Gepflegte Gartenkunst von Tokio bis Kyoto

Mirei Shigemori prägte Japans moderne Grünanlagen

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Gartenkunst Historische Parks und Gärten
Kirschblüte im Palastgarten Tokio. Foto: Horst Schmidt

Die historischen Gärten in Japan haben zwei durch die Natur herausgehobene Höhepunkte im Jahresablauf. Im Frühjahr ist es die Kirschblüte und im Herbst die Herbstfärbung. Gärten, Parks, Städte und Landschaften werden durch das Blütenmeer der Kirschen geprägt und verwandelt. Die Japaner suchen mit dem Hanami-Fest Kontakt zur Natur und feiern stundenlang mit Essen und Trinken in Gruppen von Familien, Vereinen, Schulklassen, Büro- und Firmenabteilungen die Gemeinsamkeit in der Gruppe und mit der Natur.

Mehr als 300 Sorten der japanischen Zierkirschen vom strahlenden Weiß bis zum dunklen Rot und sogar bis zum seidenen Grün, in reicher Formenvielfalt von der einfachen Schalenblüte bis zur chrysanthemenartig gefüllten Blüte zieren die zum Teil recht alten Kirschbäume.

Vor dem Tempel in Nikko steht zum Beispiel ein beachtlich alter Kirschbaum, der laut der Erläuterung vor mehr als 600 Jahren gepflanzt sein soll. Die ungekrönten Könige unter den Kirschbäumen sind unzweifelhaft die hängenden Kirschen der Sorte "Shidare Sakura", zum Beispiel im Shinjuku Gyoen und im Rikugi-en in Tokio, die dort täglich von vielen hundert Fotografen abgelichtet und bestaunt werden.

Während im Ueno-Park das Hanami-Fest unter den blühenden Kirschen mit vielen Speisen und Getränken bis spät in den Abend hinein gefeiert wird, ist im ehemaligen kaiserlichen Shinjuku Gyoen Alkohol verboten. Bereits wenn am Wochenende die ersten Kirschblüten der frühen Sorten zu sehen sind, ist der Ansturm mehr als erstaunlich. Vor den Toren warten viele Besucher in langen Schlangen geduldig, bis auch sie nach Durchsicht ihrer Taschen Einlass bekommen.

Dieser Nationalgarten wurde erst 1906 für den kaiserlichen Hof angelegt und 1949 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Er besteht aus einem französischen Barockgarten, einem englischen Landschaftsgarten, japanischen Gärten und entspricht dem Prinzip des Wandelgartens der Edozeit (1600-1868). Er ist 58 Hektar groß und wird nicht von der Stadt Tokio, sondern vom staatlichen Umweltministerium geführt. Die Pflaume, japanisch Mume genannt, beginnt mit der Blüte schon vor der Kirsche, zum Teil sogar schon im Schnee im Februar. Die Einzelblüte ist zwar sehr apart und wurde in der Vergangenheit sogar zeitweise vom Adel der Kirsche vorgezogen, doch sie blüht nicht so reichhaltig wie die dichten Blütenwolken der Kirschen entlang der Straßen, Flüsse, in den Gärten und Parks. Die Zeit der Kirschblüte ist zeitlich Ende März bis Anfang April sicherer anzutreffen als die Herbstfärbung, die sich doch länger verschieben kann. Für die Betrachtung der Gärten kann man sich allerdings fragen, ob die herausragende Dominanz der Kirschblüte nicht die Aufmerksamkeit für die Gestaltung der Gärten schmälert.

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Hängekirsche "Shidare Sakura" im Rikugi-en Park Tokio. Foto: Horst Schmidt

Die historischen Gärten spielen in Japan eine wichtige Rolle für die Bevölkerung, aber auch für den Touristen aus dem Ausland. Diese Funktion soll nach der Vorstellung der Regierung in Zukunft noch erheblich gesteigert werden. Das sollte uns für die historischen Gärten in Deutschland zu denken geben. Es sollten auch hier bei uns erheblich mehr Anstrengungen erfolgen, um unser beachtliches Potenzial besser zu nutzen. Zwar spielt die Gartenkunst in Japan generell eine größere Rolle, da sie neben den Repräsentationsfunktionen der Herrschenden zusätzlich in Japan entscheidend in der Darstellung der zwei wichtigen Religionen Japans des Schintoismus und des Buddhismus schon früh eine große Rolle gespielt hat. Hinzu kommt die andere Einstellung in Ostasien zur Natur. Auch hat das erfolgreiche öffentliche Wirken des Künstlers und Gartenarchitekten Mirei Shigemori in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Japan zu einer herausragenden Renaissance der Gartenkunst geführt. Durch eine beachtliche Öffentlichkeitsarbeit und eine intensive Pflege und Unterhaltung der historischen Gärten wird eine hohe Qualität gewährleistet, die die Begeisterung und die starke Frequenz durch die Japaner und die Touristen aus dem Ausland nachhaltig sichert und zu den erforderlichen Einnahmen führt.

