Laudatio zur feierlichen Preisverleihung des Goldenen Ginkgo

In jedem Straßenbaum steckt ein Stück von Gerhard Doobe

von:
Goldener Ginkgo Straßenbäume
Gerhard Doobe, zuständig für das Hamburger Stadtbaummanagement im Amt für Naturschtz, Grünplanung und Bodenschutz hat in diesem Jahr den Goldenen Ginkgo erhalten. Foto: Mechthild Klett
Goldener Ginkgo Straßenbäume

Der Goldene Ginkgo führt uns hier heute am 2. Dezember in Hamburg zusammen. Das ist ein erfreuliches Ereignis. Ich muss Ihnen aber etwas gestehen, denn diese Laudatio hat mich vor ein Dilemma gestellt. Einerseits sitzt dort der zu Ehrende, der es bevorzugt, nicht im Rampenlicht zu stehen, denn er ist jemand, der sich auch im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit selbst eher nicht exponiert. Und andererseits haben wir von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 den einstimmigen Beschluss, Gerhard Doobe mit dem Goldenen Ginkgo auszuzeichnen. Und in der Tat, es ist nun wirklich an der Zeit, ihn für seine Leistungen und sein jahrelanges Engagement für das Grün angemessen zu würdigen.

Gerhard Doobe ist 1955 im Hamburg geboren, aufgewachsen auf der Uhlenhorst, er ist dort zur Schule gegangen und wohnt noch immer dort. Gerhard Doobe ist also wirklich gebietsheimisch. Nach der Schule hat er an der Universität Hamburg Biologie mit dem Schwerpunkt Phytopathologie studiert und hat 1985 sein Diplom gemacht. Er wollte nach seinem Studium ursprünglich Wissenschaftsjournalist werden, aber es kam anders. Im Jahr 1985 erhielt er das Angebot, in der Hamburger Umweltbehörde eine Stelle anzunehmen. Sein erstes Projekt war das Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Pflege und Sanierung von Baumstandorten". Bei diesem Projekt haben Gerhard Doobe und ich uns kennengelernt und gemeinsam mit Prof. Liese, Prof. Eckstein, mit Dr. Meyer-Spasche, mit Astrid Petersen in Koordination von Gerhard Doobe und Heiner Baumgarten sehr viele Untersuchungen von Park- und Straßenbäumen vorgenommen.

Der Biologe als Wissenschaftsjournalist

Rückblickend lässt sich feststellen, dass Gerhard Doobe damals schon viele Texte verfasst hat. Der Wissenschaftsjournalist kam dann also doch zum Tragen. Die Texte hießen und heißen noch heute: "Leitfaden", "Merkblatt", "Handlungsanweisungen" oder "Pflegekonzepte". Es geht um digitale Informationssysteme, um Steuerungsinstrumente auf ministerieller und bezirklicher Ebene, es geht um Grünflächeninformationssysteme, Spielgeräte-Kataster, das Hamburger Baumkataster und um Schulungskonzepte. Themen sind zudem Kosten-Leistungsrechnung in der Hamburger Grünverwaltung, Hamburger Stadtbaummanagement und im vergangenen Jahr zunehmend das Thema Klimafolgenmanagement. Insofern ist Gerhard Doobe als Biologe Wissenschaftsjournalist für seine Behörde geworden. Er transformiert wissenschaftliche Erkenntnisse und macht sie für die Mitarbeiter und Kollegen in den Hamburger Bezirken verfügbar. Zudem betreut er die Internetseite der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz.

