Ein Projektbeispiel

Individuell gestaltete Spielplätze

von:
Richter Spielgeräte Landesgartenschauen und Grünprojekte
Feldloop-Spielplatz. Foto: Lichtschwärmer, Berlin

Beim Bau von Spielplätzen setzen Gartenschauen immer wieder Maßstäbe. Kinder und Familien sind hart umworbene Gäste. Sie sind anspruchsvoll und erwarten mehr als die übliche "Katalogware". So besteht im Rahmen solcher Projekte die Bereitschaft der Auftraggeber, innovative, thematisch gestaltete Spielplätze zu entwickeln.

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Auch unabhängig von solchen Großveranstaltungen besteht in Städten und Gemeinden zunehmend der Wunsch, Spielplätze als hochwertige, charakteristische und vor allem individuell gestaltete Anlagen zu realisieren. Dies stärkt die Attraktivität von Wohnquartieren und öffentlichen Freizeiteinrichtungen, lockt Besucher in touristische Regionen und stärkt die Akzeptanz der Anwohner gegenüber der Anlage eines Spielplatzes.

Solche Spielangebote können also "maßgeschneidert" auf den jeweiligen Standort und seine Anforderungen konzipiert werden. Darüber hinaus wird die kindliche Phantasie und Kreativität durch solche Themenspielplätze verstärkt angesprochen und eignet sich deshalb besonders für die in der kindlichen Entwicklung so wichtigen Rollenspiele. Dieser "Mehrwert" rechtfertigt den höheren Aufwand bei Planung, Koordination und Herstellung.

Am Beispiel der Spielplätze für die Landesgartenschau Norderstedt 2011 wollen wir den Planungs- und Herstellungsablauf solcher individueller Spielanlagen beschreiben.

Die Spielplätze der Landesgartenschau Norderstedt 2011

Im Stadtpark Norderstedt durfte unser Büro im Rahmen der Landesgartenschau 2011 gleich drei neue Spielplätze realisieren, die im Bezug auf Gestaltung, Spielwert und Aktionsangebot ein aufeinander abgestimmtes Gesamtkonzept ergeben sollten.

Auf dem rund 72 Hektar großen Gelände wurde zur Gartenschau ein Naherholungsgebiet für alle Generationen entwickelt. 2006 gewann das Büro Kiefer aus Berlin den Realisierungswettbewerb mit der Idee, die vorhandenen unterschiedlichen landschaftlichen Charakteristika des Gartenschaugeländes in ihrer spezifischen Identität zu stärken.

So entstanden sozusagen drei Parks in einem: der Seepark mit dem "Loop", einem neu geschaffenen, zwei Kilometer langen Rundweg um den vorhandenen See, der Waldpark mit neu angelegten Spazierwegen durch Birkenwald und Heide und der Feldpark, in dem über die Gartenschau hinaus Aktivitäten in der Natur veranstaltet werden.

In jedem dieser Parkbereiche sollten charakteristische Spielbereiche entstehen. Aufbauend auf dem thematischen und gestalterischen Gesamtkonzept entwickelten wir einen "Wasserloop", einen "Waldloop" und einen "Feldloop". Die Grundform des "Loops" als Einfassung waren das verbindende Element, die Farbgebung in blau, grün und gelb entsprach dem übergeordneten Farbkonzept der Schau.

Bei der Ausstattung der Spielplätze war es uns wichtig, auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Altersgruppen einzugehen. Gleichzeitig sollten sich die Spielbereiche harmonisch in die Umgebung einpassen.

Wasserloop

Der "Wasserloop" liegt am Ufer des Badesees in der Nähe des Seepark-Restaurant und steht ganz im Zeichen der Schatzsuche. Während sich die Eltern bei Kaffee und Kuchen stärken, waschen die Kinder Gold und wandeln auf den Spuren von Kit Bellew, dem berühmten Goldsucher.

Der Wasserspielplatz richtet sich an Kinder von etwa vier bis zwölf Jahren. Ein blaues Asphaltband umschließt eine Fläche aus goldgelbem Spielkies. Auf einer Seite schwingt das Asphaltband wellenartig nach oben und wird gleichzeitig zum Spielobjekt wie auch zum Sitzplatz für Besucher. Die andere Seite des Loops ist als Wasserlauf mit Spielgeräten gestaltet. Zwei Pumpen ermöglichen den Kindern Wasser in eine Rinne einzuleiten. Das Wasser läuft in eine mittige Sandfläche ab und kann als "Matschbereich" ins Spiel einbezogen werden. Im Inneren der Spielfläche können mit drei drehbaren Wasserspritzen "Wasserschlachten" ausgetragen werden.

Durch spezielle Schließvorrichtungen in der Wasserrinne können die Kinder Wasser anstauen. Verschiedene Einbauten wie ein Wasserrad, eine Wasserweiche oder die "Goldwäschertische" leiten das Wasser. Schließlich wird das Wasser zu einem Ablauf geführt, wo es in einer Rigolenanlage unter der Kiesfläche versickert. Stehendes Wasser und damit hygienische Probleme werden so vermieden.

Wegen strenger hygienischer Vorschriften wird die Anlage mit Trinkwasser gespeist. Zur Wasserersparnis wurden ausschließlich "interaktive" Geräte eingebaut. Nur wenn unterschiedliche Mechanismen wie Druckknöpfe oder Pumpen bedient werden, wird Wasser verbraucht.

