Die internationale gartenschau hamburg 2013 – mehr als eine Gartenschau

Interkulturell - fair - sportlich

von:
Hamburg Gartenschauen
In 15 Gärten der Welt der Häfen startet die Weltreise in "80 Gärten um die Welt". Visualisierung: IBA/bloomimages

Hamburg ist eine Stadt mit sehr langer Gartenschau-Tradition. Mit der internationalen gartenschau hamburg 2013 (igs 2013) findet bereits die achte Gartenschau innerhalb der Grenzen der heutigen Stadt statt. Immer waren diese Gartenschauen auch ein Abbild der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen oder Ausdruck kultureller Trends und Überzeugungen. Die igs 2013 wird in einem Stadtteil ausgerichtet, der wie kaum ein anderer in Hamburg die aktuellen sozialen, kulturellen und ökonomischen Probleme widerspiegelt. Hamburg-Wilhelmsburg - gelegen auf der größten Flussinsel Europas - hat dennoch oder gerade auch deshalb ein großes Entwicklungspotenzial in jedweder Hinsicht. Deshalb musste sich die igs 2013 sowohl mit den Potenzialen der Stadtentwicklung als auch mit einer neuen Form der Gartenschau, die sich auf die aktuellen gesellschaftlichen Themen einlässt, beschäftigen.

Hamburgs Gartenschautradition verpflichtet

Die erste Gartenschau in Hamburg von 1869 im Alten Elbpark zwischen Millerntor und Landungsbrücken dauerte elf Tage und war geprägt durch die Präsentation der gartenbaulichen Produkte aus der Hamburger Region, aus Deutschland und erstmals aus zehn weiteren Staaten. Die Internationalen Gartenschauen waren damit geboren.

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Geländeplan RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn
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In dem internationalen Ideenwettbewerb für die igs 2013 wurde der Entwurf des Büros RMP Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen, Bonn, unter dem Motto "In 80 Gärten um die Welt" mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Abb.: igs 2013/Preuss und Preuss GmbH
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Welt der Kulturen: Fremde Sitten und Gebräuche hautnah erleben. Abb.: Visualisierung Gärtner und Christ/igs 2013

1897 gab es mit der Internationalen Gartenschau Hamburg eine weitere Neuerung: Erstmals wurde auch die Gestaltung eines dauerhaften Parks in den Alten Wallanlagen in das Konzept mit einbezogen, und die Gartenschau dauerte einen ganzen Sommer lang. Wieder war ein weiterer Schritt geschafft zu modernen Gartenschauen mit nachhaltiger Wirkung für die Stadt und weitere folgende Gartenschauen.

Die Gartenschau von 1914 in Altona präsentierte die geöffneten privaten Gärten und Parks für die dauerhafte Nutzung durch die Öffentlichkeit. Noch heute stammen aus dieser Zeit die Bezeichnungen wie "Rosengarten" in den Elbparks.

Mit der Niederdeutschen Gartenschau von 1935 wurde im Rahmen von damaligen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen auf den Flächen ehemaliger Friedhöfe und des Hamburger Zoos, das heutige Planten un Blomen geschaffen. Mit diesem Projekt entstand ein Park, der für Hamburger wie für Touristen bis heute gleichermaßen von Bedeutung ist.

Die erste Internationale Gartenbau Ausstellung 1953 (IGA) in Hamburg stand im Zeichen des Wiederaufbaus der Stadt. Auf den Flächen von Planten un Blomen, dem Botanischen Garten und der Jungiuswiese (heute Messegelände) wurde auf 35 Hektar eine neue zentrale Parklandschaft gestaltet, die den Optimismus des Wiederaufbaus einer stark zerstörten Stadt widerspiegelte.

