Historische Wurzeln und moderne Herausforderungen

Gründerzeitliche Innenhöfe in Graz

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Graz, die Hauptstadt der Steiermark und zweitgrößte Stadt Österreichs, liegt im Südosten des Landes. Die Stadt verbindet historische Architektur mit modernen städtebaulichen Entwicklungen. Die Altstadt zeichnet sich durch historische Gebäude unterschiedlicher Epochen sowie ein dichtes Netz von Gassen und Plätzen aus, das im Laufe der Jahrhunderte gewachsen ist.
Innenhöfe Stadtklima
Abb. 1: Verwendung des Innenhofes als Abstellplatz für Fahrräder. Foto: Petra Kubin

Außerhalb des historischen Zentrums liegen die Gründerzeitviertel, die im 19. Jahrhundert während einer Phase wirtschaftlichen Wachstums entstanden. Diese Viertel sind durch geradlinige Straßenzüge und eine Bebauung mit Mietshäusern und Villen geprägt, die typisch für die städtebaulichen Konzepte dieser Zeit sind.

Die gründerzeitliche Bebauung in Graz entwickelte sich vor allem in den historisch gewachsenen Vororten rund um die Innere Stadt. Diese Gebiete, die heute den Kernbezirk um das Stadtzentrum bilden, wurden großteils ab Ende des 18. Jahrhunderts erschlossen, beginnend mit der Bebauung des Glacis und der Anlegung neuer Stadtviertel. Zwischen 1850 und 1914 führte ein moderater wirtschaftlicher Aufschwung in Graz zu geordnetem städtebaulichem Wachstum, wobei die Bautätigkeiten meist bürgerlich geprägt waren. Neue Straßenzüge entstanden in verschiedenen Vierteln, oft durch private Initiativen. Die gründerzeitlichen Häuser entstanden meist nacheinander und durch verschiedene Baumeister, was zur sukzessiven Bildung von Baublöcken mit Innenhöfen führte.

Die gründerzeitlichen Innenhöfe von Graz stellen ein bedeutendes urbanes Erbe dar, das sowohl historische als auch zeitgenössische Relevanz besitzt. Sie bieten nicht nur einen besonderen ästhetischen und historischen Wert, sondern auch bedeutende Funktionen für das städtische Mikroklima und die Lebensqualität der Bewohner.

Grazer Innenhöfe zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie im Vergleich zu Innenhöfen in anderen Städten größtenteils unbebaut sind. Dadurch entstehen weitläufige, zumeist grüne Freiflächen, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch eine hohe ökologische und soziale Bedeutung haben. Diese Flächen sind von der Straße aus in der Regel nicht einsehbar, was zu einem Gefühl der Abgeschiedenheit und Privatheit beiträgt, das in urbanen Räumen selten zu finden ist.

Trotz ihrer besonderen Eigenschaften und ihres Potenzials für die städtische Lebensqualität haben diese Grünflächen bisher in der wissenschaftlichen Literatur wenig Beachtung gefunden. Der vorliegende Artikel basiert auf der Dissertation der Autorin, die eine umfassende Untersuchung der Grazer Innenhöfe durchgeführt hat. Die Arbeit analysiert spezifische Merkmale, die diese Innenhöfe von ähnlichen urbanen Strukturen unterscheiden. Dadurch liefert die Dissertation wertvolle neue Erkenntnisse über die Bedeutung und das Potenzial von Innenhöfen für das städtische Leben in Graz.

Für die vorliegende Forschung wurden Innenhöfe ausgewählt, die vier spezifische Merkmale erfüllen:

  1. Der Innenhof befindet sich in einem der Grazer Bezirke, der zu großen Teilen gründerzeitliche Bebauung aufweist.
  2. Der Innenhof ist zum Großteil von gründerzeitlicher Bebauung umschlossen.
  3. Der Innenhof wird vor allem der Funktion "Wohnen" zugeschrieben oder ist zum Großteil von Wohnungen umgeben.
  4. Der Innenhof ist ganz oder teilweise geschlossen.