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Fachkraft für Baumkontrolle (m/w/d), Stuttgart  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Goldener Ginkgo Straßenbäume
Die goldene Ginkgo-Nadel wird vom Patzer Verlag alljährlich gespendet. Überreicht wurde sie in diesem Jahr von Dr. Moritz Patzer. Foto: Mechthild Klett

Gerhard Doobe hat aber nicht nur wissenschaftsjournalistische Fähigkeiten, sondern ist auch ein guter Gesprächspartner. Er hat eine schnelle Auffassungsgabe, er hört gut zu, gibt Rückmeldungen, strukturiert die Gespräche und fasst sie schnell in ihren wesentlichen Ergebnissen zusammen. Schließlich leitet er die nächsten Schritte ein und zieht Schlussfolgerungen. Und dies tut Gerhard Doobe in integrierender Weise. Er nimmt seine Gesprächspartner mit und versteht es, auch Bündnispartner mit ins Boot zu holen. Das ist eines seiner Erfolgsrezepte. Zudem ist er ein guter Stratege, denn er denkt die Dinge vom Ende her. Er setzt sich sein Ziel und überlegt dann die Schritte von hinten nach vorn, die alle bewältigt werden müssen - seine Arbeit ist stets vorausschauend strukturiert. Nur aufgrund dieser Gesamtschau seiner Fähigkeiten ist er in der Lage, so viele verschiedene Projekte zu initiieren und erfolgreich durchzuführen.

Zu ihnen gehören zum Beispiel: Das ökologische Pflegekonzept von Waldparks in der Stadt, die Neuausrichtung in der Baumpflege, Stichwort: Abkehr von der Baumchirurgie zur modernen, heute üblichen Baumpflege. Weitere Themen sind die Sanierung von salzbelasteten Standorten durch das Ionen-Austausch-Verfahren und das digitale Baumkataster. Dieses Baumkataster wurde bereits vor 20 Jahren in Hamburg eingeführt, ein Planungsmittel, das in einigen Großstädten bis heute immer noch nicht eingerichtet wurde. Die Baumkontrolle mit leistungsstarken PEN-PCs-Computern hat er ebenso eingeführt wie die flächendeckende Gesundheitsprüfung aller Straßenbäume seit 2000, die Erfassung des Sanierungsbedarfs und seiner Finanzierung. Aus dieser Arbeit ist auch ein Fachbuch von uns beiden gemeinsam mit Heiner Baumgarten, Thomas Kowol, Petra Jaskula und Antje Lichtenauer hervorgegangen. All diese Arbeiten sind schließlich in die Baumkontrollrichtlinien der FLL eingeflossen, die inzwischen als bundesweiter Standard gelten.

Daneben hat Gerhard Doobe auch seine Fähigkeiten als Phytopathologe gezeigt. Das Hamburger Programm zur Reihenimpfungen von Ulmen, die Bekämpfung diverser Schädlinge oder die Untersuchung des Pseudomonas-Befalls bei Rosskastanien, an der das Institut für Baumpflege beteiligt war, sind einige Beispiele hierfür. Derzeit gibt es eine Untersuchung zum Sterben der Rosskastanie zusammen mit der Universität Hamburg und dem Pflanzenschutzamt Hamburg, an dem seitens der Behörde Torsten Melzer beteiligt ist. Die Ergebnisse hierzu werden 2020 auf den Deutschen Baumpflegetagen vorgestellt. Das Hamburger Cameraria-Projekt (HAM-CAM), mit dem Ziel, Maßnahmen zur Eindämmung der Miniermotte an Rosskastanien zu initiieren, ist ebenfalls zu nennen. Hieraus sind weitere Folgeprojekte entstanden.

Goldener Ginkgo Straßenbäume
Am 2. Dezember fand die Preisverleihung in Hamburg statt. Wie üblich wurde ein Ginkgo bilbao gepflanzt. Gespendet wird der Baum alljährlich von der Baumschule Bruns-Pflanzen-Export, vertreten durch Jan-Dieter Bruns, 2. v. r. Foto: Mechthild Klett

