Daten für die Erstellung und Unterhaltung von Grünanlagen überarbeitet

Neue Kennzahlen

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Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK)
Die Unterhaltungskosten für einen schönen Parkbaum betragen etwa 52 Euro pro Jahr. Der Einzelwert ist aber stark vom Alter und Standort des Baumes abhängig. Foto: Heribert Eschenbruch

Im Arbeitskreis Organisation und Betriebswirtschaft der GALK haben wir im Jahr 1997 in einer Arbeitsgruppe Kennzahlen für Grünflächenämter erarbeitet. Diese Werte von 1996 sind nun mit aktuellen Daten aus diversen Städten und Ergebnissen aus dem Ikonet überarbeitet worden.

Warum Kennzahlen?

Der finanzielle Druck in den Kommunen wirkt sich insbesondere auf die haushaltsfinanzierten öffentlichen Grünanlagen aus. Immer weiter muss gespart werden und es wird nach Aufgabenkritik, Benchmark und Optimierungen gefragt.

Die Budgets wurden eingefroren, obwohl die Kosten für Personal, Materialien und Maschinen sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt haben. Gibt es keine Kennzahlen und Leistungsdaten, wird pauschal gekürzt oder die Grünflächenämter in vermeintlich bessere Organisationsstrukturen überführt. Es ist aber auch unsere Verpflichtung, unsere Leistungen transparenter zu machen.

Die Verwendung von Kennzahlen erfordert eine genaue, differenzierte Betrachtung. Eine Kennzahl kann nur unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Situation und in Verbindung mit anderen Kennzahlen richtig interpretiert werden. Wichtig ist auch eine genaue Beschreibung für die Vergleichbarkeit. Nimmt man als Beispiel die Jahreskosten für die Unterhaltung von Gebrauchsrasen, so ist festzulegen, ob hier die Reinigung sowie die Laubbeseitigung eingerechnet werden sollen. Das Rasenmähen alleine beinhaltet nur ein Drittel der Gesamtkosten für eine Rasenfläche.

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Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK)
Die Gesamtjahreskosten einer Grünanlage hängen insbesondere von der quantitativen Zusammensetzung der Flächeninhalte ab. Pflegestufen werden im Allgemeinen aus dieser Zusammensetzung abgeleitet. Foto: Heribert Eschenbruch
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Tab. 1: Kennzahlen für Objektarten. Abb.: Heribert Eschenbruch

Hat man Kennzahlen für seine Grünflächenunterhaltung, so könnten damit die notwendigen Budgets für Personal, Maschinen, Sachmittel oder Vergaben berechnet werden. Die Kennzahlen müssten aber durch eine eigene Kosten- und Leistungsrechnung laufend fortgeschrieben werden.

Durch den Vergleich der Kennzahlen des Regiebetriebes mit Vergabewerten, lässt sich auch eine reale Entscheidung zum "make or buy" treffen.

Auch die Kenntnis über die Steuerungskosten und die Aufwände für die Eigentümerfunktion der Grünflächenunterhaltung ist ein wichtiger Baustein zur Gesamtkostenkalkulation und muss von den Pflegekosten abgegrenzt werden. Diese sogenannten Transaktionskosten werden häufig in die Pflegekosten eingerechnet und verfälschen so den Regie-Vergabevergleich.

Bei einem Regiebetrieb betragen Steuerungskosten etwa zehn Prozent der Gesamtkosten. Werden Pflegeleistungen vergeben, so ist mit 16 bis 18 Prozent der Kosten für Ingenieurleistungen zu rechnen. Die Kosten für die Leitungskräfte wie Meister, Ingenieure, Amtsleitung sind zu 50 Prozent der Eigentümerfunktion, wie Gespräche mit den Bürgern und nicht den Pflegekosten zuzuordnen.

Was beinhalten die dargestellten Kennzahlen?

