Verspielter Formenreichtum mit Raumwirkung

Kleinarchitekturen aus Holz in der Gartenkunst

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Treillagepavillon "Grünes Lusthaus" im Schlosspark Laxenburg, um 1760

Historische Garten- und Parkanlagen werden in ihrer physischen Erscheinung von den drei strukturgebenden Gestaltungselementen Vegetation, Erschließungssystem und gebaute Objekte getragen. Als Baustoff für letztere war und ist Holz bis heute ein beliebtes Material. Es ist zumeist leicht verfügbar, im Vergleich zu Stein preisgünstig und leicht zu bearbeiten. Hinzu kommen die atmosphärischen Qualitäten von Holz, die alle unsere Sinne positiv zu berühren vermögen. Damit eröffnet sich ein großer Gestaltungsspielraum, auch wenn - oder gerade weil - der Baustoff keine sehr lange Lebensdauer aufweist.

Kleinarchitekturen1)dienen einerseits der Umsetzung von Gestaltungsideen und Raumwirkungen der Gartenkunst, andererseits zur Verwirklichung von Nutzungsvorstellungen der AuftraggeberInnen. Was macht sie so besonders? Ihr verspielter Formenreichtum ist bemerkenswert - vom klassischen Gartenhaus, der Gartenlaube, dem Pavillon oder der Pergola bis zur Kegelbahn und zum Musikpavillon - reicht das Spektrum. Sie sind sehr wohl auch im Bauerngarten anzutreffen, ihr Schwerpunkt liegt jedoch im bürgerlichen privaten Freiraum. Eine Vielzahl an Objekten entstand in Österreich in den ersten touristischen Zentren der Sommerfrische als Orte des geselligen Zusammenseins, aber auch beschaulichen Rückzugs. Sie sind Mittel und Vermittler der Entwicklung des Gartens im 19. Jahrhundert zum erweiterten Wohnzimmer.

Von ihrer Intention her eher als weniger dauerhafte Objekte geplant und ausgeführt, wurden sie in ihrer Bedeutung für die Gartenkunst und für das Holzhandwerk bisher unterschätzt. Entsprechend dünn sind der Wissensstand und die Datenlage. In Deutschland widmeten sich Rolka und Jesberg2)diesem Thema, im holzreichen Österreich erfuhr die Thematik bisher noch keine Bearbeitung. Dies unterstreicht die Relevanz einer fachspezifischen Forschung. Im Rahmen eines zweijährigen, vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank geförderten Forschungsvorhabens, wurde ein Schwerpunkt auf Objekte gelegt, die im Raum Wien und Niederösterreich zwischen 1800 und 1930 entstanden sind.

75 untersuchte Objekte erlauben eine erste Generierung von Wissen zu ihrer Bedeutung für das räumliche Konzept historischer Gärten, zu den Bauformen, Stilen und Zierelementen ebenso wie zur fachgerechten und kunsthandwerklichen Holzverwendung. Der entstandene Katalog der Bauten und die Analyse ihres technisch-handwerklichen, gesellschaftlichen sowie räumlich-zeitlichen Kontextes bilden die Basis für die Erschließung des gartenkünstlerischen und denkmalpflegerischen Wertes der Kleinarchitekturen. Im Detail handelt es sich dabei nicht nur um den historischen künstlerischen und soziokulturellen Wert, auch der Alterswert3) der Bauten und ihr Gegenwartswert, das heißt, der aktuelle Gebrauchswert ist wesentlich. Besonders wichtig erachtet wurde weiter die Formulierung von Empfehlungen für die BesitzerInnen zur Bestandssicherung und Weiterentwicklung der Bauten.