Bürgerbeteiligung und Unterrichtsmaterial für Schulprojekte

Ein weiteres großes Anliegen von Gerhard Doobe ist die Bürgerbeteiligung. So ist zum Beispiel Unterrichtsmaterial für die Grund- und Hauptschulen zur Bekämpfung der Miniermotte erarbeitet worden. Auf diese Weise werden die Bürger erreicht und mit eingebunden. Sein Amt hat sich darüber hinaus beim deutschlandweiten Straßenbaumtest beteiligt, des Weiteren gab es mehrere Sonderpflanzprogramme für Straßenbäume in Hamburg. Auf diese Weise konnten Baumlücken geschlossen werden, etwa auch durch die Pflanzaktion - "Mein Baum - Meine Stadt" zusammen mit der Loki-Schmidt-Stiftung - eine Aktion, die später von vielen anderen Städten aufgegriffen worden ist. Darüberhinaus hat Gerhard Doobe auch das Verbundprojekt "Stadtbäume im Klimawandel" mit der Universität Hamburg auf den Weg gebracht. Hieraus ist das Folgeprojekt, das Projekt "BoBaSt" entstanden, bei dem es um Zukunftsbaumarten, Trockenstress und geeignete Baumstandorte geht. Immer wieder hilfreich ist hier das Baumkataster, das eine gute Planungsgrundlage bietet. Zudem gibt es ein weiteres Bürgerbeteiligungsprojekt, das Online-Baumkataster, bei dem die Bürger miteinbezogen wurden und bei dem Informationen zu einzelnen Bäumen abgefragt werden können.

Bei der Durchsicht der vielen Projekte, wird deutlich, welche Arbeit Gerhard Doobe geleistet hat und es steht die Frage für den Senator im Raum, wie irgendwann einmal Gerhard Doobe nach seinem Ruhestand ersetzt werden soll? Dies wird sicherlich für beide Seiten eine Herausforderung! Aber für die Seite des Senats wird es sicherlich ein Horrorszenario, denn eine Nachbesetzung von Gerhard Doobe mit nur einer Person ist wahrscheinlich gar nicht machbar. . .

Goldener Ginkgo Straßenbäume
Der Preisträger mit seinen Laudatoren und Sponsoren: v .l. n. r. Prof. Dirk Dujesiefken, Dr. Moritz Patzer, Gerhard Doobe, Jan-Dieter Bruns, Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg und Prof. Klaus Neumann. Foto: Mechthild Klett

Einbindung der Kollegen und voneinander Lernen

All die vielen Projekte, die Gerhard Doobe auf den Weg gebracht hat, sind immer gemeinsam mit den Kollegen in den Bezirken umgesetzt worden, zum Beispiel bei der Einführung des Hamburger Baumkatasters zusammen mit der Firma geoval, dem Institut für Baumpflege und der Hamburger Umweltbehörde. Wir haben die Ergebnisse mit den Kollegen in den Bezirken rückgekoppelt und so voneinander gelernt. Wie dokumentieren wir Totholz? Was ist für euch relevant, was nicht, wie gestalten wir die daraus folgenden Maßnahmen, wo legen wir Prioritäten - lauteten die vielen Detailfragen, die sie uns beantworten konnten. So haben wir voneinander gelernt und alles gemeinsam optimiert, das war wirklich vorbildlich!

Durch die Arbeit von Gerhard Doobe wurde und wird das Grün in Hamburg besser gepflegt und saniert. Durch seine Arbeit wurden und werden sehr viele Bäume zusätzlich gepflanzt. Anders gesagt, wenn man alle Programme, die Gerhard Doobe auf den Weg gebracht hat, betrachtet, bedeutet das, dass in jedem Straßenbaum ein Stück Gerhard Doobe steckt. Und auch in jeder Grünanlage, steckt ein Stück Gerhard Doobe. Durch sein Wirken ist Hamburg grüner und lebenswerter geworden. Herzlichen Dank für diese wunderbare Arbeit an Gerhard Doobe.

Anmerkung

Der Artikel beruht auf der Laudatio des Autors zur Preisverleihung des Goldenen Ginkgo an Gerhard Doobe am 2. Dezember in Hamburg.

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen