Die Physik der Grundfarben – Pflanzplanung mit Blütentönen

Im Rausch der Farbsinne

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Blühgehölze Landschaftsarchitektur
Abb. 1: Als Naturforscher und -beobachter beschäftigte sich Johann Wolfgang von Goethe auch mit den Farben. In seinem berühmten Farbkreis ordnete er den wichtigsten Tönen sechs unterschiedliche Eigenschaften zu. Grün ist bei ihm etwa "nützlich", rot "schön" und orange "edel". Der äußere, leicht verschobene Kreis ergänzt Substantive wie zum Beispiel "Vernunft" oder "Phantasie". Foto: Wikipedia (gemeinfrei)

Weiß - Reinheit, Unschuld, Eleganz

In Gärten und Landschaften dominiert zwar eindeutig das Grün, doch erst die ganze Palette weiterer Farben lässt Vielfalt und Abwechslung entstehen. Vor allem Stauden bringen Farbe in Pflanzungen. Aber auch Gehölze und manche Gräser sorgen für Farblichkeit im Beet. Pflanzpläne werden oft nach Blütenfarben und jahreszeitlichen Erwägungen erstellt. Im ausgehenden Winter beginnt der Farbreigen mit Weiß (z. B. Schneeglöckchen, Märzenbecher), gefolgt von Rosatönen (etwa Zierkirschen, Obstbäume) und Gelb im Frühling (Winterlinge, Forsythie). Im Sommer dominieren oft Pastellfarben und über das gesamte Jahr hindurch setzen kräftiges Rot und Blau Akzente, mit allen Zwischentönen.

Von Natur aus sind die Farben ganz unterschiedlich verteilt. Es dominieren neben dem neutralen Weiß (ca. 29 % der Blüten) die Grundfarben Gelb (28 %), Blau (ca. 6 %) und Rot (unter 4 % Anteil). Das restliche Drittel entfällt auf Übergangs-, Misch- und Sonderfarben. Grund für die niedrigen Anteile von Rot und Blau ist die Sichtbarkeit der Farben für die bestäubenden Insekten. Helle Farben werden gut erkannt, dunkle schlecht. So haben Pflanzen mit roten und blauen Blüten einen Bestäubungs- und Vermehrungsnachteil. Früchte hingegen sind überwiegend rot und blau, werden von Vögeln gesehen, gefressen und die Kerne/Samen verbreitet.

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Abb. 2: Weiß ist physikalisch keine Farbe, sondern die Summe von allen, wenn sie sich nach Zerlegung wieder spektral bündeln. Weiß steht für Reinheit, Unberührtheit und Eleganz. Die Biene stört es wenig bei diesen leuchtenden Dahlien. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 3: Magnolien im Allgemeinen blühen meistens weiß bis rosa. Die Kobushi-Magnolie (Magnolia kobus) oder M. x loebneri \'Merrill\' mit ihren vielen langen Petalen blühen jedoch strahlend reinweiß zwischen Ende März und Anfang Mai. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 4: Im Frühling bildet Bärlauch (Allium ursinum) dichte weiße Blütenteppiche, sowohl in lichten Wäldern, als auch in Gärten. Noch vor der Blüte können die frischen Blätter geerntet und verzehrt werden (Achtung: Verwechslungsgefahr unter anderem mit Maiglöckchen und Herbstzeitlose, sehr giftig!) Foto: Thomas Herrgen

100Schon immer gab es Bemühungen, mehr rote und blaue Blütentöne zu züchten oder gar Richtung schwarz zu intensivieren, weil sie beim Menschen so beliebt sind, etwa rote Rosen, blaue Enziane oder "schwarze" Tulpen. Zuchtnamen wie "Knallblau" oder "Blauer Spatz" belegen das. Welche Stauden und Pflanzen blühen weiß, gelb, rot und blau? Welche Physik steht hinter den Blüten- und Fruchtfarben des RGB-Systems und der Nichtfarbe Weiß?

Auch wenn Weiß im eigentlichen Sinne gar keine "Farbe" ist tritt sie als Blütenton sehr dominant in Erscheinung. Sie ist ein wichtiger Vermittler zu anderen Farben. Weiß kann aufhellender Hintergrund sein, beruhigender Teppich oder strahlt sogar edle royale Eleganz aus. Als Kontrast zum alles dominierenden Grün hat Weiß oft eine ausgleichende Funktion, da es im Grunde zu allen realen Farben passt.

Weiß ist physikalisch keine Spektralfarbe, sondern setzt sich umgekehrt aus der Summe aller Regenbogenfarben zusammen. Im digitalen Zeitalter addiert sich Weiß als Summe gleicher Anteile von Rot, Gelb und Blau im RGB-Farbsystem. Das Wort weiß geht etymologisch auf das Mittel- und Althochdeutsche "wiz" zurück, das zugleich Weizen bedeutet. Im Indogermanischen steht es für "leuchten, glänzen, hell". Und tatsächlich wird mit Weiß oft frisch gefallener Schnee assoziiert, der von der Sonne beleuchtet als der weißeste und hellste aller reinweißen Töne gilt.

Wegen seiner Helligkeit und Leuchtkraft steht Weiß bis heute für Unschuld ("weiße Weste"), für Unsterblichkeit und Unendlichkeit. Kulturell und religiös steht Weiß oft für Freude, Glück (Hochzeit in Weiß) und Reinheit. In manchen Kulturen, wie etwa im Buddhismus, aber auch in europäischen Ländern wie den Niederlanden und Belgien ist Weiß jedoch die Farbe der Trauer, im Unterschied zum sonst weit verbreiteten Schwarz. In Frankreich war Weiß die royale Farbe. Die Standarte des französischen Königs bestand aus einem ganz schlichten weißen Banner.

Blütenfarbe Nummer eins

In der Natur ist der Anteil weißer Blüten hoch. Schon im oder zum ausgehenden Winter blühen Christrosen (Helleborus niger) die Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), später Märzenbecher (Leucojum vernum), Tulpen und Narzissen, Anemonen (Anemone nemorosa) Krokusse (Crocus vernus subsp. Albiflorus), schließlich Maiglöckchen (Convallaria majalis) und die vielen Arten und Sorten der Obst- und Zierobstbäume, wie Kirschen, Äpfel und Birnen. In Massen herabgefallene Blütenblätter wirken oft wie Schneeteppiche im sonnigen Frühling. Die Farbdefinitionen reichen unter anderem von "reinweiß" und "blütenweiß" bis "schneeweiß", bei geringen Gelb-, Rot- oder Grauanteilen auch "cremeweiß" oder "roséweiß".

Weiße Gärten - Schattengärten

Zu Jahresbeginn zeichnen viele weiße Blüten einen sanften Übergang von der Schneeperiode zum ersten Hauch von Frühling. Ein Beet etwa mit Gänsekresse (Arabis 'Alabaster'), Weichem Honiggras (Holcus mollis 'Albovariegatus'), der Tulpe 'Calgary', mit Gänseblümchen (Bellis perennis) und weißen Hyazinthen (Hyacinthus 'White Pearl') leuchtet komplett weiß und ersetzt optisch auch den nicht mehr so regelmäßig auftretenden Schnee. Ein Garten mit weiß blühenden Pflanzen verbreitet eine ganz eigene Stimmung. Das Bild ist ruhig, hell und strahlend, auch ohne direkten Sonnenschein.

