Integration von Tierbedürfnissen in die Planung urbaner Freiräume

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Öffentlicher Raum und urbanes Grün
Artspezifische Entwurfsbausteine für die Zauneidechse: Eidechsen bevorzugen sonnige Standorte in südexponierter Lage. Vor allem die Sockelbereiche der Südwestfassaden der Wohngebäude eigenen sich als Eidechsenhabitat. Zu dichter Baumbestand wird ausgelichtet. Sockelbereiche aus Naturstein (Gabionen), offener, sandiger Boden, solitäre Gehölze und Netzskulpturen aus Totholz stellen einen attraktiven Lebensraum an und vor den Fassaden dar. Besondere Vorsicht ist vor Katzen geboten, die mit Drahtgeweben abgehalten werden sollen. Abb.: Rupert Schelle; Sophie Jahnke

Animal-Aided Design (kurz AAD) ist eine Methode, die es ermöglichen soll, das Vorkommen von Tieren in urbanen Freiräumen explizit zu planen und in deren Gestaltung einfließen zu lassen. Am Anfang der Planung steht somit die Frage "Welche Tiere sollen in dem Freiraum vorkommen und an welchen Ökosystemleistungen sollen sie beteiligt sein?" Die Auswahl der Tierarten, die später am Ort leben sollen, muss also auch sehr früh erfolgen und steht damit am Anfang der Entwurfsplanung, ebenso wie alle anderen notwendigen Planungsentscheidungen wie etwa die, ob ein öffentlicher Platz einen Spielplatz bieten soll, welche Angebote ein Innenhof für Mieter bieten wird oder ob ein Freiraum mit Parkplätzen ausgestattet werden soll. AAD soll es ermöglichen, dass die Integration der Bedürfnisse von Tieren in die Planung urbaner Freiräume nicht im Anbringen von monofunktionalen Tierbehausungen (wie Nistkästen oder Igelhäuser) und Futterplätzen resultiert, sondern die "Verwendung" von Tieren kann durch AAD Teil eines landschaftsarchitektonischen Gesamtentwurfs werden. Wir gehen sogar so weit zu sagen, dass es sich gestalterisch lohnt, die speziellen Bedürfnisse der Tiere, ihre Habitatansprüche (Nistplatz, Nahrung, Paarungsort) als Ausgangspunkt für gestalterische Überlegungen zu nehmen - dass diese Bedürfnisse einen Entwurf inspirieren können!

Tiere und die Gestaltung von Freiräumen

Historisch lassen sich verschiedene Arten des Umgangs mit Tieren in der Gestaltung und Planung von Freiräumen unterscheiden, von denen im Zusammenhang mit AAD zwei von besonderem Interesse sind:

A. Die Haltung der ästhetischen Überhöhung des Artenschutzes durch den Schutz und die Herstellung von Naturbildern in der Landschaftsgestaltung: Hierbei wurden und werden ausgehend von verschiedenen Naturbildern entsprechend gestaltete Räume mit bestimmten Arteninventaren definiert.

B. Die Haltung der instrumentellen und rationalen Landschaftsplanung in Form der Herstellung von green infrastructure und habitat- beziehungsweise ecological networks. Dieser Ansatz hat zwei Ursprünge: Erstens in der urbanen Grünplanung in den USA seit Ende des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurde unter anderem durch den Landschaftsarchitekten Frederick Law Olmsted die Blaupause für das Denken in grünen Infrastrukturen entworfen - das urbane Parksystem. Aus diesem Konzept entwickelten sich später greenways und green networks. In diesen infrastrukturellen Konzepten wird die funktionale Rolle von Ökosystemen (ecosystem services) in den Vordergrund gestellt - für Funktionen wie etwa die Wasseraufbereitung, Stadtklimaregulierung, Artenschutz oder auch ästhetisches Erleben. Zweitens wurde der Umgang mit Tieren in den "künstlerisch-technischen" Entwürfen der Landschaftsgestaltung seit den 1950er Jahren verwissenschaftlicht und in die instrumentelle Landschaftsplanung überführt. Landschaftsbilder wurden zu Biotoptypen "rationalisiert", die nun nicht mehr ästhetische Qualitäten, sondern "ökologische" Qualitäten haben. Unter anderem ausgehend von der Idee der Hecke - anknüpfend an die Idee einer vorindustriellen kleinteiligen "Heckenlandschaft" - als ökologisch wertvolles Element in ansonsten ausgeräumten Agrarwüsten, entstand das Konzept von Biotopverbundsystemen oder ecological networks. Beide Ansätze werden heute im Konzept von "green infrastructure" verknüpft.

