Denkmal und Urwald mitten in der Stadt

Kings Park im australischen Perth

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Gartendenkmäler
Zamia Café im Synergyland. Foto: Alexander Dorn

Am 13. Dezember 2015: Tausende Menschen strömen mit Camping-stühlen, Decken, gut gefüllten Kühltaschen und Picknickkörben in den Park. Seit Wochen ist in der Senke am Pioneer Women's Memorial eine große Bühne aufgebaut und weite Teile der zentralen Liegewiese sind abgezäunt und gesperrt. Am Abend findet ein Konzert statt, aber die Besucher wollen sich bereits am frühen Nachmittag einen guten Platz auf der Wiese sichern. Paul Kelly wird singen, im Vorprogramm Lucinda Williams und andere. Es herrscht eine ausgelassene und friedliche Stimmung schon vor dem Konzert, passend zur Geselligkeit der Westaustralier.1

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September 2016: Kein Parkplatz ist am Wochenende zu bekommen, der Park ist rappelvoll. Dabei gibt es gar kein Konzert. Auch an Wochentagen ist die Suche nach einem Parkplatz mühsam. Besucher flanieren scharenweise durch den Park und steigen in die üppigen Beete mit weißen und rosa Strohblumen, um Selfies zu machen. September ist der Monat des Kings Park Festival. Der Park wird nun extra herausgeputzt und präsentiert sich in einer überwältigenden Blütenpracht. Allein in diesem Monat besuchen 500.000 Menschen Perths grüne Lunge. In der westaustralischen Hauptstadt teilen sich Großfamilien unterschiedlichster Nationen die Liegewiese für ausgedehnte Picknicks. Andere fotografieren inflationär in einem der größten innerstädtischen Parks der Welt und haben sichtlich Freude an den Pflanzen, die nun in voller Blüte stehen.

Bushland

Wer den Menschenmassen ausweichen will, findet im Bushland seine Ruhe. Zwei Drittel des 400 Hektar abmessenden Kings Park bestehen nämlich aus Urwald. Nur wenige Schneisen sind in den Wildwuchs geschlagen, sodass die vereinzelten Besucher gefahrlos durch die Wildnis streifen können. Man trifft auf den gelegentlichen Jogger oder Menschen, die ihre Hunde ausführen. Oft ist man ganz allein und kann in Ruhe die Papageien beobachten oder wilde Orchideen entdecken. Beispielsweise ist die Spinnenorchidee so winzig, dass man sehr genau hinschauen muss, um sie zu finden. Im Kings Park gibt es mehr Orchideenarten als in ganz Europa!

Auf dem so genannten Nature Trail, einem erhöhten Gitterweg im Bushland informieren dezente Schilder über die Bäume, Sträucher und Blumen, die dort wachsen. Man erfährt, dass die wuchernden wilden Freesien ein Eindringling aus Afrika sind. Dazwischen leuchten immer wieder wilde rotgrüne Kängurupfötchen. Die dekorativen lila-gelben Granny Bonnets (Isotropis Cuneifolia), die Prince of Wales Feather (Ptilotus polystachyus), die von dem deutschen Botaniker und Gründer des Botanischen Gartens in Melbourne, Baron Ferdinand von Mueller entdeckt wurde, setzen sich im Unterholz durch.

Aber auch die Eselsorchidee (Diuris drummondii), die weißen Milkmaids (Burchardia umbellata) sind im Bushland zu entdecken. Die ausladend buschigen Grasbäume fangen an zu blühen. Sie bieten mit ihrem gewölbten Blätterdach Schutz bei Regen. Wichtiger noch, beim tödlichen Biss der Tigerotter haben Ureinwohner umgehend das Mark des Grasbaums gegessen, so dass das Gift der Schlange in Leber und Pankreas neutralisiert werden konnte.

Und plötzlich steht man im Banksienwald. Nach dem englischen Naturforscher Joseph Banks (1742-1820) benannt, sind vor allem die scharf gezackten harten und schneidenden Blätter, die Blüten und die archaisch anmutenden Samenstände der immergrünen Sträucher und Banksienbäume auffällig und für uns fremd anmutend. Sind die roten, rotgelben Blütenballen oder konisch gelben Blütenkelche der Banksien verblüht, sterben die Blüten ab und hervor treten verholzte Samenstände, die so hart sind, dass sie sich zum Teil erst bei Ausbruch von Buschfeuern öffnen und die Samen freigeben.