Diese Kriterien wurden sorgfältig gewählt, um eine konsistente und fokussierte Analyse der Innenhöfe im urbanen Kontext von Graz zu ermöglichen, wobei der Schwerpunkt auf den Aspekten Wohnen und städtische Raumstrukturen liegt.

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Abb. 2: Abgeschlossener Innenhofbereich. Foto: Petra Kubin
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Abb. 3: Nutzung des Innenhofes als Standort für eine Müllinsel. Foto: Petra Kubin
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Abb. 4: Freifläche im Innenhof mit wilder Begrünung. Foto: Petra Kubin

Nutzung und Funktionen der Innenhöfe im Wandel der Zeit

Die Raumaufteilung und Größe der Innenhöfe waren in ihrer Entstehungszeit von den örtlichen Gegebenheiten wie Straßenverläufen und bereits bestehenden Gebäuden abhängig. Bei Eckgebäuden fiel die Größe der Innenhöfe häufig geringer aus. Dies lässt sich anhand des nachgezeichneten Plans aus dem Stadtarchiv Graz (Abb. 6), der aus der Bauzeit der Gebäude stammt, erkennen. Der Plan zeigt, dass die Innenhofbereiche in ihrer Größe variieren. Die im Plan dargestellten blauen Linien markieren den Verlauf eines Flusses, der abschnittsweise oberirdisch und teilweise unterirdisch verläuft. Diese Parzellierung der Innenhöfe ist auch in der Gegenwart weitgehend unverändert, wie eine aktuelle Grafik des digitalen Atlas Steiermark (Abb. 7) veranschaulicht.

In den frühen Jahren wurden die Innenhöfe vor allem für hauswirtschaftliche Tätigkeiten genutzt, wie das Trocknen von Wäsche und das Klopfen von Teppichen. Bereiche, die weiter von den Wohnhäusern entfernt lagen, könnten möglicherweise der Eigenversorgung durch Obstbäume gedient haben, auch wenn hierfür keine schriftlichen Belege gefunden wurden.

Die Gestaltung und Funktionalität der Innenhöfe waren indirekt auch durch Bauordnungen beeinflusst. Die erste Bauordnung von 1856 legte großen Wert auf ausreichende Belüftung und Lichtverhältnisse für Wohnungen, was durch großzügige Innenhöfe gefördert wurde. Die Bauordnung von 1867 verdeutlichte die Wichtigkeit angemessener Hofgrößen zur Vermeidung gesundheitlicher Beeinträchtigungen, ohne jedoch konkrete Mindestgrößen festzulegen.

Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene gesetzliche Regelungen entwickelt, um den Erhalt und die Gestaltung der Innenhöfe zu gewährleisten. Das Steiermärkische Raumordnungsgesetz von 2010 und das Stadtentwicklungskonzept 4.0 beinhalten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, Reduzierung der Lärmbelastung und Stärkung des ökologischen Gleichgewichts, was auch den Schutz und die Pflege von Innenhöfen umfasst. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entsiegelung und Wiederbepflanzung von Flächen sowie der Vermeidung des ruhenden Verkehrs auf diesen Flächen geschenkt.

Die Nutzung von Innenhöfen ist heute vielfältig und spielt insbesondere in urbanen Gebieten eine wichtige Rolle, die unter den Folgen von Überhitzung leiden. Diese Höfe bieten wertvolle Rückzugsorte, wobei etwa die Hälfte der Bewohner die Ruhe und Erholung schätzt, die durch die Abgeschiedenheit von der Straße und dem städtischen Lärm ermöglicht wird. Im Gegensatz dazu betont ebenfalls etwa die Hälfte der Befragten die Bedeutung von geselligem Zusammensein mit Freunden, Nachbarn oder der Familie, was eine hohe Wertigkeit für die Nutzung des Innenhofes besitzt.

Für Familien stellen Innenhöfe oft bevorzugte Orte für das Spielen von Kindern dar, da die Wege besonders kurzgehalten werden können und es größeren Kindern ermöglicht wird, selbstständig im Innenhof zu spielen. Wie die Abbildung 8 veranschaulicht, werden Innenhöfe von Personen mit Kindern signifikant häufiger genutzt als von Personen ohne Kinder.

