Rasenflächen

Intensitätsstufen für das Pflegekonzept

Gräser Greenkeeping
Die exakte Einstellung der Schneidwerkzeuge am Rasenmäher ist die Voraussetzung für einen fachgerechten Schnitt beim Rasenmähen. Ausgefranste Blattspreiten verursachen bei den Gräsern eine deutliche Stresswirkung durch Wasserverlust. Foto: Klaus Müller-Beck

Die Leistungseigenschaften der Rasengräser sind artenspezifisch und somit genetisch vorbestimmt. Im Hinblick auf die spätere Nutzung kommt der Auswahl einer geeigneten Gräsermischung deshalb eine große Bedeutung zu.

Das Ziel aller Rasenflächen ist es, eine möglichst dichte Vegetationsdecke zu bilden. Je nach Rasentyp unterscheidet sich das Narbenbildungsvermögen vom Landschaftsrasen zum Strapazierrasen beziehungsweise vom Gebrauchsrasen zum Zierrasen.

Rasenanlagen im Bereich von Grünflächen sind in der Regel dem Typ des Gebrauchsrasens zuzuordnen. Hier bestimmen die Grasarten Rotschwingel (Festuca rubra), Ausdauerndes (Deutsches) Weidelgras (Lolium perenne), Wiesenrispe (Poa pratensis) und gelegentlich das Straußgras (Agrostis capillaris) die Mischungszusammensetzung. Zusätzlich enthalten die Pflanzenbestände in der Regel nachträglich eingewanderte Arten wie die Jährige Rispe (Poa annua) oder die Gemeine Rispe (Poa trivialis).

Für schattige Bereiche werden heute beispielsweise Mischungen mit einer weiteren Grasart, der Lägerrispe (Poa supina) angeboten.

Bei der Zusammenstellung der Sportrasenmischungen dominieren die Grasarten Ausdauerndes Weidelgras (Lolium perenne) und Wiesenrispe (Poa pratensis), wobei sehr oft nachträglich im Verlaufe der Jahre die Jährige Rispe (Poa annua) einwandert und nach und nach zum Hauptbestandsbildner werden kann. Beim Sportrasen sorgt eine dichte Rasennarbe für die Eindämmung von möglichen Verletzungen der Spieler und liefert einen ansprechenden, homogenen Rasenaspekt.

Entscheidend für die Qualität eines Sportrasens ist jedoch die Scherfestigkeit der Narbe. In diesem Zusammenhang ist die Kombination Lolium perenne und Poa pratensis empfehlenswert, während ein Rasenbestand aus Poa annua (Jährige Rispe) eine deutlich geringere Scherfestigkeit aufweist.

Die Messung der Scherfestigkeit des RTS-Gemisches bei Sportplätzen erfolgt nach aktueller Ausgabe der DIN 18035, Teil 4 vom Januar 2012 mit einer Flügelsonde (20 x 40 Millimeter) nach Einbau im Freiland. Der Anforderungswert für den Scherwiderstand aus den ermittelten Einzelwerten beträgt zwölf Kilopascal (kPa).

Abgeleitet aus der Rasenzusammensetzung und dem Leistungsprofil der jeweiligen Gräser ergibt sich ein abgestuftes Pflegekonzept für die jeweiligen Rasenflächen.

Pflegestufen nach Nutzungsintensität

Im Gegensatz zum Landschaftsrasen, werden Rasentypen aus der Kategorie Zierrasen, Gebrauchsrasen und Strapazierrasen für die unmittelbare Nutzung durch Sport- und Freizeitaktivitäten angelegt. Daraus leiten sich Anforderungen, wie hohes Narbenbildungsvermögen und gutes Regenerationsverhalten ab. Zur Optimierung dieser Leistungseigenschaften bedarf es zunächst einer Grundpflege, wobei der angestrebte Nutzungsgrad der Rasenflächen über die Intensität der jeweiligen Pflegeschritte entscheidet.

In einem abgestuften System lassen sich die erforderlichen Maßnahmen für den jeweiligen Einzelfall sachgerecht darstellen und angemessen kombinieren.