Die beiden Haltungen gegenüber Tieren in der Gestaltung und Planung von Freiräumen gehen in verschiedener Art und Weise auf die funktionalen Bedürfnisse von Tieren ein. Im Einzelnen stellt sich das folgendermaßen dar:

A. Die Bedürfnisse von Tieren werden nur pauschal und ohne Prüfung über bestimmte Naturbilder in die Gestaltung einbezogen. Es besteht daher die Gefahr der Dysfunktionalität der gebauten Bilder für die Zielarten.

B. Die Bedürfnisse von Tieren werden oft nur schematisch über bestimmte Biotoptypen in die Planung einbezogen. Das Vorkommen in bestehenden Biotopen wird kartiert, aber durch den schematischen Zusammenhang von Tiervorkommen und Biotoptyp ist die Übertragbarkeit auf neu errichtete Biotope unsicher, das heißt, die Methodik ist nur eingeschränkt für die Errichtung neuer Biotope geeignet. Ein weiteres Problem ist es, wenn ein bestimmter Biotoptyp gestalterisch in einem Projekt nicht erwünscht ist, dass damit auch das Vorkommen der damit verbundenen Tierarten ausgeschlossen wird, obwohl oft gar kein zwingender Zusammenhang zwischen Biotoptyp und Tiervorkommen besteht.

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Lageplan und Schnittansichten der "Fassadenbetierung" in München. Abb.: Rupert Schelle
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Illustration, wie die Informationen aus den Artenportraits in den Entwurf eingehen, am Beispiel der Nachtigall.A Ausschnitt aus Artenportrait: Lebenszyklus der Art als Kreisdiagramm.B Auszug aus lebensphasenbezogenen kritischen Standortfaktoren als Planungswerkzeug.C Weitere Planungshilfen: Pflanzenlisten.D Beispiel für Verortung der Standortfaktoren im Entwurf. Grafiken: Sophie Jahnke; Schnitt: Rupert Schelle

Was macht AAD anders als bisher?

Tiere leben nicht in Bildern, sondern haben Bedürfnisse, die erfüllt werden müssen. AAD soll helfen, dass Gestalter Tiere nicht in bestimmte Bilder "einsperren", sondern den Fokus auf die Erfüllung der Bedürfnisseder Zielarten legen mit dem Ziel:

A. größeren Gestaltungsspielraum im Zusammenhang mit Tieren in der Gestaltung zu erreichen.

B. die Bedürfnisse von Tieren bei Freiraumplanungen so zu erfüllen, dass eine Population der Zielart am gewünschten Ort aufgebaut werden kann.

Mit dem Lebenszyklus gestalten

Aufbauend auf verschiedenen Testentwürfen von Studierenden am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und öffentlichen Raum der Technische Universität München und von Entwürfen des Studios AAD, sowie Expertenworkshops haben wir eine Methodik für AAD ausgearbeitet, die eine praxistaugliche Integration von Tierbedürfnissen in Planungsprozesse der Freiraumgestaltung ermöglichen soll. Die Kenntnisse des Planers über den Lebenszyklus einer Art, von der Geburt bis zur Produktion der nächsten Generation, und über die Bedürfnisse des Tieres in diesen Lebensphasen, sind der Schlüssel für erfolgreiches Gestalten mit Tieren. Nur wenn die spezifischen Bedürfnisse des Tieres erfüllt sind, kann es am Planungsort vorkommen.

Um eine Population der gewünschten Tierart mit einer hohen Wahrscheinlichkeit dauerhaft anzusiedeln, muss der Gestalter über die Bedürfnisse des Tieres in all seinen Lebensphasen Bescheid wissen und diese Kenntnisse dann in seine Planung einbeziehen. Hier liegt das Defizit vieler bisheriger Maßnahmen zur Ansiedlung von Tieren, wie dem Aufhängen von Nistkästen oder dem Aufstellen von Bienenhotels: Es wird nur ein Teil der Bedürfnisse des Tieres bei diesen beiden Beispielen, der Brutplatz, erfüllt. Essenzielle andere Bedürfnisse, wie das Vorkommen der Nahrung oder das Bedürfnis von manchen Jungvögeln nach bodennaher und dichter Deckung, werden nicht beachtet und dem Zufall überlassen. Wenn diese Bedürfnisse nicht zufälligerweise sowieso erfüllt werden, wird die Ansiedlung der gewünschten Art im Planungsraum nicht gelingen.

