Das Konzept Raggi Verdi bringt Grün in die Industriestadt Mailand

Individuelle Aneignung und Multifunktionalität vereint

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Parco Nord: das Grundgerüst der Vegetationsarchitektur. Foto: Land Milano

"Die Landschaftsarchitektur bringt den Architekten etwas Wesentliches bei: Es ist naturwidrig das Wachstum zu hemmen, lebenswichtige Strukturen kann man nicht einfrieren. Aus diesem Grund sind die Untersuchungen in den Territorien und in den Landschaften auch unter dem architektonischen Gesichtspunkt befreiend... die Ideale gelten nicht mehr der Stabilität, der Harmonie, dem Gleichgewicht, dem nekrophilen Abstand, sondern vielmehr dem Umgang mit Konfliktsituationen, existentieller Angst und einem neugeborenen Nomadendasein." Bruno Zevi

Die oberitalienische Wirtschaftsmetropole Mailand beschreibt einen Großraum, der weit über die eigentlichen Stadtgrenzen hinausgeht. Die Problematiken der Raumordnung und der Stadtentwicklung besonders im Rahmen des Strukturwandels und unter Berücksichtigung der Freiflächensicherung spielen in ihr eine wichtige Rolle. Dieser kurze Bericht aus der aktuellen Expo-Stadt ist zugleich eine Reflektion auf 30 Jahre beruflichen Engagements im Dialogfeld der Landschaftsarchitektur und des Städtebaus in den Jahren der strukturellen Transformation von einer industriell geprägten Produktionsstadt hin zu einer dienstleistungsorientierten Metropole.

Einleitung zum Thema

Urbanität ist wieder gefragt und eine neue Lust am Stadtraum lässt sich vielerorts erleben. Wohnen, Leben und Arbeiten in der Stadt gewinnt zunehmend an Zuspruch, und ein klares "Zurück in die City" verdrängt den lange währenden Slogan "Raus aufs Land".

Die Wanderungs- und Schrumpfungsbewegungen machen per Saldo schon heute eines deutlich: Das suburbane Wohnen auf dem Lande oder im Grünen gehört als Leitbild eigentlich der Vergangenheit an. Dieser Trend wird den Siedlungsdruck auf die Ballungsräume verstärken und den Bedarf an innerstädtischen Freiräumen erheblich erhöhen. Und das nicht nur aus sozial-funktionellen Gründen, sondern immer mehr aus sozial-wirtschaftlichen Überlegungen.

Dementsprechend gilt es, neue Strategien und Freiraumtypologien zu entwickeln, die nicht nur die Stadtgestalt, den Naturhaushalt und die Nachhaltigkeit, sondern auch die engen finanziellen Rahmenbedingungen vieler Kommunen beim Unterhalt zusätzlicher Flächen berücksichtigen müssen. Diese Typologien zu organisieren, sie in ein System einzugliedern, birgt die Chance aus vielen einzelnen Maßnahmen ein interdisziplinäres Ganzes zu machen, dessen Wirkweise mehr als die Summe seiner Teile darstellt.

Doch was sind das denn für Städte, aus denen wir nicht mehr fliehen wollen? Wie lassen sich hohe Siedlungsdichten mit dem Leitbild einer grünen Stadt vereinbaren? Und wenn überhaupt, welche Grünsysteme werden den zukünftigen urbanen Ballungsräumen gerecht?

Nicht erst seit heute steht die Verknüpfung städtebaulicher, freiraumplanerischer und architektonischer Aspekte im Mittelpunkt der fachlichen Diskussion. Es bedarf kühner Visionen im großen Maßstab, wenn es darum gehen soll, die grüne Stadt gesellschaftlich zu positionieren und langfristig zu sichern.

Heutige Herausforderungen

Waren es in der Vergangenheit gerade formelle Planungsmodelle wie Grüngürtel, grüne Finger und grüne Keile, so entstehen durch den heutigen prozessorientierten Städtebau immer mehr informelle Planungsmodelle, die sich individuell an Orte anpassen und einen grünen Rahmen für die Entwicklung des Urbanen schaffen.