Alle angegebenen Kennzahlen sind Mittelwerte, die deutliche Abweichungen bei den Einzelobjekten auf Grund der verschiedenen örtlichen Bedingungen zulassen. Sie beziehen sich auf eine fachlich korrekte Erstellung und Unterhaltung von Grünanlagen. Sie berücksichtigen keine besondere Ausstattung, Pflege oder örtliche Begebenheit. Sie sind aber nicht auf die Minimalpflege zur Sicherung der Verkehrssicherungspflicht bezogen, sondern entsprechen dem Aufwand für eine wert-erhaltende Grünflächenpflege.

Die Kennzahlen beziehen sich auf alle Leistungen, die für den Erhalt von Grünanlagen notwendig sind, zum Beispiel auch auf die Reparatur von Wegedecken, Baumfällungen, Gehölznachpflanzungen, Rasenkanten stechen und Reinigung. Sie berücksichtigen auch die Wege- und andere Ausfallzeiten. Die Sanierung von Grünanlagen oder Abschreibungskosten auf die Erstellung sind nicht eingerechnet.

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Das Jahresbudget für eine Bank ist sehr von der Nutzung, insbesondere von Verschmutzung abhängig. Foto: Heribert Eschenbruch
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Kennzahlen für Grünanlagen setzen sich aus verschiedensten Werten zusammen und müssen immer im Zusammenhang der Örtlichkeit betrachtet werden. Foto: Heribert Eschenbruch
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Tab. 2: Kennzahlen für Flächeninhalte. Abb.: Heribert Eschenbruch

Auch im Jahr 2012 mussten wir leider feststellen, dass in vielen Grünflächenämtern doch noch sehr wenige Daten vorliegen. Zum Teil scheint das Interesse an Zahlen immer noch gering zu sein. Viele Kommunen sind aber wegen der Erstellungskosten der digitalen Karten immer noch nicht in der Lage, ein Grünflächeninformationssystem, GRIS, aufzubauen.

Bei Kennzahlen für die Grünflächenunterhaltung ist es grundsätzlich sinnvoll, mit Zeitwerten zu arbeiten. Da bei einer Vollkostenbetrachtung mit Maschinen und Materialien von einem Produktivstundensatz von rund 60 Euro auszugehen ist, kann der Minutenwert gleich dem Eurowert gesetzt werden. In den Kommunen gibt es aber stark abweichende Berechnungen für Stundensätze, die durch unterschiedliche Betrachtungen der Umlagen und der Anzahl der sogenannten produktiven Stunden entstehen.

Kennzahlen für Objektarten

Wir haben die wesentlichen neun Objekt-arten gemäß GALK-Grünflächendatei ausgewählt und Kennzahlen für die Herstellungs- und Unterhaltungsaufwendungen gebildet.

Diese Kennzahlen wurden von vielen Kolleginnen und Kollegen dringend gewünscht, obwohl sich insbesondere für die Herstellung nur Preisbereiche darstellen lassen. Hier schlägt die Art der Ausführung, etwa ob ein Weg in wassergebundener Decke oder Kleinpflaster ausgeführt wird, mit Abweichungen bis zu 1000 Prozent zu Buche. Bei der Unterhaltung spielt die Art der Ausführung dann weniger eine Rolle. Wir halten es für erforderlich, diese Zahlen über die Flächeninhalte zu differenzieren, da beispielsweise bei einer Grünfläche die Anteile von Wegen, Rasen und Gehölzen den Aufwand stark beeinflussen. Bei der Objektart ist immer die Gesamtfläche ohne Gebäude zu verstehen.

Kennzahlen für Flächeninhalte

Die Einzelkostenbetrachtung der Flächeninhalte ergeben zusammengefasst ein sehr gutes Abbild der Aufwendungen für eine Grünanlage. Zusätzlich muss aber das einzelne Objekt betrachtet und bewertet werden. So kostet ein großflächiger Rasen in einer Parkanlage 0,40 Euro pro Quadratmeter, der Rasen auf einem Friedhof zwischen den Gräberfeldern mit Grasaufnahme und Kantenstechen acht Euro pro Quadratmeter.

