Gütesicherung in Freibädern mit biologischer Wasseraufbereitung

Mit "Index für die Wasser-Qualität von Naturfreibädern" (IQN) zu einheitlicher Bewertung

Gütebestimmungen und Gütezeichen
Freibäder mit biologischer Wasseraufbereitung verzichten auf die chemische Desinfizierung des Wassers und setzen stattdessen biologische Verfahren zur Wasseraufbereitung ein. Fotos und Abildungen: KLS-Gewässerschutz

Freibäder mit biologischer Wasseraufbereitung sind inzwischen ein fester Bestandteil der deutschen Bäderlandschaft. Bundesweit existieren zurzeit ca. 140 solcher öffentlichen Bäder in Kommunen, Saunalandschaften und Hotels (Spieker et al. 2012). Auch im europäischen Ausland und darüber hinaus findet dieser Bädertyp zunehmende Verbreitung.

Die Gestaltung der Naturfreibäder reicht von naturnahen Anlagen bis zu eher technisch ausgelegten, beckenähnlichen Anlagen. Allen diesen Anlagen ist jedoch gemeinsam, dass sie auf die chemische Desinfizierung des Beckenwassers (zum Beispiel durch Chlorung) verzichten und stattdessen biologische Verfahren zur Wasseraufbereitung einsetzen. Diese Verfahren beinhalten die Reinigung des Wassers durch pflanzliche und tierische Organismen und durch Mikroorganismen sowie die Unterstützung durch Filtrationsmechanismen.

Eine bäderübergreifende Auswertung von Datensätzen aus 34 Einzelbädern über einen Zeitraum von neun Jahren im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Datenbankprojektes ("Datenbank Naturfreibäder - DANA") wies über die Jahre die gute Funktionsfähigkeit insbesondere hinsichtlich der Keim- und Phosphorelimination in Freibädern mit biologischer Wasseraufbereitung nach (DANA 2011).

Einheitliche Standards

Seit einigen Jahren ist es möglich, die Wasserqualität in Freibädern mit biologischer Wasseraufbereitung (Schwimm- und Badeteiche) auf der Grundlage des Gütesiegels "Index für die Wasser-Qualität von Naturfreibädern" (IQN) einheitlich zu bewerten. Das Gütesiegel IQN wird seit 2011 von der Deutschen Gesellschaft für naturnahe Badegewässer (DGfnB; www.dgfnb.de) vergeben. Die DGfnB strebt das Gütesiegel IQN als Bestandteil der Qualitätssicherung in möglichst vielen Bädern an, um damit ein bundesweit einheitlich gutes Qualitätsniveau in den öffentlichen Schwimmteichen zu etablieren. Bisher wurden in Deutschland und in der Schweiz 69 IQN-Zertifikate (Gütesiegel) an 21 Naturfreibäder vergeben.

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Gütebestimmungen und Gütezeichen
Seit 2008 ausgestellter IQN-Zertifikate (Stand: Saison 2014, summierte Darstellung).
Gütebestimmungen und Gütezeichen
Wasserqualitätsparameter wie die Wassertemperatur, die Sauerstoffsättigung und der pH-Wert werden regelmäßig durch das Badpersonal erfasst.
Gütebestimmungen und Gütezeichen
Bewertung der Wasserqualität anhand des "Index für die Qualität von Naturfreibädern (IQN)". Zusammenstellung der Teil- und Gesamtindices für das Beckenwasser und das Reinwasser.

