Eine Konzeptidee für eine grüne Stadtentwicklung

Miniaturwäldchen für die Stadt

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Miniaturwälder Biodiversität
Das 2019 am Wollhausplatz in Heilbronn umgesetzte Klimawäldchen zeigt eindrucksvoll die Wirkung von Wald in der Stadt. Foto: 2021 Stadt Heilbronn; Vermessungs- und Katasteramt

Umsetzungsmöglichkeiten

Wald und Stadt - Was zunächst nach einem Gegensatz klingt, muss keiner sein. Miniaturwälder von der Größe eines Tennisfeldes schöpfen das Potential von ungenutzten Flächen wie Brachen und Baulücken aus, was sowohl Tieren wie auch Menschen zugutekommt. An ihre jeweilige Umgebung angepasst, zeigen verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten wie vielfältig die Realisierung der Wäldchen sein kann. Vielfalt in den Städten bedeutet Schaffung von Lebensraum für Tiere und Verbesserung des Lebensraums für uns Menschen.

Die Idee der Miniwäldchen basiert auf dem Konzept der 'Tiny Forests' des japanischen Biologen Akira Miyawakider. Die von ihm entwickelte Pflanzmethode macht es möglich, Wälder auf einer kleinen Fläche in kurzer Zeit zu etablieren. Weltweit umgesetzte Projekte zeigen, dass die Methode funktioniert, und so wurde 2016 der erste Tiny Forest Europas in den Niederlanden umgesetzt. Seither sind die kleinen Wälder sehr beliebt geworden. In den Niederlanden und über ihre Grenzen hinweg tauchten immer wieder Tiny Forest-Initiativen auf, die teilweise jedoch nur wenig mit den Grundsätzen der Wälder zu tun hatten. Daher wurde der Begriff 'Tiny Forest' als eingetragenes Warenzeichen registriert um somit sicherzustellen, dass Tiny Forests tatsächlich die Ideale von Akira Miyawaki repräsentieren.

Die Kriterien, die von einem Tiny Forests erfüllt werden müssen, sind sowohl physischer als auch sozialer Art. Der Aufbau orientiert sich an der Miyawaki-Pflanzmethode, die vorsieht, auf einer Fläche von mindestens 250 Quadratmetern im engen Pflanzverband von drei bis fünf Pflanzen pro Quadratmeter und einer Mindestanzahl von 25 verschiedenen Arten zu pflanzen. Dabei werden die Pflanzen je nach Wuchshöhe einem von vier Stockwerken (Krautschicht, Strauchschicht, untere Baumschicht und obere Baumschicht) zugeordnet.

Der prozentuale Anteil der Pflanzen eines Stockwerks an der Gesamtpflanzung ist ebenfalls festgelegt und variiert je Stockwerk zwischen circa 10 bis zu 50 Prozent. Es werden nur heimische Arten verwendet, da diese nach Miyawaki besser an die vorherrschenden klimatischen und pedologischen Bedingungen angepasst sind. Die Tiny Forest-Pflanzmethode sieht außerdem Bodenverbesserungsmaßnahmen vor der Pflanzung und das Mulchen nach der Pflanzung vor, um den Pflanzen beste Wachstumsbedingungen zu bieten. Die gute Bodenqualität in Kombination mit dem engen Pflanzverband fördert aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks ein bis zu zehnmal schnelleres Wachstum.

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Abb. 2: Die Miniaturwäldchen weisen bestimmte physische und soziale Eigenschaften auf, damit sie sichbestmöglich entwickeln und Tieren wie auch Menschen ein Zuhause bieten. Abbildung: Kathrin Sehl
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Abb. 3: Im Wildniswäldchen sind betretbare, vegetationsfreie Flächen minimal gehalten, da hier Tiere die Hauptnutzergruppe sind. Statt eines Weges, der die komplette Fläche durchschneiden würde, gibt es die Möglichkeit, an drei Stellen kleine Abstecher in das Wäldchen zu machen. Abbildung: Kathrin Sehl
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Abb. 4: Das Entdeckerwäldchen wird durch ein Wegenetz zugänglich. Hier kann auf den unterschiedlich breiten Wegen und Lichtungen einiges erkundet werden. Abbildung: Kathrin Sehl
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Abb. 5: Das Pausenwäldchen lädt Menschen und Tiere zum Verweilen ein. Durch die gradlinige Wegeführung und teilweise strukturierte Bepflanzung ergeben sich Blickbeziehungen und in den wilden Flächen finden Tiere genügend Verstecke. Abbildung: Kathrin Sehl

