Gärten entstanden für Kaiser, Schogune, Daimyos und Tempel

Kyoto - Hauptstadt der Japangärten

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Japan Stadtbäume
Fushimi-Inari Schrein mit gespendeten Toris den Berg hinauf. Foto: Horst Schmidt

Die besondere Gartenstadt Kyoto war nach Nara lange Zeit als Sitz des "Himmlischen Kaisers" (Tenno) uneingeschränkt die Hauptstadt Japans. Nachdem der Tokugawa-Schogun Ieyasu ab 1603 den kleinen Fischerort Edo zur Verwaltungs- und Regierungshauptstadt ausgebaut hatte, begann das Streben beider Städte um die Hauptstadtfunktion. 1868 war die Entscheidung mit dem Ende der japanischen Isolation und der Zusammenfassung der Macht des Tenno und des Schogun endgültig gefallen. Aus Edo wurde Tokio - die Hauptstadt im Osten - in die der gerade erst 15 Jahre alte Tenno als oberster Repräsentant Japans als Meiji Kaiser einzog.

Kyoto hielt sich noch im Bezug auf die Kultur für gleichberechtigt, doch die erste Geige spielte eindeutig Tokio. Nicht so eindeutig ist die Sicht aus der Gartenkunst. Tokio hat auf Grund der übermäßig starken baulichen Entwicklung viele der ehemaligen Residenzgärten der zirka 250 Daimyos des 17. Jahrhunderts verloren, während Kyoto noch viele der historischen Gärten aufweist, was eindeutig seiner Vorrangstellung bei den traditionellen Japangärten entspricht. Außerdem ist Kyoto ein lebendiges Eldorado der Gartenkunst für alle begeisterten Gartenliebhaber.

Das wird besonders zur Kirschblüte sichtbar, wenn viele Touristen und Japaner vom Garten mit dem Silbernen Pavillon entlang des Philosophenwegs die üppige Blütenpracht der vielen Zierkirschen auf dem Weg zum Nanzen-ji Tempel genießen.

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Blütenmeer der Zierkirschen am Kanal des Philosophenweges. Foto: Horst Schmidt

Die Kirschblüte ist für die Japaner ein wichtiges Ereignis. Es zeigt den Beginn des Frühlings, das neue Leben, das stimmungsvoll vom ganzen Volk seit Jahrhunderten mit dem Hanami-Fest gefeiert wird. Es ist schon ergreifend, wenn man die Begeisterung der Menschen sprichwörtlich fühlen kann, wie sie die über dem Kanal schwebende Wolke der unglaublichen Anzahl der einfachen und gefüllten Kirschblüten wahrnehmen, betrachten, ihren Duft in sich aufnehmen und in unzähligen Fotos festhalten. Auch das Herunterschweben der Blütenblätter bei jedem leichten Windstoß wird begeistert aber doch leicht melancholisch aufgenommen, da es ein Zeichen der Vergänglichkeit des Lebens ist. Gedankenverloren versuchen die Kinder die schwebenden Blütenblätter aufzufangen und zeigen erfreut, wenn es gelungen ist, eines der Blütenblättchen zu erhaschen.

Es sind viele Gärten, die für die Kaiser, Schogune, Daimyos, buddhistische Tempel und schintoistische Schreine im Laufe der Zeit entstanden sind. Anteil am Erhalt und ihrer Entwicklung dürfte der Gartengestalter Mirei Shigemori (1896-1975) haben, der 1932 den Verein "Gartengesellschaft von Kyoto" (Kyoto Rinsen Kyokai) zur Forschung gegründet hatte und die öffentliche Diskussion zum Erhalt dieser Gärten tatkräftig unterstützte und damit eine Renaissance dieser traditionellen Gärten mit bewirkte. Er plante und baute nicht nur 100 Gärten, sondern maß auch viele der noch vorhandenen Gärten auf, trug die Informationen zusammen und verfasste zwei vielbändige Werke über die japanische Gartenkunst. Einen Eindruck von seinem Wirken kann man noch heute in seinem Atelier und Garten mit den eindrucksvollen Steinsetzungen gewinnen.

Shigemori kam sozusagen als Seiteneinsteiger in die Gartenkunst von der Malerei, dem Ikebana und der Teezeremonie. Nach seinen Recherchen gibt es ungefähr 330 Zen-Trockengärten und 700 Teich- und Hügelgärten in Japan, die eine nationale, kulturelle Bedeutung haben. Das ist eine erstaunlich große Zahl, die auch noch heute die starke Präsenz der traditionellen Japangärten zeigt.