Geschaffen wurden die Gärten in Japan durch die Kaiser, Schogune, Fürsten, schintoistische Schreine, buddhistische Tempel und später auch durch die zu Geld und Macht gekommenen Händler, Geschäftsleute und Industrielle. Einige der nach 1600 entstandenen großen Gartenanlagen gingen nach einem Erlass beim Übergang zur Meiji-Zeit 1871 aus dem Besitz der Fürsten (Daimyos) an die Städte oder die Präfekturen, soweit sie nicht im Besitz der großen Adelsfamilien blieben. Viele der letzteren gingen später jedoch in den kommunalen Besitz über, da sie als öffentlich zugängliche Parks benötigt wurden oder die Pflegekosten nicht mehr von den früheren Besitzern getragen werden konnten.

Wie sich in den letzten Jahrzehnten und schon im vorigen Jahrhundert herausstellte, wurden viel zu viel von den früheren Grünflächen in Edo/Tokio bebaut, was die Lebensbedingungen gerade in den Großstädten besonders im Sommer durch die schwüle Hitze sehr verschlechtert hat. Hinzu kommt, dass durch Erdbeben die Grünflächen als Rettungsflächen eine neue wichtige Funktion in den dichten bewohnten Städten bekommen haben. So haben sich beim großen Kanto-Erdbeben 1923 zeitweise über 10.000 Menschen in den Park Kiyosumi vor den Flammen des Brandes gerettet, der auf die Zerstörungen des Erdbebens gefolgt war.

Der Park Kiyosumi in Tokio hat eine interessante Geschichte. Während der Meiji-Zeit erwarb 1878 der Gründer von Mitsubishi Iwasaki Yataro vom Daimyo den Park, um einen Erholungspark für seine Mitarbeiter zu schaffen. Er kümmerte sich selbst um die Gestaltung des Parks, wobei er dessen Grundform beibehielt. Die Besonderheit ist, dass Iwasaki Yataro aus ganz Japan ausgesuchte Steine auf seinen eigenen Schiffen anliefern ließ, die im Garten eingebaut wurden. So entstand in der Meiji-Zeit eine moderne Form des Wandelgartens, wie er typisch für die Edo-Zeit gewesen ist.

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Trittsteinpfad "Iso-watari" im Kiyosumi Park Tokio. Foto: Horst Schmidt
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Wasserfläche mit Monolith-Brücke im Tofuku-ji Tempel in Kyoto. Foto: Horst Schmidt
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Japanische Brücke ohne Geländer im Rikugi-en Park Tokio. Foto: Horst Schmidt
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Blick vom Shinjuku Metropolitan Hochhaus, Tokio: Häuser so weit das Auge reicht. Foto: Horst Schmidt
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Künstlicher Wasserfall in den Koko-en Gärten Himeji. Foto: Horst Schmidt

Der See war ursprünglich direkt mit dem Sumida-Fluss verbunden, der durch die Nähe zum Meer die Gezeiten aufwies. Entlang eines Teiles des Sees wurde mit den besonderen Steinen parallel zum Ufer ein Schrittsteinpfad (Iso-wateri) im Wasser geschaffen, der auch heute gern begangen wird, um den Kontakt zum Wasser zu genießen, die Fische und Schildkröten aus der Nähe zu betrachten und sich an den schönen Steinen aus verschiedenen Gesteinsarten zu erfreuen. Ein Teil des Parks wurde schon bald auch für die Anwohner geöffnet. Nach dem Erdbeben 1923 schenkte Iwasaki Koyata den Rest des Parks auch noch der Stadt und sie öffnete ihn nach Wiederherstellung 1931 für die Öffentlichkeit.

