Personelle Kontinuität prägt das Grün der Nachkriegszeit

Köpfe

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Fragt man nach den Personen, die stilprägend hinter der Gartenarchitektur der 1950er-/60er-Jahre standen, so fallen zuerst die Namen Hermann Mattern und Herta Hammerbacher, gefolgt von bekannten Freischaffenden wie Walter Rossow oder Roland Weber. In der DDR waren es vor allem Georg Bela Pniower, Reinhold Lingner, Walter Funcke, Frank-Erich Carl sowie Hermann Göritz und Otto Rindt. Neben diesen eher fortschrittlich Gestaltenden gab es auch die traditionell verankerten wie Adolf Haag, Otto Valentien, Wilhelm Hübotter, Alfred Reich sowie die "Altmeister" Heinrich Friedrich Wiepking, Gustav Allinger und Alwin Seifert.

Dieses Nebeneinander von Personen, die aufgrund von Berufsverbot und Verfolgung unter den Nationalsozialisten gelitten hatten, und denen, die in unterschiedlichster Weise dem Regime gedient hatten, zeigt, dass es eine "Stunde Null" auch im Berufsfeld der Garten- und Landschaftsarchitekten nicht gegeben hat. Erst ab etwa 1950 trat eine neue Generation von Planern auf, die zwar bei den "Altmeistern" studiert hatte, sich jedoch auch den Anregungen aus den anderen Künsten sowie Vorbildern im Ausland öffnete.

Kaum beachtet wird jedoch, wie stark die leitenden Fachleute in den Grünverwaltungen das Gesicht des städtischen Grüns prägten. Während die Freischaffenden mit ihrem Namen werben konnten, verschwanden in der DDR die Personen häufig hinter Kollektiven, deren Zusammensetzung je nach Aufgabe (oder Gutdünken der politischen Führung) auch während einer Maßnahme wechseln konnte, und in den westdeutschen Verwaltungen hinter den Amtsstrukturen. Und doch waren es in der Bundesrepublik die Gartenamtsleiter, die - wenn sie nicht sogar selbst entwarfen - durch die Beauftragung von Freien und die Auslobung von Wettbewerben die Richtung bestimmten. Vielfach entstanden die Planungen vor allem für große Parks, zum Beispiel im Rahmen der BUGAs, auf der Grundlage von Wettbewerbsergebnissen und wurden durch die Mitarbeiterstäbe in den Gartenämtern - unter der Leitung der Gartendirektoren - überarbeitet, detailliert und zur Ausführungsreife gebracht. Manche machten sich darüber hinaus in Fachkreisen einen Namen durch Veröffentlichungen in den Fachzeitschriften und Buchpublikationen wie zum Beispiel Hans Schiller (Fürth).

Wie die Freischaffenden hatten auch viele der Nachkriegsamtsleiter eine gebrochene Biographie: Wenige, die im "Dritten Reich" Berufsverbot erhalten hatten, kehrten wie Richard Nose (Dortmund) als Amtsleiter zurück. Die von den Alliierten angekündigte breit angelegte Überprüfung war bis auf wenige Einzelfälle - in Hamburg wurde der aus dem Krieg zurückgekehrte Hans Meding nicht mehr in den öffentlichen Dienst übernommen - im Ansatz stecken geblieben. Viele kauften sich mit sogenannten Persilscheinen frei. Die Vergangenheit verschwand bald hinter der teilweise hektischen Aufbauaktivität. Amtsleiter, die nicht offensichtlich belastet waren, blieben auf ihrer Stelle, andere mit "Vergangenheit" kamen hinzu, ohne dass eine innere Distanzierung erfolgt wäre - überzeugt davon, immer nur einer guten Sache, dem Grün, gedient zu haben. Auch wer in der DDR nicht mehr tragbar war, konnte wie Heinrich Balke (Gartendirektor von Dresden) nach dem Krieg im Westen noch wieder Gartendirektor (von Wuppertal) werden. Also auch hier wenig von der "Stunde Null", dafür viel Kontinuität.

Nachfolgend werden einige "Köpfe" vorgestellt. Die Zusammenstellung zeigt abseits der immer wieder zitierten "Vorzeige"-Repräsentanten, wie vielfältig die Rahmenbedingungen, die Gestaltungsansätze und die Personen selbst werden, die das städtische Grün der Nachkriegszeit geprägt haben. Die Auswahl der Personen geschah ungeachtet - oder eher trotz - ihrer Biographien, deren Aufarbeitung allerdings als eine dringliche Forschungsaufgabe angesehen wird.

