Grünflächensysteme mit Querverbindungen

Kiel: Schützenpark und Kiellinie

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Grünflächen
1 Blick in die Weite des Schützenparks. Foto: Landeshauptstadt Kiel, Sigrid Hartwig

Das Grünflächenamt setzt schwerpunktmäßig Planungen im Rahmen des Freiräumlichen Leitbildes um. Die Beteiligungsmöglichkeiten sind vielfältig, daher seien hier nur einige ausgewählte Projekte kurz beschrieben.

Schützenpark

Der Park ist Teil einer wichtigen Querverbindung des Freiräumlichen Leitbildes Kiel und Umland, die vom Stadtrand bis in die Altstadt reicht. Anlass für die Umgestaltung, die zur Zeit in mehreren Bauabschnitten umgesetzt wird, ist das Projekt "Gemeinsam Kiel gestalten". In diesem Rahmen werden standardmäßig kleinere Summen an private Initiativen vergeben, um Projekte, meist von öffentlichem Nutzen, umsetzen zu können. Im ersten Jahr des Projektes hatte sich die Ratsversammlung darauf geeinigt, die gesamte Summe in den Schützenpark zu investieren.

Die "Initiative Schützenparkhelfer" war erster Ansprechpartner für das Grünflächenamt, um sich in einem öffentlichen Beteiligungsprozess einer Umgestaltung der Anlage zu nähern. Nach einem intensiven workshop wurde der Rahmenplan festgelegt: Der Park soll wieder als Gesamtanlage in seiner landschaftlichen Weite wahrgenommen werden, Barrieren abgebaut und Konflikte minimiert werden. Weite Blicke in eine ruhige Grünanlage mit altem Gehölzestand waren gewünscht. Gleichzeitig sollten diverse Nutzungen für Jung und Alt untergebracht werden. Auch ein ökologischer Anspruch wurde formuliert, nämlich Bienenweiden und ein Insektenhotel einzurichten, um dem Artensterben entgegen zu wirken.

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Da die Parkanlage sehr langgezogen ist, konnte es gelingen in einer Rahmenplanung die meisten der Wünsche unterzubringen. Die ersten zwei Bauabschnitte sind bereits erfolgt: Zum Einen die Neugestaltung eines Haupteinganges, bei dem der Konflikt Radfahrende/Fußgehnde und Kita-Kinder durch eine Entschleunigung und eine geschickte Umstrukturierung der Wegebeziehungen entschärft werden konnte. Zum Anderen wurde im zentralen Parkbereich die als Barriere empfundene Situation um ein Einlaufbauwerk für das vorhandene Gewässer durch die historische Aufarbeitung und Neugestaltung der Flächen und Wege des Bereiches geöffnet.

Als nächstes soll der ehemalige Verkehrsübungsplatz am nördlichen Ende des Schützenparks aufgelöst und die Fläche in den Park integriert werden. Hier sollen vor allem die Wünsche der Jugendlichen nach einem Bewegungsraum verwirklicht werden. Der Park erhält damit einen Anschluss an den Exerzierplatz und eine große Lücke in der Querverbindung zur Altstadt kann erheblich verkleinert werden.

Die "Schützenparkhelfer" waren und bleiben aber auch anderweitig aktiv. Jährlich findet in Kooperation mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb ein so genannter Frühjahrsputz statt, bei dem gemeinsam mit anderen Interessierten Müll gesammelt wird und das eine oder andere Gespräch in Gang kommt. Außerdem hat das Grünflächenamt gemeinsam mit den Helfern und der anliegenden Schule eine Zwiebelpflanzaktion gestartet. Grillkohlebehälter verringern die Schäden an den Rasenflächen nach heißen Sommerabenden, ein neues Abfallkonzept führt zu einem besseren Gesamtbild der Anlage - denn das ist den Menschen ein besonderes Anliegen: Sicherheit und Sauberkeit. Diese beiden Punkte waren auch die Meistgenannten bei einer nicht-repräsentativen Umfrage in einigen Kieler Parkanlagen, die das Grünflächenamt 2017 durchgeführt hat.

Kiels Schokoladenseite: Die Kiellinie

Die Kiellinie ist der wichtigste Bestandteil des Förderinges im Freiräumlichen Leitbild Kiel und Umland. Sie ist Kiels schönst gelegene Promenade und führt von der Innenstadt bis zum Marinestützpunkt in der Wik immer direkt entlang des Westufers der Kieler Förde. Sie wird unter anderem gesäumt von Ruder- und Segelclubs, Traditionsseglern, Kreuzfahrtanlegern, Instituten der Meeresforschung, von der Landesregierung und von einem Seebad. Das Düsternbrooker Gehölz und seine benachbarten, historischen Parkanlagen bilden die landschaftliche "Rückverankerung" der Kiellinie im Fördehang.

