Landschaft quer denken, Theorien - Bilder - Formationen

Bücher Landschaftsarchitektur

Krebs, Stefanie und Seifert, Manfred (Hrsg.) (2012): Landschaft quer denken, Theorien - Bilder - Formationen, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig, 390 Seiten, Hardcover, Preis: 54,00 Euro.

Der Titel ist wörtlich zu nehmen - hier wird querschnittsorientiert gedacht. Mehrere Autoren unterschiedlicher Fachrichtungen beleuchten die Landschaft von allen Seiten, auch solche, die Fachleuten ungewöhnlich erscheinen können. Das ist oft sehr interessant. So kann man hier Erkenntnisse gewinnen, wie nicht nur der Mensch die Landschaft prägt, sondern dass diese auch den einzelnen Menschen beeinflusst oder wie Landschaften die Gesellschaft verändern, beziehungsweise wie die moralische Bewertung verschiedener Landschaften Einfluss auf die Lebensumstände ganzer Regionen hat. Die Auswirkungen ökonomischer Faktoren auf Stadtlandschaften, inklusive Bildungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie die Gartenkunst werden ebenfalls betrachtet. Einstufungen wie "Produzenten-, Konsumenten- und Händlerstadt" oder internationaler gesprochen "Coketown, Courttown, Commercetown" setzen stadtplanerische Aspekte in Zusammenhang mit Landschaftsplanung und Gartenkultur und erklären beispielsweise, warum Gärten im Ruhrgebiet (wo vor allem Friedhöfe die Gartenkunst beeinflussten) tendenziell anders aussehen als in Schleswig-Holstein oder Bayern (wo aristokratische und landwirtschaftliche Strukturen vorherrschten). Viele dieser Betrachtungen sind nicht nur rückwärts gewandt, sondern zeigen, wohin der Weg in Zukunft geht. Dass bei der (Binnen-)Migration die Ästhetik einer Stadt zunehmend eine Rolle spielt, ist für Planer genauso wichtig wie für politische Entscheidungsträger. Ebenso die Tatsache, dass die Bedeutung von Freiraum in der Stadt wächst - allen Verdichtungsideen zum Trotz. Viele Beiträge beschäftigen sich mit der Wahrnehmung von Landschaften mit ganz bestimmten oder mit allen Sinnen, mehrere mit der Betrachtung von Landschaft aus der Bewegung heraus. Und auch die Sichtweisen verschiedener Kulturen kommen nicht zu kurz, sei es innerhalb Europas oder bis nach Asien. Mal stehen naturnahe, mal Kultur- oder Stadtlandschaften im Mittelpunkt. Und auch einzelne Elemente wie Parkhäuser werden betrachtet. Diese Vielfalt kann als Pluspunkt gewertet werden. Wem an vielerlei Anregung liegt, kommt hier auf seine Kosten. Für Nicht-Wissenschaftler wären anwendungsbezogene Zuordnungen wahrscheinlich leichter verdaulich oder besser zu handhaben als diese "unsortierte" Sammlung von Beiträgen. Auch die oftmals typische, deutsche Wissenschaftssprache verlangt von den Lesenden zumeist die volle Aufmerksamkeit, wobei manche Autoren leichter zu lesen sind als andere. Einige Themen sind eher speziell, beispielsweise über "Wolken und Landschaft" oder über "die Farben der Ökologie", andere sind grundlegender. Allen Texten gemein ist, dass sie zum Nachdenken anregen. Und das Gute ist, dass man nicht alle Texte auf einmal lesen muss, ja man muss noch nicht einmal alle Beiträge lesen, um aus dem Buch Gewinn zu ziehen - nur Freude am Denken ist unerlässlich. Dieses Buch kann einem also auch "quer" liegen: Es ist stellenweise harte Arbeit, doch wer diese gedankliche Mühe nicht scheut, wird auf vielfältige Weise belohnt.

Eva Henze

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