Es existieren praktisch keine oder höchst selten historische Quellen, wie Erwähnungen oder Planwerke, zu Kleinarchitekturen in Gärten. Die Bauwerke selbst sind jedoch Archive des Wissens. Dieses galt es, zum Sprechen zu bringen - durch detaillierte Erfassung der Bauten und all ihrer relevanten Merkmale bis hin zu Materialproben, zur Untersuchung des Zustandes und der Veränderungen. Die Gärten, in welche die Bauwerke eingefügt sind und zumeist eine große Rolle spielen, wurden in ihrer Struktur, Ausstattung und Nutzung aufgenommen. Neben seltenen Hinweisen aus historischen Kartenwerken, wie Franziszäischer Kataster und Landesaufnahmen (1817-1887), lieferten persönliche Erinnerungen der BesitzerInnen und historische Fotografien aus dem Familienfundus die wichtigsten Informationen für eine zeitliche Einordnung. Auch die Nachzeichnung der Entwicklungsgeschichte der Objekte und ihrer Rolle in den verschiedenen Gartenepochen gelang so.

Die Zeitspanne der vorgefundenen Gärten erstreckt sich von den Resten barocker Anlagen bis zu einem vom Gartenarchitekten Albert Esch in der Zwischenkriegszeit geplanten Garten. Die folgenden Ausführungen sind keine vollständige Aufarbeitung der Geschichte der Gartenkunst, sondern greifen exemplarisch einzelne Bereiche im Zusammenhang mit den Kleinarchitekturen aus Holz auf.

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Beispiel von Kleinarchitekturformen mit Prinzipskizzen; Schlosspark Laxenburg, Privatgarten Wien, Pfarrgarten Langenlois.

Repräsentation und exotische Spielerei

Die Gartengestaltung zur Barockzeit hat ihre Ursprünge in Frankreich. Der barocke Garten zeichnet sich allgemein durch eine architektonische Gestaltung und die enge Verbindung von Schloss und Garten aus. "Der Garten wird bis ins kleinste Detail als ein Ganzes betrachtet, alle Elemente sind um eine Hauptachse symmetrisch gruppiert. Der barocke Garten ist als eine Erweiterung der Innenräume, als ein repräsentativer Außenraum zu sehen und stellt ein Gesamtkunstwerk dar, ein Zusammenspiel aller Künste."4)

Bereits in der Renaissance wie auch im Barock wurde hölzernes Gitterwerk, so genannte Treillagen, als Gestaltungsmittel verwendet. Sie waren nicht nur bei Lauben ein wichtiges Gestaltungselement, sondern erfüllten auch "die Funktion von Hecken, Mauern oder Zäunen als Einfriedung und

Begrenzungen."5) Die eigentlichen Gartenhäuser und Pavillons waren jedoch bevorzugt aus Stein. Ein Beispiel barocker Gartenkunst mit einer noch erhaltenen Kleinarchitektur aus Holz ist der "Waldstern", einem zur Gartenschmuckform ästhetisierten Jagdstern im Schlosspark Laxenburg. Der kunstvoll gearbeitete Treillagepavillon stammt aus der Zeit um 1760. Er wird als Grünes Lusthaus oder Dianatempel bezeichnet und erinnert daran, dass Laxenburg ursprünglich ein Jagdpark war.6)Während der Barockzeit wurden im Schlosspark Laxenburg nur einzelne Garteneinheiten umgesetzt.7) Bereits ab 1780 erfährt er eine Umgestaltung in einen Landschaftspark, wobei einzelne barocke Elemente, wie der Dianatempel mit dem Waldstern, in die landschaftliche Gestaltung integriert wurden und so erhalten blieben.

Die Entwicklung des Landschaftsgartens ging von England aus, weshalb auch von englischen Gärten oder Gärten im englischen Stil gesprochen wird. Mit dem Aufkommen aufklärerischen und liberalen Gedankenguts erfolgte eine Ablehnung der barocken, absolutistischen Gartengestaltung. Ein Charakteristikum dieser der Natur nachempfundenen Anlagen war die Formenvielfalt an Staffagebauten. Neben künstlichen Ruinen oder Grotten finden sich unter anderem Pavillons, Kioske und Baumtempel aus Holz. Diese Kleinarchitekturen nahmen verschiedene stilistische Anleihen zum Beispiel an antiken, orientalischen oder chinesischen Vorbildern. Es wurden einige barocke Anlagen, wie etwa der Stiftspark in Lilienfeld, umgewandelt. Dort handelte es sich um einen barocken Tiergarten, welcher um 1800 zu einem Landschaftspark mit einer Gloriette und schmalen geschwungenen Wegen umgestaltet wurde. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der sogenannte "Chineser", ein tempelartiges hölzernes Aussichtsgebäude mit gemauertem Untergeschoß an einer Geländekante in der Stiftswehrmauer errichtet.