Rio Tinto Naturescape

Verlässt man das Bushland und fährt den May Drive entlang, so fällt die dekonstruktivistisch-skulpturale Eingangssituation des westaustralischen Künstlers John Tarry ins Auge. Seit 2011 führt diese Skulptur zur so genannten Rio Tinto Naturescape; einem Ort für Kinder, um sich mit der Natur Westaustraliens spielerisch vertraut zu machen. Hier gibt es ein nachempfundenes Feuchtgebiet. Kinder können die als Kuppel geformten Metallgerüste mit Zweigen bedecken und so ein Mia Mia, eine Hütte der Aborigines, imitieren. Baumhäuser laden zum Klettern ein. In ihnen sitzend kann man den Naturgeräuschen der Umgebung lauschen. Überdachte Podien werden für Versammlungen von Schulklassen und Kindergärten genutzt. Im Jahr nutzen 80.000 junge Städter die Möglichkeit, mehr über die Natur des größten australischen Bundeslandes zu lernen.

Rio Tinto ist eine der größten Bergbaugesellschaften und der zweitgrößte Eisenerzförderer der Welt. Das britisch-australische Unternehmen ist wegen seiner Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen in Papua-Neuguinea und Indonesien sehr umstritten. Im Kings Park möchte es Stadtkindern Natur nahebringen; Natur, die Rio Tinto an anderer Stelle zerstört.

Synergyland - Spielplatz und Lernort

Fährt man den May Drive weiter nach Westen, erreicht man Synergyland. 2001 wurde eine zwei Millionen Dollar teure Überarbeitung des Arthur Fairall Playground beschlossen, finanziert vom staatlichen Energiekonzern Westaustraliens Western Power, der heute Synergy heißt und als Hauptsponsor dem Areal seinen Namen gab. Synergyland ist eine Mischung aus Spielplatz und Lernort und kreist um die Themen fossile Energie (die idealisiert wird), Biodiversität und prähistorische Fauna und Flora Westaustraliens. Der Designer David Smith vom Landschaftsarchitekturbüro Plan E hat im Zusammenarbeit mit Parkangestellten, Kinderpsychologen, Künstlern und Paläontologen einen großflächigen Spielplatz entwickelt, der 2002 eingeweiht wurde. Er bietet die Möglichkeit, spielerisch etwas über Westaustraliens Urzeit und die Entwicklung fossiler Brennstoffe zu lernen und zu entdecken. Die Künstler Cate und Travis Tischler formten dazu die lebensgroßen Skulpturen ausgestorbener Tiere wie den Dinosaurier oder das Diprotodon, das größte bekannte Beuteltier, das es noch vor 40.000 Jahren gab, als die Nyoongar, wie sich die westaustralischen Indigenen nennen, hier lebten.

Es ist ein bunter und für deutsche Verhältnisse ungewohnt großzügiger Lern-Parcours aus Holz, Metall und Stein mit jeweils weichem, federndem Plastikboden, in den bunte Darstellungen von Reptilien und Amphibien eingelegt sind. Hier können Kinder beim Klettern und Rutschen etwas über die Entstehung der Erde und die gigantischen Zeiträume der Erdentwicklung lernen. Sogar kleine Kinder erklimmen scheinbar furchtlos die Stufen zum "Windy Walk" mit den Darstellungen frühzeitlicher Tiere.

Auch gibt es eine Insel, Lycopod Island, die man auf Holzstegen erreicht, von denen aus man im Wasser uralte Lebensformen, Stromatoliten, entdecken kann. Der Inselname spielt auf die ältesten Bäume an, die Lycopoden, die einen wichtigen Bestandteil der Kohlevorräte bilden. Die Lycopoden sind hier aus Metall stilisiert nachgebildet und versprühen im Sommer, durch Sensoren aktiviert, feines Wasser.