Erläuterungen zu den Kennzahlen der Flächeninhalte

Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK)
Tab. 3: Folgekosten – Grünflächenunterhaltung, Stand 2012. Abb.: Heribert Eschenbruch

Gebrauchsrasen

Vielzweckrasen, etwa zwölf bis 15 Mähgänge, für alle Standorte wie Grünanlagen, Parkanlagen, Liegewiesen, Bolzplätze, Spielplätze, Verkehrsgrün, Zierrasen, aber ohne Reinigung und Laubentfernung. Die Struktur des Gebrauchsrasens hat großen Einfluss auf den Mähaufwand. Der Großflächenmäher schafft etwa 50 Quadratmeter pro Minute. Ist die Fläche etwa durch Einbauten klein strukturiert, und muss deshalb der Kleinmäher zum Einsatz kommen, so beträgt die Leistung nur ein Quadratmeter pro Minute. Der Aufwand für Landschaftsrasen und Wiesen ist im Mittel ähnlich dem des Gebrauchsrasen, falls das Langgras entsorgt werden muss.

Die Reinigung und Laubbeseitigung sollte extra dargestellt werden, da diese Aufwendungen die Gesamtkosten für die Fläche Gebrauchsrasen verdoppeln bis verdreifachen können.

Sportrasen

Der wesentliche Aufwand bei Sportrasen liegt bei den Tätigkeiten Regenerieren, Düngen, Unterhaltung der Be- und Entwässerung. Die Rasenmahd, etwa 30 bis 40 Mal pro Jahr, erfordert lediglich 0,5 Minuten pro Jahr.

Sporttenne

Bei wassergebundenen Belägen für Sportbereiche auf Laufbahnen, Fußball- und andere Ballspielplätze erfolgt der Aufbau nach DIN 18035.

Straßenbäume und Einzelbäume

Dieses ist ein Mittelwert, gebildet aus allen Altersstufen. Durch die örtliche Begebenheit sowie das Alter und die Art der Bäume kann der Einzelfall sehr stark abweichen. Die Herstellungskosten sind ohne besondere Tiefbaumaßnahmen, Leitungsschutz oder Überfahrschutz zu verstehen.

Sträucher, Bodendecker und Baumbestand

Gemäß GALK-Datei sind hier alle gehölzartigen Bepflanzungen von Bodendeckern bis zu waldartigen Beständen zu verstehen. Diese Flächeninhalte sind der größte Einzelkostenfaktor bei den Grünflächenämtern und beträgt 40 bis 50 Prozent der Gesamtunterhaltungsaufwendungen. Abweichungen entstehen insbesondere durch den Abstand der Pflegeintervalle, ob bei Bodendeckern Wildkraut beseitigt wird, die Sträucher an Wegen stehen und vielen anderen Faktoren.

Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK)
Tab. 4: Aufwand für eine Mustergrünanlage. Abb.: Heribert Eschenbruch
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Tab. 5: Zusammensetzung eines Gärtnerstundenlohns unter Vollkostenbetrachtung einer Grünflächenverwaltung. Abb.: Heribert Eschenbruch

Wechselbepflanzung

Hier ist ein zweimaliger Wechselflor zu verstehen.

Rosen und Stauden

Edel-, Polyantha-, und Floribundarosen und diverse Staudenpflanzungen als Flächen- und Gruppenpflanzung.

Wege und Plätze

Alle befestigten Flächen wie Platten, Pflaster, bituminöse und wassergebundene Beläge, ohne Reinigung und Laubentfernung.

Reinigung und Laubentfernung

Die Reinigung ist inklusive der Leerung der Papierkörbe und Entsorgung des Mülls zu verstehen. Bei der Laubentfernung haben wir zwei bis drei Arbeitsgänge angenommen.