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Mautner-Markhof-Pavillon im Kurpark Baden, 1908
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Der sogenannte "Chineser", ein Aussichtsturm im Stiftspark Lilienfeld, erste Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Offenheit und Privatheit in bürgerlichen Parks und Gärten

Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten öffentlich zugänglichen Stadtparks. "Das urbane Grün lebte formal einerseits aus der Tradition der barocken Gartenkunst: Es wurde nach geometrischen Prinzipien mit schnurgeraden Wegen und mit schattigen Baumalleen komponiert, um die bürgerliche 'Promenade' zu ermöglichen. Anderseits wurden auch die neuen Stilmittel des 'englischen Gartens', wie verschlungene Pfade, die malerischen Baumgruppen und Wiesen, unregelmäßig abgegrenzte naturhafte Teichanlagen etc. als eine andere Gestaltungsform ebenfalls gewünscht."8)

Durch das Aufkommen des Tourismus um 1800 entstanden abseits der großen Städte in den Sommerfrische- und Kurorten die charakteristischen Kurparks mit ihren teilweise hölzernen Kleinarchitekturen, wie etwa der Kurpark in Baden bei Wien. Seine Erstanlage geht auf das Jahr 1792 zurück. Der Kurpark, der in seiner Grundstruktur bis heute erhalten ist, wurde mit geraden Wegachsen und dazwischen verschlungenen Boskettwegen angelegt. Durch laufende Erweiterungen im landschaftlichen Stil kamen auch Staffagebauten, wie ein sogenannter Türkischer Kiosk in den Park, die zur Unterhaltung der Besucher dienten. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bereits einen Musikpavillon und ein Kaffeehaus.9)

Der jetzige hölzerne Musikpavillon und das Kaffeehaus stammen aus dem Jahr 1894. Etliche noch erhaltene Pavillons, wie der hölzerne 1908 errichtete Mautner-Markhof-Pavillon dienen als Aussichtspunkte in die umgebende Landschaft und auch als Rastplätze an den Terrainwegen des ansteigenden, allmählich in Wald übergehenden Kurparkgeländes.10)Neben den öffentlich zugänglichen Parks entwickelte sich auch in der bürgerlichen Gesellschaft eine Hinwendung zu den Grünflächen um das Haus. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Zeit zwischen dem Wiener Kongress und der Märzrevolution 1848, entstanden die für das damalige bürgerliche Leben typischen Privatgärten. Reicher Blumenschmuck spielt im Biedermeier nicht nur in der Wohnungseinrichtung eine große Rolle, sondern auch in den Gärten. Der Garten mit seinen Pavillons diente in den Sommermonaten als erweitertes Wohnzimmer. "Noch bis in die sogenannte Biedermeierzeit hinein war 'der' Gartenpavillon ein Häuschen mit festem Dach, mit Tür und Fenstern, in einer Ecke oder inder Mitte des Gartens errichtet. Er musste geschlossen sein, weil er vor plötzlichem Witterungswechsel Schutz gewähren sollte, wenn der Garten vom Haus abseits lag, was nicht selten der Fall war. Seine Form entstand aus der richtigen Forderung, den Genuss des Gartens für alle Fälle zu ermöglichen."11)

Die Gartenlust und der Blumenreichtum des Biedermeiergartens wurde nach der Märzrevolution 1848 in der Gartengestaltung weniger, es erfolgte eine Anlehnung oft in historisierender Weise an vergangene Gartenstile.12) Im Gegensatz zum Biedermeier dienten der Garten und seine Kleinarchitekturen nun auch wieder vermehrt repräsentativen Zwecken.