Ältere Menschen profitieren ebenfalls von der Nähe dieser Grünflächen zu ihrer Wohnung, insbesondere wenn sie aufgrund eingeschränkter Mobilität keine großen Distanzen mehr zurücklegen können. Darüber hinaus fördert der Innenhof den sozialen Austausch mit Nachbarn, denen man bei alltäglichen Tätigkeiten wie dem Entleeren des Müllbehälters begegnet, der häufig im Innenhof platziert ist.

Allerdings zeigt die von der Autorin durchgeführte Umfrage, dass die Nutzung variieren kann. Während einige Bewohner den Innenhof regelmäßig nutzen, gaben 23 Prozent der Befragten an, den Innenhof gar nicht zu nutzen, was jedoch nicht bedeutet, dass die Aussicht oder die Möglichkeit, die Fenster aufzumachen und das Grün zu genießen, unbedeutend ist. Die Nutzung umfasst auch das Abstellen von Fahrrädern, Grillmöglichkeiten und gelegentlich auch Spielgeräte für Kinder, die in einigen Innenhöfen vorhanden sind.

Die meisten Innenhöfe in Graz sind privat oder semiprivat und stehen hauptsächlich den Bewohnern des jeweiligen Gebäudes, die ihn über das Treppenhaus erreichen, zur Verfügung. Öffentliche Zugänglichkeit ist in der Regel unerwünscht, um die Privatsphäre der Bewohner zu wahren und Sicherheit zu gewährleisten. Dieser Wunsch manifestiert sich in den zahlreichen Zäunen (Abb. 9), die eine klare Abgrenzung zu den benachbarten Innenhöfen innerhalb eines Baublocks sichtbar machen.

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Abb. 5: Ausgewählte Innenhöfe. Grafik: Petra Kubin
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Abb. 6 Parzellierung zur Entstehungszeit. Grafik: Petra Kubin nachgezeichnet Archivplan 1872Plan: Stadtarchiv der Stadt Graz, Mappe 3, Sign. 450/1872
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Abb. 7: Parzellierung heute. Grafik: Petra Kubin nach Digitaler Atlas Steiermark Onlinequelle: Digitaler Atlas Steiermark, https://t1p.de/tra9o (eingesehen 06.10.2022)

Optimierung urbaner Grünflächen: Potenzial und Ökosystemleitungen

Die Nutzung von Innenhöfen als Grünflächen in urbanen Gebieten stellt grundsätzlich ein sehr positives Beispiel für die sinnvolle und nachhaltige Nutzung von Flächen im innerstädtischen Bereich dar. Dennoch zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass das Potenzial dieser Flächen hinsichtlich ihrer Ökosystemleistungen häufig noch nicht vollständig ausgeschöpft ist.

Die Grafik "Ökosystemleistungen von Vegetationsstrukturen" (Abb. 10) von Grzimek aus dem Buch "Die Grüne Stadt" illustriert eindrucksvoll, dass die Wahl der Vegetationsstruktur einen erheblichen Einfluss auf die erbrachten Ökosystemleistungen hat. Während bereits eine einfache Rasenfläche gewisse positive Effekte auf das Stadtklima und die Umwelt hat, könnte der Nutzen durch die Anlage von komplexeren Vegetationsstrukturen, wie intensiv begrünten Flächen, erheblich gesteigert werden.

Ein Vergleich zwischen einer Rasenfläche und einem Park verdeutlicht diesen Unterschied in der Leistungskraft verschiedener Vegetationstypen: Die Biomasse eines Parks würde im Vergleich zu einer Rasenfläche um das Achtfache höher ausfallen. Noch eindrucksvoller ist der Vergleich mit "Intensivem Grün", bei dem die Biomasse um das Sechzehnfache höher wäre als bei einer herkömmlichen Rasenfläche. Diese Erhöhung der Biomasse ist von zentraler Bedeutung, da sie direkt mit der Fähigkeit der Vegetation zur Kohlenstoffbindung, zur Sauerstoffproduktion sowie zur Verbesserung der Bodenstruktur und -fruchtbarkeit verknüpft ist.