AAD vermittelt die Ansprüche einer Art in den verschiedenen Lebensphasen über ein Artenportrait, das ein Lebenszyklusdiagramm enthält, das als Jahresuhr die Zeiten der Phasen im Jahr zeigt, und mit einem Zeiger den Beginn eines Lebenszyklus - die Geburt oder das Schlüpfen.

Abgeleitet vom jeweiligen Lebenszyklus werden für die einzelnen Lebensphasen der Art kritische Standortfaktoren beschrieben. Diese kritischen Standortfaktoren umfassen konkrete Umweltfaktoren, wie das Klima oder das Vorkommen bestimmter Pflanzenarten, die eine Population für ihren Fortbestand braucht. Man beschreibt damit zunächst die Minimalumwelt eines Tieres oder einer Tierart, um sie konstruieren zu können. Die Umweltfaktoren für ein Tier werden entweder als Werte mit einem Minimum und Maximum beschrieben, beispielsweise die Jahresdurchschnittstemperaturen bei denen ein Tier existieren kann. Oder aber, die Umweltfaktoren werden qualitativ genannt, etwa das Vorhandensein einer bestimmten Pflanze, die das Tier essenziell braucht, um zu überleben. Die detaillierten Beschreibungen der kritischen Standortfaktoren geben Anhaltspunkte für eine mögliche tiergerechte Planung, anhand derer die konkrete Umwelt für das Tier im jeweiligen Planungsgebiet abgeleitet werden kann. Zusätzlich zu den Umweltfaktoren werden mit den kritischen Standortfaktoren auch Dinge, Dingkomplexe und konkrete Merkmale von Dingen beschrieben. Diese Angaben helfen dem Gestalter, die Bedürfnisse von bestimmten Tieren zu erfüllen, denn er arbeitet in seinem Entwurf ja mit konkreten Gestaltungselementen, wie Pflanzen, Baumaterialien, Sitzmöbeln. Diese Planungshilfe erspart dem Planer den großen Aufwand, die für die Erfüllung dieser Faktoren notwendigen Dinge erst selber zu bestimmen, also zum Beispiel zu errechnen, welche Kombination von Pflanzen den Nährstoffbedarf eines bestimmten Tieres erfüllen können. Die in den Planungshilfen angeführten Nährstoff-Angaben beruhen auf Erfahrungswerten und sind zum Beispiel in Pflanzenlisten aufgeführt, die für eine Tierart eine Reihe von möglichen Nahrungspflanzen oder Schutzgehölzen gegen Fressfeinde angeben.

Animal-Aided Design listet die kritischen Standortfaktoren auf (soweit sie bekannt sind), die im Entwurf erfüllt werden müssen, um eine Zielart erfolgreich anzusiedeln. Diese Liste, die vom Gestalter "abgearbeitet" werden muss, ist aber nur eine Hilfestellung für den Entwurf. Die kreative Herausforderung für den Gestalter ist es, ansprechende und innovative Gestaltungslösungen für alle kritischen Standortfaktoren im Rahmen des Gesamtentwurfs zu finden. Als zusätzliche Hilfestellung für den Entwurf werden von den kritischen Standortfaktoren Gestaltungsbausteine abgeleitet, das sind "Icons" die die Übertragung der Standortfaktoren in den Entwurfsplan unterstützen sollen. Nach dem Entwurfsprozess muss es für den Planer möglich sein, jene Orte und Dinge in den Entwurfsplan einzuzeichnen, an und mit denen die kritischen Standortfaktoren der jeweiligen Lebensphasen der Zielart erfüllt werden. Somit wird der volle Lebenszyklus am Plan sichtbar. Bedürfnisse, die nur außerhalb des Planungsgebietes erfüllt werden können, sollten ebenso dargestellt und ihre Erreichbarkeit für die Zielart nachgewiesen werden.