Zu den sozialen Kriterien von Tiny Forest zählt, dass Freiwillige bei der Pflanzaktion beteiligt sind und mithelfen. Die in den Niederlanden entstandenen Tiny Forests wurden fast immer in Kooperation mit Schulen gepflanzt, die anschließend auch die Patenschaft und verschiedene Pflegeaufgaben übernahmen. Jeder dieser Tiny Forests beinhaltet ein Klassenzimmer im Freien, das mindestens 30 Schülerinnen und Schülern Platz bietet. Zudem kann dieser offene Raum als Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft und als Veranstaltungsort für kleinerer Events dienen.

Gerade das schnelle Wachstum und der geringe Flächenbedarf machen die Wäldchen höchst interessant für den dicht besiedelten Stadtraum. Um ihr enormes Potential optimal auszuschöpfen und um die Idee für den Standort Stadt praktikabel zu machen, wird Miyawakis Konzept so abgewandelt und ergänzt, dass die Flächen auch im stark genutzten Stadtraum den verschiedenen Nutzungsansprüchen von Menschen und Tieren gerecht werden können. Da bei der Umsetzung allerdings nicht alle im vorherigen Abschnitt genannten Anforderungen, die ein Tiny Forest erfüllen muss, eingehalten werden können, wird im Folgenden der Begriff nicht mehr verwendet und es wird von Miniaturwäldern oder Miniwäldchen gesprochen. Eine enge Orientierung an diesem Konzept wird aber weiterhin angestrebt.

Eine erste Abweichung erfolgt bei der Verwendung der Pflanzenarten. Miyawakis Pflanzkonzept sieht die Verwendung von ausschließlich heimischen Arten vor, da diese "besser an Umweltkatastrophen wie Erdbeben, Hochwasser, Waldbrände, Tsunamis, den Klimawandel und die vorherrschenden klimatischen Bedingungen angepasst sind", so Miawaki in seinem Buch "The Healing Power of Forests". Von all diesen möglichen Beeinträchtigungen sind nur die beiden letztgenannten relevant für die meisten deutschen Großstädte und in aktuellen Debatten stark umstritten. Vielen heimischen Baumarten wie Ahorn, Linde und Kastanie wird eine schlechte Zukunftsprognose gegeben. Grund dafür ist häufig die geschwächte Vitalität der Bäume nach Trockenperioden, die sie anfällig für Krankheiten und Schädlinge machen. Angesichts dessen empfiehlt sich die Verwendung einer größeren Vielfalt an geeigneten Baumgattungen und -arten, die mit den zukünftigen klimatisch wärmeren Bedingungen dauerhaft zurechtkommen. Dazu gehören auch nicht heimische Arten wie der Amberbaum aus Amerika und weitere aus Südosteuropa und Asien.

BaumexpertInnen zufolge ist eine Kombination von heimischen trockentoleranten Arten mit nicht-heimischen Zukunftsbaumarten für eine nachhaltige Grüngestaltung der Städte empfehlenswert.

Weitere Abweichungen erfolgen beim Stockwerkaufbau. Die Stockwerke der Miniaturwälder in der Stadt sollen stellenweise auseinandergezogen werden, um die Vegetationsdichte aufzulockern und dadurch ein anderes Raumgefühl zu erzeugen. So sollen beispielsweise alle Miniwäldchen einen Saum bekommen, der ausschließlich aus dem untersten Stockwerk, der Krautschicht, besteht. Diese läuft nach außen in einen aus Graspflanzen bestehenden Rand aus. Optisch schaffen Säume dadurch einen fließenden Übergang zu den höheren Stockwerken im Wäldchen. Die Waldgesellschaft profitiert von der Saumgesellschaft, da diese den Waldboden vor Wind schützt und Feuchtigkeit im System hält. Die niedrigwüchsige Vegetation (bis 2 m Höhe) hat außerdem den Vorteil, dass sie nach oben offen ist und dadurch Licht durchlässt.

