Landschaft, Vegetation, Städte, Felsengräber, Wassersystem

Jordanien

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Abb.1: Steinwüste mit feuchter Stelle neben Wüstenautobahn. Foto: Horst Schmidt
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Abb. 2: Straßenschild mit Landschaftsschnitt Topographie Jordaniens. Foto: Horst Schmidt
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Viele Besucher, die auf dem Flughafen in Amman landen, sind durch das zauberhafte Petra und das rätselhafte Tote Meer nach Jordanien gelockt worden. Wer sich dann ernsthaft auf das Wüstenland einlässt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, angesichts der erstaunlichen Geschichte des Landes, der offen zu Tage tretenden Probleme, aber auch der faszinierenden landschaftlichen Vielfalt sowie der oft bizarr wirkenden Einstellung der Vegetation auf diese sehr unterschiedlichen landschaftlichen Voraussetzungen.

Jordanien liegt im "fruchtbaren Halbmond" von Ägypten bis zur Türkei, wo in der Jungsteinzeit der Ackerbau und die Viehzucht entstanden sind. Von dieser frühen Voraussetzung der gesellschaftlichen Entwicklung bis zu den heutigen Formen der Völkerwanderung durch die zahllosen Flüchtlinge, die dieses Land schon im letzten Jahrhundert aufnehmen musste, haben sich interessante Entwicklungen der Landschaft und der öffentlichen Räume ergeben. Sie reichen von den frühen Felsengräbern bis zur modernen Gestaltung des neuen Museums in Petra, das über einer Wasserfläche zu schweben scheint und Jordanien von Japan geschenkt worden ist. Petra ist seit 1994 Weltkulturerbe und wurde 2007 zu einem der sieben neuen Weltwunder gewählt.

Die Landschaft ist deutlich durch die Naturkräfte, aber vor allem durch die Nutzung der Menschen geprägt worden. Bergzonen und flache, ebene Stein- und Sandwüsten bestimmen immer wieder das Landschaftsbild, besonders wenn man die von Saudi-Arabien finanzierte Wüstenautobahn von Amman nach Süden fährt.

Quert man das Land Ost-West, staunt man über den tiefen Einschnitt des Ostafrikanischen Grabenbruchs, in dem der Jordan zum Toten Meer fließt. Dieser das ganze Land von Nord nach Süd durchziehende immense Graben mit den begleitenden Gebirgen prägt die Landschaft. Auch die Vegetationszonierung orientiert sich an diesem Grundschema mit den Wäldern (nur ein Prozent), den Strauch- und Macchienzonen, den Steppen und den ausgedehnten Wüsten (80 Prozent).

Die Flora hat sich vielfältig an die Bedingungen im Hinblick auf Temperatur und Wasserknappheit in erstaunlicher, ja bizarrer Weise eingestellt. Das Jordantal beherbergt die landwirtschaftlichen Flächen des Landes, die trotz der Wassernot weitgehend künstlich bewässert werden. Floss früher der Jordan in das Tote Meer, so kommt dort heute kaum noch Wasser an. Zum Teil wird es ab dem See Genezareth nach Israel abgezweigt und in Jordanien hauptsächlich zur Bewässerung gebraucht. Früher glich der Zufluss des Jordans die Verdunstung des Toten Meeres aus und hielt so den Wasserstand. Heute nimmt er pro Jahr um 70-100 Zentimeter ab. Seit 1960 soll das Tote Meer schon 30 Prozent seiner Wassermenge verloren haben.

Durch die Verdunstung nimmt der Salzgehalt des Wassers kontinuierlich zu. Das Mittelmeer hat einen Salzgehalt von 3,8 Prozent. Man sagt, dass das Tote Meer zur Zeitwende bereits 8 Prozent Salzgehalt aufwies. Um das Jahr 1000 lag er bei 15 Prozent und heute sollen es 33 Prozent sein. Bis zur Mitte der siebziger Jahre sollen noch Mikroorganismen im Wasser gelebt haben, doch auch die gibt es heute nicht mehr. Das Wasser beinhaltet neben Salz auch Magnesium, Brom, Kalium und Schwefel und soll für unsere Haut gesund sein. Es darf aber weder in den Mund noch in die Augen kommen, da es die Schleimhäute sehr stark angreift. Auch der schwarze Schlamm am Ufer ist für die Haut gesund. Die Badegäste reiben sich damit ein und lassen es eine Viertelstunde einwirken, ehe er im Wasser wieder abgespült wird. Im Wasser selbst kann man ohne Schwimmbewegungen schweben, da es durch den Salzgehalt sehr gut trägt.