Folgekostentabelle für dieGrünflächenunterhaltung

Die Kennzahlen der Tab. 3 stellen jeweils einen Mittelwert inklusive aller Arbeiten, wie Reinigung und Laubentfernung, dar. Angepasst für eine Kommune könnte so eine Tabelle zum Beispiel zur Folgekostenberechnung bei Planungen dienen.

Kennzahlenverwendung zur Personalbedarfs- und Unterhaltungskostenberechnung:

Aus den zusammengefassten Zeitwerten aller Grünanlagen kann sehr einfach eine Personalbedarfsberechnung erfolgen. Dies ist im Folgenden für eine Mustergrünanlage vereinfacht dargestellt, siehe Tab. 4.

Bei einem angenommenen Stundensatz von 60 Euro inklusive Maschinen, Geräte und Materialien lässt sich der Zeitwert vereinfacht mit dem Eurowert pro Quadratmeter gleichsetzen. Bei genauer Kalkulation sind natürlich die einzelnen Aufwände für Maschinen, Material und Entsorgung zu berücksichtigen. Die oben dargestellte Mustergrünanlage würde pro Quadratmeter 1,89 Euro kosten, das ergibt Gesamtkosten in Höhe von 312 500 Euro.

Stundenlöhne und Berechnungssätze

In etwa setzen sich die Gesamtkosten einer Grünflächenunterhaltung und -steuerung wie folgt zusammen. Zur Vereinfachung der Gesamtkostenberechnung wurden alle Kosten auf die vor Ort eingesetzten Arbeitskräfte umgerechnet, ohne Differenzierung der Tarifgruppen.

Wesentlichen Einfluss auf die Höhe des Verrechnungssatzes hat die Anzahl der produktiven Stunden. Die Erhöhung des Anteiles der produktiven Stunden auf der Baustelle stellt sicherlich das größte Potential für die Erhöhung der Qualität oder eben auch Einsparung dar. Lange Wege zu zentralen Unterkünften und zu Pausenzeiten verbrauchen schnell 30 Prozent der bezahlten Arbeitszeit. Letztendlich können nur die Stunden die vor Ort geleistet, kalkuliert oder berechnet werden. In den Kommunen wird jedoch häufig mit dem Anwesenheitswert gemäß KGSt mit 1500 Stunden pro Jahr pro Arbeitskraft gerechnet. Dann müssten die Zeitwerte in den Tabellen entsprechend verändert werden.

Anteil für Maschinen und Geräte am Stundenlohn

Das oben genannte Beispiel zeigt, dass der Aufwand für Maschinen und Geräte etwa 15 Prozent des Gesamtaufwandes ausmacht. Von daher lohnt es sich im Allgemeinen nicht, die Stunden der Maschinen extra zu erfassen. Bei der Kostenrechnung wird hier häufig ein größerer Aufwand betrieben, als bei der Tätigkeitserfassung.

Beispiel: Die oben genannte Grünanlage kostet312 500 min x 1,00 Euro = 312 500 Euro.

Der Maschinenanteil beträgt312 500 Euro x 15 Prozent = 46 875 Euro.

Es lohnt sich immer, die Mitarbeiter optimal mit Maschinen und anderen Arbeitsmaterialien auszustatten. Der empfohlene Maschinenwert unseres Arbeitskreises beträgt pro Mitarbeiter etwa 40.000 Euro.

Umgang mit Kennzahlen

Auch wenn das von den Kämmerern gerne gewünscht wird: Einfache Mindestwerte für die Unterhaltung von Grünanlagen, ohne Betrachtung der örtlichen Situation und der Ausstattung, gibt es nicht. Ich denke aber, dass eine differenzierte Berechnung die Position der Grünflächenämter im Verteilungskampf um die Haushaltsmittel stärken kann.

Autor

Leiter des Grün- und Umweltbetriebes in Bremen

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