Zum Thema

  • Johann GreinerAndrea Gerischer und Axel Zutz: Freiraum komplex - Der Landschaftsarchitekt Johann Greiner (1923-2003)' Stadt und Grün, Bd. 53, 2004, H. 3, S. 40.
  • Friedrich Heyer (Frankfurt/Main)Barbara Vogt: Die "Aktivierung des öffentlichen Grüns". Friedrich Heyer - Gartenamtsleiter von 1945 bis 1957 ' Stadt und Grün, Bd. 57, 2008, H. 6, S.16-17.
  • Reinhold Lingner (Berlin, Ost)Norbert Schindler: Zusammenarbeit mit Reinhold Lingner und Georg Bela Pniower in den ersten Nachkriegsjahren (1946-50) ' Stadt und Grün, Bd. 50, H. 12, S. 810-813.
  • Axel Zutz: Grüne Moderne passé? Zum 100. Geburtstag von Reinhold Lingner (1902-1968) und Hermann Mattern (1902-1971) ' Stadt und Grün, Bd. 52, 2003, H. 3, S. 11-19.
  • Peter Fibich: Zwischen Rückbesinnung und Neubeginn. Zum Traditionsverständnis Reinhold Lingners (1902-1968) ' Stadt und Grün, Bd. 52, 2003, H. 3, S. 30-35.
  • Gottfried Rettig (Trier)Jennifer Schell: Ein Garten für das Volk. Der Trierer Palastgarten - ein Spiegel gesellschaftlichen Wandels ' Stadt und Grün, Bd. 57, 2008, H. 5, S. 17-21.
  • Johannes Sallmann (Frankfurt/Main)Barbara Vogt: Grünfürsorge in geschichtlicher Kontinuität. Johannes Sallmann - Gartenamtsleiter von 1957 bis 1977, ' Stadt und Grün, Bd. 57, 2008, H. 6, S.18-19.
  • Kurt Schönbohm (Köln) Joachim Wolschke-Bulmahn, Sabine Reichwein: Kurt Schönbohm Köln 1951 bis 1973 ' Stadt und Grün, Bd. 48, H. 10, S. 668-673.


Erich Ahlers (1909–2004) – Berndt Andreas (*1924) - Gartenbaudirektoren in Bremen

Die beiden ersten Gartenbaudirektoren Bremens nach dem Krieg haben in 4,5 Jahrzehnten das städtische Grün aufgebaut, von dem die Stadt heute zehrt. Entscheidend hierfür waren die langen Jahre der Zusammenarbeit, gleiche Stationen im Werdegang und gegenseitige Ergänzungen.

Nach den Flächenbombardierungen Bremens in den letzten Kriegsjahren verbunden mit Einwohnerverlusten von 50 Prozent wurde ein ehrgeiziges Wiederaufbauprogramm mit der Zielvorgabe 800.000 Einwohner entwickelt. Unübersehbar war darin die "grüne" Handschrift von Ahlers und Andreas zu erkennen (Gesamtgrünkonzept 1952): Die systematische Umsetzung hat sowohl zur strukturellen Verbesserung der Grünordnung als auch zur hohen gestalterischen Qualität von Objektplanungen geführt.

Bremens späte Gründung des Gartenamtes (1921) hatte in der Vorkriegszeit nur einzelne Grünanlagen hervorgebracht. Ahlers und Andreas setzten hier mit einer stadtweiten Vernetzung des öffentlichen Grüns an. Sowohl die Sanierung des Wallrings um den Stadtkern, die Weserflutrinne als innerstädtisches Landschaftsbauwerk (1953-60) sowie Grünzüge über mehrere Stadtteile hinweg gehörten hierzu. Letztere waren als Kommunikationsachsen konzipiert, daran angedockt Schulen, Spiel-/Sportplätze, Altenheime, Kindertagesstätten. Als Bereicherung des grünen Netzes kamen Kleingartenparks und ein Ring von Seen, entstanden durch Sandentnahme für den Autobahnbau und zur Aufhöhung von Friedhofsflächen, hinzu. Während Ahlers den Auftakt mit Wallring, Weserflutrinne, Rhododendronpark und Friedhofsplanung setzte, verstand es Andreas, durch seine unermüdlichen Behördenkontakte viele Freiraumsparten für den Aufgabenkatalog des Gartenbauamtes zu gewinnen und deren Finanzierung zu sichern. Ihm lagen zudem Vielfalt, qualitative und langfristige Freiraumlösungen am Herzen.