Kyoto wurde als Stadt nach gründlicher Standortsuche gemäß der chinesischen Geomantie und dem Vorbild der damaligen chinesischen Hauptstadt Chan (heute Xian) im klaren Raster so gebaut, dass 794 der Kaiser Kammu mit seinem Hofstaat einziehen konnte. Heute hat Kyoto über 1,5 Millionen Einwohner. Seit 1972 hat die UNESCO 20 Weltkulturerbe anerkannt, wobei die Gärten wichtige Bestandteile sind. Die Gartenkunst hat in Japan einen hohen Stellenwert, da die Gärten schon lange eine größere Bedeutung bei den Regierenden und vor allem bei den beiden wichtigen Religionen Schintoismus und Buddhismus haben.

Als wir vom Gartenbauamt Karlsruhe 1993 nach einem Besuch unserer Grünflächen von der Ecosystem Conservation Society Japan gebeten wurden, unsere Erfahrungen in der naturnäheren Planung, Anlage und Pflege der öffentlichen Grünflächen sowie dem Biotopverbund und der Landschaftsplanung in Symposien in Tokio und Osaka darzustellen und zu diskutieren, hatten wir gebeten, die traditionellen Japangärten in Kyoto zu besuchen. Geführt wurden wir von Professor Dr. Takehiko Katsuno von der Nihon-Universität in Tokio, der in Hannover promoviert hatte. Das war ein Glücksfall, Prof. Katsuno konnte nicht nur Deutsch, er kannte auch die japanische und die deutsche Gartenkunst. Wir waren begeistert von den Gärten, die er uns in Tokio und Kyoto zeigte. Beim Vergleich dieses ersten Besuches mit der Entwicklung der Gärten bis heute bei meinen 15 Besuchen, die letzten zehn Jahre habe ich jeweils eine deutsche Reisegruppe zur Kirschblüte durch die Gärten von Tokio, Nikko, Kyoto, Nara, Himeji, Kanazawa und Hiroshima geführt, hätte ich mir damals nicht vorstellen können, dass sich der Tourismus in den Gärten so stark entwickeln würde. Der Andrang in den Highlights ist so stark geworden, dass man gut daran tut, mit der Gruppe möglichst früh, schon bei Kassenöffnung vor Ort zu sein.

Als langjährige Kaiserstadt (794-1868) besitzt Kyoto den früheren Kaiserpalast mit großem Garten und Park. Der Garten ist zu einem kleinen Teil zu besichtigen, da die kaiserliche Familie das Areal noch hin und wieder nutzt, obwohl sie meist im Palast in Tokio residiert. Da der Tenno früher als oberster Priester des Schintoismus religiöse Rituale im Palast und auf der großen Kiesfläche durchführte, gibt die Besichtigung einen Eindruck dieses religiösen Teils seiner früher so wichtigen Funktion im japanischen Reich.

Der Tokugawa-Schogun Iejasu (1542-1616), der Edo nach der Einigung Japans 1603 zu seiner Hauptstadt ausbauen ließ, baute das repräsentative Nijo-Schloss in Kyoto, um seine Macht gegenüber dem Kaiser deutlich zu demonstrieren. Für beide Gärten wird der bekannte Gartenplaner, Architekt und nationale Teemeister Kobori Enshu (1579-1647) genannt, der viele Gärten geplant oder beeinflusst hat und wichtige Neuerungen, wie das intensive Schneiden der Gehölze in die Gartenkunst, einführte. Auch für den ersten Wandelgarten, den vierten Typ der Japangärten, bei der Katsura-Villa in Kyoto wird er als Planer genannt.

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Steinsetzungen im Garten des Gartenplaners Mirei Shigemori. Foto: Horst Schmidt
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Geharkte Kiesfläche im Palast des Tenno in Kyoto. Foto: Horst Schmidt
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Platten in der Moosfläche des Tofuku-ji Tempels. Foto: Horst Schmidt
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Inseln der Seligen aus Natursteinen und Mooshügel im Hauptgarten des Tofuku-ji. Foto: Horst Schmidt

Bei den über 1600 buddhistischen Tempeln und schintoistischen Schreinen mit ihren Gärten, den wichtigen Regierungs-, Kaiser- und Schogunanlagen mit großen Gärten und auch vielen privaten Gärten ist Kyoto wahrlich die Hauptstadt der Japangärten, ohne die Rolle der vielen japanischen Gärten im ganzen Land zu schmälern. Einige der bekanntesten Gärten sollen vorgestellt werden, um einen Überblick von dieser Gartenstadt zu erhalten.

