Kleingartenentwicklungskonzept

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Kleingärten
Bestandsanalyse zur Kleingartenanlage "Hinterer Bocksberg", Autoren: Marc Klauser, Kerstin Meinecke, Josephine Möbius, Carl Schüller

Der Baukulturbericht 2014/15 widmet sich den gebauten Lebensräumen der Zukunft und nimmt dabei insbesondere die Stadt in den Fokus. "Wertewandel und technische Innovation", "Demografischer Wandel", "Klimawandel und Energiewende", "Finanzknappheit der öffentlichen Hand" und "Unterschiede der städtischen Entwicklungen"1 werden als Herausforderungen, zugleich aber auch als Handlungsfelder der Städte benannt.1 Der Begleitband zum Baukulturbericht offeriert ergänzend dazu aufschlussreiche Ergebnisse von Bevölkerungs- und Kommunalerhebungen. Befragt nachdem, was den Bürgern der Bundesrepublik in ihrem Wohngebiet besonders wichtig sei, benannten 84 Prozent nach "Erreichbarkeit der Infrastruktur (96 Prozent)" und "Instandhaltung und Pflege (92 Prozent)" die Natur.2) Bei der Kommunalbefragung rangiert auf die Frage nach der Bedeutung von Maßnahmen bei der Qualifizierung des öffentlichen Raums die Antwort "Begrünung" mit 85 Prozent an erster Stelle.3 Dieser hohe Stellenwert städtischen Grüns basiert nach Aussagen der Husqvarna Group von 2013 wesentlich auf der Stress und Angst abbauenden Wirkung, des sich glücklich Fühlens und der helfenden Wirkung bei Konzentrationsproblemen. "Baukulturell ist öffentliches urbanes Grün auch deshalb von großer Bedeutung, weil es für ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen Bebauung und Landschaft sorgt. Gleichzeitig trägt es zur Gestaltung, Raumbildung und Aufwertung konkreter Standorte bei und generiert damit zahlreiche Synergien: Grünräume werten das Wohnumfeld auf und wirken sich als weicher Faktor auf Standort- und Investitionsentscheidungen aus. Davon profitieren auch der Boden- und Immobilienmarkt."4

Solche "konkreten Standorte" von hoher gesundheitlicher, stadträumlicher und stadtklimatischer Bedeutung bilden Kleingartenanlagen. Sie weisen einerseits sowohl Privatheit mit "Geborgenheit des Einzelnen und der Lebendigkeit und Erfülltheit des Lebens in der Familie"5 auf, können somit einem "konservativen" Leitbild entsprechen. Andererseits bieten sie Entwicklungsmöglichkeiten, einen unbestimmten Charakter von Öffentlichkeit zu entfalten. Der Grad der Öffentlichkeit ist aber selbst bestimmt, kann nach den persönlichen Intentionen ausgeprägt werden und sich deshalb auch progressiv und dynamisch ausbilden.

Da Kleingärten, wie oben angeführt, einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen und nachhaltigen Stadtentwicklung leisten, sind Kleingartenentwicklungskonzeptionen als Teil von Integrierten Stadtentwicklungskonzepten zu erstellen. Die Notwendigkeit ergibt sich insbesondere auch dadurch, da sich gegenwärtig ein gravierender Wandel im Kleingartenwesen vollzieht. Schrumpfende Städte sind geprägt vom Prozess der Bedarfsanpassung einhergehend mit hohen Leerständen und der Suche nach qualitätsvollen Nachnutzungen. In wachsenden Städten ist das Kleingartenwesen von steigendem Bedarf an Wohn-, Verkehrs- und Gewerbeflächen bedroht. Darüber hinaus wirken sich ein verändertes Freizeitverhalten und ein verringertes Freizeitbudget sowie die Alterung der Bevölkerung auf die Kleingarteninanspruchnahme aus.

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Historische Stadtentwicklung von Suhl ab 1800 (Schwarzplan). Autoren: Jelka F. Terlau, Maria Trager, Katharina Wesp.
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Anbindung der Kleingartenanlagen und Verortung in der Gesamtstadt Suhl. Autoren: Jelka F. Terlau, Maria Trager, Katharina Wesp.
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Infrastrukturelle Versorgung der Kleingartenanlagen in Suhl. Autoren: Jelka F. Terlau, Maria Trager, Katharina Wesp.
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Beeinträchtigung und Gefährdung der Suhler Kleingartenanlagen. Autoren: Jelka F. Terlau, Maria Trager, Katharina Wesp.
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Ableitung eines Kleingarten-/Freiraumkonzeptes aus dem Leitbild ISEK 2025 zu Suhl. Autoren: Jelka F. Terlau, Maria Trager, Katharina Wesp.