Entsprechend wurde der Ausbau blumenreicher Anlagenteile im Stadtgebiet vorangetrieben. Sie sollten im kriegszerstörten Bremen Lichtblicke der Hoffnung vermitteln. Eine der ersten Anlagen war der Focke Garten im Stil eines Senkgartens. Auf den Ruinen des ehemaligen Museums entstand rund um ein Rasenparterre eine farbenprächtige Staudenrabatte, eingefasst mit Mauern aus Trümmerschutt des ehemaligen Gebäudes. Blumenreichtum, seltene Solitärgehölze, stille Orte des Besinnens ließen die Gärten, zu denen Theaterberg, Sebaldsbrücker Schlosspark, Hanse Garten, Heide-Garten sowie die Ehrenfelder der Friedhöfe gehörten, bald zu beliebten Treffs im Stadtgefüge werden. Mit ihrem Farbenreichtum, Duft, intimer Raumgestaltung sprachen sie das emotionale Bedürfnis alltäglicher Freiraumnutzung an. Klaus Rautmann

Die Weserflut-Rinne, ein innerstädtischen Landschaftsbauwerk. Foto: Klaus Rautmann
Berndt Andreas. Foto: Klaus Rautmann
Erich Ahlers. Foto: Berndt Andreas
Der Focke Garten, traditionell gestaltet. Foto: Wallarchiv Gartenbaumt Bremen

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Konrad Glocker (1900–1977) - Gartenamtsleiter in Dortmund von 1953 bis 1965

Nach Gärtnerlehre und Studium in Weihenstephan arbeitete Konrad Glocker als Gartentechniker unter anderem auch in Dortmund sowie zehn Jahre als Gartenarchitekt im Entwurfsbüro Späth.¹) 1934 wechselte er in die kommunale Grünverwaltung und wurde Amtsleiter in Ludwigshafen, zeitweise beauftragt mit der Grünplanung für Speyer und Annweiler/Trifels. 1938 übernahm Glocker (NSdAP-Mitglied und SS seit 1933) das Gartenamt in Dortmund von Richard Nose, der aufgrund des NS-Berufsverbots in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde. Unterbrochen durch die zwischenzeitliche Rückkehr Noses wirkte Glocker nach dessen Pensionierung von 1950 bis 1965 als Gartendirektor von Dortmund.

Glocker gehörte zu den maßgeblichen Initiatoren der Gartenamtsleiterkonferenz und wurde 1958 ihr erster Vorsitzender. Darüber hinaus engagierte er sich in der Internationalen Vereinigung der Gartenamtsleiter, zeitweilig als Vizepräsident. Aufgrund seiner "Verdienste um die Gartenkultur" wurde er 1959 mit der Professor-Bickel-Preis Weihenstephan ausgezeichnet und erhielt 1969 die Silberne Medaille der Deutschen Gesellschaft für Gartenbau.

In den 15 Jahren als Gartendirektor hat Glocker dem Grün der Stadt Dortmund "den Stempel seiner gartenkünstlerischen Gestaltungskraft" aufgedrückt.²) In dieser Zeit entstanden zahlreiche Parks neu oder wurden wieder hergestellt wie das Stadewäldchen, der Park Schulte-Witten oder der Erholungspark Externberg. Anlagen für Sport und Spiel, Kleingartenanlagen sowie Friedhöfe vervollständigten das Stadtgrün. Glocker ist auch der Ausbau des Tiergartens und des Botanischen Gartens zu verdanken. Sein besonders Interesse galt der Industriefestigkeit von Gehölzen.

Stadtstrukturell bedeutsam ist der radiale Grünzug, der sich nach Süden vom Stadtinnern über Kleingartenanlagen, Parks und den Botanischen Garten bis in die Landschaft erstreckt.

