Klimagerechte Landschaftsplanung

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Klimagerechte Landschaftsplanung
Das vollständige "Grüne Band Ost", von dem der Pühnpark momentan in Gestaltung ist. Abb.: Zaharias Landschaftsarchitekten

Nicht nur der extrem heiße Sommer in 2018 führt die Garten- und Landschaftsplaner zum Umdenken. Stadt und Land müssen sich auf eine weitere generelle Erwärmung einstellen, was bedeutet, dass Grünanlagen und Parks mit Pflanzen ausgestattet werden, die der Hitze besser widerstehen können. Es gibt mittlerweile zahlreiche Projekte, an denen Landschaftsarchitekten und Stadtplaner arbeiten. In Bayern sind unter anderem derzeit folgende Pläne in Arbeit: ein Klimapark in der Stadt Nürnberg, Forschungsarbeiten zu Kühlungsleistungen von Straßenbäumen oder Fassadenbegrünungen und ein Klimapark im Osten der Stadt München als Bestandteil vom "Grünen Band Ost".

Öffentliche Grünanlage an der Pühnstraße

Das "Grüne Band Ost" ist ein langfristiges Projekt der Stadt München, um im östlichen Stadtgebiet einen Grünzug von Norden nach Süden freizuhalten. Die Fläche war ursprünglich - seit den 60er-Jahren - für eine Straßentrasse offen gehalten worden. Jetzt schon ergänzt dieser östliche Grünzug die beliebten Münchner Parks, wie Hirschau, Englischer Garten, Zamilapark, Denninger Anger, Maximiliansanlagen, Ostpark, Echardinger Anger und neuer Südfriedhof.

Die Gestaltung dieses Areals im Münchner Osten ist vor allem auch eine Antwort auf den Klimawandel. Der aus Vogelperspektive kreuzförmige Teilabschnitt des Gesamtareals liegt zwischen Denninger-, Eggenfeldener-, Weltenburger- und Friedrich-Eckart-Straße, ist westlich vom Denninger Anger und östlich vom Zamilapark begrenzt. Der fertige Park soll einmal eine Fläche von 24 Hektar umfassen, der Großteil der Flächen befindet sich allerdings noch in Privatbesitz.

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Klimagerechte Landschaftsplanung
Visualisierung der künstlich angelegten Hügellandschaft. Visualisierung: Zaharias Landschaftsarchitekten, Matthias Thoma
Klimagerechte Landschaftsplanung
Eine große Vielfalt an Sorten von Bäumen spielen eine zentrale Rolle im Ensemble des „Grünen Band Ost“. Abb.: Zaharias Landschaftsarchitekten

Aktuell ist das westlich von der Pühnstraße gelegene Areal in Arbeit. Hier gestaltet das Münchner Büro Zaharias Landschaftsarchitekten die neue Grünanlage. Die 5,18 Hektar große Fläche wird gegliedert durch künstlich aufgeschüttete Hügel, Sträucher sowie Baumgruppen- und -reihen.

Zwischen der nördlich gelegenen Wohnanlage und der Freifläche liegt eine Biotopentwicklungsfläche und weiter südlich an der Pühnstraße ein Biotop mit Weiden, Pappeln, Eschen, Birken, Vogelkirsche und Spitz-Ahorn. Ziel des Entwurfs ist es, eine nachhaltige und großräumige Parklandschaft für Spiel, Erholung und Aufenthalt unter Berücksichtigung des Bestandes und des bevorstehenden Klimawandels zu schaffen.

Zum großen Teil handelt es sich bei dieser Fläche um Grünland, das in den Randbereichen durch einen dichten Gehölzbestand mit Bäumen und Sträuchern geprägt ist. Dieser Gehölzbestand soll erhalten bleiben und zusätzlich durch weitere Arten bereichert werden. Das Areal wird durch einen Hauptweg, der von Ost nach West führt, erschlossen. Dieser "Sonnenweg" führt in einem großen Bogen an der Südgrenze der Anlage entlang, läuft über eine Luftaustauschfläche und mündet schließlich in die Pühnstraße. Er wird von artenreichen Blumenwiesen sowie einzelnen Bäumen und Baumgruppen, darunter verschiedene Eichenarten, wie Zerr-Eiche, Scharlach-Eiche, Trauben-Eiche oder Stiel-Eiche und einer Gruppe von Bergahorn an der Kreuzung zwischen der großen Wiese und der Hügellandschaft umspielt. Mit ihm korrespondiert der "Waldweg" im Norden des Geländes. Er führt entlang des Gehölzsaumes und durch die Gehölzstrukturen und folgt größtenteils den vorhandenen Trampelpfaden.

Klimagerechter Ausbau der Grünanlage an der Pühnstraße

Damit die Grünanlage für den zu erwartenden Klimawandel gerüstet ist, sind verschiedene Maßnahmen geplant: In Ost-West-Richtung wird eine Durchlüftungsbahn geschaffen, um den für München typischen Ost-West-Winden Durchgang zu gestatten. Hierfür wurden dichte Gehölzflächen in einer Schneise von 20 bis 30 Metern zugunsten einer baumfreien Wiesenfläche gefällt. Insgesamt wechseln sich breitflächige Wiesen- und Rasenareale mit Gehölzgruppen ab. Dieser Wechsel von unterschiedlichen Arealen unterstützt den Abkühlungseffekt in heißen Sommern. An den Rändern der Biotope finden sich wärmeliebende Wildkrautsäume. Die artenreichen Blumenwiesen und Randzonen mit hohen Gras- und Krautbeständen und Sträuchern bieten den notwendigen Lebensraum für Insekten und Kleintiere.