Für die Erwachsenen gibt es direkt neben dem Holzkletterweg "Windy Walk" einen Grill oder wie der Australier ihn nennt, eine "Barbie"-Station.2 Unmittelbar neben dem Grill ist eine weitere Tierskulptur platziert, die den ausgestorbenen Dinosaurier Muttaburrasaurus darstellt und von Kindern gern beklettert wird. Eltern können also grillen und gleichzeitig ihre Schützlinge auf dem Rücken des Dinos im Blick behalten. Im Gegensatz zur Rio Tinto Naturescape ist Synergyland ein vielseitiger und ansprechender Spielplatz und Lernort, der von Familien sofort begeistert angenommen wurde.

Eine Pause lohnt sich auch im solarbetriebenen Zamia Café. Der Name des Cafés entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn die Früchte der Zamiapalme (Macrozamia fraseri) sind giftig und haben vielen europäischen Siedlern große Übelkeit bereitet. Manche mussten den Genuss der verlockenden Frucht sogar mit dem Tod bezahlen. Nur die Ureinwohner wussten, dass die leuchtend roten Kerne der Zamiapalme lange gewässert werden mussten, um sie genießbar zu machen. Das Zamia Café ist von üppigen Gärten umgeben. Die bunten Blumenbeete demonstrieren, wie man in Westaustralien einen Garten anlegen kann, ohne die kostbare Ressource Wasser zu verschwenden. Es handelt sich um einen water-efficiency garden, der dafür wirbt, wie prächtig der Garten der Zukunft aussehen könnte: eine farbenfrohe Mischung aus Banksien, Strohblumen, Kängurupfötchen, Grevillea, dem schönen Eukalyptusbaum Silver Princess, kleinen Eukalyptus-Mallees und dunkelroten Boroniabüschen, die die Besucher mit ihrem betörenden, in der Parfumindustrie verwendeten Duft anziehen.

Kings Park als Denkmalanlage

In der Nähe von Synergyland befindet sich ein Denkmal für die Gefallenen des Vietnamkriegs. Das wirkt an dieser Stelle zunächst befremdlich, wird aber im Kontext verständlich, denn Kings Park ist auch eine große Denkmalanlage. Im ganzen Park verteilt befinden sich Denkmale, die der australischen Soldaten gedenken, die in sämtlichen Kriegen gefallen sind, angefangen mit dem Burenkrieg bis hin zu den terroristischen Attacken auf Bali 2002. Das in einem Pavillon befindliche Vietnamdenkmal wurde 1989 eingeweiht, die zwei Figuren eines australischen und vietnamesischen Soldaten wurden 2002 vom Bildhauer Khoat Van Nguyen angefertigt.

Honour Avenues - Straßen des Gedenkens

Verlässt man das Synergyland, so fährt man auf dem 1919 als Honour Avenue eingeweihten May Drive weiter. Hier stecken vor jedem Eukalyptusbaum ein oder zwei Plaketten in der Erde, die der Gefallenen des ersten sowie des zweiten Weltkriegs gedenken. Name und Rang des Gefallenen, Alter, Art und Ort des Todes werden ebenso genannt wie der Urheber der Plakette. Erschreckend ist das oft junge Alter der Verstorbenen, die mit Anfang 20 ihr Leben lassen mussten. Die Idee der Honour Avenue wurde von Arthur Lovekin, dem zweiten Präsidenten des Park Board nach einer ähnlichen, bereits in Ballarat existierenden Gedenkavenue eingeführt. Nach dem May Drive folgte 1948 der Lovekin Drive und 1999 dann noch der Marri Walk. Mittlerweile erinnern über 1600 Plaketten auf den drei Honour Avenues an die australischen Toten.