Die Kluft zwischen den Menschen und ihrer Umwelt war noch nie so groß wie heute. Miniwäldchen sollen sie wieder näher zusammenbringen. Die Wäldchen geben den StadtbewohnerInnen die Möglichkeit, im eigenen Lebensumfeld Natur und Wald zu entdecken und kennenzulernen. Nicht zuletzt wirken sich Wälder auch positiv auf die menschliche Gesundheit aus, indem sie helfen, Stress und stressbedingte Gesundheitsprobleme abzubauen. Deswegen sollen die Miniwäldchen, genau wie das Tiny Forests Konzept es vorsieht, Waldpaten bekommen, die die Entwicklung der Fläche betreuen und für sie Verantwortung übernehmen. Diese Aufgaben können neben Schulen auch Vereine, Organisationen oder Anwohnende übernehmen.

Neben diesem Grundgerüst im Aufbau der Miniwäldchen für die Stadt ist es aufgrund des starken Nutzungsdrucks auf die Flächen durchaus sinnvoll Schwerpunkte für die einzelnen Waldflächen festzulegen, die Nutzungskonflikte vermeiden.

Menschen und Tiere stellen grundsätzlich andere Ansprüche an ihre grüne Umgebung. Für Menschen haben Wälder einen hohen Freizeitwert. Wir gehen in den Wald um "abzuschalten" und auch Studien belegen, dass sich ein Waldaufenthalt positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken kann, indem Stress und stressbedingte Gesundheitsprobleme abgebaut werden. Für Kinder sind Wälder auf der anderen Seite ein Ort zum Spielen und Lernen, in dem sie die Natur entdecken. Tieren bietet der Wald Lebensraum, in dem ihnen die Pflanzen Nahrung und Schutz bieten. So benötigen sie besondere Strukturen, um sich wohlzufühlen und somit heimisch zu werden.

Die genannten Nutzungsanforderungen an Wälder lassen sich zu drei Kategorien zusammenfassen. Sie sollen eine Erholungsfunktion, eine Bildungsfunktion und eine Habitatfunktion übernehmen. Auf den kleinen Flächen, wie sie für die Anlage der Miniaturwälder vorgesehen sind, lassen sich die drei Funktionen allerdings nicht gleichzeitig voll erfüllen, ohne dass dies zu gegenseitigen Nutzungskonflikten führen würde. Daher sieht das Konzept der Miniaturwälder vor, für jedes Wäldchen eine der Kategorien als Schwerpunkt festzulegen. Daraus resultieren drei Waldtypen, in denen der jeweilige Nutzungsaspekt priorisiert wird. Die Funktion des Erholens wird im Waldtyp 'Pausenwäldchen' erfüllt, in den 'Entdeckerwäldchen' liegt das Gewicht auf Bilden und Entdecken und die 'Wildniswäldchen' dienen vorwiegend der Habitatfunktion von Tieren.

Aus dieser Einteilung in verschiedenartige Wäldchen ergeben sich verschiedene Nutzergruppen. Hauptnutzer der Wildniswäldchen sind Tiere, der Entdeckerwäldchen Kinder und Jugendliche und der Pausenwäldchen Erholungssuchende und Bewohner des Gebiets. Da die Waldtypen wie oben schon erwähnt lediglich einen Schwerpunkt setzen, schließt eine Wäldchenart die Nutzung durch andere Gruppen natürlich nicht aus. So können auch Pausen- und Entdeckerwäldchen Tieren als Habitat dienen und genauso kann der Wildniswald entdeckt werden oder der Erholung dienen. Anlage und Aufbau der Wäldchen sollen die Bedürfnisse der jeweiligen Hauptnutzergruppe erfüllen. Ziel ist die Schaffung einer jeweils eigenen Atmosphäre in den Wäldchen durch unterschiedliche Strukturierung des Areals. Das Hauptaugenmerk liegt dabei besonders auf der Erzeugung von Atmosphäre durch die Anordnung und Gestaltung der beiden Bereiche Vegetationsfläche und vegetationsfreie Fläche. Da die Vegetation nicht zu durchdringen ist, ist die vegetationsfreie Fläche der einzige Raum, in der sich die Menschen aufhalten können. Die Vegetation wirkt für diesen Bereich als Begrenzung. Die jeweilige Öffnung der Wege als unterschiedlich große Räume in Kombination mit der Vegetationsdichte erzeugt in verschiedenen Varianten für jeden Waldtyp ein eigenes Raumgefühl und dementsprechend eine eigene Atmosphäre.