Darüber hinaus spielen intensivere Vegetationsformen wie Laubwälder eine entscheidende Rolle bei der Minderung von städtischen Wärmeinseln, da sie durch Verdunstungskühlung und Schattenwurf die Umgebungstemperaturen signifikant senken können. Die Temperaturminderung in solchen Bereichen ist nicht nur für das Wohlbefinden der Stadtbewohner von Bedeutung, sondern auch für die Verringerung der energiebedingten Belastung, beispielsweise durch Klimaanlagen.

Ebenso ist die Schadstoffbindung bei intensiv begrünten Flächen weitaus effektiver. Bäume und größere Pflanzenstrukturen sind in der Lage, eine größere Menge an Schadstoffen wie Feinstaub, Stickoxide und Schwermetalle aus der Luft zu filtern, was zur Verbesserung der städtischen Luftqualität beiträgt.

Ein weiteres wesentliches Kriterium ist die Lärmminderung. Während Rasenflächen eine gewisse Lärmdämpfung bieten, sind komplexere Vegetationsstrukturen, insbesondere solche mit einer dichten und hohen Bepflanzung, weitaus effektiver darin, Lärm abzuschirmen. Dies geschieht durch die physische Barriere, die Pflanzen bilden, sowie durch die Geräuschabsorption durch Blätter, Äste und Stämme.

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Abb. 8: Nutzung mit Kindern laut Auswertung der Bewohnerinnen- und Bewohnerbefragung, durchgeführt von Petra Kubin, Durchführungszeitraum Mai 2017 bis Juli 2018 Grafik: Petra Kubin

Berücksichtigung der Bewohnerbedürfnisse und klimatischer Anforderungen

Die Umsetzung einer intensiven Begrünung in urbanen Innenhöfen muss zwingend unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bewohner erfolgen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass ein angemessener Abstand zwischen den bepflanzten Flächen und den Gebäuden eingehalten wird, um Platz für die Nutzung durch die Bewohner zu gewährleisten. Darüber hinaus ist es essenziell, dass die bestehenden Abgrenzungen, die für das Sicherheitsempfinden der Bewohner von großer Bedeutung sind, erhalten bleiben.

Trotz der begrenzten Fläche in urbanen Innenhöfen sollten auch Spielmöglichkeiten für Kinder berücksichtigt werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass natürliche Elemente wie Bäume und Sträucher, die Teil der intensiven Begrünung sind, oft als besonders attraktive Spielorte für Kinder dienen. Diese natürlichen Spielorte fördern die Kreativität und motorischen Fähigkeiten der Kinder und bieten ihnen vielfältige und abwechslungsreiche Erlebnisse, die weit über das hinausgehen, was herkömmliche Spielgeräte bieten können.

Ein weiterer entscheidender Aspekt bei der Planung und Umsetzung intensiver Begrünungsmaßnahmen ist die sorgfältige Auswahl der Pflanzenarten. Angesichts der zunehmend spürbaren Auswirkungen des Klimawandels müssen die gewählten Arten an die veränderten klimatischen Bedingungen angepasst werden. Dabei ist es wichtig, Pflanzen zu wählen, die sowohl extremen Wetterereignissen wie Starkregen als auch längeren Dürreperioden standhalten können. Diese Resilienz der Vegetation ist entscheidend für die langfristige Stabilität und Funktionsfähigkeit der Grünflächen.

Darüber hinaus sollte die Pflanzenauswahl auch ökologische Kriterien wie die Förderung der Biodiversität und die Nachhaltigkeit berücksichtigen. Die Integration einheimischer und widerstandsfähiger Pflanzenarten trägt zur Schaffung ökologisch wertvoller Lebensräume bei und unterstützt die Erhaltung der biologischen Vielfalt in städtischen Räumen. Solche Pflanzen sind besser an die lokalen Umweltbedingungen angepasst und können einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Stärkung der ökologischen Resilienz gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels leisten.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Planung und Umsetzung intensiver Begrünungsmaßnahmen in städtischen Innenhöfen eine integrative Herangehensweise erfordert, die die vielfältigen Bedürfnisse der Bewohner, ökologische Anforderungen und funktionale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Durch eine sorgfältige und durchdachte Gestaltung dieser Grünflächen können nicht nur das Wohlbefinden der Bewohner gefördert, sondern auch nachhaltige und klimaresiliente urbane Ökosysteme geschaffen werden.