Wie grundlegend Denkmale für die australische Identität sind, lässt sich an der ausgedehnten Denkmalanlage zwischen Fraser Avenue und dem Museumshop Aspects ablesen. Es handelt sich um den so genannten State War Memorial Precinct des Kings Park. Auf einer großen Wiese befinden sich nicht nur zahlreiche kleine Denkmale, sondern vor allem das große Areal des State War Memorial mit einem kreisrunden Wasserbassin, dem Pool of Reflection, in dem die britische Königin Elizabeth II. am 1. April Jahr 2000 die ewige Flamme, die Flame of Remembrance, entzündete. Die Inschriften "Let Silent Contemplation Be Your Offering" und "We Will Remember Them" sind in die Granitwände des Bassins gemeißelt. In den Mauern rund um das Becken sind die Orte der kriegerischen Konflikte graviert. Das Bassin ist ausgerichtet auf einen Obelisken, den 1929 eingeweihten Cenotaph, der von zwei australischen Flaggen flankiert wird. Der 18 Meter hohe Obelisk steht auf einer Gruft und einer Krypta. Im Inneren der Krypta sind die Namen von 7000 im ersten Weltkrieg Verstorbenen verzeichnet. Auf den Bronzeplaketten an den Außenwänden des Cenotaph sind 4000 Namen von Westaustraliern aufgelistet, die im zweiten Weltkrieg umgekommen sind. Auf weiteren Marmortafeln wird unter anderem der Toten des Koreakriegs und des Vietnamkriegs gedacht. Am ANZAC Day, dem 25. April, werden während eines am Cenotaph stattfindenden Gottesdienstes unzählige Kränze abgelegt. Das Akronym bezieht sich auf die und gedenkt der 2500 westaustralischen Männer des Australian and New Zealand Army Corps, die 1915 bei der Schlacht von Gallipoli umkamen. Auch am 11. November, dem Remembrance Day, werden hier Kränze abgelegt. An diesen Nationalfeiertagen wird besonders deutlich, wie identitätsstiftend die Denkmale und die an ihnen stattfindenden Gedenkrituale für die - weiße - australische Bevölkerung sind.

Ein vergleichsweise unscheinbares Denkmal gedenkt der Ureinwohner Westaustraliens und der Torres Strait Islander, die in allen Kriegen seit den Burenkriegen umgekommen sind. Es befindet sich im Botanischen Garten und besteht aus einer kleinen Plakette, die in einen grob behauenen Granitfelsblock eingefügt ist. Das Denkmal umgeben eine Sitzgelegenheit und eine Mauer, die aus Felsen geschichtet ist aus den Heimatregionen der Gefallenen. Das kleine Denkmal wurde am 9. Dezember 2000 vom Reverend Selan Garlett eingeweiht.

Der Botanische Garten - "Showcasing the Best of the West"

Dass das Denkmal für die Ureinwohner Westaustraliens im Botanischen Garten steht, wird verständlich, wenn man die Tjukurpa, die Entstehungsmythologie der Ureinwohner Westaustraliens kennt. Waugal, das Seemonster und mit der mythischen Regenbogenschlange der Ureinwohner aus anderen Gegenden Australiens gleichzusetzen, drang der Legende nach am Kliff des Kings Park ein und kam an einer Quelle nahe des Pioneer Women's Memorial im Park wieder zum Vorschein. Der Kreator Waugal ist also eng mit der Entstehungsgeschichte des Parkareals rund um den Botanischen Garten verbunden und besitzt noch immer eine große spirituelle Bedeutung für die Nyoongar-Ureinwohner. Aus diesem Grund wird ausschließlich im Botanischen Garten auf die 40.000-jährige Geschichte und immer noch lebendige Kultur der Nyoongar eingegangen. Im Botanischen Garten wird auf großen, vom Nyoongar-Künstler Richard Walley gestalteten Schildern beispielsweise erklärt, dass die westaustralischen Indigenen das Jahr in sechs Jahreszeiten einteilen. Jede Jahreszeit ist mit bestimmten Merkmalen und Tätigkeiten verbunden. Kambarang ist die Wildflower Season, wo zum Beispiel der blühende Marri-Baum darauf hinweist, dass es nun Zeit ist, Lachse zu fangen. Auch wird auf den Schildern die medizinische oder kulinarische Verwendung der jeweiligen Pflanzen erläutert.