Eine ähnliche Geschichte hat der ungefähr 90 Hektar große Rikugi-en Park, den ebenfalls der Mitsubishi Gründer erwarb. Der Aushub des Sees wurde wirkungsvoll als Anhöhe und Schutz zur heute angrenzenden Bebauung eingesetzt und so eine künstliche Miniaturlandschaft geschaffen, die nach Eintritt in den Park die umgebende Großstadt schnell vergessen lässt. Auch hier ist das Prinzip des Wandelgartens der Edo-Zeit zu spüren. In diesem Park ist sehr deutlich ein Unterschied zwischen den japanischen und den chinesischen Gärten bei den Brücken zu entdecken. In Japan fehlen weitgehend die Geländer der Brücken, wenn es sich nicht um eine typische chinesische Brücke handelt. Fragt man japanische Kollegen, ob das nicht zu gefährlich sei, so erntet man meist nur ein Erstaunen und bekommt auf die Nachfrage, ob keine Unfälle auftreten die Antwort, dass nichts passiert. Bei der gut zwei Meter über das Wasser führenden Togetsu-Brücke staunt man dann doch. Dort reguliert ein uniformierter Wachmann den Fußgängerverkehr, so dass es auf der versetzten, aus zwei Monolithen bestehenden Brücke nicht zu Zusammenstößen und Abstürzen kommt.

Neun von diesen "Metropolitan Gardens", den Shinjuku Gyoen Nationalgarten und die kaiserlichen Gärten beim Palast werden neben weiteren Gärten und Grünflächen intensiv gepflegt und unterhalten. Aber ein Blick von der Aussichtsetage des Shinjuku Metropolitan Regierungshochhauses zeigt, dass in diesem dicht besiedelten Meer von Häusern - soweit das Auge reicht - Grün eine schmerzhafte Mangelware ist. Es gibt Pläne der Stadt, das Grün wirksam für ein positives Stadtklima zu erweitern. Kleine Ansätze dazu sieht man am Sumida-Fluss, wo selbst bescheidene schmale Uferstreifen mit etwas Grün aufgewertet werden und dem Spaziergänger die eindrucksvolle Flussumgebung erschließen.

Wenn auch die ehemalige kaiserliche Hauptstadt Kyoto unbestritten die Krone der japanischen Gartenkunst trägt, durch die bestimmenden Zengärten und die zahlreichen Planungen von Kobori Enshu, dem bekanntesten Gartenplaner des 16. + 17. Jahrhundert, so findet man in allen größeren Städten und früheren Residenzen gut gepflegte historische Gärten mit starkem Zuspruch der Bevölkerung. Das trifft besonders auf Tokio zu, das seit 1867 die neue Hauptstadt ist und bereits seit 1600 Hauptstadt des Schoguns war und damit schon damals Zentrale der militärischen und wirtschaftlichen Macht gewesen ist.

Bei jeder Gartenreise in Japan verblüfft die hohe Qualität der gärtnerischen Anlagen. Von Garten zu Garten wird deutlich, dass die intensive Pflege erst die gestalterische Qualität erkennbar werden lässt.

Das Wasser zeigt sich wie in der Landschaft als klares, fließendes Wasser, als ablesbarer Teil des Wasserlaufes in der Natur von der Quelle in den Bergen bis zum Meer. Die Steine sind kunstvoll nach alter Tradition bewusst und überzeugend gesetzt und werden so erhalten. Die Pflanzen behalten durch ihren intensiven Schnitt die ihnen zugedachte Form und Größe und damit ihr Erscheinungsbild für lange Zeit.

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Alte erhaltene Kiefer beim Daisen-in Tempel in Kyoto. Foto: Horst Schmidt
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Baumpfleger beim Auszupfen der Kiefernnadeln. Foto: Horst Schmidt
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Baumpfleger beim Kiefernschnitt im Kiyosumi Park Tokio. Foto: Horst Schmidt

Am deutlichsten fällt dies bei der 600-jährigen Kiefer im Garten mit dem goldenen Pavillon in Kyoto auf, oder bei der 350-jährigen Mädchenkiefer im Garten mit dem silbernen Pavillon. Der Gartenplaner und Teemeister Kobori Enshu hat diesen Trend zuerst in den Teegärten angewendet, um den Pflanzen eine bewusste Form zu geben. Dann hat er ihn in die Palastgärten übernommen und schließlich wurde er als "Karikomi" in der japanischen Gartenkunst weiter entwickelt.

Im Frühjahr konnte in vielen besuchten Gärten der Schnitt der Kiefern beobachtet werden, die als immergrüne Gattung in Gärten und Parks besonders beliebt ist, da ihr durch die ganzjährig grüne auffällige Präsenz der Mythos des langen Lebens zugesprochen wird.