Testentwürfe im Studio AAD

Im "Studio" des Forschungsprojektes AAD, bestehend aus Landschaftsarchitekten und Biologen, wurden Testentwürfen erarbeitet, begleitet von zwei Workshops mit Experten aus den Feldern Biologie, Naturschutz, Architektur, Freiraumplanung und Immobilienwirtschaft. Dabei wurde ein weiterer wichtiger Aspekt für die Anwendung von Animal-Aided Design sichtbar: AAD ist für die urbane Freiraumentwicklung dann relevant, wenn es gelingt an aktuelle Planungsthemen anzudocken. Das heißt, wenn sowieso notwendige räumliche Veränderungen mit Animal-Aided Design begleitet werden und somit neben anderen Planungszielen ein Fokus auf der Erfüllung von Tierbedürfnissen liegt. Das AAD-Entwurfsstudio hat in drei Testentwürfen aktuelle Planungsthemen in drei Städten - München, Berlin und London - aufgegriffen und die Methodik von ADD in Entwürfe integriert. Die Testentwürfe dienten als "Experimente" dazu die Praxistauglichkeit der Methode AAD in der Gestaltung vor Augen zu führen und zu testen. Sie lieferten wichtige Beiträge zur Schärfung der Methode und zur Gestaltung der Schnittstelle zwischen Ökologie und Entwurf.

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Artspezifische Entwurfsbausteine für das Rotkehlchen: Das Rotkehlchen bevorzugt die von der dichten Allee beschatteten und feuchten Bereiche im Unterholz. Es sucht Nahrung im Reisigdes Nährstofflagers, auf dem Totholz des Jagdzimmers oder unter dem bedornten Dickicht der Brutstätte. Dort brütet es auch zwischen den Zäunen am Boden. Im Retentionsbecken kann esauch baden. Abb.: Rupert Schelle; Sophie Jahnke

Testentwurf Fassadenbetierung in München

In München wählten wir einen Entwurfsort, der zum Themenkomplex "Nachverdichtung durch Bauen im Bestand", "Modernisierung von Wohnsiedlungen der 1950/60/70er Jahre" und "Energetische Gebäudesanierung" zählt. Es handelt sich um eine Wohnanlage in zentraler Münchner Lage aus den 1960er Jahren im Besitz einer großen Münchner Wohnungsbaugesellschaft, bei der diese Themen aktuell planerisch bearbeitet werden. Das Entwurfskonzept sieht vor, energetische Sanierungsmaßnahmen der Fassaden als Chance für die Etablierung von Arten zu begreifen, die normalerweise unter derartigen Maßnahmen leiden. Im Rahmen einer Fassadensanierung werden meist alle potentiellen Nischen für Tiere beseitigt. Durch geringe Eingriffen lassen sich jedoch Nisträume für eine Reihe von Arten schaffen. Analog zur allgemein bekannten "Fassadenbegrünung" wird hier also eine "Fassadenbetierung" erprobt. Als Arten wurden der mittlerweile gefährdete und im urbanen Raum im Rückgang begriffene Haussperling (Passer domesticus), die für den urbanen Raum typische Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), sowie die eher untypische Zauneidechse (Lacerta agilis) ausgewählt.

Testentwurf Fairtree London

In London bewegte sich der Testentwurf im planerischen Themenkomplex "Urban Regeneration" (Stadterneuerung). Der Stadterneuerung durch die Qualifizierung öffentlicher Räume zollt die Politik und Stadtverwaltung Londons große Aufmerksamkeit, insbesondere seit den "London Riots" von 2011. Studio AAD sattelte auf eines dieser Regenerationsprojekte - den Fairfield Masterplan - auf. Studio AAD erarbeitete einen Alternativentwurf für die Freiräume des Stadtzentrums von Croydon, das sich im Londoner Süden befindet, und integrierte AAD in die bereits vorhandenen Planungen. Die Zielarten in diesem Testentwurf waren Buntspecht, Zauneidechse und Spatz.

Testentwurf Berlin bei Nacht

In Berlin erarbeitete das Studio AAD einen Entwurf für den sogenannten Generalszug - eine wichtige Magistrale im Berliner Verkehrsnetz. Thema der Planung war der "Umbau der autogerechten Stadt" im Zuge eines neuen Mobilitätsverhaltens, weg vom Auto, hin zu einem modal split (Verkehrsteilung) mit mehr Fahrrad- und öffentlichem Nahverkehr. Im Rahmen dieses Themenkomplexes wurde ein Entwurf für einen Fahrradschnellweg entlang des Generalszuges erarbeitet. Mit diesem Vorschlag soll der relativ breite Freiraum zwischen den Fahrbahnen für Mensch und Tier aktiviert werden.