Kyoto hat in seiner Entwicklung immer wieder Zerstörungen durch Kriege, Naturkatastrophen und Brände erlebt. So wurde die Stadt im Onin-Krieg (1467-1477) vollständig zerstört. Doch der folgende Wiederaufbau galt auch den Gärten, so auch dem Rioan-ji, dem heute bekanntesten Zen-Trockengarten, der wahrscheinlich nach dem Onin-Krieg 1488 erstellt wurde. Da die Häuser überwiegend aus Holz gebaut wurden, gab es immer wieder Brände. So brannte der bekannte Tofuku-ji Tempel 1880 ab. Er wurde wieder aufgebaut, aber für den Garten fehlte lange Zeit das Geld.

Shigemori machte 1938 dem Abt das Angebot, die Planung kostenlos zu übernehmen, wenn ihm zugesagt würde, dass der Garten so gebaut würde, wie er es vorschlägt. Der Garten sollte in dem Geist der Kamakurazeit (1185-1333) geplant werden, und Shigemori wollte eine zeitgemäße Weiterentwicklung des traditionellen Japangartens erreichen. Durch seine detaillierten Recherchen kannte er sich gut mit der Tradition aus. Der Abt machte die Auflage, dass ein Teil der Platten aus der früheren Gartenanlage wieder verwendet wird, da der Tempel eine nachhaltige Planung anstrebte, bei der vorhandene Materialien wieder verwendet werden sollten.

Die vier Teilgärten um die Haupthalle entstanden 1939. Die Platten verlegte Shigemori auf der Seite zum Ahorntal, das wegen der Blattfärbung im Herbst stark besucht wird. Dort verlieren sich die Platten ausgehend vom Tempel in der Moosfläche in immer größer werdenden Abständen. So entstand ein sehr interessantes Muster, das zur Meditation anregt. Der Hauptgarten ist sehr bekannt geworden, da vom Planer (auf) die frühen chinesischen Mythen der Inseln der Seligen aufgegriffen und zum Thema gemacht wurden. Die Inseln werden durch vier Steinsetzungen dargestellt und die fünf Mooshügel symbolisieren die fünf wichtigsten buddhistischen Tempel der Zeit.

Während in Japan meist nur eine Inselgruppe durch eindrucksvolle Steinsetzungen in den Gärten dargestellt wurde, griff Shigemori die ursprüngliche chinesische Darstellung für diesen Garten von mehreren Inseln wieder auf. Zusammen mit den Meditationslinien der Rillen in der Kiesfläche entstand ein spannendes Bild, das zur Meditation anregt. In diesem Trockengarten sind die Pflanzen durch das Moos der Hügel und eine intensiv geschnittene Kiefer dem üppigen Grün außerhalb des Gartens gegenübergestellt. Dies entspricht dem Ziel der Zen-Gärten, die der Reduktion auf das Wesentliche entspricht und durch die Kontrastierung deutlich wird. Shigemori hat mit dem Tofuku-ji 1939 einen in der modernen Zeit entstandenen, weiter entwickelten recht bekannten Zen-Garten erstellt.

Der erste Zen-Garten in Kyoto wurde vom Gründer des Rinzai-Zen Eisai 1202 im Kennin-ji Tempel angelegt. Er war als Mönch nach China gegangen, hatte dort den Chan-Buddhismus kennengelernt, war Meister geworden und hat in Japan den Zen-Buddhismus mit entwickelt. Er hatte auch das Teetrinken aus China wieder eingeführt und für seine Verbreitung in Japan gesorgt. Dazu hatte er aus China Teepflanzen mitgebracht und auch die dortige Zubereitung in Japan verbreitet. Die beiden bekanntesten Zen-Gärten Japans sind sicher der Rioan-ji und der Daisen-in, beide sind in Kyoto zu besichtigen.

Der Rioan-ji ist der konsequenteste Vertreter mit der Anordnung von 15 Natursteinen in drei Gruppen in der Kiesfläche vor den Sitzstufen der Haupthalle. Die Fläche beträgt ca. 10 Meter x 30 Meter und ist von einer interessanten Lehmmauer eingefasst, die aufgrund ihres Alters und der farblichen Struktur als Staatsschatz ausgezeichnet wurde. An Pflanzen findet man nur etwas Moos am Fuß der Steine, und der Kontrast zur umgebenden Vegetation außerhalb der Mauer ist besonders im Frühjahr zur Kirschblüte sehr eindrucksvoll.