Seit Jahren sehen wir Natur als das Beharrende und das Ursprüngliche in einem immer rascheren Wandel der Normen, Moden und Lebensstile. Die Palette an stilistischen Ausprägungen der grünen Stadt erhält dadurch eine breite Amplitude - vom asketischen Minimalismus bis hin zur opulenten Inszenierung. Darin zeichnet sich auch immer mehr das Bedürfnis nach einer interaktiven Landschaft ab, innerhalb derer dem Freiraum im Kontrast zur Dichte eine stärker werdende Bedeutung zugestanden wird. Hier müssen Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Kunst und Kommunikation auf dem Weg aus dem kodifizierten System der Grünflächenversorgung in ein integriertes System des multifunktionalen Raums zukünftig verzahnt agieren. Anstelle staatlich verordneter Grünversorgung steht dabei die individuelle Aneignung der Fläche im Vordergrund, was sich auch in der Welle der Urban Gardening zeigt, die sich stellenweise in verklärender Bezugnahme auf ein informelles Aufbegehren zum Guerilla Gardening steigert.

Eine Neuentdeckung multicodierter Grünsysteme, in denen bebaute und unbebaute Flächen ineinandergreifen sollen, stellt wohl die größte Herausforderung der grünen Stadt dar. Diese inter- und multidisziplinäre Ausrichtung spielt bereits bei vielen gegenwärtig diskutierten Ansätzen eine tragende Rolle. Aktuelle Studien und Konzepte, die darauf eine Antwort geben wollen, finden vermehrt ihren Ansatz unter dem Begriff der "Stadtlandschaft" und setzen bewusst ihre Akzente auf das Natürliche, Schöne und Produktive im Gegensatz zum Ornamentalen, Funktionalen und dem rein Kontemplativen der Wachstumsjahre.

Eigene Erfahrung

Auf dem Weg zur grünen Stadt gilt es, alle vorangegangenen Bemühungen anzuerkennen, sie einzubinden und ihre oftmals wie in einem Brennglas konzentrierten Erfahrungswerte in Bezug auf den Ort und seine Nutzer als Teil einer neuen Lösung zu verstehen. Die Entwicklungen in Mailand können hier als Beispiel einer Stadt angeführt werden, in der die Thematik der Grünversorgung in der kommunalen Planung lange Zeit eine untergeordnete Rolle spielte. Erst im vollen Bauboom der 1970er-Jahre kommen Bemühungen zur Freiflächensicherung über interkommunale Ansätze zum tragen. In diesen Jahren fällt auch die Ausweisung des Nordparks, dessen Realisierung zehn Jahre später, 1984/85, zum tragen kommt.

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Parco Nord: das weite Feld Foto: Land Milano
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Stadtlandschaft Parco Nord. Foto: Land Milano

Der Nordpark, Mailand

Der Parco Nord di Milano ist eine landesgesetzlich gesicherte Restlandschaft, deren Planung, Gestaltung und Umsetzung Jahrzehnte in Anspruch nahm, immer noch nimmt und dessen Charakter fest in dem Verständnis einer klassischen Landschaftsarchitektur verwurzelt ist.

Als der Großraum Mailand in den Nachkriegsjahren seine bebaute Fläche verdreifachte, beschrieb ihn Gregor von Rezzori im Reisemagazin Merian folgendermaßen: "An den Rändern kann von Landschaft nicht gesprochen werden - einerlei von welcher Richtung man auf Mailand zufährt. Je näher man kommt, desto hässlicher wird es." Eine Politik der grünen Inseln, eine Grünordnungsplanung gab es nicht, machte es möglich, an der Nordgrenze der Stadt ein Areal von 600 Hektar zumindest von Bebauung frei zu halten. Jahre später konnte es unter der Federführung des kommunalen Parkverbandes und unter Einbeziehung der Träger öffentlicher Belange, Vereine und Bürgerinitiativen geplant und schließlich realisiert werden.