Im so genannten Banksia Garden finden sich auf kleinem Raum unzählige Arten der bereits erwähnten Banksia-Büsche und Bäume. Zum Teil sind es fast unscheinbare Bodendecker und die Blüten ragen nur knapp über dem Erdboden hinaus, während die Bullbanksia mit den bis zu 20 Zentimeter großen und zylinderförmigen gelben Blüten in ansehnliche Höhen emporragt. Die Blüten produzieren einen süßlichen Nektar, der gern getrunken wurde. Die hölzernen Samenstände der Banksien waren für die Nyoongar existentiell. Der glühende Samenstand wurde auf Reisen sorgsam unter dem Kängurufell getragen, um die Glut und Wärme zu erhalten und jederzeit ein Feuer entfachen zu können.

Scarred Tree - Geschichtsbuch der Aborigines

Im Banksia Garden gibt es auch einen verwundeten Baum, einen so genannten scarred tree. Aus der Rinde des uralten Tuartbaums (Eucalyptus gomphocephala) wurde ein mittelgroßes Oval herausgelöst, vermutlich für ein coolamon, eine Aufbewahrungsschüssel für Nahrung, die manchmal auch umfunktioniert wurde als Wiege für kleine Kinder. Form und Größe der Wunde lassen erkennen, zu welchem Zweck diverse Meißel drei Wochen lang in die Rinde gestemmt wurden, um die Rinde dann herauszulösen. Bei kleinen Ovalformen sind es Behältnisse, bei größeren Ovalen waren es Schilde. Ganz große, spitz zulaufende Formen wurden zu Kanus verarbeitet. Scarred Trees können aber auch Grabsteine sein. Vor einem verwundeten und in dem Fall mit einem Relief versehenen Baum wurden früher Männer begraben, die für den Stamm von großer Wichtigkeit waren.3 Die verwundeten Bäume sind bedeutende Zeitzeugnisse, denn die Praxis der Ureinwohner existiert nicht mehr. Scarred trees werden deshalb auch Geschichtsbücher der Aborigines genannt.4

Bucht man die lohnenswerte 90minütige Führung von Greg Nannup, dem Leiter der Indigenous Heritage Tour (www.indigenouswa.com), erlebt man eine Bereicherung an indigenem Wissen. Die Führung ergänzt nicht nur die Hinweisschilder im Botanischen Garten. Sie bettet Informationen in einen historischen, soziologischen und kulturellen Kontext ein und geht weit über die übliche Bushtucker und Bush Medicine Tour hinaus. Greg erklärt nicht nur die kulinarische und medizinische indigene Verwendung von Pflanzen. Er weist darüber hinaus darauf hin, dass die Nutzung der Orte trotz Invasion und weißer Kolonialisierung tradiert wurde. Mount Eliza im Kings Park war bereits zu Aboriginalzeiten ein Ort, an dem geheiratet wurde. Heute ist Mount Eliza ein Ort für aufwendige Hochzeiten. Am Beedawong Place, dem Versammlungsort seit jeher, angekommen, erzählt Greg eine dramatische und traurige Geschichte aus der Entstehungsmythologie der westaustralischen Ureinwohner. Sie bildet den Abschluss einer Führung, die einen beispiellos umfassenden Einblick in die Geschichte und Kultur der Nyoongar gibt.

Fakten und Vielfalt

Der Botanische Garten ist der unbestritten attraktivste und vielseitigste Teil des Kings Park. 2015 feierte er sein 50-jähriges Bestehen. Auf 17 Hektar Fläche erwartet den Besucher die Vielfalt der westaustralischen Flora, denn allein 3500 der in Westaustralien beheimateten Pflanzenarten werden im Botanischen Garten gezeigt, ausgestellt, bewahrt und erforscht. Es ist die umfassendste Schau des opulenten westaustralischen Artenreichtums. Mehr als 50 Prozent aller Pflanzenarten Australiens wachsen allein in Westaustralien und sind nur dort endemisch. Es gibt nur 35 Biodiversity Hotspots auf der ganzen Welt. Der einzige Hotspot in Australien liegt im südwestlichen Teil Westaustraliens. Dort gedeihen allein etwa 8000 Spezies.

Der Botanische Garten ist in einzelne Regionen Westaustraliens unterteilt und berücksichtigt zum Beispiel die Pflanzenwelt der Kimberley, der Darling Range und Sterling Ranges oder auch die Flora von Rottnest Island. Aber es gibt auch Bereiche, in denen die endemischen Pflanzen taxonomisch ausgestellt werden. Am Eingang des Botanischen Gartens befindet sich ein Beet von Boronia-Arten mit ihrem unverwechselbaren Duft. In der Nähe des Women's Memorial werden die unterschiedlichen Wachsblumen mit weißen, rosa und roten Blüten gezeigt.