Um diese Wandlungsprozesse zu beobachten und raumdifferenzierte Handlungsstrategien sowie regionalspezifische Handlungskonzepte anzubieten, wurde an der Fachhochschule Erfurt (FHE), Fachrichtung Landschaftsarchitektur, eine diesbezügliche Forschungsausrichtung seit 2004 mit flächendeckenden Erhebungen im Kleingartenwesen von Thüringen initiiert.6 In den Folgejahren wurden Diplomarbeiten zu Schwedt, Altenburg und Gelsenkirchen erstellt sowie Forschungsvorhaben zu Nordhausen, Sömmerda, Erfurt, Ilmenau und Weimar bearbeitet.7 Ziel war es, kommunale Indikatoren einer Kleingartenentwicklung zu eruieren.

2013 wandte sich, nach einem Vortrag vor der GALK-Thüringen in Saalfeld, die Stadtverwaltung Suhl und der Stadtverband Suhl der Kleingärtner e. V. mit der Bitte um Hilfe an die FHE. Eine Befragung der Suhler Kleingartenanlagen wurde in die Wege geleitet und auf deren Ergebnissen im Wintersemester 2014 das Modul "Vertiefungsübergreifendes Projekt Kleingartenentwicklungskonzeption Suhl" im Master-Studiengang Landschaftsarchitektur initiiert. Die Bearbeitung folgt der von der GALK empfohlenen "Gliederung Kleingartenentwicklungskonzept",8 präzisiert diese aber insbesondere in Aussagen der Zukunftsfähigkeit von Anlagen und somit ihrer Förderfähigkeit.

Die kreisfreie Stadt Suhl liegt im Süden des Freistaates Thüringen und "bildet gemeinsam mit der Nachbarkommune Zella-Mehlis ein Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums".9 Sie liegt am Südwestrand des mittleren Thüringer Waldes und ist über die Autobahnen BAB A 71 und 73, zahlreichen Landes- und Kreisstraßen sowie das Netz der Deutschen Bahn AG überörtlich angebunden. Die Stadt hat eine vorherrschende Nord-Süd-Ausrichtung, erstreckt sich aber im Tal der Hasel nach Westen. Das Stadtareal "grenzt an den Rennsteig, der als Kammweg die Wasser- und Klimascheide des Thüringer Waldes markiert."10 Klimatisch liegt Suhl im Grenzbereich der Klimagebiete Thüringer Wald sowie Oberes Werratal und aufgrund der Regenstauung über dem Thüringer Wald sind hohe Niederschlagsmengen im Jahr zu verzeichnen, die zu Hochwasserlagen führen. Bedingt durch die topographischen und morphologischen Gegebenheiten des Stadtareals sind bei Planungen kleinklimatische Differenzierungen zu beachten.

Zahlreiche Bodenfunde belegen eine sehr frühe Besiedlung dieses Raumes. Etwa um 500 v. u. Zeit erfolgte die Einwanderung keltischer Volksgruppen. Sie bringen Kenntnisse zur Eisengewinnung und -verarbeitung mit, was in den folgenden Jahrhunderten zur wirtschaftlichen Stärke der Stadt avanciert. 1318 wird Suhl in einer Urkunde erstmals nachweislich benannt. Nach 1350 vermeldet das Henneberger Erbzinsbuch abgabepflichtige Eisenhämmer und Glashütten im Amt Suhl. Aus dieser Zeit wird auch bereits die Stabeisenausfuhr nach Erfurt bezeugt. 1555 wird die Innung der Rohr- und Büchsenschmiede gegründet. Einschnitte in der baulichen Entwicklung stellen Großbrände von 1590 sowie 1753 und die Brandschatzungen von 1634 dar. Nach zahlreichen wechselnden Herrschaften fällt Suhl 1815 an Preußen. Die Entwicklung einer bedeutenden Porzellanindustrie ab 1861 und der überregionale Bahnanschluss 1884 bewirken in den Folgejahren einen umfassenden industriellen Ausbau der Stadt. Aufgrund der hier historisch beheimateten Waffenproduktion erlangt Suhl sowohl im Ersten als auch ab 1934 für den Zweiten Weltkrieg in der Rüstungsproduktion große Bedeutung. Bombardierungen durch die amerikanische Luftwaffe und flächige Zerstörungen sind die Folge. Nach dem Zweiten Weltkrieg prägen Demontagen von Industrieanlagen und ab 1950 der Uran-Bergbau die Stadt. 1952 wird sie Verwaltungszentrum für den gleichnamigen Bezirk Suhl. Ab Mitte der 1960er Jahre setzt ein großflächiger Ausbau des Stadtareals11 und damit auch verbunden des Kleingartenwesens12 ein.