Der Nordpark lässt sich in keine der damals geläufigen Kategorien moderner Parkgebilde einordnen. Er ist nicht einfach Stadtpark, Naturpark oder Landwirtschaftspark. Er ist das Ergebnis eines Versuchs mit eher sehr bescheidenen Mitteln eine alternative, grüne Stadtlandschaft aufzubauen: permanent und in zeitlich nachvollziehbaren Abständen wachsend, weitläufig angelegt und in seiner Ausgestaltung flexibel den Bedürfnissen seiner Nutzer gegenüber. Darin liegen die Stärken und Schwächen seiner experimentellen Konzeption verbunden. Dieses zunächst isolierte und eigenständige, da neuartige Projekt entwickelte sich zum Bezugspunkt für Prozesse in der Zeit des Strukturwandels seit Mitte der 1990er-Jahre. Brachfallende Industrieflächen wie das nahegelegene Pirelli-Gelände im Stadtteil Bicocca wurden in seiner Umbildung zur "TecnoCity Bicocca" mit einem grünen Rückgrat versehen und mit Fuß- und Radwegen direkt an den Nordpark angebunden.

15 Jahre Planen und Pflanzen, von 1985 bis ins Jahr 2000, führten dazu, dass der Nordpark mit seinen territorialen Achsen und seiner ausgeprägten Rastergrundstruktur ein Grünsystem alter Schule, ein regelrechter Schwamm im industriell geprägten Norden der Stadt wurde. Heute ist er für seine zahlreichen Besucher nicht mehr wegzudenken: Als Metropolenpark ist er ein großes Teilstück des übergeordneten Grünsystems der Stadt und steht für die Vernetzungsgedanken vieler weiterer Grünflächen und Parks Pate. Denn die Vernetzung der bestehenden grünen Freiräume bildet zusammen mit den öffentlichen Räumen die große Herausforderung, der sich die Stadt gegenwärtig stellt.

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Raggi Verdi im urbanen Kontext. Grafik: Land Milano
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Raggi Verdi in der Metropole. Grafik: Land Milano

Raggi Verdi

Ist der Nordpark noch ein Beispiel eines traditionellen, klassischen Grünsystems, so baut das übergeordnete Konzept der Raggi Verdi, des Mailänder Strahlenmodells, auf eine neue, wahrnehmungsorientierte und kleinteilig verortete, grüne Raumverknüpfung auf. Die Idee der "Grünen Strahlen" für Mailand entstand aus einem Empfinden der Bürger heraus, das in der Vereinigung städtischer Interessen (AIM) innerhalb einer eigens dafür geschaffenen Arbeitsgruppe ab 2001 ermittelt wurde. Die erklärte Zielsetzung bestand darin, denen eine passende Antwort zu geben, die den immer größer werdenden Wunsch hegten, sich die Stadt in ihrer Alltäglichkeit wieder anzueignen.

Das Projekt "Grüne Strahlen" bestimmt und fördert ein Netz langsamer Mobilität für das gesamte Mailänder Freiraumsystem. Der Grüne Strahl will als alternatives und informatives Bindeglied in einer bisher ausschließlich auf die Effizienz der schnellen Fortbewegung ausgerichteten Stadt kontrastierende Größen einführen, wie das Zu-Fuß-die-Stadt-Erkunden, den Spaziergang. Er bekämpft die hektische und Stress auslösende Vision des städtischen Alltags. Die Kommunalverwaltung hat diesen Vorschlag aufgegriffen, der sich im Laufe der Zeit gefestigt und den Wechsel in der Stadtregierung überlebt hat.

Es wurde eine eigene Machbarkeitsstudie ausgearbeitet, die dann in das Dossier der Expo 2015 aufgenommen wurde und innerhalb der Umweltsysteme die Basis des neuen Mailänder Flächennutzungsplanes bildet. Strategie für die neue Begrünung Mailands ist es, bei ihrer Strukturierung mit den Grünen Strahlen zu beginnen, die ein Netz von Fahrrad- und Fußwegen vorschlagen, mit denen das gesamte soziokulturelle Gebilde der Stadt durchzogen wird. Die acht Strahlen, wovon jeder einzelne einem bestimmten Stadtteil zugeordnet ist, haben die Stadtmitte als Ausgangspunkt und streben hinaus, bis sie auf einen grünen Ring stoßen, wo in Zukunft ein Fuß- und Radweg mit einer Gesamtlänge von etwa 72 Kilometern eingerichtet werden wird. Von dort aus münden sie in das alles umfassende metropolitane MetroBosco-System.