Die Wildniswäldchen zeichnet eine eher wilde, dichte und geschlossene Atmosphäre aus, in der Tiere ihre Verstecke finden und unter sich sein können. Die betretbaren, vegetationsfreien Flächen sind minimal gehalten. Die Vegetationsfläche im Wildniswäldchen lässt sich in drei Zonen aufteilen, da eine der Anforderungen an die Wäldchen ist, dass sie von einem Saum umgeben sein sollen. Der Saum besteht wiederum aus zwei Bereichen, einem äußeren, 2 Meter breiten und mit Gräsern und Kräutern bewachsenen Streifen, der in einen inneren, ebenfalls 2 Meter breiten Streifen aus niedrigwüchsigen Sträuchern, übergeht. Auf der restlichen Fläche ist eine Bepflanzung nach dem Tiny Forest-Pflanzkonzept nach Miyawaki vorgesehen, bei der in vier Stockwerken gepflanzt wird.

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Abb. 6: Die Schnittansicht des Wildniswäldchens zeigt, dass der Großteil der Fläche im Stockwerkbau bepflanzt ist. Die Saumzone sorgt für einen fließenden Übergang zur höheren Bepflanzung. Abbildung: Kathrin Sehl
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Abb. 7: Die Übergänge von Waldfläche zu Umgebung können so divers sein wie die Wäldchen selbst. Im Beispiel läuft der Saum des Entdeckerwäldchen auf der einen Seite sanft aus, auf der anderen befindet sich wiederum eine harte Abgrenzung in Form einer Sitzmauer. Abbildung: Kathrin Sehl
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Abb. 8: Das Pausenwäldchen ist nicht nur das Gegenstück zur oft versiegelten Umgebung; sondern bietet durch den Kontrast von wilder und geordneter Pflanzung auch Kontraste innerhalb der Fläche. Abbildung: Kathrin Sehl
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Abb. 9: Jede Pflanzzone unterscheidet sich in ihrem Vegetationsaufbau. Dadurch ist ein individueller Aufbau der Wäldchen wie im Baukastensystem möglich. Abbildung: Kathrin Sehl

Um die Akzeptanz von Wildnisflächen in der Stadt zu erhöhen, ist die Berücksichtigung der Umgebung wichtig bei der Anlage der Flächen. Dabei werden die Gegebenheiten sowie die potentiellen Nutzergruppen in der Umgebung des Areals analysiert. Wildniswäldchen, die in erster Linie für die Tiere von Nutzen sein sollen, befinden sich in Gebieten, die weniger stark von den Menschen frequentiert werden. Das ist häufig in nicht dicht bebauten Gebieten der Fall. Hier leistet die Umsetzung von Wildniswäldchen nicht nur einen Beitrag für eine vielfältig gestaltete Landschaft, sondern dient auch den auf diese Strukturen angewiesenen Wildtieren als Trittstein und Habitat.

Im Vergleich dazu sind die Entdeckerwäldchen zugänglicher aufgebaut. Auf der Fläche befinden sich Wege und Aufenthaltsräume mit Sitzmöglichkeit die zum Verweilen einladen. Da in den Entdeckerwäldchen durchaus auch Unterricht im Freien stattfinden soll, gibt es einen größeren Aufenthaltsbereich mit Sitzmöglichkeiten, der gleichzeitig als Ort für kleinere Veranstaltungen dienen kann. Je nach Flächengröße können weitere Elemente, wie beispielsweise ein Hindernisparcours, Kindern Spiel und Spaß im Wald ermöglichen. Entdeckerwäldchen, die Wald vor allem für junge Leute erreichbar machen sollen und die Schulen oder Jugendvereine als Waldpaten haben, sollten in deren räumlicher Nähe umgesetzt werden.

Die Vegetation im Entdeckerwäldchen besteht wie beim Wildniswäldchen aus drei Zonen. Eine 2 Meter breite Saumschicht mit Gräsern und Kräutern umgibt die Fläche. Darauf folgt die ebenfalls wieder 2 Meter breite Krautzone mit bis zu 2 Meter hohen Sträuchern. Im Randbereich lässt die niedrige Vegetation so Sichtbeziehungen zum Außenraum der Fläche zu. Für den inneren Bereich ist eine Bepflanzung nach dem Tiny Forest-Pflanzkonzept in vier Stockwerken vorgesehen. Durch Variation in der Breite des Saumes, lassen sich Übergänge weicher gestalten und so lässt sich auch in diesem Bereich mit der Erschaffung von Räumen und Verstecken spielen. Je nach Standort des Wäldchens kann auch über eine harte Abgrenzung beispielsweise in Form einer Sitzmauer nachgedacht werden.