Für die Gartengestaltung standen zwei Vorbilder Pate: der Barockgarten und auch dessen Vorstufe, der Renaissancegarten, und der Landschaftsgarten im englischen Stil.13) Kleinarchitekturen wurden teilweise aufwendig in Form von Miniaturen von Lusthäusern und Pavillons gebaut und effektvoll im Garten platziert. Ein solches Beispiel findet sich in einem terrassierten Villengarten in Baden bei Wien. Das Holzobjekt, welches auch als "Gloriette" bezeichnet wird, steht erhöht auf einer grottenartig ausgeführten Mauer.

Eine spezielle Ausprägung des bürgerlichen Wohnens mit Garten stellt das Cottageviertel in Wien dar. Der gemeinnützige Wiener Cottage Verein wurde 1872 als Reformprojekt für bürgerliche Ein- und Zweifamilien-Wohnhäuser gegründet. Er fungierte als Bauträger, der von der Planerstellung, Finanzierung bis zur Gartengestaltung alles regelte. Kleinarchitekturen wurden in Form von einfachen hölzernen Salettln, offenen Gartenhäusern, systematisch mit geplant. Neben der repräsentativen Funktion der Gartenobjekte waren sie auch wichtig für das gesellige Beisammensein und gemeinsame Spiel. Davon zeugen noch erhaltene Kegelbahnen in Privatgärten. Diese ehemals auch in Gastgärten sehr beliebten Elemente des Vergnügens gingen jedoch weitgehend verloren. Ende des 19. Jahrhunderts setzt eine Abkehr vom Historismus hin zu einer funktionalen Gestaltung von Haus und Garten ein. Diese Entwicklung in der Architektur und Gartengestaltung ist vor allem geprägt durch die englische Arts-and-Crafts-Bewegung. Die repräsentative Villa weicht dem funktionalen und wohnlichen Landhaus. Die Einheit von Garten und Haus gewinnt in der Gestaltung an Wichtigkeit.14)

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Gloriette im Villengarten, Baden 1907
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Biedermeierliches Gartenhaus in Wien. Fotos: Soweit nichts anderes angegeben, Landschaftsbau Boku Wien

In Kontakt mit dem Garten

Die Zeit um 1900 ist geprägt von einem Umbruch sowohl im künstlerischen, geistigen als auch gesellschaftlichen Leben. Der Garten und das Wohnhaus wurden im Jugendstil in ein Gesamtkunstwerk integriert. Vor allem bei Vertretern des Wiener Jugendstils, wie bei Josef Hoffmann,15) wurden die typischen, floralen, organischen Ornamente mit streng geometrischen Gestaltungen kombiniert. "Die Gärten des Jugendstils treten wieder mit geometrisch geformten Beeten, steingefassten Wasserbecken, Treppenaufgängen und Pergolen in enge Beziehung zum Wohnbau. Auch in der Beziehung zur Umgebung ist ein Wandel eingetreten: Es gilt nicht mehr, durch exotische Absonderlichkeiten zu übertrumpfen, sondern man verdichtet das natürliche Erlebnis auf kleinem Raum. Hier zeigen sich ostasiatische Einflüsse."16)

Im formal gestalteten Garten der Villa Voith in St. Pölten ergänzt ein seitlich angeordneter offener Pavillon mit gedrechselten Säulen das abgesenkte Rasenparterre mit begleitenden Laubengängen und Formgehölzen. Eine rein sachliche Freiraumgestaltung entstand in Deutschland schon um 1910. In Österreich tritt diese Gestaltungsauffassung erst in der Zwischenkriegszeit auf. Der moderne Garten ist geprägt durch klare Formensprache und Gartennutzung. Der österreichische Gartenarchitekt Albert Esch gilt als Erneuerer der Gartengestaltung, der Haus und Garten als Einheit sieht. Er plante nicht nur Wohngärten, sondern befasste sich auch mit Kleingartenanlagen und Arbeitersiedlungsgärten. Ein Charakteristikum für die Gestaltung der Wohngärten von Albert Esch ist die klare Anordnung einer mittigen Rasenfläche. Diese prägt auch einen um 1926 gestalteten bürgerlichen Garten im 19. Wiener Gemeindebezirk. Der - an japanische Tempelchen erinnernde - Pavillon in diesem Garten liegt erhöht auf einer Plattform mit Blick über den ganzen Garten zum Wohnhaus. Nachmittags- und Abendsonne können vom weit zu öffnenden und dennoch wetterfesten Pavillon genossen werden.