Eine knorrige, mehrstämmige Hainbuche bildet als Schattenspender den markanten Mittelpunkt der Anlage. Die ursprünglich geplante "Dagobert-Duck-Skulptur" aus der Disney-Familie scheiterte leider an Markenschutzrechten und der anscheinend komplizierten firmeninternen Struktur des Konzerns.

Waldloop

In einen vorhandenen Birkenwald des Gartenschaugeländes wurde behutsam der "Waldloop" eingefügt. Die vorhandenen Birken mit ihren weißen Stämmen und dem hellgrünen, lichten Laubdach wurden zum gestalterischen Vorbild für die einzelnen Spielgeräte. So fügt sich die Spielanlage nun ideal in das vorhandene Wäldchen ein.

Ein "Loop" aus grünem Holzhäcksel bildet den Rahmen der Spielfläche im Wald. Liegende, abgeflachte Robinienstämme am Rand dienen als Sitzmöglichkeiten. Der Fallschutz innerhalb der Spielfläche wird durch ungefärbten Holzhäcksel gewährleistet.

Ein Spielparcours aus unterschiedlichen Brücken und Spielpodesten mit Kletterseilen, Rutschstangen und Leitern schlängelt sich am Rande der Birkenkronen bis zu einem vier Meter hohen Spielpodest, von dem aus eine Röhrenrutsche nach unten führt. Aneinander gereihte Spielpodeste führen die Kinder auf direktem Weg zur Röhrenrutsche. Für kleinere Kinder führt vom untersten Podest aus eine Kleinkinderrutsche zurück auf den Boden.

Ein zweiter Spielturm bildet den Mittelpunkt eines eher ruhigen Spielbereichs und dient als Aussichtsturm. Zwei Hängematten laden zum Entspannen ein. Auf dem Boden tummeln sich zwei große Spielskulpturen aus Holz in Form eines Frosches und einer großen Echse. Im Zentrum des Kletternetzes sitzt eine große Spinne. Speziell entworfene "Wipp-Pilze" für Kleinkinder ergänzen das Spielangebot.

Herausforderung Themenspielplatz

Die Planung solcher Spielplätze erfordert sowohl von den Planern wie auch den Herstellern ein besonderes Engagement. Standardgeräte werden bei solchen individuell gestalteten Themenspielplätzen nur noch als "Basismodule" verwendet, und zu neuen, oft sehr komplexen Spielgeräten kombiniert. Trotzdem müssen die Sonder-anfertigungen den hohen Sicherheitsanforderungen der EU-Normen gerecht werden, ohne den Spielwert oder die kreative Gestaltung zu beeinträchtigen. Diese Normen werden ständig fortgeschrieben und ergänzt. Eine Spezialisierung und regelmäßige Fortbildung sind dazu unerlässlich.

Die Kunst besteht nun darin, trotz aller Normen und zu beachteten Auflagen die Kreativität und den Spaß an der Planung nicht zu verlieren und eine Anlage mit hohem Spielwert zu schaffen.

Auf Seiten der Hersteller haben sich einige Firmen inzwischen erfolgreich auf solche Sonderlösungen spezialisiert. Nachdem in unserem Büro die ersten Skizzen erstellt waren, wurden sie mit Spezialisten weiter entwickelt. Die technische Planung des Wasserspielplatzes übernahm das Ingenieurbüro für Wassertechnik - ifw aus Berlin, die Wasserspielgeräte stammen von der Firma Richter aus Frasdorf. Alle Holzspielgeräte wurden zusammen mit der Firma SIK-Holz aus Niedergörsdorf entwickelt.

Ein oft geäußertes Vorurteil möchten wir widerlegen: Mit Ausnahme von aufwändigen Spezialanfertigen sind die Baukosten für solche individuell geplanten Anlagen normalerweise kaum höher als die Ausstattung mit hochwertigen, fertig konzipierte Spielgeräten. Für die drei Spielplätze in Norderstedt standen rund 442.000 Euro netto zur Verfügung. Daraus ergeben sich für insgesamt rund 1700 Quadratmeter Fläche Baukosten von rund 250 Euro pro Quadratmeter.

  • Auftraggeber: Stadtpark Norderstedt GmbH; 22846 Norderstedt
  • Gesamtkonzept: Büro Kiefer, Berlin
  • Projektsteuerung: Büro sinai, Berlin
  • Spielplatzplanung Leistungsphasen 1-9: Büro plancontext, Berlin
  • Leistungen: Leistungsphasen 1-9
  • Fläche:
  • Wasserloop 360 m²
  • Waldloop 765 m²
  • Feldloop 610 m²
  • Bauvolumen: rund 442.000 Euro netto
  • Fertigstellung: 04/2011
  • Hersteller Spielgeräte: SIK-Holzgestaltungs GmbH, Niedergörsdorf (Holz)
  • Richter Spielgeräte, Frasdorf (Wasserspielgeräte)
  • Wassertechnik: ifw Ingenierbüro für Wassertechnik, Berlin
Dipl.-Ing. Christian Loderer
Autor

Landschaftsarchitekt, Geschäftsführer der plancontext GmbH

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