Einige Weißblüher eignen sich sehr gut für flächige Schattenlagen, etwa die Schaumblüte (Tiarella cordifolia), oder Weißes Immergrün (Vinca minor 'Alba'), kombiniert mit Schattengrün (Pachysandra terminalis) als Bodendecker oder weiß blühenden Funkien (z. B. Hosta sieboldii 'Snowflakes' oder 'Alba') zur punktuellen Betonung. Unter den Funkien gibt es auch einige Arten und Sorten mit panaschierten, weiß-grünen Blättern, etwa die Weißrand-Funkie (Hosta fortunei 'Patriot') oder die Riesen-Weißrand-Funkie (Hosta crispula), die wegen ihrer aufhellenden Wirkung gerne in Schattengärten gepflanzt werden. Als Dach eignen sich einige weiß blühende Sträucher wie Schneebälle (Viburnum) oder Hartriegel (Cornus), die das Bild abrunden. Sehr helles, geradezu gleißendes Schneeweiß beeindruckt so sehr, dass selbst im heißesten Sommer die Assoziation zu Schnee, Winter und Kühle erweckt wird. Im Zuge der Hitzesommer wie seit 2018 und des Klimawandels dürfte der Aspekt Weiß künftig noch relevanter werden.

Klassisch und wiederentdeckt

Bei den gezüchteten Stauden finden sich viele Sorten die mit Namen wie 'Alba', 'Dame Blanche', 'White Pearl', 'Boule de Neige' oder 'Snow flake' beziehungsweise 'Schneeflocke' das Weiß der Blüte treffend beschreiben. Zu den klassischen oder auch verlorenen und wiederentdeckten Stauden gehören einige interessante Arten und Sorten, die das gängige Staudenspektrum erweitern. Darunter etwa die Elfenraute (Artemisia lactiflora 'Weiße Dame') oder die Baltische Petersilie (Cenolophium denudatum). Der auch Hohlrippe genannte Doldenblütler mit dem fein geschlitzten Laub wird bis zu 1,5 Meter hoch. Im Juni erscheinen cremeweiße Blütenschirme in großer Zahl. Auch die Himalaya Silge (Cortia wallichiana) blüht ähnlich und gilt mit ihren bis zu 20 Zentimeter im Durchmesser großen, flachen und weißen Blütendolden als die "Königin der Doldenblütler" (Apiaceae).

Die Weiße Geißraute (Galega x hartlandii 'Alba') hat angenehm duftende, große Blütenkerzen. Sie stehen dicht beieinander und erstrahlen in einem sehr reinen Weiß. Die Kreuzung Galega x hartlandii wurde 1901 von der Hartland Nursery in Cork (IRL) eingeführt. Daraus gingen viele Auslesen, wie die Sorte 'Alba' hervor. Auch die Kleinblütige Flammenblume/Sommer-Phlox (Phlox paniculata 'Chione') und der Kerzen-Knöterich (Polygonum amplexicaule 'White Eastfield') sowie Weiße Lilien (Lilium) beleben das Staudenbeet mit ihren hell leuchtenden Blüten.

Gelb wie die Sonne

Mit dem Frühling ist die Farbe Gelb untrennbar verbunden. Als Blütenfarbe dominiert sie dann etwa bei Huflattich, Winterlingen, Krokussen oder Narzissen und Tulpen, später auch mit Blütenteppichen aus Löwenzahn oder Raps. Im Sommer folgen unter anderem Sonnenhüte, Rosen oder Sonnenblumen. Gelb steht symbolisch auch für Sonne, Helligkeit, Licht und Energie. Gelb wird sowohl als "frisch" und vor allem bei leichten Rotanteilen auch als "warm" empfunden. Die Farbe schafft Helligkeit in dunklen Ecken, Weite und Unendlichkeit. Die sehr breite Farbpalette geht von Hellgelb, Zitronengelb und Grüngelb über Reingelb, Dunkelgelb (dotterfarben) bis hin zum Quittengelb und besticht durch sehr viele Nuancen. Gelb ist aufmunternd, erfrischend und in jeder Jahreszeit lebendig schön.

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Abb. 5: Pfingstrosen (Gattung Paeonia) sind als Weiß-, Rosa- und Rotblüher verbreitet. Es gibt aber auch gelb blühende, wie etwa die Kaukasus-Pfingstrose (Paeonia daurica subsp. Mlokosewitschii), die schon ab Ende April blühen kann. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 6: Sehr viele Sonnenhüte (wie hier z. B. Rudbeckia) blühen im Hoch- und Spätsommer gelb oder goldgelb. Kleine Rotanteile in der Blüte und die strahlende Sonne lassen die Pflanzung kräftig dottergelb leuchten. Foto: Thomas Herrgen

Dem Wortursprung nach geht Gelb auf das westgermanische Adjektiv gel oder gelo ("gelb") zurück und hat (wie das Wort Galle) auch indogermanische Wurzeln. Dort bedeutet es "glänzend, schimmernd, blank". In der Physik ist Gelb als ein Farbreiz definiert, der vom Menschen dann wahrgenommen wird, wenn spektral verteiltes Licht mit dominierenden Wellenlängen zwischen 565 und 575 Nanometer das Auge erreichen. Licht mit dieser Eigenschaft kann auch als Körperfarbe remittiert sein.

Kulturhistorisch ist Gelb oft negativ besetzt. Redensartlich steht die Farbe für Neid und Gier. Gelb bezeichnet auch reale Giftigkeit, wenn etwa von Schwefelgelb oder Cadmiumgelb die Rede ist. Andererseits steht Gelb häufig auch als Synonym für Gold, Glanz und Reichtum. Johann Wolfgang von Goethe beschäftigte sich in seiner Farbtheorie mit den wichtigsten Grundtönen und ihrer Wahrnehmung. In dem daraus abgeleiteten Farbkreis symbolisiert Gelb den "Verstand". Auf einer zweiten Ebene ordnet er der Farbe die Eigenschaft "gut" zu. Gelb, als eine der drei Grundfarben, ist Teil des spektralen Regenbogens und durch Überlagerung mit Blau entsteht Grün, das im Pflanzenreich (Chlorophyll) zur Photosynthese und damit für die Energiegewinnung benötigt wird.

Pflanzensortimente in Gelb

Neben der großen Anzahl in der Natur haben Pflanzenproduzenten viele weitere Gelbblüher gezüchtet. Bei den Kunden ist die Farbe das ganze Jahr über sehr nachgefragt. Sortennamen wie beispielsweise 'Golden Sunlight' beim Gelben Ginster (Cytisus scoparius), 'Lemon Queen' bei der Stauden-Sonnenblume (Helianthus microcephalus), 'Lemon Bells' bei Kleinblumigen Taglilien (Hemerocallis) oder 'Hohes Licht' und 'Sonnenwende' bei der Strauchigen Nachtkerze (Oenothera fruticosa) zeigen, wie ausgeprägt das gezüchtete Blütengelb ist. Auffällig sind die vielen Sorten- und Hybridnamen, die die Begriffe "Gold" und "Licht" enthalten. Hinzu kommen gelbe Astern, Fingersträucher (Potentilla fruticosa) und -kräuter (etwa Gold-Fingerkraut, Potentilla aurea), Königskerze (Verbascum), Steinkraut (Alyssum), Mauerpfeffer (Sedum acre), sowie grün-gelbe und gelbliche Blüten von Frauenmantel (Alchemilla) oder Wolfsmilch (Euphorbia). Gelbe Blütenfarben lassen sich gut mit Blau, Weiß, Rot oder Brauntönen kombinieren.

Leidenschaftliches Rot

In der Gartengestaltung wird die Farbe sehr dezent verwendet, etwa bei Mauern aus roten Klinkern oder verputzt und in "Ochsenblut" gestrichen. Als Blütenfarbe sind vor allem warme blutrote Töne, wie etwa bei Rosen, Tulpen und Nelken sehr beliebt und verbreitet. Rot reizt das Auge in besonderer Art und Weise. In vielen Lebensbereichen als Signalfarbe eingesetzt verweist Rot oft auf eine Gefahr, ist Warnung und Attraktion zugleich. Die Farbe steht symbolisch auch für Inbrunst, Zuneigung und Liebe. Der Ton ist "warm" wie das Feuer, schafft Nähe, Behaglichkeit und Geborgenheit. Die Farbpalette geht vom durchschnittlichen Rot über Rubinrot bis Weinrot, von Hellrot (Rosa) bis Dunkelrot und Scharlachrot, von Purpur bis Zinnober und weit darüber hinaus. Rot hat viele Nuancen und Schattierungen, auch an den Rändern zu Blau (Violett) und Gelb (Orange). Sehr dunkles Rot wird zu Braun aber leuchtendes kräftiges Rot ist Leidenschaft pur!

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Abb. 7: In der Natur sind rote Blütentöne mit allen Changierungen eher selten (unter 4 %). Bei Züchtungen steht die Farbe jedoch ganz oben, so auch im Clematis-Sortiment. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 8: Rote Rosen sind die Lieblingsblumen vieler Gärtner*innen und das Symbol der Liebe schlechthin. Als Kletterrose zieren sie aber auch Gebäude, wie dieses Fachwerkhäuschen im Elsass. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 9: Schon der Name Blauregen (Wisteria sinensis) verrät, wie dieser (sehr giftige!) Kletterer an Fassaden und Pergolen später blüht. Im Mai/Juni erscheinen die Trauben vor dem Blattaustrieb und die Blüten jeder Einzeltraube öffnen sich alle fast gleichzeitig. Foto: Thomas Herrgen
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Abb. 10: Alle blau blühenden Salbei-Arten und -Sorten (Gattung Salvia) bilden schöne Teppiche und lassen sich gut mit anderen (Grund-) Farben kombinieren. Foto: Thomas Herrgen

Ethymologie und Physik

Rot geht auf das althochdeutsche rôt zurück. Es entwickelte sich aus dem germanischen rauða? von indogermanisch hereúd. Damit wurden Metalle, wie das rötliche Kupfer aber auch Gold bezeichnet. Der Farbton war so wichtig, dass er in der Sprachentwicklung schon sehr früh ein eigenes Wort erhielt, gleich nach der sprachlichen Unterscheidung von Hell und Dunkel.

Die Physik definiert spektrales Rot als Licht mit einer Wellenlänge zwischen 600 und 750 bis 800 Nanometer. Das menschliche Auge nimmt Licht als "rot" im Bereich von ungefähr 500 bis 650 Nanometer wahr, wenn das Spektrum überwiegend langwelliges Licht aufweist. Das menschliche Auge sieht aber auch dann ein Rot, wenn sich Blau in den kurzwelligen Bereich hinzumischt. Diese Rottöne werden als blaustichig oder "kühl" wahrgenommen und entsprechen keiner reinen Spektralfarbe mehr.

Bedeutungsvoller Farbton

Rot gehört zu den drei Grundfarben im RGB-System (Rot, Gelb, Blau), aus denen durch Mischung alle anderen Farben entstehen. Rot taucht als Spektralfarbe im Regenbogen auf und durch Überlagerung mit Gelb entsteht das bei der Herbstfärbung mancher Laubgehölze so schöne und satte Orange. Die Überlagerung mit Blau erzeugt vielfältige Violett-Töne, die als Blüten- und Fruchtfarbe, aber auch in der Herbstfärbung eine wichtige Rolle spielen. In seinem Farbkreis ordnete Johann Wolfgang von Goethe der Farbe Rot auf der Ebene der Eigenschaften ein schlichtes und prägnantes "schön" zu. Auf der zweiten Ebene der Substantive im äußeren Ring symbolisiert Rot den Übergang zwischen "Phantasie und Vernunft". In der russischen Sprache wurde für die Begriffe "schön" und "rot" lange Zeit das gleiche Wort verwendet.