War Suhl in der Vergangenheit eine prosperierende Stadt, so veränderte sich dies in den letzten Jahrzehnten. Zunehmend sind Einwohnerverluste zu verzeichnen (2000: 48 025 Einwohner, 2014: 36 208 Einwohner13 Mit mehr als 12.000 Personen Bevölkerungsverlust in fast eineinhalb Jahrzehnten weist Suhl zahlreiche Leerstände von Gebäuden, Gewerbegebieten und Kleingartenanlagen auf. Während andere kreisfreie Städte Thüringens auf eine wachsende oder moderat wachsende Bevölkerung verweisen können, da der Zuzug der letzten Jahre dem Fortzug von Personen übersteigt, ist dies in Suhl 2014 nur gering ablesbar und bisher nicht stetig. Der "Spiegel" bezeichnete Suhl als "ältesten Fleck Deutschlands", denn nach der BBSR-Prognose wird sich im Jahr 2030 ein Altersdurchschnitt von "fast 56 Jahren"14 einstellen.

Mit der Erarbeitung einer Kleingartenentwicklungskonzeption für die Stadt Suhl gilt es also nicht nur, Problemlagen des Kleingartenwesens zu beheben und zu dessen Zukunftsfähigkeit beizutragen, sondern zugleich Ansätze für eine klimawandelgerechte Stadtentwicklung von Suhl zu liefern, Zuarbeiten zum aktuell beauftragten Landschaftsplan zu liefern, Ansätze für eine Tourismusförderung zu erbringen und somit eine Attraktivitätssteigerung und günstige Zukunftschancen für die Stadt zu offerieren. Dieser Aufgabe stellten sich die Master-Studierenden des 3. Semesters im Wintersemester 2014 - anfangs murrend, was wenig verwundert, da das Planen und Gestalten für das Kleingartenwesen aktuell bei vielen Landschaftsarchitekten wenig populär ist, auch wenn sich dies in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ganz anders darstellte. Erinnert sei an dieser Stelle insbesondere an die Protagonisten Harry Maasz und Leberecht Migge. Das Master-Projekt startete am 16.10.2014 mit einer Eröffnungsveranstaltung im Oberrathaussaal unter der Ägide des Oberbürgermeisters Dr. Jens Triebel und im Beisein von Vertretern der Stadtverwaltung, des Stadtvorstandes und Vereinsvorsitzenden des Suhler Kleingartenwesens sowie von Presse und Fernsehen. Eine erste Ortsbegehung bei Sonnenschein folgte. Ortskenntnis war somit gegeben und die ersten Rostbratwürste vertilgt.

Die Intensivphase der Bestandsaufnahme umfasste den Zeitraum vom 27.10.-30.10.2014. Jede Kleingartenanlage wurde im Bild festgehalten, die Bestände an Lauben und Flächen in der Anlage erfasst, das Umfeld betrachtet, Gespräche mit dem Vorstand sowie den Kleingärtnern geführt und Fragebögen ausgewertet. Zu jeder Kleingartenanlage wurden daraufhin ein Steckbrief sowie Bestandspläne erstellt.

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Entwicklungskonzept der Kleingartenanlagen „Linsenhof“ und „Rodwiese“ zum Kleingartenpark. Autoren: Tobias Adams, Helena Bachmann, Stephanie Krautz, Marlene Pagel.
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Entwurf zum Areal der geplant aufzulassenden Kleingartenanlagen „Am Sehmar“. Autoren: Sebastian Bartl, Christina Fromm, Uwe Holst.
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Entwicklungskonzept der Kleingartenanlagen auf dem Bocksberg zum Kleingartenpark unter dem Motto „Bock auf Garten“ und Visualisierung eines Teilbereiches. Autoren: Marc Klauser, Kerstin Meinecke, Josephine Möbius, Carl Schüller.
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Planung der Gesamtanlage „Sehmargrund“. Autoren: Sebastian Bartl, Christina Fromm, Uwe Holst.