Der Daisen-in ist ein Subtempel des Daitoku-ji, eines Zen-Buddhistischen Tempels im Nordwesten Kyotos, der mehrere Subtempel umfasst. Hier ziehen sich die vier Teilgärten um das Hauptgebäude und stellen einen Trockenflusslauf von der Quelle in den Bergen bis zum Meer dar, der auch den Lebenslauf der Menschen symbolisiert. Mit besonders ausgesuchten, ausdrucksvollen Steinen und geschnittenen Gehölzen ist das Gebirge mit dem Wasserlauf aus hellem Kies modelliert. Der Flusslauf teilt sich in zwei Ströme auf, die um das Gebäude herumfließen als Kiesflächen mit Meditationsrillen und den immer weniger werdenden Natursteinen bis sich beide im vierten Garten in der Kiesfläche mit zwei Kieskegeln im Meer des "Nichts" treffen. Dort wächst in einer Ecke ein einzelner Baum, der den Baum symbolisiert, unter dem Buddha in Indien die Erleuchtung erlebte. Das Gebirge am Anfang des Flusses stellt die Jugend dar, der Lebensfluss verläuft immer ruhiger, bis er im Meer des "Nichts" das Alter erreicht. Eine Kranich- und Schildkröteninsel aus Natursteinen sind Etappen der Jugend. Der bekannte Sonderstein stellt das Schatzschiff dar, das auf dem Weg ist, um die Schätze der Inseln der Seligen zu suchen. Garten und Tempel entstanden 1509 durch den Priester Kogaku Soko, wobei vermutet wird, dass der in seiner Zeit sehr bekannte Maler Soami (1472-1525) bei der Planung beteiligt gewesen sein könnte. Er war mit dem Priester befreundet und hat auch einige der Schiebetüren mit Zeichnungen versehen.

Vor den Zen-Trockengärten, die sich durch die Reduzierung der Wasserflächen auf Kiesflächen mit den ausdrucksstarken Steinsetzungen auszeichnen, gab es den Typ des Teich- und Hügelgartens in Japan, der in der Urform aus China übernommen und dann weiter entwickelt wurde. Von ihm sind so gut wie keine der Frühformen erhalten. Aber die Weiterentwicklungen zu den Wandelgärten mit ihren meisterhaft angelegten Wegesystemen, die die interessanten Blickperspektiven der Gärten für die Spaziergänger anboten, zeigen die Dominanz der harmonisch angelegten Wasserflächen mit Inseln und den künstlichen Hügeln.

Als Beispiel sei einer der Höhepunkte der Japangärten der "Garten mit dem Goldenen Pavillon" genannt, der als Alterssitz für den Ashikaga-Schogun Yoshimitsu (1368-1408) besonders prächtig ausgestattet wurde, da der florierende Handel mit China große Erträge einbrachte. Der Pavillon soll eines der schönsten Gebäude in Japan sein und erhielt seinen Namen, weil wahrscheinlich zuerst das oberste Stockwerk mit Gold verziert wurde. Nach dem Ableben des Schoguns wurde die Anlage 1408 zu einem Zen-Tempel. 1950 wurde der Pavillon durch die Brandstiftung durch einen Mönch zerstört. 1955 wurde er wieder aufgebaut und insgesamt mit einer robusteren, dickeren Goldauflage verziert. Er steht sehr eindrucksvoll in dem großen Spiegelsee mit etlichen reizvollen Inseln, die ihn auch durch zahlreiche Steinsetzungen sehr attraktiv erscheinen lässt. Der See zeigt, dass die Gärten früher oft zu Bootsfahrten auch zur Mondbetrachtung am Abend genutzt wurden, als das Spazieren durch die Gärten noch nicht in Mode gekommen war, und die Gärten sonst meist von den Terrassen der Paläste und der Tempel betrachtet wurden. Auch der ansteigende Hügel wurde wirkungsvoll in die Gesamtanlage eingegliedert und mit dem Wasserfall mit dem Karpfenstein, dem Teehaus und den Aussichtspunkten aufgewertet.

Der Enkel Schogun Yoshimasa (1436-1490) baute den "Garten mit dem Silbernen Pavillon" in einen bestehenden buddhistischen Paradiesgarten um, der nach seinem Ableben 1490 ein Zen-Tempel wurde. Die Besonderheit dieses touristischen Höhepunktes ist neben dem interessanten Gebäude, das aber nie mit Silber belegt worden war, die Eingliederung eines Trockengartens, von dem man jedoch nicht genau weiß, wann er angelegt wurde. Durch seine Gestaltung und den hellen Sand war er unter anderem mit der Nachbildung des Fuji als Kegelstumpf für die Mondbetrachtung besonders geeignet und zeigt, wie wichtig diese mystischen Accessoires in den Japangärten gewesen sind.