Mit der IGA 1963 wurde die Schaufläche nicht nur verdoppelt, sondern war in ihrer Zusammensetzung auch Ausdruck des Wirtschaftswachstums in dieser Zeit: Planten un Blomen, Botanischer Garten, Kleine und Große Wallanlagen sowie die Messehallen mit Blumenschauen und das Heiligengeistfeld als Ausstellungsgelände für Technik gehörten zum Konzept. Auf den Trümmerschuttflächen der Kleinen und Großen Wallanlagen wurde eine aufwendige, dauerhafte Parklandschaft entwickelt und durch die Unterquerung der Straßen kreuzungsfrei miteinander verbunden. Anfang der siebziger Jahre wurde das Congress Centrum Hamburg am Ostrand von Planten un Blomen gebaut und 1973 zur IGA fertig gestellt. Damit wurde zugleich eine kreuzungsfreie Verbindung zwischen Planten un Blomen und dem Alten Botanischen Garten (inzwischen war der Botanische Garten nach Klein Flottbek verlegt worden) möglich. Mit der IGA 1973 entstand dadurch und durch das neue Konzept, das sich vor allem dem Thema Freizeit und Spielen widmete, ein völlig neu gestalteter Park, der später - auch wegen seiner großen befestigten Flächen - im Volksmund "Platten und Beton" genannt wurde.

Jede Gartenschau in Hamburg hatte ihren eigenen Charakter und war hinsichtlich ihrer Ziele, der Gestaltung und der gezeigten Inhalte eingebettet in aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Die Spuren dieser Geschichte, der jeweiligen gesellschaftlichen Bewertungen und Auffassungen über städtisches Grün lassen sich in Hamburg besonders gut am Beispiel von "Planten un Blomen" ablesen. Was durch die IGA's von 1953 bis 1973 als Gartenkunst geschaffen wurde, wird heute von vielen Parkbesuchern als "Natur" oder als Kulturdenkmal bezeichnet und gegen jede Veränderung verteidigt.

Hamburg hat sich nach der dreimaligen Ausrichtung einer IGA einerseits aus finanziellen Überlegungen aber auch aufgrund der aufkommenden naturschutzfachlichen Kritik an Gartenschauen Ende der 1970er Jahre nicht mehr für eine Gartenschau beworben, obwohl es bereits neue, ausgereifte Konzepte gab.

Die Gartenschau im 21. Jahrhundert

Mit der internationalen gartenschau hamburg 2013 will Hamburg mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen:

  • Die Stadtentwicklung Hamburgs soll sich in Zukunft stärker südlich der Elbe vollziehen ("Sprung über die Elbe").
  • Dem Problemstadtteil Hamburg-Wilhelmsburg sollen neue Impulse für eine positive Entwicklung und ein neues Image gegeben werden.
  • Es soll ein neuer Volks- und Stadtpark für das 21. Jahrhundert entstehen, der den Bedürfnissen einer modernen und multikulturellen Stadtgesellschaft entspricht. Damit soll fast einhundert Jahre nach Eröffnung des Hamburger Stadtparks in Winterhude und des Altonaer Volksparks (jeweils 1914) nach der Gartenschau ein moderner Volkspark das Freizeitangebot erweitern.
  • Der neue Wilhelmsburger Inselpark - so wurde der Park nach einer Umfrage in der Bevölkerung benannt - soll vor allem den Trends im aktiven Freizeitverhalten Raum bieten und Kooperation zwischen Freizeit- und Vereinssport fördern.
  • Der Park soll den Ansprüchen als Ort der interkulturellen Begegnung und Kommunikation gerecht werden - in einem Stadtteil mit mehr als einhundert Nationalitäten.
  • Bau und Betrieb des Parks und der Gartenschau sollen die Kriterien des Fairen Handels erfüllen - sowohl hinsichtlich der Materialverwendung als auch beim gastronomischen Service.
  • Die Gartenschau soll als touristisches Highlight für Hamburg im Jahr 2013 mehr als 2,5 Millionen Besucher anlocken.
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Do It: Crossover – Bewegungstreff für Jugendliche. Foto: Andreas Bock/igs 2013
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In Balance: Das Spiel mit dem Gleichgewicht. Foto: Andreas Bock/igs 2013
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Sanatana dharma vatika: Garten des ewigen Lebens in der Welt der Religionen. Foto: Andreas Bock/igs 2013
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In trockenen Tüchern – Garten in der Welt der Häfen. Foto: Andreas Bock/igs 2013

Diese Anzahl von parallel verfolgten Zielen bedeutet, dass die igs 2013 mehr ist als eine Gartenschau. Sie ist ein strategisches Instrument zur ökonomischen, ökologischen und sozialen Stadtteilentwicklung. Folgerichtig wird deshalb in Hamburg auch erstmals parallel zur Gartenschau eine Internationale Bauausstellung (IBA) ausgerichtet, sodass sich die Ziele beider Großprojekte ergänzen und gegenseitig stärken.