Grundpflege

In Stufe 1 werden als Basisarbeiten das Mähen, die Beregnung und die Nährstoffversorgung als Grundpflege für eine Vegetationsperiode kombiniert. Je nach Standort- und Witterungsbedingungen ergeben sich unterschiedliche Häufigkeiten für die Durchführung der Maßnahmen.

Mähen zur Narbenbildung

Eine wichtige Voraussetzung für die gute Rasenqualität ist die Festlegung der artgerechten Schnitthöhe, da die jeweiligen Gräserarten durch unterschiedliche Schnittverträglichkeiten charakterisiert sind (siehe hierzu Tabelle 1). Einen möglichen Tiefschnitt von ein bis zwei Zentimetern vertragen die Straußgräser oder die Jährige Rispe bzw. die Lägerrispe, bei den übrigen Arten führt ein derartiges Schnittregime jedoch sehr schnell zur Lückigkeit und Ausfall des Rasens.

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Tabelle 1: Toleranzbereiche für die Schnittverträglichkeit wichtiger Rasengräserarten.

Regelmäßiger Schnitt führt zu einem dynamischen Gleichgewicht zwischen Wurzeln und Trieben. Zur Vermeidung von Stresssituationen hat sich beim Mähen die "Drittel-Regel" bewährt, wobei zum Schnittzeitpunkt maximal ein Drittel des Aufwuchses entfernt wird (zum Beispiel Rasenhöhe sechs Zentimeter Schnitt auf vier Zentimeter). Bei etwas großzügiger Auslegung dieser Regel sollte niemals mehr als die Hälfte des Aufwuchses in einem Arbeitsgang entfernt werden. Dies bedeutet für eine Schnitthöhe von vier Zentimetern, dass spätestens bei einer Rasenhöhe von acht Zentimetern gemäht werden muss!

Bei der Schnitthöhe von drei bis vier Zentimetern können sich bei den Gräsern des Gebrauchs- und Strapazierrasens Festuca rubra, Lolium perenne und Poa pratensis ausreichende Wurzeln entwickeln, im Gegensatz zu einem ständigen Tiefschnitt, der eher die unerwünschte, flachwurzelnde Grasart Poa annua (Jährige Rispe) fördert.

Düngung zur Nährstoffversorgung

Die Notwendigkeit zur Düngung von genutzten Rasenflächen ist unter fachlichen Gesichtspunkten unumstritten. Bei der Festlegung des jeweiligen Düngeplanes spielen jedoch eine Reihe von Faktoren eine wichtige Rolle; damit eine angemessene Nährstoffversorgung der Gräser gewährleistet ist.

Bei der gleichmäßigen Anlieferung der Nährelemente an die Gräserwurzeln spielt der Boden eine ausgleichende Rolle. Je nach Speicherkapazität (Kationenaustauschkapazität KAK) des Substrates bzw. des Bodens, sollten entsprechende Mengen der Hauptnährstoffe in pflanzenverfügbarer Form vorliegen. Der Boden wird somit zum Nährstoff-Pool.

Die anzustrebenden Gehaltsstufen werden durch Bodenanalysen ermittelt und anhand von Richtwerten für die jeweilige Bodenart eingestellt (siehe Tabelle 2).

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Tabelle 2: Empfehlung für die Grundversorgung von Nährstoffvorräten in Rasenböden in Abhängigkeit von der Bodenart.

Der "Wachstumsmotor" Stickstoff (N) wird an der Bedarfssituation der jeweiligen Gräserarten orientiert und sollte für die Strapazierrasengräser in mehreren Gaben verabreicht werden. Der Rasen als Dauerkultur erwartet während der Vegetationszeit eine weitgehend gleichmäßige Nährstoffversorgung. Hierfür haben sich spezielle Rasendünger, mit einem entsprechenden Anteil an N-Langzeitwirkung bewährt. Bei diesen sogenannten Kondensationsprodukten liegt der Stickstoff zunächst in einer nicht pflanzenverfügbaren Form vor (zum Beispiel Isodur, Methylenurea oder Ureaform).

Die zweite Gruppe der Langzeitdünger stellen die umhüllten Produkte dar. Hier wird die Freisetzung der Nährstoffe auf physikalischem Wege gesteuert. Deutliche Qualitätsunterschiede sind von der jeweiligen Hüllsubstanz und dem Anteil der umhüllten Körner zu erwarten.