Das wichtigste und bekannteste Werk ist jedoch der Westfallenpark zur BUGA 1959.³) Zwar war für die Gestaltung des Geländes ein Wettbewerb vorausgegangen, an dem vor allem junge Landschaftsarchitekten teilnahmen, doch lag letztendlich die Verantwortlichkeit und Durchführung bei Glocker und seinen Mitarbeitern. Sie entwickelten das Konzept unter Verwendung der Wettbewerbsergebnisse bis zur Ausführungsreife. Ausgehend vom historischen Kaiserhain mit seinen exotischen Bäumen entstand auf dem leicht hügeligen Gelände ein landschaftlicher Park: Die Wege zeichnen die Bewegung des Geländes nach, weite Rasenflächen mit Quellen, Wasserläufen und Teichen wechseln mit intensiv gestalteten Bereichen. Farbenfrohe Blumenrabatten begleiten die Besucher. Schaubereiche thematisieren Hausgartenbeispiele unterschiedlichster Art und zeigen Beispiele für die Verwendung von Rosen, Immergrünen und Saisonbepflanzung. Spielorte mit natürlichen Elementen, Hügeln und Kriechgängen ausgestattet zogen Kinder und Jugendliche an. Noch heute ist vieles von dem damaligen Konzept erkennbar.

Ursula Kellner

Anmerkungen

1) Die biographischen Daten wurden entnommen: Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn, Grüne Biographien, Patzer : Berlin/Hannover 1997, Nr. 686.

2) N.N. Konrad Glocker 65 Jahre alt, in: Das Gartenamt 64, 1966, H. 1, S. 23 - 24, hier S. 23.

3) Zur Gartenschau Dortmund 1959, vgl. Garten + Landschaft, Bd. 69, 1959, Heft 6.

Konrad Glocker.

Hans Keller (*1928) - Gartenamtsleiter in Dessau von 1965 bis 1993

Als ich im Januar 1961 die Aufgabe übernahm, die städtischen Grünanlagen von Dessau zu betreuen, lag die Stadt nach der Zerstörung am 7. April 1945 immer noch weitgehend in Trümmern. Vordringlich war der Schutz städtischer Gartendenkmale, ihre Instandsetzung oder Restaurierung: Georgengarten, Historischer Friedhof, Großkühnauer Park, Vorderer Tiergarten, Schillerpark. Wichtig war aber genauso, in den neuen Stadtgebieten für "grüne Strukturen" zu sorgen.

Mit dem Bau des Hauptfriedhofes, ein-schließlich Feierhalle und Krematorium wurde Ende der 60er-Jahre eine neue Friedhofskultur eingeleitet. Vorbild war der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg.

1965 gründete ich mit Unterstützung des Stadtarchitekten das Gartenamt, das 1975 mit dem städtischen Gartenbaubetrieb fusionierte und somit die gesamte Palette des Grün-Managements von der Planung bis zur Ausführung vereinte. Ein paar Zahlen sollen die Entwicklung verdeutlichen: Gartenamt: 1965: 2, 1993: 27 Mitarbeiter - Gartenbaubetrieb 1963: 20, 1990: rund 100 Mitarbeiter.

Eigene Entwürfe der wichtigsten Grünflächen (Bauzeiten): Georgengarten (1962-85), Stadtpark (1965-72), Bahnhofsvorplatz (1968), Theaterplatz (1965-67), Bauhausplatz (1968-70), Neuer Friedhof (1968-72), Historischer Friedhof (1970-83), Schillerpark (1965-80), Hohe Lache (1970), Freibad Dessau-Haideburg (1973-76), Pollingpark, ehem. Friedhof II (1986), Wohngrün. Wo immer möglich, wurden Sport- und Spielanlagen sowie Schmuckanlagen integriert und für Gehölzvielfalt gesorgt.

Stadtpark und Georgengarten hatte ich 1962 zu den wichtigsten Objekten erklärt, Denkmalpflege auf der einen, Erholungsanlagen im Zentrum auf der anderen Seite. Große Blumenrabatten inmitten der Trümmer sollten die Bewohner ermutigen und erfreuen (Bahnhofsvorplatz, Theaterplatz, Stadtpark).

Angestrebt war die weiträumige grüne Verbindung zwischen Georgengarten-Stadtpark-Muldebereich, eine Beziehung zwischen Elbe und Mulde. Mit einem ersten Landschaftspflegeplan (1975) wurden für die städtischen Landschaftsteile (Überschwemmungsgebiete, Stadtforsten, extensiv bewirtschaftete Wiesen) Maßnahmen zur Landschaftspflege und des Naturschutzes festgelegt.