Fazit

Eine erfolgreiche Gestaltung mit Tieren erfordert eine genaue Kenntnis der Lebenszyklen der gewählten Arten. Im Zuge der Recherchen für unsere vorgestellten Projekte hat sich herausgestellt, dass diese Kenntnis oft im Detail nicht vorhanden ist. So ist zwar sehr gut bekannt, wie man einen Platz oder einen Garten generell vogelfreundlich gestaltet. Doch um zu gewährleisten, dass für eine bestimmte Art alle kritischen Faktoren erfüllt sind, so dass sich eine Population der Art etablieren kann, sind die Kenntnisse nicht detailliert genug. Diese Lücke möchte Animal-Aided Design schließen. Um herauszuarbeiten, welche der Faktoren wirklich kritisch sind und welche Faktoren vielleicht doch nicht so wichtig sind, sind Experimente notwendig, in denen die Bedeutung der Faktoren getestet wird. Die meisten Studien zu unseren heimischen Arten sind beschreibend, das heißt der Vogel oder die Eidechse werden in ihrem natürlichen Habitat beobachtet. Durch einen Vergleich mit ähnlichen Habitaten, in denen die Art aber nicht vorkommt, kann versucht werden, die kritischen Faktoren zu ermitteln. Habitate haben jedoch sehr viele Eigenheiten, die alle potenziell wichtig für eine Art sein können. Ein solcher Vergleich kann deshalb nur Hinweise geben, ob die gefundenen Unterschiede wirklich der Grund dafür sind, dass die Art in dem einen Habitat vorkommt und in dem anderen nicht. Eine letztendliche Sicherheit, dass dies tatsächlich der Fall ist, lässt sich nur dadurch erlangen, indem der vermeintlich kritische Faktor verändert (manipuliert) wird. Lässt sich durch das Ändern gewisser Stellschrauben die Anwesenheit einer Art herbeiführen, also wird ein Habitat bewohnbar für eine Art, wenn man einen Faktor einführt, dann ist dieser Faktor in der Tat kritisch.

Wir können also nicht erwarten, dass jede Gestaltung mit Tieren sofort funktioniert. Gutes Animal-Aided Design nutzt das vorhandene Wissen über die Arten, aber schafft auch etwas Neues durch Gestaltung. Wie gut die entworfenen Gestaltungselemente angenommen werden, zeigt sich erst nach der Umsetzung. Die in dieser Broschüre vorgestellten Entwürfe sind Beispiele, die auf dem Wissen basieren, das wir über die vorkommenden Arten haben. Die Artenportraits und kritischen Faktoren wurden durch ein Studium der Literatur und durch Gespräche mit vielen Fachkolleginnen und -kollegen herausgearbeitet. Nichtsdestotrotz sind unsere Entwürfe weiterhin Entwürfe. Erst wenn die verschiedenen Elemente in der Praxis ausprobiert wurden, kann man sicher sein, dass sie auch funktionieren. Damit sich Animal-Aided Design durchsetzen kann, brauchen wir somit zweierlei: erstens Forschung, die die kritischen Habitatfaktoren durch gezielte Experimente ermittelt, und zweitens mutige Kommunen und Immobilieneigentümer, die Animal-Aided Design-Projekte umsetzen, um die Praxistauglichkeit der Entwürfe zu testen und vorzuführen.

Eine Broschüre, die die Prinzipien von Animal-Aided Design erläutert, ist bei den Autoren erhältlich oder kann als PDF auf den Webseiten des Fachgebietes für Freiraumplanung (Universität Kassel) oder des Lehrstuhls für terrestrische Ökologie (TU München) heruntergeladen werden. Ein Forschungsprojekt zur Entwicklung der Methode AAD wurde 2013/2014 unter Leitung von Prof. Wolfgang W. Weisser und Dr. Thomas Hauck an der Technischen Universität München durchgeführt und vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert. Die Testentwürfe im Studio AAD wurden vom Landschaftsarchitekten Rupert Schelle und dem Biologen Georg Hausladen erarbeitet. Animal-Aided Design ist eine geschützte Wortmarke.

Dr.-Ing. Thomas Hauck
Autor

Landschaftsarchitekt

Autor

Lehrstuhl für Terrestrische Ökologie, Department für Ökologie und Ökosystemmanagement

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