gebäude, alte und moderne, homogen einfügen. Dass in diesem Garten, nein, diesem Park auch mit den Patienten gearbeitet wird, er auch therapeutisch genutzt wird, erkennt man an den verschiedensten Indizien. Die Mauer mit den von Patienten gestalteten Tontafeln, die Portraits im Skulpturengarten, die als Mosaiken verfremdeten Gegenstände im Bambus-Irrgarten, die therapeutischen Bewegungs- und Sportgeräte und noch manches mehr zeigt, dass der Mentalis Gesundheitsgarten nicht nur ein Konzept ist, sondern gelebte Gartentherapie. Auch die dezent gestaltete, gleichwohl eindrücklich mahnende Erinnerung an dunkle Zeiten grausamer Politik gegen die Menschenwürde hat einen nicht zu übersehenden Platz erhalten. Sehr gelungen, findet die Jury.

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Vierter Hauptpreis: Die partizipativ gestalteten, weitläufigen und naturnahen Außenanlagen von Gut Sannum laden nicht nur die 150 Bewohner mit unterschiedlichen Handicaps zum Spazieren und Naturerleben ein – die eigene Bio-Gärtnerei, die Café und Hofladen mit verlockenden Produkten versorgt und der wildverwunschene Bauerngarten mit seiner hohen Artenvielfalt locken außer dem zahlreiche Besucher an. Foto: Karen-Marleen Flachmann, Michael Werbeck, Silke Schwarz
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Die Bioland-Gärtnerei bietet reichhaltige Lernfelder und Betätigungsangebote. Auf der Weide nebenan stehen die gutseigenen Poitou Esel und Ponys - auch Gänse, Hühner und Angus- Rinder gibt es auf dem Hofgelände. Erweiterung geplant. Foto: Karen-Marleen Flachmann, Michael Werbeck, Silke Schwarz

Gut Sannum in Huntlosen: Garten als Raum zum Leben

Sich auf Gut Sannum wohl zu fühlen fällt nicht schwer: Unsere Autos haben wir auf dem eingegrünten Parkplatz abgestellt und betreten den zentralen Platz der alten Hofanlage, der mit rustikalem Pflaster, alten Bäumen, Spielplatz, Café und Hofladen in herrlichen alten Gebäuden zum Verweilen einlädt. Wie schön, dass hier keine Autos mehr parken. Das Gelände ist weitläufig und naturnah gestaltet, sehr unterschiedliche alte Gebäude sehen wir auf unserem Rundgang und begegnen etlichen freundlichen Bewohnern und Mitarbeitern - in der Gärtnerei, im Bauerngarten, auf dem Weg zum Hofladen mit einer frischen Ernteladung des eigenen Bio-Gemüses. Ich beiße in die allerdickste Karotte - lecker!

Vor sieben Jahren startete das Projekt "Natur erLEBEN für Alle", welches Hof und Umgebung barrierefrei umgestaltet und entwickelt hat - unter Einbeziehung der rund 150 Bewohner mit ihren sehr unterschiedlichen Einschränkungen sowie der Mitarbeitern, begleitet von einem Expertenteam für partizipative Planungsprozesse. Ein Modellprojekt mit tollen Ergebnissen: Hohe Akzeptanz und Identifikation mit dem eigenen Wohn- und Arbeitsumfeld, gesteigerte Lebensqualität sowie eine optimale Verknüpfung mit der Außenwelt sind die Folgen. Besucher und Kunden aus der Umgebung sowie Touristen, welche die über das Hofgelände führenden Rad- und Wanderwege nutzen, können die Angebote vor Ort für einen erholsamen und inspirierenden Aufenthalt nutzen und leicht ins Gespräch kommen. Wunderbar - ländliches Leben in einer bunten Vielfalt. Wir sind der Meinung: Dies ist ein Ort zum Wohlfühlen und Wiederkommen!

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Heinrich
Autor

Hochschule Osnabrück, FB Landschaftsarchitektur

Dipl. Ing. Silke Schwarz
Autorin

Dipl. Ing. Landespflege (FH), Landschaftsarchitektin

Dipl. Ing. Michael Werbeck
Autor

Dipl. Ing. Landespflege, Stiftung Bremer Rhododendronpark

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