An den beiden Seiten des 75 Kilometer langen Toten Meeres steigen die Berge jeweils über 1000 Meter hoch. Es liegt erstaunliche 410 Meter unter dem Meeresspiegel und ist 390 Meter tief.

Die Hauptstadt Amman liegt auf einer Höhe von 800-1000 Metern. Sie wurde auf sieben Hügeln (Rebel) angelegt und hat sich bis heute auf 19 Hügel ausgedehnt. Die Stadt Petra liegt ebenfalls auf circa 900 Metern. Der höchste Berg Jordaniens ist der Jebel Um ad Dhami mit 1854 Meter im Süden nahe der saudiarabischen Grenze. Gefolgt wird er vom Jebel Rum mit 1754 Meter im Wadi Rum. Dieses Wüstental auf 1000 Metern soll eines der schönsten Wüstentäler in Jordanien sein.

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Abb. 3: Wadi Rum Sanddüne am Felsen. Foto: Horst Schmidt
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Abb. 4: Phönizischer Wachholder (Juniperus phoenicea). Foto: Horst Schmidt
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Abb. 5: Kapernstrauch (Capparis spinosa) in der Schlucht Petra. Foto: Horst Schmidt
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Abb. 6: Erodierter Sandstein in der Schlucht Petra. Foto: Horst Schmidt

An seinen Rändern stehen beachtliche Sandsteinfelsmassive auf Granitsockeln. Die Erosion hat bereits viel von dem Sandstein zerstört und zu Sand der Wüste werden lassen. Die Niederschläge treten durch den porösen Sandstein hindurch, sammeln sich auf dem undurchdringlichen Granit und treten an einigen Stellen als Quelle zu Tage. Sie werden von den Beduinen für die Tiere als Tränke genutzt. An einigen dieser Wasserstellen findet man Graffiti, Felszeichnungen von Tieren und Menschen aus früharabischen Zeiten. Ganz in der Nähe einer dieser Wasserstellen lehnt sich eine hohe Sanddüne an einen Felsen, die der Sandsturm dort zusammengeweht hat. Die Vegetation entspricht der differenzierten Landschaft und den klimatischen Bedingungen.

So kann man im Frühjahr eine Vielfalt der jordanischen Pflanzen in voller Blüte bewundern, oft auch in sonst das ganze Jahr über vertrocknet wirkenden Arealen. In wenigen Tälern besonders im Norden kann man üppige landwirtschaftliche Flächen bewundern, sonst muss fast überall bewässert werden, selbst in Olivenplantagen. Wer im Sommer und Herbst in Jordanien unterwegs ist, sieht dagegen viele vegetationslose Flächen, die grau, verstaubt und verbrannt aussehen und zusätzlich vor allem entlang der Straßen Plastikmüll aufweisen.

Das war nicht immer so, noch bis ins 19. Jahrhundert berichteten Reisende von herrlichen Wäldern und grünen, blühenden Tälern besonders in den Bergzonen, die sich beidseits des Jordan hinziehen. Im 19. und 20. Jahrhundert soll durch die Zunahme der Bevölkerung der große Kahlschlag der Wälder und durch die Überweidung mit Schaf- und vor allem mit Ziegenherden die Vegetation stark zurückgedrängt worden sein. Die einsetzende Erosion tat ein Übriges, und man begann leider erst spät mit Wiederaufforstungen mit der Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis). Die Ausprägung der Vegetation in Petra ist recht speziell. Die mediterrane Vegetation trifft auf die arabische und die afrikanische. Hier findet man das südlichste Vorkommen von einigen mediterranen Arten wie dem Phönizischen Wacholder (Juniperus phoenicea), der selbst in den vegetationsfeindlichen Felsen im Süden noch ums Überleben kämpft.