Die Kiellinie wird ihrer herausragenden Bedeutung als Visitenkarte Kiels jedoch nicht mehr gerecht. Umfangreiche Sanierungsarbeiten an den Uferkanten sind ebenso erforderlich wie eine gestalterische und nutzungsorientierte Modernisierung der Freiflächen. Klare Gestaltungsgrundsätze sollen das Gesamtensemble zusammenfügen und dem extrem hohen Nutzungsdruck eine Struktur geben, um so einer weiteren Zerfaserung der Flächen durch diverse Nutzungsangebote und Einbauten entgegenwirken.

Seit Mai 2018 laufen dazu die vorbereitenden Untersuchungen mit integriertem städtebaulichem Entwicklungskonzept - eine Grundbedingung, um in Schleswig-Holstein in das Städtebauförderungsprogramm "Zukunft Stadtgrün" aufgenommen zu werden. Dies erfolgte dann im Oktober 2018. Zur Zeit laufen die Vorbereitungen für den Ideen- und Realisierungswettbewerb.

Das Thema Beteiligung wurde von Anfang an groß geschrieben, zumal die Promeniermeile bereits aus Verkehrssicherungsgründen seit einigen Jahren durch einen Bauzaun gesichert wird, was mittlerweile doch zu einigem Unmut geführt hatte.

Bei einem Beteiligungspicknick am 14. September 2018 an der Kiellinie gaben etwa 70 Interessierte wertvolle Ideen und Anregungen. So wünschten sich einige eine Erweiterung des Seebades Düsternbrook, während sich andere für eine Verbreiterung der Promenade an der Kieler Förde aussprachen. Am Tag darauf wurden zwei Rundgänge an der Kiellinie und durch das Düsternbrooker Gehölz angeboten, bei denen die Teilnehmenden ihre Anregungen abgeben konnten. Kinder und Jugendliche bauten Modelle, in denen sie ihre Phantasien einer künftigen Kiellinie und des Düsternbrooker Gehölzes verwirklichten.

Eine ganz besondere Gelegenheit zur Beteiligung gab die temporäre Sperrung der nördlichen Kiellinie für den Verkehr. Aufgrund von Baumaßnahmen an der Strassenentwässerung musste die Straße für Pkw gesperrt werden. Das bot die Möglichkeit, im September 2019 für gut zwei Wochen eine Erlebnismeile einzurichten: Möglichkeiten einer nachhaltigen Mobilität, zum Beispiel ein autonom fahrender Elektrobus oder E-Roller konnten ausprobiert werden.

Als Angebote für Erholung und Freizeit wurden Liegestühle, eine riesige Sandkiste, Spielattraktionspunkte und gastronomische Einrichtungen angeboten, die rege ausprobiert wurden. Städtische Mitarbeiter*innen führten mehr als 500 Gespräche bei jedem Wetter, nahmen Fragebögen entgegen und notierten Anregungen, Bedenken, Wünsche. Auf der Kiellinie fanden auch zahlreiche Aktionen der Digitalen Woche Kiel 2019 statt. So gab es Diskussionen und Informationen zu digitalen Mobilitätsthemen, Smart Home, Digitaler Landwirtschaft, Robotik-Mitmachlabore und vieles mehr.

Die Aktion ist insgesamt vielfach positiv als Baustein für die Mobilitätswende und den Klimaschutz in Kiel wahrgenommen worden. Die Kiellinie wurde als Ruhepol mitten in der Stadt mit der intensiven Nähe zum Meer gelobt. Andere gaben zu bedenken, dass bei einer dauerhaften Sperrung der Kiellinie Anwohner*innen anderer Straßen durch die Verlagerung von Verkehr höher belastet würden. Verkehrszählungen im Aktionszeitraum haben Daten über die Auswirkungen der veränderten Verkehrsführung erfasst. An der Kiellinie selbst hat eine Radzählstation Zahlen geliefert - mehr als 30.000 Radfahrer*innen wurden in zwei Wochen registriert. Bei viel Applaus für die Herausnahme des Individualverkehrs wird das Thema jedoch ein Knackpunkt bei der weiteren Zielrichtung für den nördlichen Bereich der Kiellinie bleiben. Nach weiterer politischer Diskussion dieser Frage wird eine Entscheidung gefällt werden, die dann als Grundlage in den Wettbewerb mit einfließen wird.

Das derzeit prominenteste Freiraumprojekt ist der Kleine Kiel Kanal, der im Frühjahr 2020 fertig gestellt wird. Er schließt eine wesentliche Lücke im Altstadtgrünring. Durch die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs aus einem zentralen Innenstadtbereich konnte eine große Freifläche gewonnen werden, die zum wichtigen Ziel hat, die Altstadt zu beleben und das Kieler Stadtzentrum städtebaulich wieder erkennbar zu machen, in dem es den ehemals vorhandenen Wasserring um die Altstadt thematisch wieder schließt und gleichzeitig eine attraktive Aufenthaltsfläche als Bindeglied zwischen der Altstadt und der ehemaligen Vorstadt zu gestalten.

Autorin

Leiterin Grünflächenamt Landeshauptstadt Kiel

Grünflächenamt Landeshauptstadt Kiel

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