Bianca Maria Rinaldi

Historische Reiseberichte zu chinesischen Gärten

Bücher Gartendenkmalpflege

Beim Titel des Buches "Ideas of chines gardens" standen mir sofort die 2001 von mir besuchten Gärten Chinas vor den Augen, und die Erinnerung an die interessanten Gespräche mit meinen Kollegen aus Peking, Shanghai, Xian, Wuxi und Hangzhou. Vom Amtsleiter Shanghais gab es zum Abschied das Buch "Chinese famous Parks and Gardens" mit vielen Erläuterungen und Bildern, das für den IFPRA A/P Kongress am 6. Oktober 1999 in Hangzhou von den Grünflächenverwaltungen und der Zentralregierung heraus gegeben worden war. Darin hieß es zusammenfassend: "Chinesische Gärten basieren auf dem philosophischen Gedanken: Natürlich und künstlich in einem (natural and artificial in one). Sie verbinden nicht nur die Schönheit von natürlichen Bergen und Wasser, sondern auch künstliche Schönheit und humanes einfallsreiches Denken."

Bianca Maria Rinaldi hat mit diesem Buch in englischer Sprache nicht die Reihe der Bildbände ergänzt, sondern durch intensive, langjährige Recherche 35 Quellen von europäischen Besuchern aus dem 13.-19. Jahrhundert im Hinblick auf den Chinesischen Garten zusammengestellt, einzeln kommentiert und in der Einführung eine Wertung und Gesamtsicht erstellt. Das Buch macht die unterschiedliche Sicht der Entwicklung der chinesischen Gärten aus der Perspektive der Berichterstatter und oft auch ihrer Heimatländer deutlich. Zwangsläufig ergibt sich dabei das eigentliche Interesse der Besucher und ihrer Länder. Die Einführung wirft bereits viele Fragen auf, die aus der Sicht der Besucher in ihrer Zeit durch die Quellen beantwortet werden. Aber auch generelle Fragen werden aufgegriffen, zum Beispiel, ob der Englische Garten nur eine Kopie des Chinesischen Gartens sei, oder was unter der Natürlichkeit der Gärten zu verstehen ist, und ob wesentliche Unterschiede zwischen den parkartigen und den Hausgärten bestanden.

Beispielhaft sollen einige Aussagen herausgegriffen werden. Den Reigen der Quellen eröffnet Marco Polo mit seinem Aufenthalt in China 1275-1292, wobei sich Bianca Maria Rinaldi, wie bei allen anderen Quellen, auf die Aussagen zu den Gärten und ihre Nutzung beschränkt. So beschreibt Marco Polo im Palastgarten des Kaisers den See, dessen Aushub einen beachtlichen Hügel ergab, der mit immergrünen Bäumen bepflanzt war. Große Bäume wurden schon damals mit Hilfe von Elefanten verpflanzt. Der Garten war von einer Mauer umgeben, und in ihm gab es eine große Anzahl von wilden und zahmen Tieren.

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Legendäres Mamorschiff im Garten des Sommerpalastes in Peking. Foto: Horst Schmidt

Es folgten portugiesische, holländische Besucher und eine Gruppe französischer Jesuiten, die Ludwig XIV. nach China entsandt hatte, um diplomatische und wirtschaftliche Beziehungen zu knüpfen. Sie waren eine wichtige Quelle der Information über den Chinesische Garten für ganz Europa. Sie berichteten zum Beispiel über die Verwendung besonderer Steine, von Nachbildungen der Natur en Miniatur, von Fontänen und von der Natur nachempfundenen Szenen, die beim Betrachter erfreuliche oder überraschende Emotionen hervorrufen sollten. Einige von ihnen sahen Vorteile der chinesischen Gärten gegenüber den französischen Barockgärten, da diese mit ihrer übersteigerten Symmetrie und der kalten Monotonie die Anmut und Grazie der Natur vermissen ließen und viel unnötigen Aufwand und Arbeit erforderten.

Während die meisten Besucher nur ihren Eindruck über die Gärten beschrieben haben, fertigte Matteo Ripa 36 Stiche unter anderem von der Sommerresidenz des Kaisers in Chengde an und ermöglichte so eine bessere Vorstellung, da Bilder und Pläne mehr und klarere Informationen liefern können.

Auch der englische Architekt William Chambers beschrieb die chinesischen Gärten und wollte den seiner Ansicht nach langweiligen Englischen Garten mit chinesischen Szenen bereichern. Er hatte selbst zwar nur einige kleinere Gärten in Guangzhou gesehen, aber mit dem chinesischen Maler Lepqua Gespräche über die Gärten geführt.

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Typisches Gartentor im Stadtgarten Yu Yuan in Shanghai. Foto: Horst Schmidt

Bei den dargelegten Quellen wird deutlich, dass die europäischen Reisenden nur ganz beschränkt Zugang zu Gärten bekamen. Die großen kaiserlichen Gärten, wie der Garten des Sommerpalastes in Peking mit ungefähr 300 Hektar, waren der privaten Nutzung des Kaisers vorbehalten. Es war eine sehr große Ehre, wenn man durch so einen Garten geführt wurde. Das war bei den kleineren intensiver gestalteten Hausgärten ebenso und änderte sich erst nach der stärkeren wirtschaftlichen Öffnung ab 1860 ähnlich und zeitgleich wie in Japan.

Wer sich sehr für den Chinesischen Garten interessiert, wird von Seite zu Seite immer mehr vom Buch gefesselt. Er erfährt viele spannende Einzelheiten des Lebens in den Gärten, der jeweiligen sehr unterschiedlichen Ausprägung der großen und kleinen Gartenanlagen, der verwendeten Pflanzen, den typischen Steinsetzungen, den Seen und Hügeln sowie der Wasserverwendung.

Eine spannende Lektüre in englischer Sprache von Bianca Maria Rinaldi, Professorin der Landschaftsarchitektur der Universität Turin, die von der Universität Philadelphia 2016 herausgegeben wurde.

Dipl.-Ing. Horst Schmidt, Gartenbaudirektor a.D. Karlsruhe

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