Die multikulturelle Gartenschau - der interkulturelle Park

In dem internationalen Ideenwettbewerb für die igs 2013 wurde der Entwurf des Büros RMP Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen unter dem Motto "In 80 Gärten um die Welt" mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Konzept und Motto des Entwurfs zeigten sich besonders in der Weiterbearbeitung bis zur Ausführungsplanung als stabiles Gerüst für die Realisierung der oben genannten Ziele. Besonders geeignet war dieses Motto für die Entwicklung von Themenwelten wie "Welt der Kulturen", "Welt der Religionen", "Welt der Kontinente" oder "Welt der Häfen".

Welt der Kulturen

In allen deutschen Städten ist der Trend erkennbar, dass sich das Leben immer mehr in die Freiräume der Stadt verlagert. Teilweise mag der Grund für diese Entwicklung in der Kopie südeuropäischer Szenarien - also vielleicht eine temporäre Modeerscheinung - sein, allerdings ist in den multikulturell geprägten Stadtteilen der Städte auch zu erkennen, dass Menschen aus anderen Regionen und Kulturen den Freiraum, die Parks und Grünflächen intensiver und aktiver nutzen. In Wilhelmsburg wurde der zentrale Bereich des neuen Parks um den Kuckucksteich herum bereits intensiv durch Menschen unterschiedlichster Nationalität und Kultur für Freizeitaktivitäten genutzt: Spiel, Sport, Grillen und anderes mehr.

Für die konzeptionelle Arbeit der igs 2013 bedeutet diese Entwicklung, dass bei der Planung und Konzeptentwicklung für den neuen Park nach der Gartenschau - dem Volkspark für das 21. Jahrhundert - eine intensive Analyse der Freiraumnutzungen durch die verschiedenen Kulturen sowie eine aktive Beteiligung möglichst aller Gruppen durchgeführt wurde. Die igs 2013 hat sich für eine "aufsuchende Beteiligung" entschieden, deren Merkmal es ist, dass nicht allein zu Beteiligungsforen eingeladen wird, sondern dass Veranstaltungen der verschieden Gruppen besucht werden, um die Wünsche, Ideen und Konzepte für den neuen Park zu diskutieren. So wurde in einem Workshop-Verfahren ein Pavillon entwickelt, der während und nach der Gartenschau multifunktional als Kiosk, Sanitäranlage und Unterstellraum für Spiel-, Sport- und Parkausstattungen genutzt wird. Das Konzept für den Pavillon entspricht den Wünschen einer multikulturellen Arbeitsgruppe und wird ab 2014 voraussichtlich von einem Pächter aus dem Stadtteil weiterbetrieben.

Welt der Religionen

Zwischen den christlichen Kirchen und den muslimischen Gemeinden gab es schon vor dem Beginn zur Gartenschau- und Parkplanung einen regelmäßigen Austausch, der für die igs 2013 eine gute Plattform für weitergehende Beteiligungen bot. Die igs 2013 nahm in diesen Dialog Vertreter der jüdischen, buddhistischen und hinduistischen Gemeinden mit auf und entwickelte gemeinsame Projektideen für den Park. Das Ergebnis ist eine hochinteressante Anlage mit einem symbolträchtigen Brunnen und fünf thematischen Gärten zu den jeweiligen Lebensphilosophien der fünf Weltreligionen. Hier am Westeingang der igs 2013 wird Internationalität und Interkulturalität über die Weltreligionen verknüpft zu einem Parkteil mit besonderer Atmosphäre. Eine alte sanierte Kapelle ist Mittelpunkt interkultureller Begegnung und Kommunikation.