Dessau beherbergt einen großen Schatz an historischen Gartenanlagen und liegt im Biosphärenreservat Mittlere Elbe mit kostbaren Auengebieten (weiträumige Landschaftsschutzgebiete). In den 30 Jahren meines Wirkens nach dem Krieg stellte ich mich der Aufgabe, die Tradition der städtischen Gartenkultur wieder zu beleben, nachhaltig zu festigen und die Beziehungen zwischen der Stadt und der umgebenden Landschaft zu fördern.

Hans Keller
Stadtpark: Sommerblumengarten mit Wasserspiel, Plastik „Annette“ von Gerhard Lichtenfeld (Halle). Foto: Hans Keller

Hans Schiller (1902-1991) - Gartenamtsleiter in Fürth 1951 bis 1967

Hans Schiller wurde am 31. Oktober 1902 in Fürth geboren. Nach einer Gärtnerlehre besuchte er von 1920 bis 1922 die Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er in Dresden, München und im Stadtgartenamt Nürnberg. Ab 1928 war er Leiter der Neubauabteilung der städtischen Gartenverwaltung in Benrath und nach dessen Eingemeindung Garten-oberinspektor im Gartenamt Düsseldorf. Während dieser Zeit gestaltete er unter anderem den Botanischen Schulgarten mit Rosenschmuckanlage hinter dem westlichen Flügelbau des Benrather Schlosses und war unter Gartendirektor Willi Tapp in leitender Position bei der Reichsausstellung "Schaffendes Volk" 1937¹ in Düsseldorf beteiligt. 1938 wechselt Schiller als Dozent und Leiter des Instituts für Gartengestaltung an die Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau nach Berlin-Dahlem. Bereits aus dieser Zeit stammen erste Publikationen², die ihm Anerkennung in der Fachwelt einbringen. Im Sommer 1943 wurde auch Hans Schiller eingezogen, wodurch seine Karriere erstmal abriss. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1947 konnte er jedoch wieder daran anknüpfen³.

Angesichts der Aufgabe eine Gartenschau zu planen, bewarb er sich in Fürth auf die Stelle des Stadtgartendirektors, die er von 1951 bis zu seiner Pensionierung 1967 innehatte. In diesen zwei Jahrzehnten prägte er mit seinen Schöpfungen das Fürther Stadtbild. Sein bedeutendstes Werk ist das heute als Stadtpark4 genutzte Areal der damaligen Gartenschau "Grünen und Blühen", die im Jahr 1951 zeitlich parallel zur ersten Bundesgartenschau in Hannover veranstaltet wurde.

Auch die Publikationstätigkeit nahm Schiller wieder auf. Neben zahlreichen Artikeln in Fachzeitschriften stammen mehrere Bücher von ihm. Sein 1952 erstmals herausgegebenes Fachbuch "Gartengestaltung" gilt als erstes Standardwerk zu dieser Thematik nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute als zeitloser Klassiker der Branche. Die darin behandelten Gestaltungsprinzipien der Grünplanung gründen auf den von ihm hergeleiteten Gesetzen der Entschiedenheit, Wahrhaftigkeit und Entsprechung. Als Dozent und Herausgeber grundlegender Fachbücher, die sich über die Fragen der gärtnerischen Praxis hinaus auch mit den philosophischen und ethischen Grundlagen beschäftigen5, beeinflusste er eine ganze Generation von Planern und Gartengestaltern.

Nach seiner Pensionierung engagierte sich Schiller noch lange in der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur sowie für den Naturschutz. Außerdem betätigte er sich als Aquarellmaler, woraus über 700 Bilder entstanden sind. Er starb am 5. November 1991 in Fürth.

Tobias Lauterbach

Anmerkungen

1) Der ehemalige zentrale Ausstellungspark (heute Nordpark) ist mit seinen wesentlichen, erhalten

gebliebenen Gestaltungsmerkmalen und Gartenräumen als Gartendenkmal geschützt.

2) Hier sei zum Beispiel das Buch "Schöne und nützliche Gärten" aus dem Jahr 1942 genannt.