Pausenwäldchen sind dahingegen strukturierter und offener gestaltet, um an besonderen Stellen Blickbeziehungen zu ermöglichen. Auch soll durch die Reduzierung von dichten, undurchdringlichen Bereichen mehr Licht auf die Fläche gebracht und das Gefühl von Sicherheit erhöht werden. Anders als bei den beiden anderen Wäldchen gibt es im Pausenwald fünf Vegetationszonen. Der die Fläche umgebende Saum gliedert sich in drei Zonen. An die 2 Meter breite Zone mit Gräsern und Kräutern, von der der 1 Meter regelmäßig gemäht wird schließt sich die 2 Meter breite Pflanzzone mit den niedrigwüchsigen Sträuchern an. Die Mahd auf dem ersten Meter schafft einen sauberen Übergang zur Vegetationsfläche und kann als kleine Pflegemaßnahme die Akzeptanz für wilde Flächen bei Anwohnenden erhöhen.

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Abb. 10: Von dichtem, dynamischen Wald bis zu Reihenpflanzung ohne Unterwuchs bieten die verschieden Waldtypen vielseitige Strukturen und erzeugen Atmosphären, die an die Hauptnutzergruppe und ihre Umgebung angepasst sind. Abbildung: Kathrin Sehl

Durch das Mitlaufen der Saumzone mit den niedrigwüchsigen Sträuchern wird die Distanz der dahinter liegenden höheren Bepflanzung zum Weg erhöht, wodurch sich das Kronendach öffnet und der Weg weniger verschattet wird. Auf einem Teil der Fläche ist eine Reihenpflanzung mit Birken vorgesehen. Unter den hellen, lichtdurchlässigen Bäumen wird bewusst auf eine Unterpflanzung mit Sträuchern verzichtet, um eine offene Wirkung zu erzielen und Blickbeziehungen zu ermöglichen. Eine dichte Bepflanzung mit Geophyten wie beispielsweise Krokussen kann hier eine faszinierende Wirkung im Frühjahr erzielen. Die restliche Gestaltung sieht wieder die Bepflanzung nach dem Tiny Forest-Pflanzkonzept nach Miyawaki vor, bei der in vier Stockwerken gepflanzt wird. Die Reihenbepflanzung und die wilden Pflanzflächen bieten hier einen interessanten Kontrast.

Flächen, deren Umgebung stark von Menschen frequentiert wird und die in dicht bebauten Gegenden liegen, werden zu Pausenwäldchen. Die Wäldchen bieten einen Kontrast zu Stein und Beton und ermöglichen Erholungssuchenden eine Pause von der stressigen Stadtatmosphäre. Dennoch greifen sie durch eine zunehmend strukturelle Gestaltung den Charakter der Umgebung auf und steigern durch eine gelenkte Vegetation die Akzeptanz der Anwohnenden.

In jedem der Miniwäldchen lernen die Paten mit der Übernahme verschiedener Aufgaben den Wald auf eine neue Weise kennen, was helfen kann, sie mehr für Natur und Naturschutz zu sensibilisieren.

Wälder, so klein sie auch sein mögen, müssen im Stadtgebiet keine Seltenheit sein. Angepasst an ihren Standort sind die Wäldchen nicht nur ein Habitat für Tiere und leisten so einen Beitrag zur Artenvielfalt und Biotopverknüpfung, sondern dienen auch dem Menschen als Erholungs- und Bildungsort. Nicht zuletzt leisten sie eine große Hilfe bei der Lösung von Umweltproblemen im urbanen Raum als Verbesserer der Luftqualität, Geräuschereduzierer, Luftkühler und Rückhalter von Bodenwasser.

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Abb. 11: Pause im Grünen mitten in der Stadt. Nicht nur für uns Menschen, sondern auch Tiere finden hier genügend Habitatstrukturen um sich wohlzufühlen. Abbildung: Kathrin Sehl

Quellen

B.Sc. Kathrin Sehl
Autorin

Leibniz Universität Hannover

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