Grundsätzlich werden Schwefel umhüllte (SCU) und Polymer umhüllte Dünger (PCU) unterschieden. Bei der neuen Generation des Düngemitteltyps "teilumhüllter Dünger" nutzt man den hohen Qualitätsstandard der polymerumhüllten Produkte (semipermeabel) wie sie aus dem Gartenbau bekannt sind, indem anteilmäßig umhüllte und nicht umhüllte Düngerkörner gemischt werden. Ein Beispiel hierfür liefert das Produkt Basatop Sport.

In Abhängigkeit von der geplanten Jahresmenge für den Stickstoff sollten die übrigen Hauptnährstoffe für einen Strapazierrasen (Sportrasen) in folgendem Verhältnis gedüngt werden: N : P2O5 : K2O : MgO = 1 : 0,3 : 0,8 : 0,2.

So werden beispielsweise bei einer Jahres N-Menge von 25 g/m² 8 g/m²2 PO5; 20 g/m² K2O und 5 g/m² MgO gedüngt.

Je nach Standortbedingungen verschieben sich die exakten Termine für die Startdüngung im März / April sowie die Erhaltungsdüngungen im Juni und August innerhalb einiger Wochen. Eine mögliche Spätherbstdüngung mit einem Kali betonten Dünger kann an geeigneten Standorten (geringe Schnee-Erwartung) durchaus ab Mitte Oktober beziehungsweise Anfang November erfolgen.

Beregnung zur Wasserversorgung

Aus den langjährigen Beobachtungen ergibt sich für ausreichend versorgte Rasensportplätze ein durchschnittlicher, täglicher Wasserbedarf während der Vegetationszeit (April bis September) von ca. 2,5 Liter/Quadratmeter/Tag.

Der notwendige Regelbedarf für das Beregnungswasser von Rasensportplätzen in Deutschland liegt demnach bei 0 bis 200 Liter/Quadratmeter pro Jahr in Abhängigkeit von Bodenaufbauten und Standortbedingungen. Eine Übersicht ist in Tabelle 3 dargestellt.

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Tabelle 3: Ermittlung des Wasserbedarfs für die Beregnung von Rasensportplätzen in Abhängigkeit von Standort und Bauweise. Angaben analog zur DFB-Broschüre „Sportplatzbau und –erhaltung“ (2011).
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Zur Ausbringung größerer Sandmengen bei der Sportplatzbesandung eignen sich Steuer mit Rollboden und Bürstenwalzen zur exakten Verteilung des Sandes. Foto: Klaus Müller-Beck

Erhaltungspflege

Bei der Benutzung von Rasensportplätzen durch mehrere Mannschaften reicht die erwähnte Grundpflege nicht mehr aus, es folgt Stufe 2 zur Pflege-Intensivierung. Hierbei werden der Einsatz von mechanischen Maßnahmen zur Optimierung der Rasennarbe sowie die Stabilisierung der Rasentragschicht (RTS) durch geeignete Besandungsmaßnahmen erforderlich.

Vertikutieren zur Filzreduzierung

Mit dem Vertikutieren entfernt man abgestorbene Pflanzenteile, die sich zum Rasenfilz auf der Bodenoberfläche angereichert haben. In diesem Horizont aus organischen Rückständen werden Wasser und Nährstoffe zurückgehalten. Die Oberfläche des Rasens wird schwammig und uneben. Die vertikal schneidenden Werkzeuge des Vertikutierers sorgen für eine Reduzierung des Pflanzenmaterials und öffnen die Rasenoberfläche.

Bevor die Maßnahme durchgeführt wird, sollte der Rasen in einem guten Ernährungszustand sein, damit die Gräser rasch regenerieren können.

Aerifizieren zur Bodenbelüftung

Das Wurzelwachstum hat für eine gute Rasenqualität eine besonders hohe Bedeutung. Beim Faktor Bodenluft ist vor allem der CO2-Gehalt wichtig; ein Anstieg auf drei bis fünf Prozent CO2 bedeutet eine Reduzierung der Wurzelmasse. Aus diesem Grunde muss der Gasaustausch im Boden durch Aerifiziermaßnahmen bei beanspruchten Rasenflächen ein- bis zweimal jährlich gefördert werden. Beim Einsatz von Hohlzinken lässt sich bei bindigen Bodenarten ein Bodenaustausch vorbereiten.