Man findet auch das nördlichste Vorkommen einiger afrikanischer Akazienarten und das südlichste Vorkommen der immergrünen Eichen. Von den Obstgehölzen finden wir in den Bergen die mediterrane Feige und die Dattelpalme in den tieferen Lagen. Petra ist auch die einzige Stadt in Jordanien, wo die Echte Aloe (Aloe vera) wild vorkommt. Dagegen treibt in den Bergen im Herbst zwischen den Steinen überall die Meereszwiebel üppig aus und scheint sich richtig wohl zu fühlen. Oft kann man den Kapernstrauch (Capparis spinosa) mit seinen runden, blaugrünen Blättern von den Felsen herunter wachsen sehen. Die blaugrüne Farbe ist auf den Wachsüberzug der Blätter zurückzuführen, ein Schutz gegen zu starke Verdunstung.

Erstaunlich fallen etliche Bäume in der Hauptstadt Amman auf, die man hier in diesem Wüstenland nicht erwartet hat, wie zum Beispiel den Dreizipfeligen Ahorn (Acer buergerianum) und den Falschen Palisander (Jacaranda mimosifolia).

Seit über 10.000 Jahren ist das Land östlich des Jordan besiedelt, wie die Ausgrabungen belegen. Die Nabatäer, ein Volk beduinischer Stämme, errichteten Petra als ihre Hauptstadt und waren rund 300 Jahre vor und nach der Zeitrechnung in dieser Region dominierend. Sie beherrschten die Handelsstraße von Ägypten zum Osmanischen Reich, verdienten gut mit dem Handel von Weihrauch, Myrrhe, Gewürzen und mussten sich erst ab 106 den Römer unterordnen. Frühe Christen schufen zahlreiche Kirchen mit eindrucksvollen Mosaiken, so zum Beispiel in der St. Georgskirche in der Mosaikstadt Madaba, wo das Mosaik die Landkarte des "Heiligen Landes" aus dem 6. Jahrhundert zeigt.

Ganz in der Nähe liegt der Berg Nebo, von dem aus Moses das Heilige Land über das Tote Meer hinweg erblickt hatte. Etwa 685 eroberten arabische Heere die Stadt Petra und führten den Islam ein. An die Zeit der Kreuzfahrer erinnert unter anderem ihre Burgruine in Kerak. Die jüngere Geschichte wird durch die Staatsgründung, verschiedene Kriege und Flüchtlingswellen geprägt, die zur "Bevölkerungsexplosion" unter anderem durch die Mehrheit der palästinensischen Flüchtlinge führte. 1910 zählte Amman zum Beispiel noch 10.000 Einwohner. 1946 erreichte die Hauptstadt des neuen Königreiches Jordanien 25.000 Einwohner. 1963 waren es 250.000, 1967 450.000 und heute sind es im Stadtbereich 1,7 Millionen und im Großraum der Hauptstadt 2,7 Millionen Einwohner.

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Abb. 7: Römisches Theater und Forumplatz Amman. Foto: Horst Schmidt


Ihre Hauptstadt Petra wurde von den Nabatäern in den Bergen angelegt. Geschützt wurde sie durch die 1,2 Kilometer lange, verwinkelte enge Zugangsschlucht (Ciq/Siq), die an der schmalsten Stelle nur knapp 3 Meter beträgt. Die seitlichen Wände sind bis 80 Meter hoch. Der farbige Sandstein leuchtet im Sonnenlicht in verschiedenen Farbabstufungen und weist durch die Erosion eine interessante Formenvielfalt auf.

Petra wurde in seiner Glanzzeit als wohlhabende Stadt mit öffentlichen Plätzen, Prachtstraßen und prachtvollen Brunnen von Reisenden beschrieben. Die großen Steinhäuser hatten gepflegte Gärten, die man auch bei den öffentlichen Gebäuden fand. Von der breiten Prachtstraße, die eindrucksvoll mit Säulen gefasst war, sind heute noch Relikte vorhanden und vom herausgehobenen Brunnenplatz, dem Nymphaeum, kann man den Grundriss noch gut erkennen. Die Nabatäer schufen ein beachtliches Theater, das von den Römern später noch an der Bühnenwand ergänzt wurde. Gut zu erkennen sind die Sitzreihen für 4000 Zuschauer. Es ist das einzige Amphitheater, das vollständig aus dem roten Felsen gemeißelt wurde und liegt majestätisch am Fuß des Felsen, auf den die Straße zuführt.

