Heiko Lieske/Erika Schmidt/Thomas Will:

Hochwasserschutz und Denkmalpflege - Fallbeispiele und Empfehlungen für die Praxis

Bücher Flutungsflächen

Der als Handbuch konzipierte Band setzt sich erstmals systematisch mit zahlreichen Einzelfällen auseinander, in denen umfassende Hochwasserschutzmaßnahmen Gegenstände des Denkmalschutzes wesentlich berührten. Bisher war die Beachtung von gestalterischen und denkmalpflegerischen Aspekten bei der Umsetzung von Hochwasserschutzkonzepten nicht vergleichend untersucht worden. Dabei ist die Berücksichtigung der kulturellen und denkmalpflegerischen Belange auch nach Wasserrecht vorgeschrieben. Welche Erfahrungen liegen vor und vor allem: Wie lassen sich für beide Seiten zufriedenstellende Lösungen erreichen?

Anlass der Untersuchung im Rahmen eines DFG-Forschungsvorhabens an der Fakultät Architektur der TU Dresden waren den letzten "Jahrhunderthochwassern" folgende erhöhte Anforderungen im Hochwasserschutz und die dadurch ausgelöste umfangreiche, oft tief in die stadt- und landschaftsräumliche Situation eingreifende Bautätigkeit. Im Hauptteil werden auf 230 Seiten die Fallbeispiele einzeln analysiert. Sie bilden bewusst ein möglichst großes Spektrum an Handlungsoptionen ab. Zwölf Beispiele werden ausführlich behandelt, diskutiert, nach einheitlichen Maßstäben bewertet und um zehn "Kurzporträts" ergänzt. Ziel ist die Bewertung der "Integration von Hochwasser-, Denkmal- und Stadtbildschutz". Die Analyse ermöglicht dem Leser durch schnörkellose, zweispaltige Texte mit reicher und anschaulicher Bebilderung (zum Beispiel Stadtansichten der Vorher- und Nachher-Situation und Detailpläne), sich in die Orte einzufühlen und die Bewertung der Wissenschaftler nachzuvollziehen. Besonders anschaulich sind die "Schwarzpläne" mit Höhenlinien, Gewässern und ihrem Überschwemmungsgebiet, der Hochwasserschutzanlage und den Baudenkmalen (ohne Gartendenkmale). Die als Lesezeichen eingebundene Legende und ein Glossar erschließen die Materie auch dem nicht fachkundigen Leser. Die Fallbeispiele sind nach der Raumwirksamkeit der Hochwasserschutzkonzepte geordnet, von unauffälligen Lösungen über mobile Maßnahmen, über ortsfesten Schutz geringer Höhe und raumabschließende Schutzbauwerke bis hin zur großräumigen Umstrukturierung. In dieser Reihenfolge werden die Denkmale selbst, insbesondere aber ihr Wirkungsraum zunehmend verändert.

Es folgt eine fallübergreifende Gesamtauswertung mit einer anschaulichen Ergebnistabelle. Hier zeigt sich insbesondere, dass die Führung der Trasse und das angestrebte Schutzniveau in erheblichem Maße bestimmen, wieweit sich die Schutzbauten integrieren lassen. Eine Optimierung der Trassenführung ist erfolgversprechend, da sie durch Vor- und Rücksprünge eine Anpassung ans Relief und an den Rhythmus des Bestandes ermöglicht. Selbst bei raumabschließenden Bauwerken können neue Gestaltqualitäten entstehen, wenn dies rechtzeitig in die Zielsetzung eingebracht wird.

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Kloster Weltenburg an der Donau, Blick von Osten (2009) Foto: Fraunhofer IRB-Verlag

Insgesamt erscheinen Hochwasserschutzanlagen, die über einen längeren Zeitraum diskutiert und von (Landschafts-)Architekten gestaltet, etwa in Sequenzen aufgelöst und sorgfältig dem städtebaulichen oder landschaftlichen Kontext angepasst wurden, besser integriert. Im Entscheidungsprozess kann ein Abstecken von Varianten im Gelände den Beteiligten vor Ort eindrücklich vermitteln, wie Räume in der Fußgängerperspektive zerschnitten werden können.

Zuletzt werden Empfehlungen abgeleitet ("Leitlinien"). Durch koordinierte Planung können kulturelle Werte rechtzeitig erkannt werden. In Verbindung mit anderen Programmen lässt sich der Nutzen der Schutzbauten über den (selten eintretenden) Fall des Hochwassers hinaus erhöhen. Letztlich kann der technische Hochwasserschutz aber keine absolute Sicherheit bieten, da auch das Bemessungshochwasser überschritten werden kann. Daher sind bei der Risikoabwägung in etlichen Beispielen Vorkehrungen für eine kontrollierte Flutung integriert worden. Hochwasserschutz ist eine langfristig und großräumig wirkende, strukturell wichtige Bauentscheidung. Gerade weil er öffentlich gefördert und von Geschädigten immer wieder vehement gefordert wird, ist der Handlungsdruck hoch. Die Leitlinien, die das Handbuch aus Analyse und Synthese der aussagekräftigen Fallbeispiele ableitet, plädieren für eine besonnene, nachhaltige Umsetzung etwa nach dem Leitsatz "kontextuelle Antworten statt Typenlösungen". Das integrierte Konzept soll im Idealfall bereits vor dem förmlichen Genehmigungsverfahren stehen.

Dr.-Ing. habil. Eva Benz-Rababah

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