Welt der Kontinente

Fünf Kontinente mit sehr unterschiedlicher Gartenkultur - ein "Muss" für eine internationale Gartenschau. Von internationalen Landschaftsarchitekten und Hochschulen aller Kontinente wurden Entwürfe moderner Landschaftsarchitektur geliefert. Landschaftsarchitektur als Ausdruck kultureller Entwicklung oder für die Gestaltung von Natur - sehr unterschiedliche Haltungen zur Gestaltung unserer Umwelt auf den fünf Kontinenten werden hier sichtbar. Erstmals wird auch von afrikanischen Architekten, Planern und Hochschulen ein Beitrag zur Gartenarchitektur in diesem Bereich der igs 2013 zu sehen sein.

Welt der Häfen

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die igs 2013 in der Welt der Häfen. Hier wird einerseits die Reise des Romanhelden von Jules Verne - Phileas Fogg - nachverfolgt und damit in andere Kulturen hineingesehen, andererseits ist das durchgehende Thema der "Faire Handel" mit Gütern aus aller Welt über den Seehafen Hamburg. Die ökonomische Dimension des Welthandels mit ihren Auswirkungen auf ökologische, soziale und kulturelle Verhältnisse in den Partnerländern werden hier primär über die Pflanze oder das daraus entstehende Produkt - zum Beispiel Baumwolle - thematisiert. In diesem Bereich des Parks entsteht damit ein spannender Dialog zwischen traditioneller Gartenschau, sozialer und gesellschaftspolitischer Themen und politischer Bildung. Der Besucher entscheidet selbst, welchen Zugang er zu den Darstellungen über die Pflanzungen oder den Ausstellungsbeiträgen in den Containern wählt.

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Blau blühende Stauden wie hier der Salbei symbolisieren das Wasser in der Welt der Kontinente. Foto: igs 2013/Andreas Bock
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Yoga-Walking – Garten der bewegten Meditation. Foto: igs 2013/Andreas Bock
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Naturbelassene Areale, großer Baumbestand: viele lauschige Plätze laden zum Verweilen ein. Foto: igs 2013/Andreas Bock

Qualitätskriterien und faire Produkte als Maßstab für Planung und Betrieb

Wird in der Welt der Häfen schon auf die Thematik "Fairer Handel" über die Weltreise von Phileas Fogg eingegangen, so setzt sich dies in der Gartenschau insgesamt über die Qualitätskriterien für die verwendeten Produkte beim Bau des Parks sowie etwa beim Betrieb des Caterings fort.

Bei der Verwendung von Baustoffen wurde darauf geachtet, dass die Herkunft nachvollziehbar war und nicht aus Regionen der Welt stammt, in denen Niedrigstlöhne oder Kinderarbeit zu Armut und sozialen Problemen führen. Auch die Ökobilanz hinsichtlich Transport und daraus entstehender Umweltbelastung waren immer Kriterien für die Materialauswahl. So wurde zum Beispiel für die Landschaftsbauarbeiten festgelegt, dass vollständig auf Torf zur Aufbereitung der Böden für die Schaupflanzungen verzichtet wird und Ersatzstoffe zum Einsatz kommen. In einem über ein Jahr andauernden Test wurden die geeigneten Materialien getestet und entsprechend den Ergebnissen im Park eingesetzt:

  • Prüfung der Baumaterialien auf ihren "CO2-Rucksack": wie viel CO2 wird bei der Herstellung der Produkte erzeugt? Ziel ist eine geringe CO2-Bilanz der Gartenschau. Das hat bei der igs 2013 dazu geführt, dass auf Import-Granite aus Asien verzichtet wird, da neben der hohen CO2-Produktion bei Abbau und Transport auch hohe Umweltschäden und unsoziale Arbeitsbedingungen in den Lieferländern festzustellen oder zu befürchten waren.

