Kommentar
Neue öffentliche Gärtnereien schaffen!
Das Drama liegt aber wörtlich genommen noch viel tiefer und ist verbunden mit strukturellen Problemen, deren Lösung teils noch ungeklärt ist: Die Böden sind zu trocken, die Vegetations- und Frostperioden verschieben sich und nicht klimaresiliente Pflanzen stehen nicht nur unter Druck, sondern sind in unseren Breiten vom Aussterben bedroht. Teils weil sie zu früh austreiben und dann vom Frost abgetötet werden, teils weil sie schlicht vertrocknen bevor sie überhaupt ihre Samen hervorbringen können. Denn Herbstpflanzen wurden sogar schon im Frühsommer gesichtet. "Es wird durchgeblüht" könnte als Motto bald seine Gültigkeit verlieren.
Umso wichtiger ist es, dass Kommunen vor Ort selbst mit Pflanzen experimentieren, sich darüber möglichst auch international austauschen und – je nach Region, Witterung und Bodenverhältnissen – die Pflanzungen anpassen. Ein Feld, das hierfür wieder bestellt werden müsste, ist die städtische Gärtnerei. Aus Kostengründen vielfach abgeschafft, benötigen wir sie heute mehr denn je. Entwicklungsplanungen sollten die vier bis fünf Jahre der Wahlperioden deutlich überspringen, mit Zukunftsprojekten, die diesen Namen auch verdienen.
Eigene kommunale Gärtnereien mit entsprechendem Personal wären ein Garant dafür. Die Politik muss diese nachhaltige Investition dringend leisten, wollen wir nicht, dass unsere so mühsam aufgebaute Pflanzenvielfalt und -schönheit (!) im öffentlichen Grün verloren geht.
Wir brauchen nicht nur Klimabäume, sondern auch Klimastauden, klimaresiliente Geophyten und Grassorten, die eine hohe Bandbreite an Witterung – von der Überschwemmung bis zur Trockenheit – aushalten. Und Menschen, die ihre besondere, qualitativ anspruchsvolle Pflege leisten können. Auch wenn es viele Ideen für klimaresiliente, preiswerte Pflanzenverwendungen gibt – billig wird das nicht. Doch wir wissen alle, dass unser Stadtgrün, unsere grün-blaue Infrastruktur, unverzichtbar für das vielfältige Leben von Mensch und Natur in der Stadt ist. Mechthild Klett
SUG-Stellenmarkt