Da die Nabatäer 106 unter Kaiser Trajan im römischen Reich aufgingen, sind die Theater als öffentliche Räume in allen Städten, so auch in Amman zu finden. Dieses ist das größte römische Theater in Jordanien mit 6000 Sitzplätzen und ebenfalls an einen Hügel angelehnt, der die Tragkonstruktion darstellt.

Die Sitzreihen sind hier jedoch aus Steinen gebaut. Es wurde erst ab 1957 freigelegt und restauriert. Etliche der Steinblöcke mussten erneuert werden. Von den oberen Rängen hat man einen guten Blick in die Stadt.

Vor dem Theater liegt ein erst vor wenigen Jahren modernisierter großer Stadtplatz, der früher das römische Forum war. Es war auf Grund der topographischen Situation zwischen Theaterhügel und Zitadellenhügel eines der größten Foren in dem damaligen römischen Reich. Kolonaden umgaben das Forum auf drei Seiten, die Säulen der Südseite vor dem Theater sind weitgehend erhalten. Der Platz hat seine frühere Funktion noch heute. Er ist der Treffpunkt direkt an der Innenstadt (Down Town), wo sich alle Altersgruppen treffen.

Theater und Platz sind von der Höhe des Zitadellenhügels gut einsehbar. Rechts vom Theater, in der Verlängerung der Kolonaden, steht das monumentale Nymphaeum, das römische Brunnen- und Wasserhaus, das seine ehemalige Pracht noch erkennen lässt und das schon immer zu den wichtigen öffentlichen Räumen zählte. Große Veränderungen sind in diesem zentralen Stadtteil zu erkennen, Museen und Plätze sollen zu einem großen "Kulturpark" entwickelt werden.

50 Kilometer nördlich von Amman sind in der Stadt Jerash erstaunliche Reste der ehemals römischen Stadt zu entdecken. Große Teile der öffentlichen Räume im Freien, in Tempeln und Theatern sowie in späteren Kirchen haben etliche Jahrhunderte unter den Trümmern des großen Erdbebens von 747 gelegen, ehe sie 1806 von dem deutschen Reisenden Ulrich Jasper Seetzen entdeckt und ab 1925 systematisch ausgegraben wurden. 63 vor Christus eroberten die Römer die Stadt und bauten sie nach ihren Vorstellungen aus.

Zum Besuch von Kaiser Hadrian wurde 129/130 das Hadrians Tor gebaut, das noch heute besichtigt werden kann. Daneben erstreckt sich das Hippodrom für 15.000 Besucher für die Wagenrennen, das durch seine Dimension auf die Bedeutung Jerashs hinweist. Nach dem südlichen Tor der Stadtmauer öffnet sich neben dem Zeustempel und dem Theater der große ovale Platz, das römische Forum, das mit seiner befestigten Fläche und der umschließenden Säuleneinfassung einen guten Eindruck von der Dimension solcher römischer Plätze gibt.

Die säulengefassten, axialen, monumentalen Hauptstraßen lassen erkennen, welche Bedeutung dieses Stadtelement für die römische Stadt gehabt hat. Deutlich heben sich auch die Tempel - Artemis und Zeus - durch die Betonung mit den wuchtigen Säulen im Ruinenfeld ab. Diese große überschaubare Fläche zeigt die öffentlichen Räume der Stadt sehr deutlich, da die übrigen Bauten für das Wohnen und Arbeiten zerstört darniederliegen.

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Abb. 8: Schatzhaus Khazne Faraun Petra. Foto: Horst Schmidt
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Abb. 9: Artemistempel Jerash. Foto: Horst Schmidt
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Abb. 10: Blick aus dem Gartengrab in den früheren Garten Petra. Foto: Horst Schmidt

Im Gegensatz zu Jerash wirkt Petra besonders durch die einmalige Massierung seiner Felsengräber, die mitten in der Stadt liegen und damit das Stadtbild sehr auffällig prägen. Diese Architekturen sind einmalig und ergeben ein typisches einprägsames Bild der Stadt. Im neuen Museum ist eine Bestattung aus der frühen Zeit Petras dargestellt. Der Leichnam liegt in einem Holzsarg in einer kleinen Seitenkammer des Raumes hinter der Fassade. Diese Seitenkammer wird mit Steinblöcken geschlossen. Davor ist eine Feuerstelle, um die die Hinterbliebenen sitzen und Abschied von dem Toten nehmen. Dabei werden Speisen, die auf der Feuerstelle bereitet werden, verzehrt.