Besanden zur Abmagerung der RTS

Die Stabilisierung der Rasentragschicht (RTS) durch geeignete Besandungsmaßnahmen zählt zu den regelmäßigen Erhaltungsmaßnahmen auf einer Sportrasenfläche. Sofern keine geeigneten Geräte vorhanden sind, eignen sich diese Arbeiten für die Vergabe an Fachfirmen des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues.

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Vertikutierer mit Aufnahmebehälter sind bei intensiven Bearbeitungsgängen besonders geeignet, damit das Vertikutiergut sauber abgefahren werden kann. Foto: Klaus Müller-Beck
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Eine Spikesaat sorgt für einen guten Bodenschluss beim Nachsaatverfahren von Rasenflächen. Foto: Klaus Müller-Beck

Der Einsatz von Sand in der Rasenpflege sorgt für einen durchlässigen oberen Bodenhorizont und strukturiert bei regelmäßiger Anwendung den entstehenden Rasenfilz. Sand gleicht darüber hinaus Bodenunebenheiten aus und sorgt so für eine bessere Bespielbarkeit. Die zum Einsatz kommende Sandmenge ist abhängig von der vorausgehenden Bearbeitung und reicht von ein Liter bis sieben Liter pro Quadratmeter.

Regenerationspflege

Unter kritischen Platzbedingungen, wie beispielsweise geringer Wasserdurchlässigkeit oder erhöhter Bodenverdichtung kommt es bei anhaltendem Spielbetrieb zu größeren Rasenschäden, die nur durch Regenerationsmaßnahmen behoben werden können. Bei entsprechender Nutzung gilt dies auch für Park- und Gebrauchsrasenflächen. Im Pflegekonzept setzt jetzt die dritte Stufe als Regenerationspflege ein.

Tiefenlockerung zur Wasserabführung und Wurzelaktivierung

Durch eine hohe Benutzungsintensität von Rasenflächen kommt es zur Veränderung der Bodenparameter, die dann zu einer Bodenverdichtung mit negativen Folgen für das Wurzelwachstum führen.

Zu den bewährten Bearbeitungsmaßnahmen zählt eine Tiefenlockerung mit geeigneten Geräten wie Terra Spike, Vertidrain-Gerät oder ähnliche. Die Bearbeitung des Bodenhorizontes von 15 bis 30 Zentimeter Tiefe führt nachweislich zur Erhöhung der Durchlässigkeit und zur Optimierung der Durchwurzelung. Die Stimulierung des Wurzelwachstums lässt sich zusätzlich durch geeignete Nährstoffe (phosphatbetonte Dünger) und die Einarbeitung von Bodenhilfsstoffen, wie beispielsweise Agrosil LR, zusätzlich fördern. Wurzeln vernetzen und stabilisieren den Boden und schützen ihn dauerhaft. Eine gute Wurzelverzweigung mit einem entsprechenden Tiefgang erhöht die Effizienz der Wasser- und Düngergaben, da der gesamte Tragschichthorizont von den Gräsern genutzt werden kann.

Nachsaat zur Bestandsoptimierung

Eine Verbesserung des Pflanzenbestandes erreicht man durch die Nachsaat mit leistungsfähigen Sorten aus dem aktuellen Angebot des Lolium-perenne-Sortimentes. Informationen zur Bewertung der Sorten sind in der FLL-Broschüre "Regel-Saatgut-Mischungen Rasen" RSM 2012 zusammengestellt.

Die Nachsaat mit 25 Gramm pro Quadratmeter einer Regenerationsmischung nach RSM 3.2 beseitigt vorhandene Kahlstellen und führt zur Veränderung der Artenzusammensetzung im Bestand. Der Anteil von Lolium perenne sorgt für eine Erhöhung der Scherfestigkeit in der Rasennarbe. Wichtig für den Erfolg einer Nachsaat ist die fachgerechte Ausbringung mit geeigneten Geräten zur Schlitz- oder Spikesaat, damit der Bodenkontakt während der Keimphase gewährleistet ist.

Dr. Klaus Müller-Beck

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