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Abb. 9: Satellitenbild mit Abgrenzungen.Foto aus Google Maps abgerufen am 01.09.2024 Grafik: Petra Kubin
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Nachgezeichnet und gekürzt aus: Breuste, Jürgen: Die Grüne Stadt. Stadtnatur als Ideal, Leistungsträger und Konzept für Stadtgestaltung. Berlin, 2019. Grafik: Petra Kubin

Klimatische Herausforderungen und die Rolle der Innenhöfe

Die Stadtklimakarte von Graz wurde vom Institut für Geographie und Raumforschung der Karl-Franzens-Universität im Auftrag der Stadt Graz erstellt, um klimatische Bedingungen und Überhitzungsrisiken zu analysieren. Dabei wurde festgestellt, dass die gründerzeitlichen Gebiete der Stadt Graz, die sich durch eine dichte historische Bebauung auszeichnen, in besonderem Maße von Überhitzung betroffen sind. Diese Überhitzung tritt vor allem in Gebieten auf, die innerhalb der stark bis sehr stark von Hitze belasteten Zonen liegen.

Die Ursachen für die erhöhte Wärmebelastung in diesen Gebieten sind vielfältig. Zum einen spielt die topografische Lage von Graz eine wesentliche Rolle. Die Stadt befindet sich in einem windarmen Tal, was zu einer verminderten natürlichen Luftzirkulation führt. Diese ohnehin begrenzte Durchlüftung wird durch die dichte Bebauung in den gründerzeitlichen Stadtteilen weiter eingeschränkt. Die Kombination dieser Faktoren begünstigt die Entstehung sogenannter Wärmeinseln, in denen sich die Wärme tagsüber stärker anstaut und nachts nur unzureichend abkühlt. Diese städtischen Wärmeinseln stellen eine erhebliche Herausforderung für das Stadtklima dar, da sie zu einer erhöhten Belastung für Bewohner führen können, insbesondere in den Sommermonaten.

Trotz der allgemeinen Tendenz zur Überhitzung in den gründerzeitlichen Stadtgebieten zeigt die Stadtklimaanalyse, dass Wohnungen in Baublöcken, die über begrünte Innenhöfe verfügen, ein vergleichsweise angenehmes und bioklimatisch behagliches Wohnklima aufweisen. Begrünte Innenhöfe tragen maßgeblich zur Verbesserung des Mikroklimas bei, da Vegetation und Grünflächen die Umgebungstemperaturen senken und die Luftfeuchtigkeit erhöhen können.

Der Begrünungsgrad der Innenhöfe in den gründerzeitlichen Gebieten von Graz ist in der Regel relativ hoch. Viele dieser Innenhöfe sind durch einen signifikanten Anteil an Wiesenflächen sowie das Vorhandensein von Bäumen und Sträuchern gekennzeichnet.


Quellen:

Daten von Begehung und Fotoauswertung, durchgeführt von Petra Kubin, Durchführungszeitraum Mai bis Juli 2017

  • Daten von Bewohnerinnen und Bewohnerbefragung, durchgeführt von Petra Kubin, Durchführungszeitraum Mai 2017 bis Juli 2018
  • Grazer Bauordnungen, abgerufen über das Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS), https://ris.bka.gv.atGraz Stadtplanung: Stadtentwicklungskonzept der Landeshauptstadt Graz 4.0.

Stadtklimaanalyse

  • Reinhold Lazar, Wolfgang Sulzer: Stadtklimaanalysen 1986, 1996, 2004 & 2011, Stadt Graz
    Online Abrufbar: https://t1p.de/47987 am 30.06.2021

 

  • Steiermärkische Raumordnungsgesetz von 2010, abgerufen über das Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS), https://ris.bka.gv.at
BSc. Ba. Petra Kubin
Autorin

Technische Universität Graz, Institut für Städtebau

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