Leserbrief

Leserbrief zum Beitrag "Kommentar 'Zwischen Natur, Kunst und Beton",Stadt +Grün 2/2016, S. 6

Dieser Beitrag erweckt den Eindruck, dass es in erster Linie an der aktuellen Landschaftsarchitektur liegt, dass häufig nicht mehr das gesamte Spektrum der Landschaftsarchitektur und Gartenkunst zum Einsatz kommt, sondern nur noch die pflegeleichten und unterhaltungsarmen Elemente. Dies ist weit von der Wirklichkeit entfernt. Entworfen wird, was bestellt wird. Die Bezeichnung "Kämmerer-Park" verweist darauf, wo die Ursachen wirklich liegen. Das sollte dem Autor, der lange genug selbst in der Bestellerposition war, eigentlich bekannt sein - und ist es wohl auch.

Wenn man auf einige Jahrzehnte Aufgabenstellungen für Parkanlagen zurückblickt, so wird schnell deutlich, dass die Reduzierung der erlaubten Aufwendungen für Bau, Pflege und Unterhaltung immer stärker zum Tragen kam. Asphalt statt wassergebundene Decke, Mauer statt Hecke, keine Blumen, Wasser nur, wenn es über lange Zeit gesponsort wird, möglichst keine Beleuchtung - die Liste ist lang. Spielten diese Aspekte Anfang der 1990er-Jahre noch eine untergeordnete Rolle, so werden sie heute zu einem entscheidenden Kriterium.

Wer an einer Konkurrenz um einen Auftrag teilnimmt, möchte natürlich auch gewinnen und hält sich also an die Vorgaben. Und die formuliert nicht der Landschaftsarchitekt Ewald Steinleben, sondern die Grünflächenamtsleitung Viola Blumenfeld oder auch Heiner Baumgarten, natürlich unter dem Druck ihrer Haushälter. Und wenn doch mal ein Entwurf durchkommt, der etwas mehr enthält, etwa ein Blumenbeet, eine Hecke, ein Wasserspiel, dann werden den Verfassern bei der ersten Auftaktbesprechung vom Grünflächenamt diese Flausen sofort gestrichen.

Um im Bilde zu bleiben: wenn sich Anna-Maria Bieder, Viola Blumenfeld und Ewald Steinleben (der im Übrigen einen anderen Namen verdient hat) auf einen Entwurf geeinigt haben und vielleicht auch das Geld für den Bau aufgetrieben haben (was manchmal noch gelingt), so würde der Park doch nicht lange in gutem Zustand sein. Vielmehr müssten die drei dann noch zu den Parlamentariern im Haushaltsausschuss gehen, und Angela Schwarz, Sigmar Hellrot, Karin Grün und Sarah Dunkelrot, gegebenenfalls noch Christian Gelb und Pirat Lila, überzeugen, auf Dauer mehr Geld für geschultes Pflegepersonal zu bewilligen und den Kämmerer Dagobert Pfeffersack dazu zu bewegen, diese Mittel rauszurücken.

Dass es nicht an den Landschaftsarchitekten liegt, zeigt der Blick nach Paris. Im Park André Citroen haben Alain und Gilles Paysagistes-Français einen Park mit jeder Menge Blumen, Hecken, Wasserspielen und was das Herz sonst noch begehrt geschaffen. Viola Champ-de-Fleurs hat aber auch für den Zehn-Hektar-Park 19 gelernte Gärtner. Und der Park wird bewacht und abends abgeschlossen, so dass sich Zerstörungen in Grenzen halten. Soviel ist er der Stadt Paris wert.

Es wird sich nichts ändern, wenn sich die am Grün Beteiligten gegenseitig beschuldigen. Ändern wird sich nur etwas, wenn alle zusammen der Politik klar machen, dass es so nicht weiter geht. Es zeigt sich ja gegenwärtig nicht nur im Grünbereich, dass das Schrumpfen der öffentlichen Verwaltung zu weit gegangen ist. Dort hat es aber zuerst eingesetzt, bereits in den1980er-Jahren begann der Pflegekräfteabbau, stattdessen gab es ABM und wie das nachfolgend jeweils hieß. Aber im Lenné-Jahr sei der Altmeister noch mal zitiert: "Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Dinge verlieren durch unzweckmäßige Behandlung ihren Wert." Nie war das so wahr wie heute.

Almut Jirku, Berlin

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