Das gesamte Projekt verbindet bestehende Areale, die manchmal versteckt, manchmal unbekannt, heruntergekommen oder einfach fernab vom städtischen Leben sind: einen Garten, eine Allee, eine Parkanlage eines Stadtteils, die großen Stadtparks, aber auch die unzähligen kleinen Freiräume, die eine kleine Ruhepause in der Hektik der Metropole erlauben. Das Freiraumsystem reaktiviert sowohl ungenutzte Freiraumkleinode entlang der Strahlen als auch großräumige städtebaulich bereits entwickelte Freiräume wie beispielsweise die umgestalteten Produktionsstätten von Alfa Romeo, Pirelli, Maserati oder Fiat. Bei der Analyse des in Mailand bereits vorhandenen Potenzials, entdeckt man einen Aufmerksamkeitsbereich - den grünen Strahl. Eine Reihe von entlang seines Verlaufs liegenden Situationen bindet er ein und findet so eine neue Identität. Das Verhältnis zum Umfeld, die Fähigkeit mehrere Systeme und Hierarchien der öffentlichen begrünten, bewaldeten, offenen oder sich abkapselnden Areale zu bündeln, die im Bereich von Wasserläufen oder Infrastrukturen liegen, sind die Hauptthemen dieser innovativen Planung.

Bei der Umsetzung wird nicht allein auf die öffentliche Hand gesetzt. Vielmehr werden vielfältige Allianzen mit der Bürgergesellschaft und der Privatwirtschaft gesucht, um einerseits die öffentliche Hand

finanziell zu entlasten und andererseits zusammen mit den Unternehmen und Anwohnern ökologisch und ökonomisch tragende Lösungen für Flächen zu entwickeln, deren Grün- und Freiraumpotenzial nicht ausgeschöpft ist. In Public Private Partnership-Verträgen wird auf gegenseitige Gewinne, also Win-win-Situationen gesetzt, deren Öffentlichkeitswirksamkeit ein neues Bewusstsein für die grüne Stadt fördert und als Motor für weitere Entwicklungen fungiert.

Das Prinzip der Raggi Verdi: Der grüne Ring als Vermittler und Antriebswerk des andockenden Freiraumsystems lenkt die Strahlen weiter in Richtung der Vororte Mailands. Dort werden sie von acht Entwicklungspolen und suburbanen Parks aufgefangen, die die Strahlen wiederum aufteilen und in die gesamte Region Mailands weiterleiten. Dort verbindet sich das Mailänder Grünsystem mit den Systemen auf regionaler Ebene.

Dieses Modell zielt darauf ab, das Verhältnis zwischen der Stadt Mailand und ihrem Umland neu zu definieren und die lange Zeit als introvertiert bekannte Stadt in eine offene, mit dem Umland gut vernetzte, großräumige Metropole zu entwickeln.

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Porta Nuova Varesine. Foto: Land Milano
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Porta Nuova Varesine. Foto: Land Milano

Porta Nuova

Im Herzen Mailands ist ein ganz neues Stadtviertel entstanden, eine Stadt in der Stadt, eingebettet in eine Parklandschaft und von einer starken Durchlässigkeit des städtischen Raums bestimmt. Das im Jahr 2000 auf einem infolge der Neuordnung der Eisenbahn entstandenen Brachlandes begonnene Projekt "Porta Nuova" hat eine Ausdehnung von 290.000 Quadratmetern. Durch die Kontrolle und die Organisation der Verbindungen hat man dazu beigetragen, die städtische Kontinuität der Höfe und der Korollarparks zu formen und zu definieren sowie die Verbindung zum neuen großen Park, der Bibliothek der Bäume (geplant von dem Büro Inside Outside), herzustellen. Projiziert man das Thema der Parkwege in die angrenzenden Häuserblocks, hat sich in der Tat die Idee eines breiten Randes entwickelt, der die drei Projekte Garibaldi, Isola und Varesine mit einbezieht und ein flüssiges Vorwärtskommen sowie die Integration der weiten Natur in das Stadtsystem und eine ökologische Nachhaltigkeit bei der Realisierung erlaubt.