Von dem ehemaligen Paradiesgarten ist der interessante Wassergarten mit Flusswindungen, Brücken, Inseln und dem Wasserfall erhalten. Außerdem gibt es auch hier besondere alte Bäume, wie die Mädchenkiefer und die Steineibe, zu besichtigen.

Als Berater für die Gestaltung des Gartens mit dem Goldenen Pavillon zog der Schogun den Abt des bekannten Moostempels Saiho-ji Muso Soseki (1275-1351) hinzu, der neben dem Moostempel mit über 120 verschiedenen Moosarten auch den interessanten Zen-Tempel Tenryu-ji mit dem Garten ausgebaut hat. Dieser Garten weist einen großen See mit typischer Ufergestaltung und einen integrierten Trockengarten auf. Seine Lage am Hang wurde optimal ausgenutzt, und in ihm ist ein sehr bekannter Trockenwasserfall integriert. Besonders eindrucksvoll ist der Übergang in die Landschaft gelungen, indem der "Shakkei-Effekt" der geborgten Landschaft durch die Bepflanzung des optisch anschließenden Hügels mit Ahorn und Kirschen zur Kirschblüte wirkt. Teegärten, als dritter Typ der japanischen Gärten, sind in die Anlage an einem natürlich wirkenden Bergbach integriert.

Der Schintoismus, der ursprüngliche japanische Naturglaube, der viele Götter mit ihren Natursitzen auf Bergen, Felsen, großen Bäumen verehrt, hat Gärten und landschaftliche Anlagen hinterlassen, die man in Kyoto besichtigen kann. Buddhismus, Schintoismus und der chinesische Taoismus haben sich in Japan nicht bekämpft, sie haben sich vielmehr ergänzt, und es gab sogar Zeiten, wo man versucht hat, sie zusammenzufassen. Die besondere Einstellung der Japaner zur Natur ist auf diese Religionen zurückzuführen, die davon ausgehen, dass der Mensch nicht der Beherrscher der Natur ist, sondern ein Mitlebewesen mit allen fühlenden Wesen dieser Erde, zu denen neben den Menschen die Tiere, die Pflanzen und sogar Steine gehören. Mit den heiligen Pflanzen, zum Beispiel großen Bäumen, heiligen Steinen und Felsen, die mit geflochtenen Reisstrohtauen ausgezeichnet sind, und den gereinigten heiligen Kiesflächen an Ufern der Flüsse sind wichtige Elemente der Japangärten entstanden.

Der Heian Schrein mit dem größten Eingangstor, dem Tori, das schon von weitem zeigt, dass es sich um ein schintoistisches Gebäude handelt, wurde zum 1000-jährigen Bestehen Kyotos gebaut. Er hat einen sehr schönen Wandelgarten mit mehreren Wasserflächen mit Inseln, Brücken und Schrittsteinen und ist ein Highlight zur Kirschblüte. Man sagt, der Schrein wurde als kleiner Ausgleich für den Verlust der Hauptstadtfunktion erstellt.

Ein ganz besonderer Schrein ist der Fushimi-Inari-Schrein im Süden von Kyoto, er wurde 711 erstellt und er weist über 10.000 Toris auf, die die Gläubigen gespendet haben. Sie führen vom Tal bis auf den Berg hinauf. Er ist den Füchsen gewidmet, die als wichtige Götterboten gelten.

Im Norden am großen Kamo-Fluss liegt der Kamigamo-Schrein mit einer großen Anlage, die Gärten, einen Wasserlauf und alte Hängekirschen aufweist. Es wird eine Führung durch einen Schintopriester angeboten, der das Innere des Schreins zeigt und die Geschichte erläutert. Wichtige rituelle Feste werden im Laufe des Jahres gefeiert. Vor einem Schreingebäude sind zwei Sandkegel aufgeschüttet. Sie erinnern an die Salzkegel, die früher für die Reinigung der Schreine aufgeschüttet wurden, da die Reinigung ein wichtiges Element des Schintoismus darstellt. Als privater Garten sei der Muri-an Garten genannt, der von dem Berater und Staatsmann Aritomo Yamagata 1930 angelegt wurde und auf 3 Hektar eine interessante Landschaft mit Wasserflächen, Wasserfall und Wasserlauf im Anschluss an zwei Häusern, eins im westlichen und eins im japanischen Stil, zeigt. Hier wie bei etlichen weiteren Gärten kann man sich bei einer Besichtigung einen Tee, der wie bei einer Teezeremonie angeboten wird, genehmigen, um in Ruhe die besondere Ausstrahlung dieser Gärten auf sich wirken zu lassen.