Sehr gering ist der Anteil roter Blüten in freier Natur. In der Kulturlandschaft hingegen finden sich ganze Felder mit roten Rosen, so etwa im hessischen Steinfurth, einem traditionellen und berühmten Rosendorf. Auch Äcker mit Klatschmohn (Papaver rhoeas) prägen im Juni die Landschaft und zaubern mit den filigranen dünnen Blütenblättern einen beeindruckenden roten Farbteppich in die Welt, der aber nur von kurzer Dauer istl.

Im Bereich der Züchtungen ist Rot eine der beliebtesten Blütenfarben schlechthin. Im Garten lässt sich die Farbe mit allen hellen Tönen wie etwa Weiß, Hellblau oder Gelb kombinieren.

Unendliches Blau

Die intensive Blütenfarbe Blau tragen etwa Salbei, Rittersporn oder Lavendel. Blau steht symbolisch und real für Himmel und Wasser. Der Ton gilt als "kalt", schafft aber Tiefe und Weite, in der man sich "verlieren" kann. Die Farbpalette geht von Azur über Königsblau bis Taubenblau und weit darüber hinaus. Blau ist einfach schön!

Dem Wortursprung nach geht Blau auf das althochdeutsche "blao" zurück, was "schimmernd/glänzend" bedeutet. Physikalisch ist es jener Farbreiz der vom menschlichen Auge bei Lichtwellenlängen zwischen 460 und 480 Nanometer wahrgenommen wird. In Johann Wolfgang von Goethes Farbkreis symbolisiert Blau "Sinnlichkeit bis Phantasie". Auf einer zweiten Ebene sind der Farbe jedoch die Eigenschaften "unnötig bis gemein" zugeordnet. Erstaunlich gering ist der Anteil blauer Blüten in der Natur.

Blaue Pflanzensortimente

Im Unterschied zur Natur haben Pflanzenproduzenten sehr viele Blaublüher gezüchtet, da bei den Kunden die Farbe sehr nachgefragt ist. Sortennamen wie etwa 'Hidcote blue' bei Lavendel, 'Blauhügel' (Salbei) oder sogar 'Knallblau' (Ehrenpreis) zeugen auch davon, wie intensiv das gezüchtete Blau der Blüten ist. Hinzu kommen Aster, Akelei, Artischocke, Blaukissen, aber auch Enzian, Eisenkraut und Glockenblume, sowie blaugrüne und blau bereifte Blätter und Stängel verschiedener Stauden und Gräser, etwa von Funkien oder Blaustrahlhafer. Auch blaue Früchte wie Schlehe, Heidelbeere, Brombeere (fast schwarz) und Zwetschge haben die Natur und Pflanzenproduzenten im Angebot.

Im Obst- und Gemüsegarten bis hin zur Out- und Indoor-Küche macht sich der Mensch das Insektenverhalten gegenüber Blau seit langem zunutze. Überall, wo gekocht und mit Lebensmitteln umgegangen wird, ist oft die Farbe Blau zugegen, ob bei Fliesen, Wandanstrichen oder Böden innen, Zäunen, Pergolen und Lauben außen. Blau hält vor allem im Sommer Stechmücken, Wespen & Co. fern, da sie mit der Farbe, die sie als Dunkelgrau bis Schwarz wahrnehmen, nichts anfangen können. Und so spielt die Farbe bei Anstrichen, Verkleidungen, Türen und Fensterrahmen, etwa von Gartenlauben eine große Rolle. Auch Gartenbänke, Pergolen und Wassertonnen sind häufig blau gestaltet, um Insekten fern zu halten.

Blau lässt sich gut mit Weiß, Rosa oder Gelb kombinieren. Zumindest einige blaue Blütentupfer sind ein "Muss" in jedem Garten und runden ihn wohltuend ab.

Dipl.-Ing.(FH) Thomas Herrgen
Autor

Landschaftsarchitekt

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