Erfassung und Bewertung der Qualitäts-Parameter

Um das Gütesiegel zu erhalten, muss zunächst eine eingehende Besichtigung der betreffenden Schwimm- und Badeteichanlage durch eine autorisierte Fachkraft vorgenommen werden. Dies dient dazu, den Anlagenbetrieb kennenzulernen, das zuständige Personal in die Probenahmetechnik einzuführen und Probenahmestellen und -zeitpunkte festzulegen. An der Besichtigung sollten auch das zuständige Gesundheitsamt sowie ein möglicherweise bereits eingeschaltetes Analytiklabor teilnehmen. Die Bäder erheben dann Informationen zum gewässerökologischen und hygienischen Zustand des Beckenwassers und des Reinwassers in vorgegebener Qualität und Quantität.. Der Umfang der Datenerhebung orientiert sich dabei an den Vorgaben der gültigen Regelwerke (UBA 2003, FLL 2011). Danach umfasst die regelmäßige Erhebung folgende Parameter:

  • physikalische Parameter: Wassertemperatur, Sauerstoffsättigung, Sichttiefe
  • chemische Parameter: pH-Wert, Säurekapazität, Gesamthärte, Gesamtphosphor, Nitrat, Ammonium
  • biologische Parameter: Gesamtbiovolumen Phytoplankton und Blaualgen, Zooplankton Filtrationsraten
  • hygienischer Parameter (Erfassung nach Vorgaben des Gesundheitsamtes): Escherichia coli, Enterokokken, Pseudomonas aeruginosa)

Die für die gesamte Saison erhobenen Daten werden zur Auswertung an die DGfnB weitergeleitet. Die Auswertung der Daten für den IQN basiert auf den in den gültigen Regelwerken (UBA 2003, FLL 2011) genannten Höchst- und Richtwerten für die hygienischen, physikalischen, chemischen und biologischen Parameter. Für diese Parameter werden Einzelindices ermittelt, die zu einem Gesamtindex verrechnet werden. Die Bewertung der erhobenen Daten findet anhand von 4 Gütestufen ("sehr gut", "gut", "mäßig", "schlecht") statt.

Das Gütesiegel wird von der DGfnB in Form eines Zertifikates vergeben. Interessenten können sich an die Geschäftsstelle der DGfnB wenden (info@dgfnb.de), wo sie detaillierte Informationen bekommen. Informationen erhalten Sie ebenfalls unter info@kls-gewaesserschutz.de.

Fazit

Das Gütesiegel "Index für die Wasser-Qualität von Naturfreibädern" (IQN) liefert ein Werkzeug, mit dem ein einheitlicher Standard bei der Erhebung und Bewertung der Wasserqualität etabliert wird. Die Grundlage bildet ein kontinuierliches Monitoring der hygienischen und ökologischen Bedingungen während des Betriebs, das eine standardisierte Erfassung der relevanten hygienischen, biologischen, chemischen und physikalischen Parameter beinhaltet. Das Gütesiegel ermöglicht dadurch einen saison- und bäderübergreifenden Vergleich der Wasserqualität und liefert dem Badegast und den verantwortlichen Behörden einen vertrauenswürdigen Nachweis für die Einhaltung der Badewasserqualität.

Dr. Stefanie Hirch, Dr. Jürgen Spieker, KLS-Gewässerschutz, Hamburg

Weitere Infos: KLS-Gewaesserschutz.de

Literatur

Spieker, J., S. Hirch, C. Schwarzer, U. Schwarzer, H. Frehse, S. Bruhns, (2012): Freibäder mit biologischer Wasseraufbereitung (Schwimm- und Badeteiche). In: Hupfer M., W. Calmano, H. Klapper, R.-D. Wilken (Hrsg.): Handbuch Angewandte Limnologie, 30. Ergänzungslieferung, Wiley-VCH

DANA - Datenbank Naturfreibäder (2011): Entwicklung eines Datenbanksystems zur Optimierung der Betriebssicherheit und Energieeffizienz in Naturfreibädern. Polyplan GMBH, Bremen; KLS-Gewässerschutz, Hamburg (Hrsg.): Abschlussbericht des DBU-Projektes AZ 25480-23.

UBA - Empfehlung des Umweltbundesamtes (2003): Hygienische Anforderungen an Kleinbadeteiche (künstliche Schwimm- und Badeteichanlagen). Hrsg: Bundesgesundheitsbl. 2003 (46:527-529)

FLL - Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (2011): Richtlinien für Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von Freibädern mit biologischer Wasseraufbereitung (Schwimm- und Badeteiche). - ISBN 978-3-940122-28-5.

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