Zu den Planungen gehört auch der Bosco Verticale von Boeri Studio (Stefano Boeri, Gianandrea Barreca und Giovanni La Varra), ein Wohnkomplex bestehend aus zwei Türmen, 111 Meter und 78 Meter hoch, auf deren Fassaden mehr als 800 Bäumen wachsen. Ein Manifest einer biologischen Architektur, das konkret versucht, die Auswirkungen der urbanen Flächenversiegelung zu mildern, indem ein Hektar Wald in der Höhe gepflanzt wurde. Porta Nuova, die größte Fußgängerzone der Stadt, zeigt wie die Grünen Strahlen ihre informelle Phase der grünen Vision überwunden haben. Sie sind heute Teil einer kommunalen Strategie innerhalb des neuen Flächennutzungsplans (PGT). Und auch wir fühlen uns bereit, neue Horizonte auf unserem alten Kontinent zu erkunden, der seine Identität wieder entdeckt und dabei die Landschaft in den Mittelpunkt stellt, da nur sie der Ausgangspunkt für eine nachhaltige Entwicklung sein kann.

Zwischen Landschaft und Entwicklung stehen nun Architektur und Natur, die ihre Rollen erneuern und ihre Wechselwirkung immer spürbarer werden lassen. Jedes Projekt löst einen Prozess, einen Dialog, eine Gegenüberstellung unterschiedlicher Ideen und Positionen aus und verfolgt dabei nur das eine Ziel, einen Beitrag zur ständigen Weiterentwicklung und Reifung urbaner Systeme in unseren immer dichter besiedelten Stadtlandschaften zu leisten.

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Porta Nuova: Piazza Gae Aulenti Foto: Land Milano

Ausblick

Mailand hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von einer grauen Industriestadt zur grünen Expo-Stadt entwickelt. Am Anfang steht das Verständnis, den Freiraum als Katalysator der Stadtentwicklung zu begreifen. Aus den knapper werdenden Kassen der Kommunen folgt eine Verlagerung des Initiativimpulses hin zum aktiven Stadtbürger, der als Anwalt seiner eigenen Umwelt auftritt. In temporären Aktionen oder langfristig ausgerichteten Organisationen bespielt er den öffentlichen Raum, nutzt ihn um und entdeckt ihn neu. Diese Aneignung ist zu begrüßen und zu unterstützen. Ein modernes Grünsystem baut auf sie auf, schließt sie mit ein, entwickelt sie weiter und schafft schließlich etwas Bleibendes.

Am Beispiel Mailands wird deutlich: Die grüne Stadt, als Integrationsmodell zur leistenden Stadt, entwickelt sich zum Ort der Kontemplation, der Beschäftigung des Menschen mit sich selbst, mit Wachstum und Schrumpfung, mit täglicher Hege und Pflege, mit sinnlicher Erfahrung und individueller Kreativität. Ob in öffentlicher Verantwortung oder privater Initiative, es liegt an uns, aus dem Saatgut der vielen guten Ideen das Idealbild der grünen Stadt entstehen zu lassen: Neuer Raum für ein Miteinander der Menschen im Spannungsfeld von Kultur und Natur.

Altes Pflegen und Neues hinzufügen, große Freiflächen weiter schützen und kleine Flächen vernetzen: Hier gilt es in Dekaden zu denken, heute die Flächenverteidigung als Bestandteil einer logischen Konsequenz für die Grünsysteme von morgen zu betrachten. Denn Grünsysteme sind schon oft für überholt erklärt worden und stehen heute doch wieder zu Recht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Quellen

Moore, Charles: Daniel H. Burnham, Architect, Planner of Cities. Houghton Mifflin, Boston 1921.

Sitte, Camillo: Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen. Birkhäuser, Basel 2002.

Howard,

Ebenezer und Julius Posener (Hrsg.): Gartenstädte von morgen. Das Buch

und seine Geschichte. Ullstein, Frankfurt/Wien 1907 (1968).

Brämer, Rainer. Natursoziologie. 2012. www.natursoziologie.de/files/sehnsucht-natur-kompa... (Zugriff am 13.12.2012)

Pretty, Jules (University of Essex, Colchester) et al.: Environmental Science and Technology, doi: 10.1021/es903183r, 2010.

Die Zeit - Wissen Ratgeber Nr. 2/2011, Andreas Sentker (Hrsg.).

European Commission, Expert Group on the Urban Environment: European Sustainable Cities. Brussels, 1996.

Autor

Architekt, Landschaftsarchitekt BDLA/ AIAPP/ IFLA

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