Die Bewertung der daraus resultierenden Ergebnisse erfolgte in zwei Schritten. Erstens wurden die Kleingartenanlagen nach ihrem aktuellen Zustand betrachtet, das heißt, auf bauliche und vegetative Gegebenheiten, städtebaulicher und landschaftlicher Einbindung sowie der sozialen Gemeinschaft der Kleingärtner hin untersucht. Darauf aufbauend, wurden über eine SWOT - Analyse die Stärken und Schwächen, die Chancen und Risiken der einzelnen Kleingartenanlagen herausgearbeitet. Dieser Part wird hier nicht weiter betrachtet. Grundlegende Voraussetzung für die Bewertung einer Kleingartenanlage ist jedoch immer, dass für den entsprechenden Verein eine kleingärtnerische Gemeinnützigkeit gemäߧ 2 BKleingG vorliegt.

In einem zweiten Schritt erfolgte die Einstufung der Kleingartenanlagen mittels einer Bewertungsmatrix, erarbeitet im Rahmen von Diplomarbeiten zu Altenburg von Ivonne Bach15 und zu Gelsenkirchen von Claudia Wiegand. Die Gesamtbewertung der einzelnen Anlagen wurde über strukturelle Indikatoren wie etwa Anzahl und Erschließung der Parzellen, Vorhandensein eines Vereinshauses oder Parkplätze und über städtebauliche Indikatoren wie beispielsweise die Entfernung zu Haltestellen des ÖPNV oder das Umfeld vorgenommen, wobei die Auswertung auf einem rein rechnerischen Ansatz basiert, den es zu interpretieren gilt.

Die maximale Punktzahl nach dieser Bewertungsmatrix beträgt 26. Diese wäre erreichbar über eine optimale Anzahl mit Strom und Wasser erschlossener Parzellen, bei Vorhandensein eines voll erschlossenen Vereinshauses, bei ausreichend vorhandenen Stellplätzen, quantitativ ausreichenden Gemeinschaftsflächen, keinem Leerstand, vorherrschend jungen Kleingärtnern, bei Lage der Kleingartenanlage in unmittelbarer Nähe zur Wohnung in landschaftlich reizvoller, emissionsfreier Lage. Halbe Punktzahlen wurden zum Beispiel beim "Altersdurchschnitt" zur Angleichung der unterschiedlich gebildeten Kohorten in Befragungsbogen und Bewertungsmatrix vergeben sowie bei "Lage" und "Umfeld", wenn keine eindeutig vorherrschende angrenzende Flächennutzung existent ist. Dementsprechend erklärt sich, dass, der Handlungsbedarf dringender und die notwendigen Maßnahmen zahlreicher werden, je niedriger die Punktzahl ausfällt. In Suhl erreichten vier Kleingartenanlagen mehr als 15 Punkte, das heißt, es besteht kein akuter Handlungsbedarf, allerdings schließt diese Bewertung nicht aus, dass in der Anlage Defizite bestehen. 20 Anlagen ordnen sich im Mittelfeld ein, erreichten 10 bis 15 Punkte. Vier Anlagen erreichten weniger als zehn Punkte, weisen also in weniger als die Hälfte der Kriterien anlagebedingte oder ausstattungsstrukturelle Mängel sowie Schwächen des städtebaulichen Umfeldes auf. Es besteht dringender bis akuter Handlungsbedarf, da bei diesen Anlagen am stärksten mit anhaltendem Leerstand zu rechnen ist. Über Zukunftsperspektiven dieser Anlagen ist dringend zu diskutieren. Vergleicht man diese Ergebnisse mit den Untersuchungsergebnissen zu den Thüringer Städten Weimar, Nordhausen oder Ilmenau, zeigt sich die Stärke des Suhler Kleingartenwesens - ein breites Mittelfeld.

Parallel zur erstellten Bewertungsmatrix wurden die Anbindung, die Versorgungssituation und mögliche Beeinträchtigungen der Anlagen in der Stadt planerisch erfasst.