Die größeren Grabstellen weisen einen besonderen Raum (Triclinium) für die Beerdigungszeremonie auf, in denen auch Totengedenktage gefeiert werden. Das "Soldatengrab" weist ein großes Triclinium im gegenüber liegenden Felsen aus, dessen Wände durch Halbsäulen besonders gestaltet und verziert wurden. Die Verbindung zwischen Felsengrab und Triclinium erfolgt durch Säulenreihen. In den Gräbern wurden oft mehrere Verstorbene einer Familie beigesetzt. Einige der Gräber zeigen, dass auch Bestattungen in ausgemeißelten Bodengräbern stattfanden.Das Großartige dieser Gräber sind die aus dem Felsen gemeißelten Fassaden, die nicht aus Steinen aufgebaut sind, wie wir solche Fassaden üblicher Weise kennen, sondern kunstfertig mit viel Geschick direkt aus dem Felsen heraus gearbeitet wurden.

Ähnliche Grabanlagen in Felsen gibt es in Ägypten und Persien. Das großartigste Grab ist das Schatzhaus Khazne Faraun auf das die Schlucht direkt hinführt. Es ist knapp 40 Meter hoch, hat eine reich gegliederte und verzierte Fassade und soll im 1. Jahrhundert erstellt worden sein. Man hat lange gerätselt, welche Funktion es gehabt hat. Da im oberen Stockwerk eine große Urne dargestellt ist, haben Beduinen vermutet, dass darin der Schatz eines Pharaos versteckt sei, und so kam es zu seinem Namen. Derzeit geht jedoch die Theorie davon aus, dass es vom Nabatäer König Aretas IV als Mausoleum für sich und seine Familie gebaut sein könnte, nachdem man im Untergeschoss, 6 Meter unter dem heutigen Boden des Platzes, Grabkammern mit elf Leichen und Grabbeigaben aus dem 1. Jahrhundert entdeckt hat.

Fängt man bei einem Bauwerk normaler Weise unten mit dem Fundament an, so wurden diese Gräber von oben nach unten mit Spitzhacke und Meißel aus den Sandsteinfelsen herausgeschält. Die Innenräume kamen erst an zweiter Stelle. Man trieb einen Tunnel in den Felsen hinein und brach dann die Steinblöcke innen heraus, bewegte sie hinaus und verwendete sie für andere Baumaßnahmen. Das Schatzhaus ist eine wahre Meisterleistung der Architektur und der Bauabwicklung, die die Nabatäer als weitgereiste Händler vollbringen konnten, da sie sich die Kenntnisse und Erfahrungen in den verschiedenen Kulturen angeeignet hatten und sicher auch fremde Hilfe in Anspruch genommen haben.

Weisen die allermeisten Felsengräber geometrische Verzierungen, wie die typischen assyrischen Staffelstufen im oberen Bereich der Fassade auf, so ist das Schatzhaus mit Figuren versehen, die auf die griechisch-römische Mythologie hinweisen und Bezüge auf den Tod zeigen. Über 1000 dieser Felsengräber sind in Petra vorhanden, von den frühen einfachen schmucklosen Gräbern neben dem Amphitheater bis zu den prachtvollen "Königsgräbern".

Die Gräber bekamen später zum Teil auch andere Funktionen. So ist zum Beispiel das "Urnengrab" mit seinem großen Innenraum ab 446 als byzantinische Kirche genutzt worden.

Schon der griechische Philosoph Strabo soll Petra als wohlhabende Hauptstadt der Nabatäer mit seinen reichen Händlern und 25.000 Einwohnern mit stattlichen Häusern aus Stein und blühenden Gärten beschrieben haben. Das war in diesem trockenen Wüstenklima, in dem in der Regenzeit im Winter nur magere 100-200 Millimeter Niederschlag fielen, nur möglich, wenn jeder Wassertropfen aufgefangen und genutzt wurde.

Aus diesem Zwang heraus haben die Nabatäer ein fantastisches Wassersystem entwickelt und realisiert. Selbst die 140 Wasserbecken in den königlichen Gärten und das öffentliche Nymphäum sollen ausreichend Wasser gehabt haben. Auch auf den hohen Bergen wurde das Wasser in Becken aufgefangen und von überall her in einem ausgeklügelten Leitungssystem aus Terrakottarohren in unterirdische Zisternen geleitet, aus denen es das ganze Jahr über zu den Nutzern floss und sehr überlegt verwendet wurde. So diente schon damals das Brauchwasser für die Spülung der Toiletten und zur Bewässerung in der Landwirtschaft.