3) Schillers Haltung im "Dritten Reich" ist bisher noch nicht ausreichend aufgearbeitet. Gröning/Wolschke-Bulmahn bemerken hierzu, dass Schiller "mehr als ein Mitläufer im Nationalsozialismus" gewesen sei. Vgl. Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn: Grüne Biographien, Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Berlin 1997, S. 332 f.

4) Stadtpark Fürth, Geschichte, Entstehung, Gartenkunst, Faltblatt hrsg. vom Bürgermeister-

und Presseamt der Stadt Fürth, 2001 sowie www.stadt-fuerth.eu/stadtpark/index.html [18.02.2014].

5) Rolf Kirsch: Die Fürther Gartenschau "Grünen und Blühen" 1951 und ihr Schöpfer Hans Schiller, in: Garten Kunst Geschichte, Festschrift für Dieter Hennebo zum 70. Geburtstag, Worms 1994, S. 186-191, hier S. 186.

Hans Schiller, 1953. Quelle: Stadt Fürth, Stadtarchiv und Stadtmuseum

Josef Wohlschlager (1924–2013) Gartenamtsleiter in Sindelfingen von 1956 bis 1989

Auszüge aus einem 2009 geführten Interview mit Josef Wohlschlager:

Über den Weg zum Studium

"[...] dann schreibt der mir: 'Du, ich hab bemerkt, es gibt auch Gärtner, die machen Pläne, Gartenpläne - das ist die Krönung.'"

Über die erste Anstellung bei Adolf Haag 1953

"Ab und zu gab es dann doch mal eine Skizze vom Chef, die in einen anspruchsvolleren Plan übertragen werden musste [...] Die Planzeichnerei ging dann immer weiter und Pläne, die ihn dann wenig interessiert haben, [hat er] schließlich dann ganz mir überlassen, also zum Beispiel die Begrünung von Wohnanlagen."

Über die Berufung zum Gartenamtsleiter 1956

"Der [Bürgermeister] Gruber hat mich kommen lassen, hat sich den Plan angeschaut und gesagt, Herr Wohlschlager, ich will ein Gartenamt eröffnen."

Über die Tätigkeit als Gartenamtsleiter 1956 bis 1989

"...aber wenn einer von vornherein sagt, dass er mit Pflanzen nichts anfangen kann, dann ist er an so einer Stelle fehl am Platz."

Über Wechselflorpflanzungen und Sommerblumen

"... dann fällt der Groschen ganz schnell. Man sieht tatsächlich bald ein, dass man da gestalten kann und dass man geradezu dichten kann mit dem Material."

Über Stauden und Richard Hansen

"...da hab ich mir gedacht, das ist ein wunderbares Feld, da kann ich mich vertiefen."

Über Zwiebelpflanzen und Farben

"...dass man im Frühjahr mit weißen und blauen Krokussen [...] beginnt [...] weiß und blau sind die Farben des Winters und wenn dann gelb kommt, [...] dann wird so was sehr schnell zu bunt und [...] verliert [...] an Spannung."

Über Naturstein

"[...] und habe [...] mit der Steinbearbeitung begonnen, mit Plattenhämmerle, Meißel und Setzer [...] da war ich dann so weit, dass ich Mauersteine behauen konnte."

Über Beton

"Das war eine aufregende und interessante Zeit [...] danach habe ich mich wieder mehr zurückgezogen auf Naturstein."

Über Adolf Haag und die Landschaft

"Beim Haag ging es mehr darum, dass man die Landschaft und die Umgebung erfasst [...] Er war nicht auf strenge Formung aus [...] Der Haag war eigentlich die wichtigste Person in meiner Berufswerdung".

Über Wilhelm Schacht

Wilhelm Schacht war überhaupt eines meiner frühen Idole

Über Hanneliese Wohlschlager

"Die Blumenbinderin [...,] die hat mir ein Leben lang Kritik ausüben dürfen und müssen und konnte das auch ..." Helga Mühleck

Geboren am 17. Februar 1924, gestorben am 16. September 2013

1956 bis 1989 Gartenamtsleiter in Sindelfingen

1993 Deutscher LandschaftsArchitektur-Preis, Auszeichnung für das Lebenswerk

Josef Wohlschlager.
Dr. Ursula Kellner
Autorin

Landschaftsarchitektin AKN und Fachjournalistin DFJV, Redaktionsleiterin „Stadt und Grün“ von 2001 bis 2011

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