Bei der Interpretation der Ergebnisse zu den einzelnen Kleingartenanlagen ist zu beachten, dass bei einem Überangebot an Kleingärten, insbesondere in schrumpfenden Städten, die attraktiveren Anlagen bevorzugt werden, das heißt,

  • die, die in der Nähe von mehrgeschossigen Wohngebieten mit stabiler Bewohnerstruktur liegen,
  • die, die im Stadtgefüge oder im Weichbild der Stadt eingeordnet wurden, die angrenzend über eine Bebauung mit homogenem Charakter verfügen und in der Nähe Versorgungseinrichtungen aufweisen (insbesondere Groß-/Baumärkte),
  • die, die in/an einem attraktiven landschaftlichen Umfeld unter anderem auch an einem Schutzstatus liegen, die eingebettet in Grünverbindungen als Teil gesamtstädtischer Grünsysteme sind,
  • die, die private, halböffentlich und öffentlich nutzbare Bereiche aufweisen,
  • die, die Teil von Stadtsanierungen oder Wohnumfeldgestaltungen sind,
  • die, die nicht in der Nähe von Brachflächen (Wohnen, Gewerbe, Bahn), Haupterschließungsstraßen oder von Gewerbe- und Industriegebieten liegen, also frei von Lärm-, Staub- und Geruchsimmissionen sowie visuellen Beeinträchtigungen sind und
  • die, die über eine gute verkehrliche Anbindung verfügen (Wander-, Rad-, Erschließungswege, ÖPNV).

Zur Ableitung von Handlungsempfehlungen und Entwicklung eines Leitbildes für das Suhler Kleingartenwesen wurden eingangs die formellen und informellen Planungen analysiert. Insbesondere der Webauftritt zur Stadt mit dem Slogan "Suhltrifft.de - die Waffenstadt im Thüringer Wald" wurde von den Studierenden heiß diskutiert und verworfen. An seine Stelle wurde "Suhl -Die Stadt im grünen Mantel" gesetzt, da Suhl von den Wiesen und Wäldern sowie den markanten Höhen des Thüringer Waldes "ummantelt"/eingehüllt ist.

Das ISEK 2025 sieht für Suhl die Entwicklung einer linearen Ost-West-Grünachse und eine kleinere Nord-Süd querenden Grünachse in Nähe des Stadtzentrums vor. Unter Berücksichtigung des geplanten flächigen Rückbaus von Wohngebieten und der Lage der vorhandenen, zukunftsfähigen Kleingartenanlagen sowie weiterer Grünflächen schlugen die Studierenden eine Qualifizierung des Leitbildes vor.

Auf Basis des erarbeiteten Leitbildes wurden nachfolgend Entwicklungsoptionen zu den einzelnen Kleingartenanlagen von den Studierenden eruiert und Entwurfskonzeptionen formuliert.

Die Ergebnisse des Vertiefungsübergreifenden Projektes wurden am 4. Dezember 2014 im brechend vollen Oberrathaussaal der Öffentlichkeit in Vorträgen und Planausstellung präsentiert. Krönender Abschluss war die Preisverleihung der besten planerischen Leistungen, die eine Jury aus Vertretern der Stadtverwaltung, des Stadtverbandes Suhl der Kleingärtner, der FHE und des Hessisch-Thüringischen Bauindustrieverbandes/Thüringer Bildungswerkes als Sponsoren der Preise im Vorfeld ermittelte. Der Jahreszeit entsprechend endete das Projekt mit einem Bummel über den Suhler Weihnachtsmarkt bei Rostbratwurst und Glühwein.

Nun im Nachgang ist es Aufgabe der FHE, die studentischen Arbeitsergebnisse zu bündeln und ergänzende Teile einzufügen, um eine qualifizierte Kleingartenentwicklungskonzeption der Stadt zu übergeben. Bisher ausgeklammert war die Frage, wie groß denn nun eigentlich der zukünftige Kleingartenbedarf in Suhl ist. Dazu liefert eine Masterarbeit von Johannes Fischer, die 2014 mit dem Bundeskleingartenpreis des Bundesverbandes der Gartenfreunde gewürdigt wurde, erste Ansätze. "Auf Grundlage der Nachfrageentwicklung und der Anwendbarkeit existierender Prognosemethoden wurde für Wittenberge die bevölkerungs- und monitoringgebietsbezogene Prognosemethode entwickelt. Diese berücksichtigt die Bevölkerungsentwicklung und die spezifische Nachfrage der verschiedenen Stadtquartiere. Die Prognose trägt den tiefgreifenden Veränderungen - etwa der Wohnqualität - infolge des Stadtumbaus Rechnung und ermöglicht es, die Berechnung an unvorhergesehene Entwicklungen oder vorgezogene Maßnahmen des Stadtumbaus anzupassen."16