Die frischen Triebe wurden von den Baumschnittexperten eingekürzt, ein Teil der letztjährigen Nadeln ausgezupft und überflüssige Äste und Zweige entfernt. Durch den entsprechenden Schnittstil wird das gewünschte Aussehen erreicht. Für bestimmte Formen werden die Äste an Bambusgestellen fixiert und dann laufend geschnitten. Einzelne Äste werden auf Bambusstäben gebunden und so in die Länge gezogen.

Die immergrünen Gehölze eignen sich besonders für diese Schnittvarianten, da sie das ganze Jahr die skulpturhafte Gestaltung deutlich hervorheben. Die blattartige Steineibe (Podocarpus), die Eibe (Taxus) und der Wachholder (Juniperus) werden ebenfalls oft nach diesen Schnittstilen behandelt. Durch ein intensives Auszupfen der Nadeln wird eine auffällige Transparenz der Nadelgehölze erreicht, die das oft massige Erscheinungsbild tendenziell aufhebt.

Da es in Teilen Japans erhebliche Schneefälle geben kann, werden die Kiefernäste durch schirmartige Seilkonstruktionen an einem Mittelmast über den Winter entlastet. Eine besonders auffallende und bekannte Schnittvariante - Daisugi - hat die Sicheltanne (Cryptomeria), die in 60 Zentimetern Höhe gekappt wird. Anschließend entwickeln sich auf den entstehenden Seitenzweigen mehrere dünnstämmige "Bäumchen" mit kleinen Kronen in verschiedenen Höhen. Beim Schnitt der oft großflächigen Pflanzungen von Azaleen wird der Schnittzeitpunkt so gewählt, dass die Blüte im nächsten Jahr nicht gefährdet wird. Neben diesen bewusst auf eine besondere Gestalt hin geschnittenen Gehölzen werden die anderen Bäume und Sträucher durch kontinuierlichen Schnitt in der gewünschten Größe und Gestalt gehalten.

Für die Straßenbäume heißt das zum Beispiel in Tokio, wo der Ginkgo die Hauptbaumart darstellt, dass eine schmale Form durch den Schnitt nachhaltig erreicht wird, um keine Schäden durch die starken Stürme in Kauf zu nehmen. Man nimmt dadurch natürlich hin, dass die Bäume durch das geringe Kronenvolumen nicht so stark stadtklimatisch verbessernd wirken können. Trotz der großen Eingriffe in das natürliche Wachstum der Bäume erstaunt immer wieder, wie lange ältere geschädigte Bäume erhalten, gestützt und gepflegt werden. Das scheint auf das religiös bedingte Naturverständnis in Japan zurückzuführen zu sein, das in den Pflanzen und besonders den Bäumen ein Mitgeschöpf sieht, dem man gerade im Alter seine Würde so lange wie möglich entgegen bringt. Der Mensch wird so nicht als Beherrscher der Natur gesehen sondern als Mitlebewesen, wenn er sich auch heute in vielen Bereichen anders verhält. Deshalb werden alte Bäume so lange erhalten und gepflegt, so lange noch ein grüner Ast oder ein blühender Zweig vorhanden ist.

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Moosfläche mit verschiedenen Moosarten. Foto: Horst Schmidt
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Audienzhalle ehemaliger Palast Nara. Foto: Horst Schmidt

In Kyoto fällt immer wieder auf, dass die Bodenflächen unter den Bäumen mit Moos bedeckt sind. Das ist auf die erheblich höheren Niederschläge, die Bodenart und die je nach Standort unterschiedlichen Moosarten zurückzuführen, aber auch bewusst so gewollt und macht den Charme vieler japanischer Gärten aus. Um eine farblich ansprechende Bodendecke aus Moos zu erreichen, ist ebenfalls eine intensive Pflege erforderlich, kontinuierlich werden Laub, auflaufende Gräser und Kräuter entfernt. Für die Rasenflächen wird meist ein anderes, rhizombildendes Gras verwendet, das ebenfalls in aufwändigem Handbetrieb mit gebogenen Messern ausgebessert und ersetzt wird.