Klimagerechte Landschaftsplanung
Das Biotop unterstützt die Artenvielfalt auf dem Gelände. Foto: Zaharias Landschaftsarchitekten
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Trampelpfade erlauben Bewegung im grünen Bestand. Foto: Zaharias Landschaftsarchitekten

Bei der Auswahl der neugepflanzten Bäume wurden die bereits vorhandenen Bäume ergänzt durch Stadtklima- und trockenheitsverträgliche Baumsorten unterschiedlicher geographischer Herkunft. So entsteht im Park ein kleines 'Arboretum' mit ganzjährigem Farb- und Blütenaspekt. Unter den geplanten Baumarten findet sich eine enorme Bandbreite an Sorten, wie unter anderem Bergahorn, Pflaumenblättriger Weißdorn, Weiß-Esche, Walnuss, Tulpenbaum, Schnurbaum, Eberesche, Feld-Ulme oder Zelkove sowie verschiedene Eichenarten. Zudem spielt die Verwendung von wasserspeichernden Substraten bei der Baumpflanzung eine Rolle. So wird im Park anfallendes Regenwasser den Baumstandorten zugeführt und dort in speziellen wasserspeichernden Bodensubstraten gespeichert werden, vergleichbar mit einem Schwamm. Dafür legen Landschaftsgärtner Baumgruben von mindestens 3 x 3 Meter Breite und bis zu 2 Meter tief an. Zusätzlich unterstützen wassergebundene Wegeoberflächen die Speicherung von Wasser: die Oberfläche ist sickerfähig, die Wege verlaufen im Gefälle und leiten das Wasser zusätzlich in die Baumpflanzungen.

Biotop und Artenvielfalt

Auf dem Gelände besteht bereits ein Biotop, das für die künftige Planung erhalten bleiben soll und durch eine Biotopentwicklungsfläche erweitert wird. Hier werden entlang der Trampelpfade kleinräumige Lichtungen geschaffen, um Toreffekte innerhalb des Gebüschs zu schaffen. Auch hier soll durch die Ansaat von Blumenwiesensamen die Artenvielfalt erhöht werden. Neben bereits vorhandenen Biotopen und Biotopentwicklungsflächen erfährt der Park eine Aufwertung durch die Pflanzung von Blüten- und Vogelnährgehölzen (z. B. Eberesche, Schlehe, Haselnuss, Weißdorn, Wildrosen) und der Anlage von als Bienenweide geeigneten artenreichen Blumenwiesen, mit Scharfgarbe, Glockenblumen, Wiesensalbei, Kornblume oder Wiesenmargerite. Tieren wie Igeln, Höhlenbrütern und Fledermäusen werden durch Nisthilfen in Altholzbeständen Anreize zum Bleiben geschaffen. Die Grünfläche, auf der Spiel- und Aufenthaltsbereiche angelegt sind, wird durch Baumhaine mit Hopfenbuche oder Weißesche durchbrochen. Neben den artenreichen Blumenwiesenbändern gewähren die wärmeliebenden Sträucher mit Wildkrautsäumen ein innerstädtisches Habitat für Bienen und Kleintiere.

Klimagerechte Landschaftsplanung
Die Kombination von Baum- und Wiesenarealen schafft Abwechslung für Mensch und Tier. Foto: Zaharias Landschaftsarchitekten
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Zwischen der nördlich gelegenen Wohnanlage und der Freifläche liegt eine Biotopentwicklungsfläche. Foto: Zaharias Landschaftsarchitekten

Zielsetzung

Bauherr des "Grünen Band Ost" ist das Baureferat Gartenbau der Landeshauptstadt München, ausführende Landschaftsarchitektin ist Gabriella Zaharias, Inhaberin des Münchner Büro Zaharias Landschaftsarchitekten in Zusammenarbeit mit Dr.-Ing. habil. Charlotte Reitsam, Matthias Thoma und GBP - Großberger, Beyhl Partner als Bauleiter. Für den Ausbau des Pühnparks standen für die Planer drei Leitfragen im Vordergrund: "Was ist besonders wertvoll? Was ist prägnant? Wie kann man den Charakter erhalten?" Entsprechend dieser Fragestellung soll die bestehende Struktur an Gehölzen und Wiesen weitgehend erhalten bleiben, aber auch eine ökologische Aufwertung erfahren. Der sonnige Kiesweg in Ost-Westrichtung und die hügeligen Blumenwiesen bilden einen städtischen Erlebnisraum. Vermieden werden asphaltierte Flächen oder Wege und das extensive Fällen von Bäumen. Neben dem verzweigten Wegenetz, das Spaziergängern und Joggern eine große Aktivitätsfläche bietet, sorgen Spiel- und Liegewiesen, aber auch eine Boulebahn, ein Bodenschachfeld und ein Bewegungsparcours für ausreichend Freizeitwert für die Städter. Das "Grüne Band Ost" ist das wichtigste Rückgrat der Grünverbindungen im Münchner Osten. Als langfristiges Ziel soll dieses Areal unter Berücksichtigung des zu erwartenden Klimawandels weiter ausgebaut werden.

Dr. Andrea Brill
Autorin

Brill PR

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