Ein weiterer wichtiger Bereich für das Thema Fairer Handel ist regelmäßig die Gastronomie bei Großveranstaltungen. Die igs 2013 hat einen Grundsatz für die Gastronomie im Park und während der Gartenschau festgelegt:

Das Catering soll aus Produkten stammen, die die Kriterien

  • regional
  • saisonal
  • gentechnikfrei
  • aus fairem Handel
  • weitgehend aus ökologischem Anbau

erfüllen. Diskussionen mit verschiedenen Produzenten, Lieferanten und Caterern haben gezeigt, dass dieses Ziel qualitativ und quantitativ erreichbar ist. Die igs 2013 hat zur Unterstützung dieser Zielsetzung eine Kooperation mit den fünf um Hamburg liegenden Kulturlandschaften organisiert und wird dafür eigens einen Schwerpunkt auf dem Gartenschaugelände schaffen. Für die (Metropol-)Region Hamburg bedeutet dies eine Stärkung der Identität und für die Umwelt eine langfristig verringerte Belastung, wenn sich der regionale Markt stabilisiert und etabliert.

Der sportliche Park - zukunftsfähig und modern

Wer sehenden Auges durch die Parks einer Stadt geht, erkennt, dass Sport und Bewegung zu den häufigsten Nutzungen im städtischen Grün geworden sind. Alle Formen der Bewegung und des Sports haben sich in den letzten Jahren immer mehr aus der Gemeinschaft des Vereins in die Öffentlichkeit der Parks verlagert. Ein moderner Stadtpark für das 21. Jahrhundert muss diesem Trend Rechnung tragen und den Joggern, Radlern, Skatern, Freizeitfußballern, Beachern und Walkern Räume anbieten, ohne dass sie sich gegenseitig oder die Ruhe und Erholung Suchenden im Park stören.

Mit der Welt der Bewegung schafft die igs 2013 im Nordosten des Parks einen Schwerpunkt für Sport- und Bewegungshungrige. Mit den jeweils privat betriebenen und in die Gestaltung des Parks integrierten Einrichtungen Kletterhalle ("Nordwandhalle"), dem Hochseilgarten sowie der nach der Gartenschau aus der Blumenschauhalle entstehenden Basketballhalle und der neuen Schwimmhalle, entsteht ein hochattraktives Angebot für Vereins- und Freizeitsport. Das neue ist aber nicht nur die Integration dieser Einrichtungen in den Park, sondern auch, dass es immer die Kombination von Indoor- und Outdoor-Angeboten gibt und vor allem, dass in der Welt der Bewegung neben einem Multifunktionsspielfeld und einer großen Skate-Anlage Raum ist für neue Bewegungsformen auf ungewöhnlichen Anlagen (zum Beispiel Aqua-Soccer) und in ruhigen Parkbereichen für Gym-nastik, Meditation und Entspannung.

Die elf Gärten in der Welt der Bewegung sind nicht nur auf die Gartenschau ausgerichtet, sondern für eine dauerhafte, kostenfreie Nutzung in Verbindung mit den kostenpflichtigen Angeboten der Kletterhalle oder des Hochseilgartens. Fast alle Gärten in diesem Bereich sind unter Beteiligung von späteren Parknutzern aus dem Stadtteil oder aus Initiativen entstanden und damit schon jetzt stark in den Stadtteil integriert.

Doch nicht nur die Welt der Bewegung ist kennzeichnend für den sportlichen Park. Laufstrecken mit Beleuchtung und Kilometrierung oder der neu gebaute Kanukanal durch den gesamten Park sind weitere hochattraktive Angebote für die Zeit nach der Gartenschau und sollen schon während der Veranstaltungszeit mit verschiedenen Aktionen belebt und präsentiert werden.

Aus diesem räumlichen wie inhaltlichen Konzept ist von der igs 2013 gemeinsam mit Partnern aus den Vereinen und Verbänden der Begriff "ParkSport" geprägt und eingeführt worden. Er steht für eine intensive Partnerschaft zwischen dem Grün und dem Sport und seinen Experten. An dieser Stelle wird besonders deutlich, dass Gartenschauen nicht allein Blumenschauen und für den Tourismus einer Stadt von Bedeutung sind, sondern in der konzeptionellen Strategie können und müssen gesellschaftliche und soziale Ziele integriert werden. Dennoch oder gerade deshalb wird der Gartenschaubesucher durch die Kombination aus floraler Schau und attraktiven Nutzungsangeboten für Sport und Bewegung eingebettet in ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm auf den Bühnen und als Walking-Act voll auf seine Kosten kommen.