Der Buddhismus war um 550 von China über Korea nach Japan gekommen und gewann in Nara erhebliche Macht mit seinen großen buddhistischen Tempelanlagen. Das führte 784 zum Umzug nach Kyoto, da der 50. Tenno Kaiser Kammu einen zu großen Einfluss der buddhistischen Priesterschaft befürchtete. Nach dem Umzug wurde die Palastanlage wieder in Reisfelder verwandelt. Die Gärten wurden einfach mit Erde überschüttet und dem Reisanbau zugeführt. 1952 wurde das Palastgebiet in Nara als spezielles historisches Gebiet von der Regierung ausgewiesen und blieb so bis auf eine Eisenbahnlinie, die das Gebiet heute kreuzt, unbebaut. Es folgten archäologische Ausgrabungen, durch die die Gebäude lokalisiert werden konnten. 1967 wurde so auch der Ostpalastgarten ausgegraben. Es kam die Kiesbodenschicht des Sees, seine ursprüngliche Form mit Buchten und Halbinseln, die originalen Steinsetzungen und Höhenmodellierungen sowie die Pflanzenstandorte durch entsprechende Bodenverfärbungen zu Tage. Man erkannte schnell, dass man den Garten als Original ausgegraben hatte, ergänzte ihn mit den nachgewiesenen Pflanzungen, Wegen, Brücken, Pavillons und stellte ihn 1998 der Bevölkerung zur Besichtigung zur Verfügung.

Die verwendeten Brücken zeigen mit den Geländern den typisch chinesischen Stil. Der See erscheint mit seinen Buchten, der Kiessohle und den Steinsetzungen sowie dem künstlichen Hügel auf seiner Nordseite wie zu den früheren Zeiten. Ein kleiner mäandrierender Bach schließt sich wie früher an den See an, wo höfische Festteilnehmer saßen, Gedichte schrieben und Reisschnaps (Sake) tranken, der sie mit kleinen Sakeschiffchen auf dem Bach erreichte. Es ist überliefert, dass wie in der benachbarten Osthalle Feste im Garten durch die Kaiserin Shotoku gefeiert wurden.

1998 wurde das Palastareal mit dem Garten Welterbe der UNESCO, obwohl vom ursprünglichen Palast und seinem Umfeld über der Erde so gut wie nichts mehr vorhanden gewesen ist. Einige Bürger von Nara haben sich zwar im 20. Jahrhundert dafür stark gemacht, dass das Areal nicht angetastet wurde und die unterirdischen Spuren ausgegraben werden. Doch es ist selten, wenn nicht einmalig, dass die UNESCO die Auszeichnung Weltkulturerbe vergibt, wenn vom Ursprünglichen so gut wie nichts mehr zu sehen ist und sonst die Ansprüche doch immer sehr hoch gesteckt werden. In Japan besteht jedoch die Tendenz, besonders für den Tourismus die ursprünglichen Gebäude und Einrichtungen wieder nachzubauen, um sich dann besser eine Vorstellung von der früheren Zeit machen zu können. Uns Europäer war es aber schon etwas fremd, die früheren Gebäude so neu und eindeutig mit moderner Technik erstellt zu sehen und an der früheren kaiserlichen Audienzhalle, die seinerzeit nach Süden zum Aufmarschhof offen war, schon aus der Ferne große spiegelnde Glastüren zu entdecken. Diese Halle wurde als früher wichtigstes Gebäude des Palastes ohne frühere Bilder und Pläne nach historischen Recherchen von 2001 bis 2010 zum großen 1300-jährigen Jubiläum erstellt. In ihr stand der Kaiserthron Takamikura, der besonders zur Inthronisierung und zur Neujahres-Zeremonie genutzt wurde, wenn die Fürsten im Hof aufmarschierten, um dem Kaiser Respekt zu zollen.

Die Audienzhalle ist 44 x 20 Meter groß und 27 Meter hoch. Das Haupteingangstor zur Palastanlage im Süden Suzaku wurde schon 1998 fertiggestellt und ist mit seiner Größe von 25 x 10 Metern sowie seiner Höhe von 22 Metern ebenfalls ein imposantes Gebäude. Nach Süden führte vom Eingangstor der Suzaku-Boulevard direkt ins Zentrum der früheren Stadt Nara. Noch ist die Palastanlage lange nicht fertiggestellt und so ist der Besuch bisher noch nicht so stark wie in der Innenstadt von Nara, wo die alten Schrein- und Tempelanlagen mit dem großen Bronze-Buddha eine große Anziehungskraft ausüben.

Autor

Ehemaliger Leiter des Gartenbauamtes Karlsruhe

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