Die landschaftliche Lage Kyotos am Rande der Berge mit den beiden großen Flüssen Katsura und Kamo mit ihrem begleitenden Grün und der große Botanische Garten sind wichtige stadtbildprägende Faktoren dieser begeisternden Gartenstadt. Auch die vielen Straßenbäume haben einen positiven Effekt auf das Stadtbild. Neben den immer sehr schmal geschnittenen Ginkgo biloba findet man oft die Zelkova serrata und den Acer buergeriana, die man beide zukünftig auch vermehrt in unseren Städten sehen wird, da sie die Hitze besser vertragen sollen.

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Zen-Trockengarten des Rioan-ji mit 15 Natursteinen. Foto: Horst Schmidt
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Goldener Pavillon im Spiegelsee mit Inseln. Foto: Horst Schmidt
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See im Tenryu-ji Tempel mit gestaltetem Ufer und Trockengarten. Foto: Horst Schmidt
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Kamo Fluss mit begleiteten Grünflächen und blühenden Kirschen. Foto: Horst Schmidt

Während in Japan meist nur eine Inselgruppe durch eindrucksvolle Steinsetzungen in den Gärten dargestellt wurde, griff Shigemori die ursprüngliche chinesische Darstellung für diesen Garten von mehreren Inseln wieder auf. Zusammen mit den Meditationslinien der Rillen in der Kiesfläche entstand ein spannendes Bild, das zur Meditation anregt. In diesem Trockengarten sind die Pflanzen durch das Moos der Hügel und eine intensiv geschnittene Kiefer dem üppigen Grün außerhalb des Gartens gegenübergestellt. Dies entspricht dem Ziel der Zen-Gärten, die der Reduktion auf das Wesentliche entspricht und durch die Kontrastierung deutlich wird. Shigemori hat mit dem Tofuku-ji 1939 einen in der modernen Zeit entstandenen, weiter entwickelten recht bekannten Zen-Garten erstellt.

Der erste Zen-Garten in Kyoto wurde vom Gründer des Rinzai-Zen Eisai 1202 im Kennin-ji Tempel angelegt. Er war als Mönch nach China gegangen, hatte dort den Chan-Buddhismus kennengelernt, war Meister geworden und hat in Japan den Zen-Buddhismus mit entwickelt. Er hatte auch das Teetrinken aus China wieder eingeführt und für seine Verbreitung in Japan gesorgt. Dazu hatte er aus China Teepflanzen mitgebracht und auch die dortige Zubereitung in Japan verbreitet. Die beiden bekanntesten Zen-Gärten Japans sind sicher der Rioan-ji und der Daisen-in, beide sind in Kyoto zu besichtigen.

Der Rioan-ji ist der konsequenteste Vertreter mit der Anordnung von 15 Natursteinen in drei Gruppen in der Kiesfläche vor den Sitzstufen der Haupthalle. Die Fläche beträgt ca. 10 Meter x 30 Meter und ist von einer interessanten Lehmmauer eingefasst, die aufgrund ihres Alters und der farblichen Struktur als Staatsschatz ausgezeichnet wurde. An Pflanzen findet man nur etwas Moos am Fuß der Steine, und der Kontrast zur umgebenden Vegetation außerhalb der Mauer ist besonders im Frühjahr zur Kirschblüte sehr eindrucksvoll.

Der Daisen-in ist ein Subtempel des Daitoku-ji, eines Zen-Buddhistischen Tempels im Nordwesten Kyotos, der mehrere Subtempel umfasst. Hier ziehen sich die vier Teilgärten um das Hauptgebäude und stellen einen Trockenflusslauf von der Quelle in den Bergen bis zum Meer dar, der auch den Lebenslauf der Menschen symbolisiert. Mit besonders ausgesuchten, ausdrucksvollen Steinen und geschnittenen Gehölzen ist das Gebirge mit dem Wasserlauf aus hellem Kies modelliert. Der Flusslauf teilt sich in zwei Ströme auf, die um das Gebäude herumfließen als Kiesflächen mit Meditationsrillen und den immer weniger werdenden Natursteinen bis sich beide im vierten Garten in der Kiesfläche mit zwei Kieskegeln im Meer des "Nichts" treffen. Dort wächst in einer Ecke ein einzelner Baum, der den Baum symbolisiert, unter dem Buddha in Indien die Erleuchtung erlebte. Das Gebirge am Anfang des Flusses stellt die Jugend dar, der Lebensfluss verläuft immer ruhiger, bis er im Meer des "Nichts" das Alter erreicht. Eine Kranich- und Schildkröteninsel aus Natursteinen sind Etappen der Jugend. Der bekannte Sonderstein stellt das Schatzschiff dar, das auf dem Weg ist, um die Schätze der Inseln der Seligen zu suchen. Garten und Tempel entstanden 1509 durch den Priester Kogaku Soko, wobei vermutet wird, dass der in seiner Zeit sehr bekannte Maler Soami (1472-1525) bei der Planung beteiligt gewesen sein könnte. Er war mit dem Priester befreundet und hat auch einige der Schiebetüren mit Zeichnungen versehen.

