Fachtagung
Kleingärten als Chance für die Biodiversität

"Beim Thema Artensterben ist es nicht fünf vor zwölf und auch nicht fünf nach zwölf, sondern eher schon halb eins," so fasste der Bundesfachberater Thomas Kleinworth die aktuelle Situation zusammen. Kleingärten mit ihren bundesweit etwa 44.000 Hektar Fläche können ein entscheidender Teil der Lösung zum Erhalt der biologischen Vielfalt sein. Dass Kleingärten eine Kommunikations- und Vermittlungsfunktion haben, über die zahlreiche Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Kleingartenwesen erreicht und miteinander in den Austausch über die biologische Vielfalt gebracht werden können, ergänzte Matthias Herbert vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) als Fördermittelgeber. Als Trittsteinbiotope sind Kleingartenanlagen zudem wichtige Bausteine von Biotopverbünden, konkretisierte Projektkoordinatorin Eva Foos, "indem sie ein diverses Nahrungsangebot für verschiedenste Bestäuberinsekten bieten".
Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin, betonte den notwendigen Verzicht auf chemisch-synthetische Mittel: "Pestizide sind eine Gefahr für Mensch und Artenvielfalt. Besser jäten statt Spritzen und Schadinsekten mit Nützlingen und Pflanzendüften vertreiben. Resistente Sorten am richtigen Standort, gestärkt mit Pflanzenjauchen. Das ist schon die halbe Ernte."
Einen positiven Ausblick, wie es gehen kann, gaben weitere Referentinnen und Referenten, die ihre praktischen Erfolge vorstellten. Tobias Bode, der 2.Vorsitzende des Kleingartenverein NW 18 in München, zeigte, wie seine Anlage es geschafft hat, als erste komplett als "Naturgarten" im Rahmen der Initiative "Bayern blüht" zertifiziert zu werden. Das konnte nur gelingen, indem die Pächterinnen und Pächter von 115 der 122 Gärten bei der ökologischen Gestaltung ihrer Gärten mitgemacht haben. Praktische Anregungen erhielten sie etwa durch einen Lehrpfad, der als Gemeinschaftsprojekt gebaut wurde und der vielfältige Kleinstbiotope vorstellt.
Weitere Anregungen kamen vom Umweltamt Dresden, das mit dem Projekt "Dresdner Wildbienengärten" zur Anlage von Gemeinschaftsflächen mit Nisthabitaten und Nahrungspflanzen beigetragen hat. Abschließend gab der Plantfluencer "Robinga Schnögelrögel" einen heiteren Einblick in seinen Berliner Kleingarten und zeigte, wie er über Social Media das Thema biologische Vielfalt im Garten an seine Follower vermittelt.
Am Vortag hatten sich bereits die 20 Landesgartenfachberaterinnen und -fachberater des BKD zu einem fruchtbaren Erfahrungsaustausch zusammengefunden. Aktuell diskutierte Themen sind die Fachberaterausbildung, Digitalisierung der Aus- und Weiterbildung sowie die vielfältigen künftigen Angebote durch das neue BKD-Bundeszentrum.
Die Initiatoren des Projekts "Kleingärten für Biologische Vielfalt" wollen den Austausch und die Kooperationen nun fortführen und erweitern. Eine Online-Bildungs- und Vernetzungsreihe für Multiplikatoren, "digitale Starterpakete", Workshops zum Kleinstbiotope selber bauen laden Kleingärtnerinnen und Kleingärtner, erfahrene Fachberaterinnen und Fachberater und Gartenneulinge sowie weitere Interessierte ein, sich konkrete Anregungen für die Gartenpraxis und die Bildungsarbeit zu holen. Die Lernplattform http://www.kleingaerten-biologische-vielfalt.de bietet allen einen Wissensfundus zum Thema und dokumentiert die Ergebnisse.
Weitere Infos unter: https://kleingaerten-biologische-vielfalt.de/; BKD-Positionspapier zur ökologischen Aufwertung von Kleingärten: "Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung von Kleingärten; DSJ-Kampagne "Gardens for future": www.gardens-for-future.de; Gärtnern ohne Chemie: https://www.bund.net/umweltgifte/pestizide/insektenfreundlicher-garten/
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