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Teepavillon in Privatgarten, Wien, ca. 1926, A. Esch.
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Pavillon der Villa Voith, St. Pölten, 1911-17.
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Noch immer bespielte Kegelbahn mit noch erhaltener Lehmbahn in Privatgarten, Klosterneuburg, 1903.
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Teehaus am See aus Eiche auf Natursteinfundamenten, Wände mit Lehmputz, Boden aus Lärche, Fassade in angekohlter Lärche, errichtet 2011, Ceská Lípa/ Tschechien. Foto: A1 architects

Überdauertes gartenkulturelles Erbe

Kleinarchitekturen waren in allen Gartenepochen gern verwendete Attribute. Der bürgerliche Garten und Park des 19. Jahrhunderts machte sie jedoch zum unverzichtbaren Element. Mit dem Entstehen von Orten der Sommerfrische wurden sie mit besonderen Funktionen zum Garten und zum Haus organisiert. Ob als stolzes Objekt der Repräsentation des ökonomisch oder gesellschaftlich erreichten Status, oder als Möglichkeit des privaten, intimen oder geselligen Rückzugs, in jedem Fall waren sie der Inbegriff dessen, was das "Villenleben" ausmacht. Zugleich spiegeln die Bauten die Entwicklung von der repräsentativen Funktion der Gärten im Barock und zu Beginn des 19. Jahrhunderts hin zum modernen Wohngarten der Jahrhundertwende wider. Kleinarchitekturen werden zum fixen Bestandteil der Hausumgebung und zum Erleben von Natur und Gartenpracht. Holz ist ein bestens geeigneter Baustoff für sie. Er ist sehr vielfältig und formenreich gestaltbar und kann für unterschiedlichste Aufgaben - ob für tragende Bauteile oder dekorative Zierelemente, wohlige Wandvertäfelungen oder bequeme Möbel - eingesetzt werden. Hinzu kommt, dass Holzbauten, ein gewisses Maß an Know-how, geeignete Materialien und richtiger Zeitpunkt vorausgesetzt, relativ leicht zu unterhalten sind. Es dürfte nicht zu Ende sein mit den Holzarchitekturen. In den letzten Jahren entstanden wieder höchst reizvolle Tee- und Gartenhäuser in moderner Formgebung unter Verwendung zahlreicher traditioneller Techniken. Die wunderbaren Eigenschaften von Werkstoffen der Natur wie Sisal, Lehm, Holz und Stein werden zu ausdrucksstarken und stimmungsvollen kleinen Räumen im Freien unter Beachtung bewährter Handwerksregeln zur Erreichung von Schönheit und langer Lebensdauer.

Warum sind trotz des recht vergänglichen Baustoffs und der teils wenig nachhaltigen Bauweise der Objekte aus dem 19. Jahrhundert doch erstaunlich viele erhalten geblieben? Zum einen erfuhren Bauten mit gröberen Baumängeln, wie etwa eine fehlende Gründung, durch Anhebung und Errichten eines Fundamentes eine wichtige Nachbesserung. Zum anderen wurden die Holzbauteile kontinuierlich in Stand gehalten, das heißt, Anstriche erneuert, schadhafte Hölzer ausgetauscht, ein leckendes Dach gedichtet. Ein großer Teil der Objekte verdankt seine lange Existenz jedoch der funktionsgerechten, guten Zimmermannsarbeit unter Verwendung engjähriger Hölzer. Und nicht zuletzt hat die gute Anpassungsfähigkeit von Holzbauten an veränderte Nutzungswünsche - etwa das Öffnen oder Schließen von Wänden, Anbringen von Zubauten oder gar das Versetzen des ganzen Pavillons - ihren Bestand gewährleistet. Ausschlaggebend war und ist jedoch ihre Wertschätzung, die vielfach starke emotionale Bindung zu den Gartenhäusern, Pavillons und Lauben über Generationen. Diese Liebhaberei akzeptiert die notwendige, regelmäßig wiederkehrende pflegende Zuwendung. Historische Kleinarchitekturen haben, wo sie noch bestehen, großen Wert für die Gartenkunst. Sie bezeugen gesellschaftliche Entwicklungen im Natur- und Gartenverständnis und sie sind Ausdruck sowie wertvolle Informationsquelle einer bedeutenden Handwerks- und Baukultur.