Und in den Roe Gardens breiten sich die bläulichen Eukalyptusarten Mottlecah und Mallee in die Horizontale aus und man kann beobachten, wie die geschlossene hölzerne Blüte sich öffnet, die dekorative Holzkappe verliert und sich ein rotes oder beigefarbenes Fadenbüschel heraus schält. Weiter geht es durch den Wattle Garden, der den etwa 560 Akazienarten Westaustraliens vorbehalten ist. Anschließend spaziert man durch einen Jarrah-Forest. Jarrah (Eucalyptus marginata) ist ein Hartholz, mit dem im 19. Jahrhundert die Straßen Londons und Berlins befestigt wurden. Und dann befindet man sich wieder am Parkeingang mit dem großen Boabbaum.

Kings Park gestern und heute

Es ist der Weitsicht Captain James Stirling zu verdanken, dass er bei der Gründung der Kolonie, die später die Stadt Perth wurde, bereits 1829 eine große Fläche als "public park" reservieren ließ. Der Surveyor General John Septimus Roe vergrößerte in seinen Planungen das Areal und schloss Mount Eliza mit ein. Angelegt wurde der Park erst ab 1895, als das Geld dafür vorhanden war, maßgeblich von John Forrest, der die Fläche noch einmal verdoppelte und für seine Verdienste zum Premier von Westaustralien ernannt wurde. Allen war eine stadtplanerische Vision zu Eigen, die in den wohl größten innerstädtischen Park mündete. Mehr als fünf Millionen Menschen besuchen jährlich den Kings Park und erfreuen sich an seiner historischen Vielschichtigkeit und floralen Vielseitigkeit. Hoch auf dem Mount Eliza gelegen, ist der Park mit der Fraser Avenue, einer Allee mit eleganten hellgrauen Eukalyptusbäumen weithin sichtbar ein Wahrzeichen der Stadt Perth, und es gibt bei jedem Besuch etwas Neues zu entdecken.

Anmerkungen

1 Diesen Beitrag widme ich meinem guten Freund Uwe Schwersky (1958-2016), dem ich für seine Freundschaft dankbar bin und der stets mit großem Interesse meine Arbeit verfolgt, mir interessante Hinweise gegeben und wunderbar umsichtig Korrektur gelesen hat.Ganz herzlich danke ich auch Dr. Alexander Dorn für seine stimmungsvollen Fotografien, die gemeinsamen Reisen sowie für die immer anregenden und inspirierenden Gespräche.Für die Identifizierung vieler Pflanzen danke ich Dr. Ben Miller, Director of Science, Kings Park.Das umfassendste Werk über den Kings Park stammt von Dorothy Erickson: A Joy Forever. The Story of Kings Park & Botanic Garden, Perth 2009. Zu den zahlreichen Denkmalen im Kings Park ist die Broschüre "Memorials & Memories. Kings Park and Botanic Garden" erhellend, hrsg. von der Botanic Garden and Parks Authority, Perth 2004. Will man sich über Neues im Park auf dem Laufenden halten, lohnt sich ein Blick in die vierteljährlich erscheinende Zeitschrift "For People & Plants. Friends of Kings Park Quarterly Magazine", hrsg. von Friends of Kings Park, Perth.

2 "Barbie" ist der umgangssprachliche Begriff für Barbeque. Sogar auf kleinsten Autobahnrastplätzen finden sich Grillanlagen, für den Australier eine Notwendigkeit.

3 Philip A. Clarke: Aboriginal People and Their Plants, Kenthurst 2011, S. 35.

4 Siehe auchwww.creativespirits.info/aboriginalculture... (zuletzt gesehen am 3.1.2017) Informativ ist das Kapitel "Traditional Aboriginal Society", in: John Wrigley/Murry Fagg: Eucalypts. A Celebration, Sydney/Melbourne/Auckland/London 2012, S. 80-89.

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