Vor den Zen-Trockengärten, die sich durch die Reduzierung der Wasserflächen auf Kiesflächen mit den ausdrucksstarken Steinsetzungen auszeichnen, gab es den Typ des Teich- und Hügelgartens in Japan, der in der Urform aus China übernommen und dann weiter entwickelt wurde. Von ihm sind so gut wie keine der Frühformen erhalten. Aber die Weiterentwicklungen zu den Wandelgärten mit ihren meisterhaft angelegten Wegesystemen, die die interessanten Blickperspektiven der Gärten für die Spaziergänger anboten, zeigen die Dominanz der harmonisch angelegten Wasserflächen mit Inseln und den künstlichen Hügeln.

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Garten des Moostempels mit über 120 Moosarten. Foto: Horst Schmidt
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Zelkova serrata Bäume im Zentrum von Kyoto Anfang April. Foto: Horst Schmidt

Als Beispiel sei einer der Höhepunkte der Japangärten der "Garten mit dem Goldenen Pavillon" genannt, der als Alterssitz für den Ashikaga-Schogun Yoshimitsu (1368-1408) besonders prächtig ausgestattet wurde, da der florierende Handel mit China große Erträge einbrachte. Der Pavillon soll eines der schönsten Gebäude in Japan sein und erhielt seinen Namen, weil wahrscheinlich zuerst das oberste Stockwerk mit Gold verziert wurde. Nach dem Ableben des Schoguns wurde die Anlage 1408 zu einem Zen-Tempel. 1950 wurde der Pavillon durch die Brandstiftung durch einen Mönch zerstört. 1955 wurde er wieder aufgebaut und insgesamt mit einer robusteren, dickeren Goldauflage verziert. Er steht sehr eindrucksvoll in dem großen Spiegelsee mit etlichen reizvollen Inseln, die ihn auch durch zahlreiche Steinsetzungen sehr attraktiv erscheinen lässt. Der See zeigt, dass die Gärten früher oft zu Bootsfahrten auch zur Mondbetrachtung am Abend genutzt wurden, als das Spazieren durch die Gärten noch nicht in Mode gekommen war, und die Gärten sonst meist von den Terrassen der Paläste und der Tempel betrachtet wurden. Auch der ansteigende Hügel wurde wirkungsvoll in die Gesamtanlage eingegliedert und mit dem Wasserfall mit dem Karpfenstein, dem Teehaus und den Aussichtspunkten aufgewertet.

Der Enkel Schogun Yoshimasa (1436-1490) baute den "Garten mit dem Silbernen Pavillon" in einen bestehenden buddhistischen Paradiesgarten um, der nach seinem Ableben 1490 ein Zen-Tempel wurde. Die Besonderheit dieses touristischen Höhepunktes ist neben dem interessanten Gebäude, das aber nie mit Silber belegt worden war, die Eingliederung eines Trockengartens, von dem man jedoch nicht genau weiß, wann er angelegt wurde. Durch seine Gestaltung und den hellen Sand war er unter anderem mit der Nachbildung des Fuji als Kegelstumpf für die Mondbetrachtung besonders geeignet und zeigt, wie wichtig diese mystischen Accessoires in den Japangärten gewesen sind.

Von dem ehemaligen Paradiesgarten ist der interessante Wassergarten mit Flusswindungen, Brücken, Inseln und dem Wasserfall erhalten. Außerdem gibt es auch hier besondere alte Bäume, wie die Mädchenkiefer und die Steineibe, zu besichtigen.

