Uta Hassler, Julia Berger, Kilian Jost

Konstruierte Bergerlebnisse

Bücher Historische Parks und Gärten

Künstliche Felsen, Grotten, Berge und Wasserfälle sind im späten 18. und beginnenden 19. Jahrhundert wiederkehrende Motive in Gartenkunst und (Garten-)Architektur. Planung und Konstruktion dieser "Naturformen" wurden vor allem von geologischen Erkenntnissen und der Entwicklung neuer Baumaterialien beeinflusst. Ein Fortleben dieser Naturinszenierungen findet sich in den Vergnügungsparks um 1900: dort wurden künstliche Berge in Grotten- und Gebirgsszeneriebahnen er- und befahrbar.

Die zehn Beiträge des Buches widmen sich diesen "konstruierten Erlebnissen", die in der bau- und gartengeschichtlichen Forschung zum 19. Jahrhundert als Exotika angesehen werden. Der vorliegende Band ergänzt das Buch "Felsengärten, Gartengrotten, Kunstberge. Motive der Natur in Architektur und Garten", welches 2014 im selben Verlag erschienen ist.

Kilian Jost widmet sich im ersten seiner Beiträge den Berglandschaften (Alpenmotiven) in Theater, Oper, Dioramen, bei Bildtapeten und Rundpanoramen. Sein zweiter und dritter Beitrag ist für alle wichtig und interessant, die sich in Theorie und Praxis mit künstlichen Felsen in (Landschafts-)Gärten beschäftigen. Der Autor geht der Frage nach, welche Berufsgruppen (Architekten, Gartenkünstler, Grottenbauer, Bühnenbildner) dem zunehmenden Anspruch an die naturnahe Gestaltung und Imitation von Landschaft und Felsen in den Gärten des 19. Jahrhunderts wie und wann gerecht wurden. Anschließend beschäftigt sich Jost mit den Konstruktionsweisen von künstlichen Felsenlandschaften, wobei er darlegt, dass in Mitteleuropa das Prinzip des mit Naturstein verkleideten Ziegelbaues die wesentliche Konstruktionsweise blieb. Kunststeine, wie zum Beispiel Pulhamite, konnten sich im Gegensatz zu England oder Frankreich nicht durchsetzen.

Julia Berger widmet sich in ihren drei Beiträgen den Gebirgsszeneriebahnen (Scenic Railways) und Grottenbahnen, deren Geschichte und Konstruktionsweisen. Im Wiener Prater, in Köln und in Berlin entstanden 1909/1910 die frühesten Scenic Railways im deutschsprachigen Raum. Diese mit einer plastischen Gebirgslandschaft verkleideten Achterbahnen basierten auf den Anlagen eines US-amerikanischen Unternehmens, welches einen großen Einfluss auf die Vergnügungsparks des frühen 20. Jahrhunderts hatte.

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Bachlauf aus Zement im Park Buttes Chaumont in Paris. Foto: Christian Hlavac

Kilian Jost beantwortet in einem weiteren Beitrag die Frage, wie sich die Erkenntnisse der im 18. und 19. Jahrhundert boomenden Geologie im Garten manifestieren. So betrachtet er zum Beispiel den Einsatz von Basalt in Landschaftsgärten und den Trend ab 1900, geologisch korrekte Felsenlandschaften zu errichten. Derselbe Autor "horcht" anschließend auf die Klänge der "Kunstnatur", auf jene akustischen Elemente, die durch Wasserfälle, Schallgänge in Grotten und Äolsharfen im Garten eingesetzt wurden, um Stimmungen zu evozieren oder zu versteckten Gartenbildern zu führen. Anschließend blickt der Autor auf Lichtinszenierungen von Gartenfelsen, wobei er auch auf die Vorgänger, die Feuerwerke im Garten, eingeht. Ein Register nach Landschaftsmotiven (zum Beispiel Kanada, Südtirol und Grindelwald) und Objektstandorten (inklusive Aufführungsorten) schließt das gewichtige Werk ab.

Positiv hervorzuheben ist einerseits die Angabe zahlreicher weiterführender Literatur, andererseits die große Menge an interessanten Abbildungen (Entwürfe, Baupläne, Postkarten, zeitgenössische und aktuelle Photos) in exzellenter Druckqualität.

Das Werk macht deutlich, was Uta Hassler bereits 2014 im ersten Band angesprochen hat: dass die Geschichte der künstlichen Berge, Grotten und Wasserfällen nicht nur ideengeschichtliche und architektonische Komponenten aufweist, sondern auch Fragen nach der eingesetzten Technologie und der verwendeten Materialien gestellt werden müssen.

Vor allem die Beiträge von Kilian Jost sind allen zu empfehlen, die in Theorie und Praxis mit künstlichen Felsen, Grotten und Bergen in Gärten und Parks zu tun haben. Dr. Christian Hlavac

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