Gartenreich Dessau-Wörlitz

"Nickfigur" im Chinesischen Haus in Oranienbaum rekonstruiert

Gartendenkmäler
Für die Rekonstruktion der „Nickfigur“ wurde eine gleich aussehende Figur aus dem Rijksmuseum in Amsterdam vermessen. Ein Bildhauer fertigte mit Hilfe der Daten eine Nachbildung an. Foto: Kulturstiftung Dessau-Wörlitz/Heinz Fräßdorf

Im Chinesischen Haus in Oranienbaum wurde als vorerst letzte Restaurationsmaßnahme eine 1,40 Meter hohe Statuette einer sogenannten nickenden Chinesin wiederhergestellt. Derartige Nickfiguren wurden in China in großer Zahl für den Export nach Europa hergestellt. Die Körper und die Köpfe wurden aus Ton gefertigt, der in Formen gedrückt, aber nicht gebrannt wurde. Nach dem Trocknen wurden sie individuell bemalt und die Köpfe beweglich eingebaut, dass sie leicht zum Nicken gebracht werden konnten.

Rekonstruktion anhand einer Figur im Rijksmuseum

Ursprünglich befanden sich in den südlichen Raumecken des Mittelraums auf hölzernen Podesten lebensecht bemalte keramische Statuen eines alten chinesischen Mannes und einer alten Frau. Einziger Anhaltspunkt für die Rekonstruktion der Nickfiguren in Oranienbaum waren historische Fotos aus dem Chinesischen Haus, mit deren Hilfe nach vergleichbaren Beispielen gesucht worden war. Im Rijksmuseum in Amsterdam wurde schließlich eine gleich aussehende Statue der älteren Frau ausfindig gemacht, die fototechnisch erfasst wurde, so dass ein Bildhauer eine Nachbildung anfertigen konnte. Ausgeführt wurden die Arbeiten 2016 und 2017.

China-Begeisterung geht auf Johann Georg II. zurück

Ab 2009 erhielt das Chinesische Haus bereits seine historische äußere Gestalt und Farbigkeit zurück. Durch umfängliche Maßnahmen am Stuckfußboden, der Rekonstruktion beziehungsweise Nachbildung der Tapeten und Lampions sowie der Restaurierung des noch vorhandenen Mobiliars wurde auch der ursprünglich beabsichtige Raumeindruck im Inneren wieder lebendig. Zuvor war die fünfgeschossige Pagode, im Volksmund "Glockenturm" genannt, bereits Anfang der 1990er-Jahre restauriert worden.

Die China-Begeisterung geht schon auf die Urgroßeltern des Fürsten Franz, Johann Georg II. (1627-1693) und Henriette Catharina (1637-1708) zurück und speiste sich sowohl aus Interesse am Exotischen als auch aus der Vorstellung an der vermeintlich heilen Welt der Chinesen. Diese Tradition setzte Fürst Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) fort. Er stattete 1767 zwei Räume neben dem Festsaal im Oranienbaumer Schloss mit Leinwandtapeten aus, die chinesischen Tapeten nachempfunden waren. Mit zwei Räumen 1773 im Wörlitzer Schloss und ab 1795 mit der Anlage des englisch-chinesischen Gartens mit Teehaus und Pagode verlieh Fürst Franz seiner China-Begeisterung im Oranienbaumer Garten ein weiteres Mal Ausdruck.

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