Als Berater für die Gestaltung des Gartens mit dem Goldenen Pavillon zog der Schogun den Abt des bekannten Moostempels Saiho-ji Muso Soseki (1275-1351) hinzu, der neben dem Moostempel mit über 120 verschiedenen Moosarten auch den interessanten Zen-Tempel Tenryu-ji mit dem Garten ausgebaut hat. Dieser Garten weist einen großen See mit typischer Ufergestaltung und einen integrierten Trockengarten auf. Seine Lage am Hang wurde optimal ausgenutzt, und in ihm ist ein sehr bekannter Trockenwasserfall integriert. Besonders eindrucksvoll ist der Übergang in die Landschaft gelungen, indem der "Shakkei-Effekt" der geborgten Landschaft durch die Bepflanzung des optisch anschließenden Hügels mit Ahorn und Kirschen zur Kirschblüte wirkt. Teegärten, als dritter Typ der japanischen Gärten, sind in die Anlage an einem natürlich wirkenden Bergbach integriert.

Der Schintoismus, der ursprüngliche japanische Naturglaube, der viele Götter mit ihren Natursitzen auf Bergen, Felsen, großen Bäumen verehrt, hat Gärten und landschaftliche Anlagen hinterlassen, die man in Kyoto besichtigen kann. Buddhismus, Schintoismus und der chinesische Taoismus haben sich in Japan nicht bekämpft, sie haben sich vielmehr ergänzt, und es gab sogar Zeiten, wo man versucht hat, sie zusammenzufassen. Die besondere Einstellung der Japaner zur Natur ist auf diese Religionen zurückzuführen, die davon ausgehen, dass der Mensch nicht der Beherrscher der Natur ist, sondern ein Mitlebewesen mit allen fühlenden Wesen dieser Erde, zu denen neben den Menschen die Tiere, die Pflanzen und sogar Steine gehören. Mit den heiligen Pflanzen, zum Beispiel großen Bäumen, heiligen Steinen und Felsen, die mit geflochtenen Reisstrohtauen ausgezeichnet sind, und den gereinigten heiligen Kiesflächen an Ufern der Flüsse sind wichtige Elemente der Japangärten entstanden.

Der Heian Schrein mit dem größten Eingangstor, dem Tori, das schon von weitem zeigt, dass es sich um ein schintoistisches Gebäude handelt, wurde zum 1000-jährigen Bestehen Kyotos gebaut. Er hat einen sehr schönen Wandelgarten mit mehreren Wasserflächen mit Inseln, Brücken und Schrittsteinen und ist ein Highlight zur Kirschblüte. Man sagt, der Schrein wurde als kleiner Ausgleich für den Verlust der Hauptstadtfunktion erstellt.

Ein ganz besonderer Schrein ist der Fushimi-Inari-Schrein im Süden von Kyoto, er wurde 711 erstellt und er weist über 10.000 Toris auf, die die Gläubigen gespendet haben. Sie führen vom Tal bis auf den Berg hinauf. Er ist den Füchsen gewidmet, die als wichtige Götterboten gelten.

Im Norden am großen Kamo-Fluss liegt der Kamigamo-Schrein mit einer großen Anlage, die Gärten, einen Wasserlauf und alte Hängekirschen aufweist. Es wird eine Führung durch einen Schintopriester angeboten, der das Innere des Schreins zeigt und die Geschichte erläutert. Wichtige rituelle Feste werden im Laufe des Jahres gefeiert. Vor einem Schreingebäude sind zwei Sandkegel aufgeschüttet. Sie erinnern an die Salzkegel, die früher für die Reinigung der Schreine aufgeschüttet wurden, da die Reinigung ein wichtiges Element des Schintoismus darstellt. Als privater Garten sei der Muri-an Garten genannt, der von dem Berater und Staatsmann Aritomo Yamagata 1930 angelegt wurde und auf 3 Hektar eine interessante Landschaft mit Wasserflächen, Wasserfall und Wasserlauf im Anschluss an zwei Häusern, eins im westlichen und eins im japanischen Stil, zeigt. Hier wie bei etlichen weiteren Gärten kann man sich bei einer Besichtigung einen Tee, der wie bei einer Teezeremonie angeboten wird, genehmigen, um in Ruhe die besondere Ausstrahlung dieser Gärten auf sich wirken zu lassen.

Die landschaftliche Lage Kyotos am Rande der Berge mit den beiden großen Flüssen Katsura und Kamo mit ihrem begleitenden Grün und der große Botanische Garten sind wichtige stadtbildprägende Faktoren dieser begeisternden Gartenstadt. Auch die vielen Straßenbäume haben einen positiven Effekt auf das Stadtbild. Neben den immer sehr schmal geschnittenen Ginkgo biloba findet man oft die Zelkova serrata und den Acer buergeriana, die man beide zukünftig auch vermehrt in unseren Städten sehen wird, da sie die Hitze besser vertragen sollen.

Autor

Ehemaliger Leiter des Gartenbauamtes Karlsruhe

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