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Corinna Peters-Leimbach, Pastorin, Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg-Ost. Foto: Privat
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Dipl.-Ing. Rudolf Hennemann, Freier Garten- und Landschafts-architekt bdla, Hamburg, Mitglied und Vertreter des TTC-Hamburg/Theksum Tashi Chöling – tibetisch-buddhistisches Meditations- und Studienzentrum. Foto: Privat
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Claus Everdiking, Erzbistum Hamburg Foto: privat
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Michael den Hoet, Mitglied Buddhistisches Zentrum Hamburg der Karma Kagyü-Linie e.V. Foto: Privat

Wasser als Quelle des Lebens

Fünf Weltreligionen im interreligösen Dialog für ein Gartenprojekt

In Vorbereitung der "Welt der Religionen" im Rahmen der internationalen gartenschau hamburg 2013 haben sich Würdenträger der fünf Weltreligionen getroffen und ein gemeinsames Konzept für einen interreligiösen Garten erarbeitet. Mechthild Klett fragte nach Ihren Erfahrungen:

  1. Was ist für Sie das kreativste Moment dieses Projektes?
  2. Was haben Sie über Gartengestaltung gelernt?
  3. Was haben Sie von den jeweils anderen Projektpartnern erfahren?

Vier Beteiligte haben geantwortet:

Corinna Peters-Leimbach:
Für mich war das kreativste Moment gleich am Beginn unserer interreligiösen Zusammenarbeit: Wir haben ein Symbol gesucht, das in allen Religionen eine besondere Bedeutung hat, das die Religionen verbindet, auch wenn es inhaltlich unterschiedlich gedeutet wird. So sind wir auf das "Wasser" gekommen, das als Quelle des Lebens, für ein Reinigungsritual oder für die Taufe unabkömmlich ist. Sichtbar ist es in unserer "Welt der Religionen" in der Wasserschale in der Mitte.

Ich treffe normalerweise als Pastorin mit Menschen zusammen, begleite sie in den unterschiedlichen Lebensphasen oder feiere Gottesdienste mit ihnen. Dass man Lebens- und Glaubenserfahrungen in eine Gartenstruktur umsetzen kann, finde ich generell eine große Lernerfahrung.

Neben der großen Wertschätzung, die wir voneinander erfahren, habe ich etwas über die Bedeutung von besonderen Pflanzen für den jeweiligen Glauben gelernt. Ich wusste zum Beispiel vorher nichts über Tulsi, das als heiliges Kraut bei religiösen Zeremonien der Hindus eine wichtige Rolle spielt, oder über den Bodhi-Baum mit seiner Bedeutung für die Buddhisten.

Rudolf Hennemann:
Der Gestaltungsrahmen für die Welt der Religionen gab die räumliche Anordnung der fünf Gärten mit ihren Zugängen fächerförmig von einem zentralen Platzbereich ausgehend vor. Die spannende Frage war nun, ob wir uns als Vertreter/innen der fünf Weltreligionen auf ein gemeinsames Thema für diese Mitte vereinbaren können. In dem intensiven Diskussionsprozess stellte sich überraschend schnell das Element Wasser in Form der Quelle als religionsübergreifendes Grundthema heraus - "Aus dem Wasser das Leben schöpfen".

Damit war der kreative Impuls für die Gestaltgebung dieses gemeinsamen Ortes in Form der kreisrunden Granit-Brunnenschale mit fünf Wasserstrahlen, umgebendem Weg und Ruhebänken gegeben.