Literatur

Berger, Eva: Historische Gärten Österreichs, in drei Bänden, Böhlau Verlag, Wien 2002-2004.

Anmerkungen

1 Als Kleinarchitekturen werden Objekte von geringer Dimension in gestalteten Freiräumen bezeichnet. Dies umfasst neben kleinen Gebäuden mit sekundärer, temporärer Nutzung weiters Plastiken, Portale, Wasserbecken und Grotten. Bei den kleinen Hochbauten, also den Kleinarchitekturen im engeren Sinn, unterscheiden sich die Formen u. a. nach der Art des Grundrisses, der offenen oder geschlossenen Raumbildung (Wandelemente) oder der Situierung (Funktion) im Freiraum.

2 Jesberg, Paulgerd: Die Lust zum Gartenhaus. Münster, 1995. Rolka, Caroline: Historische Kleinarchitekturen in Sachsen. Berlin, 2007.

3 Riegl, Alois: Gesammelte Aufsätze. Augsburg, Wien, 1929.

4 Rigele, Brigitte; Tschulik, Herbert: Gartenkultur in Wien vom Mittelalter bis zum Barock, Veröffentlichungen des Wiener Stadt - und Landesarchivs, Heft 33, Wien 1991, S. 12.

5 Mader, Günter: Geschichte der Gartenkunst, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart 2006, S. 103.

6 Vgl. Hajós, Geza; Edith Bódi: Der Schloßpark Laxenburg - Ein Führer durch Geschichte und Gegenwart, Hg. Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft, Laxenburg 1998, S. 82f.

7 Vgl. Hajós, Geza; Edith Bódi: Der Schloßpark Laxenburg - Ein Führer durch Geschichte und Gegenwart, Hg. Schloss Laxenburg Betriebsgesellschaft, Laxenburg 1998, S. 20.

8 Hajós, Géza: Der Urbanisierungsprozess: von "Grün für das Volk" bis "Bürger für das Grün", in Hajós, Géza (Hg.): Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765-1918, Böhlau Verlag, Wien 2007, S. 15-20, S. 17.

9 Vgl. Hajós, Géza: Die Stadtparks der österreichischen Monarchie von 1765 bis 1867 im gesamteuropäischen Kontext, in Hajós, Géza (Hg.): Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765-1918, Böhlau Verlag, Wien 2007, S. 21-81, S. 74f.

10 Vgl. Wallner, Viktor; Weber, Gerhard: 200 Jahre Kurpark in Baden, Neue Badener Blätter, Baden 1992, S. 10ff., S. 50.

11 Migge, Leberecht: Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Eugen Diedrichs, Jena 1913, S. 128f.

12 Vgl. Pindor, Peter: Ein Biedermeiergarten in der Großstadt, in: Historische Gärten in Österreich, Hg. v. Österreichischer Gesellschaft für historische Gärten. Böhlau Verlag, Wien 1993, S. 250-252, S. 250.

13 Vgl. Nezval, Bettina: Villen und Gärten der Gründerzeit, in: Kulturamt der Stadt Baden (Hg.): Badens Gründerzeit - Bauen in der Kurstadt 1848-1914, Baden 1994, S. 13-19, S. 18f.

14 Vgl. Göttche, Astrid: VomTeppichbeet zur Gartenlaube, Wiener Villengärten zwischen Historismus und Moderne in: Historische Gärten, 14. Jg., Heft 2/2008, S. 19-24, Wien 2008, S. 20.

15 Vgl. Kalusok, Michaela: Schnellkurs Gartenkunst, DuMont Verlag, Köln 2003, S. 139.

16 Auböck, Maria: Die Gärten der Wiener, Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (Hg.), Jugend und Volk, Wien 1975, S. 54.

Ass. Prof. Dr. Anita Drexel
Autorin

Universität für Bodenkultur Wien

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