Das Wasserproblem ist auch heute eines der größten Sorgen Jordaniens. Nicht nur die Landwirtschaft verbraucht zu viel Wasser, das zum Teil aus tieferen Grundwasserschichten gepumpt wird. In dem Bevölkerungsschwerpunkt Amman wird das besonders deutlich. Das Wasser wird schon heute aus tiefen fossilen Grundwasserschichten weit im Süden in die Hauptstadt gepumpt, wobei man annimmt, dass durch undichte Leitungen beim Transport schon 30 Prozent des Wassers versickert.

Auch das Leitungssystem in der Hauptstadt selbst soll marode sein und das Wasser deshalb oft nur einmal in der Woche fließen. Es muss dann in den vielen weißen Kunststoffreservefässern auf den Dächern für eine Woche gespeichert werden. Hier zeigt sich eines der großen Zukunftsprobleme Jordaniens. Als Lösung wird seit 2003 eine große Wasserpipeline vom Roten Meer zum Toten Meer geplant. Der Höhenunterschied soll zur Energiegewinnung genutzt werden, und mit der Energie die Entsalzung des Wassers stattfinden, um es vielseitig nutzen zu können.

Die Existenz Petras war durch das Wüstenklima immer eine große Herausforderung. Die geringen Niederschläge reichten nur durch das großartige Wassersystem aus. Doch was hat dann zu seinem Untergang um 750 geführt? Sicher spielten wirtschaftliche Verlagerungen der Haupthandelswege und die Änderung der Machtverhältnisse eine große Rolle, doch die lagebedingten Nachteile haben die Existenz zusätzlich erschwert.

Seltene Sturzfluten, die durch winterliche Starkregen auftreten können, führten auch in Petra zu Zerstörungen. Deshalb baute man einen Tunnel, um das Wasser von der Zugangsschlucht fern zu halten. Um 400 trat so eine Sturzflut auf, der Tunnel brach ein und das Wasser ist mehrere Meter hoch durch die Schlucht getobt und hat große Teile der Stadt zerstört. Die großen Erdbeben 349 und 747 haben letztlich großen Anteil an der Zerstörung Petras, die zu ihrer Aufgabe führte. Erst 1812 hat der Schweizer Johann Ludwig Burckhardt die vergessene Stadt Petra wieder entdeckt und die Ausgrabungen begannen 1928.

Heute ist der Archäologische Park Petra zu recht einer der Hauptanziehungspunkte für den Tourismus Jordaniens. Ein Glücksfall war die Ausgrabung der byzantinischen Kirche aus der Mitte des 5. Jahrhunderts. Die viel über das frühere Leben in Petra ans Licht der Öffentlichkeit brachte. In einer Kammer fand man 152 verkohlte Papyrusrollen, die das Feuer nicht voll zerstört hatte. Sie waren nur verkohlt, konnten archäologisch geborgen und nach einer minuziösen Zusammensetzung der vielen Einzelteile in großen Teilen entziffert werden. Sie berichteten in vielen Einzelheiten über das damalige Leben, die bisher noch nicht bekannt waren. Noch sind viele Teile in den weiten Schuttflächen nicht ausgegraben und erforscht. So kann man gespannt sein, was noch alles zu Tage kommen wird.

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Abb. 11: Römischer Forumplatz Jerash. Foto: Horst Schmidt
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Abb. 12: Felswand mit den "Königsgräbern". Foto: Horst Schmidt


Quellen und Literatur
  • Baierle, Heinz Ullrich: Vegetation und Flora im südwestlichen Jordanien. Disseratation. Berlin [u.a.], Cramer Verlag 1993.
  • Jordanien, Wil Tondok, Reise Know-How Verlag Tondok.
  • Jordanien verstehen, Sympathie Magazine, Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e.V.
  • Petra Hauptstadt der Nabatäer, Petra Development & Tourismus.
  • Neues Museum Petra.
Autor

Ehemaliger Leiter des Gartenbauamtes Karlsruhe

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