Wesentlich sinnfälliger als ein Gebäude unterliegt der Garten dem Zeitfaktor und den Gesetzen und Kräften der natürlichen Elemente, denen alle lebenden Wesen gleichermaßen ausgesetzt sind. Damit ist das Erscheinungsbild des Gartens von Anbeginn Symbol und Metapher für Entstehen, Heranwachsen, Reifen und Vergehen. Auf besondere Weise ist es dem federführenden Planungsbüro studio für freiraumgestaltung, G. Lang, gelungen, diese grundlegende Symbolik in der Welt der Religionen zu versinnbildlichen und die fünf unterschiedlichen Gärten mit den Mitteln der Gartengestaltung als Orte des individuellen Erkennens, voneinander Lernens und religionsübergreifenden Verstehens herauszuarbeiten.

Der bereits Mitte 2008 von der igs 2013 gmbh eingerichtete Arbeitskreis zur Realisierung der Welt der Religionen bot auf zahlreichen Workshops, Planungswerkstätten, Abendveranstaltungen und gegenseitigen Besuchen einen offenen, von jeglichen Dogmen unbelasteten Raum für den intensiven Austausch mit den Vertreter/innen der anderen Weltreligionen. Die Besonderheit dieses interreligiösen Austauschs lag für mich darin, dass sich dieser an dem Raumkonzept, der Ausstattung sowie den Gestaltungs- und Pflanzdetails der zunehmend Form annehmenden Gartenpläne festmachte. Damit fanden auch komplexe philosophische, geisteswissenschaftliche und religiöse Sachverhalte der einzelnen Religionen schnell Bezug zur Gartengestaltung und damit ihre Übersetzung von der abstrakten zur allgemeinverständlichen und sinnlich erfahrbaren Ebene.

Claus Everdiking:
Wir möchten Besucherinnen und Besucher einladen, im Gang durch unseren Lebenspfad mit dem eigenen christlichen Lebenspfad in Berührung zu kommen. Dies war und ist für mich eine wichtige Lernerfahrung: Ich kann über die Gartengestaltung eine tiefer gehende Berührung mit dem vermitteln, was unser Leben über das Greifbare hinaus trägt und prägt.

Zudem empfinde ich es als eine großartige Herausforderung, über die Gartengestaltung und gepflanzte Symbolik etwas über meinen christlichen Glauben vermitteln zu können. Ich glaube, dass ist uns mit dem Konzept eines Lebenspfades mit seinen sechs Lebensstationen ganz gut gelungen.

Ich finde es einmalig, in der Gestaltung der Welt der Religionen im Austausch und in der Begegnung viel über die anderen Religionen und Ihre Gartensymbolik lernen zu können.

Michael den Hoet:
Die bisherige Arbeit war interessant, aber noch viel Theorie. Die eigentliche Herausforderung kommt erst noch: Den buddhistischen Garten beziehungsweise die "Welt der Religionen" mit Leben zu erfüllen und das Publikum daran teilhaben zu lassen. Da wir ein interaktives Element in unseren Garten einbauen - die sich verändernde Mani-Mauer, die der Besucher im Verlauf der Gartenschau mit auf Stein geschriebenen guten Wünschen verändert - wird deutlich werden: Nichts ist so beständig wie der Wandel.

Jeder Mensch hat in seinem Leben mit Parks und Gärten zu tun. Ihre meist wohltuende Wirkung auf Bewusstsein und Unterbewusstsein ist nicht zu unterschätzen. Neu war für mich die Erfahrung, dass man mit einem gut komponierten und gestalteten Garten sogar so etwas wie weltanschauliche Werte vermitteln kann - in teils recht abstrakter Weise.

Es war bei den Projektbeteiligten viel gegenseitige Wertschätzung zu spüren, aber auch das Bestreben, sein jeweils eigenes Teilprojekt ohne wechselseitige Einmischung zielstrebig zu verfolgen. Auf die Botschaft eines Religionsgartens übertragen: Es ist gut, dass es verschiedene religiöse Weltanschauungen für Menschen mit unterschiedlichen geistigen Bedürfnissen gibt, und es ist vor allem wichtig, dass sich keine Religion über eine andere erhebt.

 Heiner Baumgarten
Autor

Ehemals GALK-Präsident und Vorsitzender vom GALK-Arbeitskreis Stadtplanung

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