Zwar liegt nun die Prognosemethode als Prototyp für Wittenberge vor, die Tragfähigkeit in der Praxis zu prüfen, steht jedoch noch aus. Insbesondere deshalb, weil für die Flächenberechnung ein Richtwert von fünf Quadratmeter je Einwohner zugrunde gelegt und somit ein Rückbau auf 61 Prozent des Kleingartenbestandes ermittelt wurde. Es ist insofern abzuklären, ob für Deutschland ein einheitlicher Richtwert oder stadtspezifische oder stadtteilspezifische Richtwerte anzusetzen sind. Eine Diskussion hierzu wurde im GALK-Arbeitskreis Kleingartenwesen initiiert. Wesentlich erscheint der Autorin bei aller Diskussion um den Flächenbedarf jedoch, die spezifischen Rückbau-/Umbaupotenziale jeder einzelnen Anlage zu berücksichtigen. Wie groß auch immer der Rück-/Umbau in Suhl ausfallen wird, er wird nicht kostenlos von statten gehen. Der Arbeitsumfang ist immens und kann nicht ehrenamtlich geleistet werden. Ein gemeinsames Vorgehen von Stadt und Kleingartenwesen ist notwendig, um diese besonderen "grünen Freiräume als soziale Begegnungsstätten und Orte des Naturerlebnisses verstärkt und zielgerichtet"17 auch in Zukunft nutzen zu können.

Anmerkungen

1 Bundesstiftung Baukultur (2014): Baukulturbericht 014/15. Gebaute Lebensräume der Zukunft
– Fokus Stadt. Berlin. S. 58.

2 Bundesstiftung Baukultur (2014): Baukulturbarometer 2014/15. Gebaute Lebensräume der
Zukunft – Fokus Stadt. Begleitband zum Baukulturbericht. Berlin. S. 15.

3 Ebenda. S. 39.

4 Bundesstiftung Baukultur (2014): Baukulturbericht 2014/15. Gebaute Lebensräume der Zukunft
– Fokus Stadt. Berlin. S. 80.

5 Bahrdt, Hans-Paul (2006): Die moderne Großstadt. Wiesbaden. S. 99.

6 vgl. http://www.fh-erfurt.de/lgf/la/forschung/projekte/kleingarten/www.fh-erfurt.de/lgf/la/forschung/projekte/kleingarten/.

7 vgl. auch http://www.umwelt.nrw.de/fileadmin/redaktion/PDFs/landwirtschaft/Kleingartenstudie.
pdf

8 vgl. http://www.galk.de/arbeitskreise/ak_klgwesen/down/gliederung_kep_110331.pdfwww.galk.de/arbeitskreise/ak_klgwesen/down/gliederung_kep_110331.pdf

9 Stadt Suhl (2010): Stadt Suhl. Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2025. S. 6.

10 Stadt Suhl (2013): FNP-Entwurf der Stadt Suhl. Entwurf der Begründung. S. 8.

11 Ländermagazin-Serie Erika-Verlag (1993): Thüringen-Magazin. Detmold. Ausgabe I/5. S. 271–277.

12 Die Kleingartenanlage „Naturheilgarten“ entsteht 18…, alle weiteren … Anlagen ab Mitte der
1960er-Jahre.

13 vgl. http://www.statistik.thueringen.de/datenbank/portrait.asp?auswahl=krf&nr=548&vonbis=&
TabelleD=kr000102

14 vgl. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/deutschland-in-fuenfzehn-jahren-so-entwickelnsich-die-regionen-a-1020269www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/deutschland-in-fuenfzehn-jahren-so-entwickelnsich-die-regionen-a-1020269

15 Die Diplomarbeit von Ivonne Bach wurde zwischenzeitlich von der Stadt umgesetzt, als Teil des
Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes beschlossen und bereits turnusmäßig fortgeschrieben,
ein stadteigenes Förderprogramm für das Altenburger Kleingartenwesen entwickelt.

16 http://www.kleingarten-bund.de/veranstaltungen/bundeskleingartenpreis/1_preis_2014www.kleingarten-bund.de/veranstaltungen/bundeskleingartenpreis/1_preis_2014

17 Charta Zukunft Stadt und Grün. http://http://www.dgnb.de/fileadmin/de/dgnb_ev/Aktuell/charta_zukunft/Charta_Zukunft_Stadt_und_Gruen.pdfwww.dgnb.de/fileadmin/de/dgnb_ev/Aktuell/charta_zukunft/Charta_Zukunft_Stadt_und_Gruen.pdf.

Prof. Dr. Gerlinde Krause
Autorin

Fachhochschule Erfurt, Landschaftsarchitektur

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