Ökologisches Pflegemanagement von Staudenpflanzungen

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Sommerliche Abendstimmung mit bunten Staudenpflanzungen entlang der Hauptstraße. Fotos: Soweit nichts anderes angegeben, Karl Hillebrand

Kiesbeete mit bunten Staudenpflanzungen werden seit einigen Jahren in der Fachwelt der Pflanzenverwendung immer populärer. Solche naturalistischen Gestaltungen verbinden im Idealfall hohe Attraktivität mit vergleichsweise geringem Pflegeaufwand durch das Einbeziehen ökologischer Zusammenhänge in Planung, Umsetzung und Pflege. Im ländlichen Gemeindegrün Österreichs waren gelungene Gestaltungen mit Stauden bisher aber nur sehr selten zu finden. Es fehlte oftmals an praxisorientierten Vorbildprojekten, die unter den lokalen Rahmenbedingungen erprobte Erfahrungswerte für Gestaltung und Pflege von Staudenpflanzungen lieferten.

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Kiesbeete mit ersten bunten Frühlingsblumen begleiten den Schulweg der Kinder.
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Gestaltende Pflege lenkt die natürliche Dynamik - Walter Scheumbauer vom Gemeinde-Team bei der Arbeit.

Im Jahr 2010 wurde daher im Zuge der Vorbereitungen auf die Landesausstellung 2011 eine Kooperation mit der Marktgemeinde Petronell-Carnuntum zum Thema "Pannonisches Gemeindegrün" initiiert. Die Abteilung für Gartenbau der Universität für Bodenkultur Wien wurde in die Erstellung eines Konzepts für die Neugestaltung des Gemeindegrüns eingebunden. Nach der baulichen Umgestaltung des Straßenraumes wurden darauf aufbauend unter anderem straßenbegleitende Kiesbeete mit regionaltypischen Staudenpflanzungen angelegt, immer wieder erweitert und durch gestaltende Pflege weiterentwickelt.

Dabei bot sich die Anwendung und Erprobung innovativer Ansätze der extensiven Pflanzenverwendung an, die mit laufender qualitativer Begleitforschung umgesetzt wurden. Die konzeptuellen Grundlagen dazu wurden im Rahmen der Masterarbeit von Dipl.-Ing. Doris Seebacher unter der Betreuung von Dr. Sabine Plenk und Prof. Karoline Jezik erarbeitet. Die praktische Umsetzung wurde ab Herbst 2010 gemeinsam mit dem Pflanzenexperten DDipl.-Ing. Karl Hillebrand betreut, der in weiterer Folge auch die fachliche Begleitung und Weiterentwicklung des Projektes vor Ort übernahm.

"Carnuntum" und "Pannonikum" - Steppenflora auf römischen Ruinen

Man mag sich nun vielleicht die Frage stellen, wo Petronell-Carnuntum zu finden ist und was es mit der Bezeichnung "pannonisch" auf sich hat. Petronell-Carnuntum ist ein Dorf mit etwa 1200 Einwohnern im Osten Niederösterreichs zwischen Wien und Bratislava. Es liegt am Rande des Nationalparks Donauauen, unweit der Hainburger Berge, den letzten Ausläufern der Kleinen Karpaten, mit ihren bedeutenden Steppenschutzgebieten. Der fremd anmutende Name bezieht sich auf die reiche römische Vergangenheit der Region, die auch heute noch durch zahlreiche Baudenkmäler präsent ist, denn Carnuntum war einst die Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien. Davon leiten sich auch die Bezeichnungen "pannonisch" und "Pannonikum" ab. Sie bezeichnen die Landschaften des Wiener- und Karpatenbeckens, sowie der randlichen Hügelländer mit ihrem trockenwarmen, sonnigen und windreichen Klima. Das Pannonikum ist aufgrund seiner Lage im Südosten Mitteleuropas durch eine besonders reichhaltige Fauna und Flora charakterisiert. Zahlreiche Elemente aus den Steppengebieten des Ostens treffen hier auf submediterrane, mitteleuropäische, sowie dealpine und karpatische Arten. Die Gegend rund um die Hainburger Berge wird durch die direkte Nachbarschaft von Wasser- und Trockenlebensräumen überhaupt zu einem Hotspot der Biodiversität.

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"Tag des innovativen Gemeindegrüns" – Karl Hillebrand mit Studenten und Pflanzenfreunden am Steppen-Naturstandort Hundsheimer Berg. Foto: Joachim Kugler
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Pannonische Wiesensteppen am Straßenrand sind eine Inspirationsquelle für die Gestaltung der Staudenpflanzungen.
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Willkommensgrüße mit Wildem Wein, Schwertlilien und Schafgarben beim Archäologischen Park, am Ortseingang von Petronell-Carnuntum.

Projektziele

So war es naheliegend, diese einzigartigen natürlichen Voraussetzungen im Rahmen des Projektes "Pannonisches Gemeindegrün Petronell-Carnuntum" aufzugreifen, um sie der Öffentlichkeit näher zu bringen. Ein zentraler Aspekt dabei war die Förderung eines bewussten, gestalterischen Umgangs mit der regionaltypischen Natur- und Kulturlandschaft im Siedlungsraum. Die umgebende naturnahe Steppenvegetation mit ihrer besonderen Ästhetik und dem großen Artenreichtum an Pflanzen und Kleintieren diente als Inspiration für nachhaltige, ressourcenschonende Gestaltung und Pflege von Staudenpflanzungen im Gemeindegrün. Durch die Verwendung von Pflanzen, die in der pannonischen Steppenflora oder traditionell in den pannonischen Gärten verbreitet sind, wurde auf die einzigartige Identität der Region Bezug genommen.

Durch die Initialzündung im Rahmen der Landesausstellung 2011 in Carnuntum, sowie der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit mehreren Multiplikatoren wie etwa der Universität für Bodenkultur Wien, der Donau-Universität Krems und verschiedenen Medien konnte eine überregionale Vorbildfunktion erreicht werden. Wesentlich für das Projekt war auch die Erforschung, Optimierung und Weiterverbreitung der dabei erprobten Methoden der Pflanzenverwendung. In diesem Fall lag der Schwerpunkt nicht nur auf der Gestaltung, sondern vor allem auf der ökologischen Pflege und der langfristigen Entwicklung von Kiesbeeten mit regionalen Staudenpflanzungen unter den speziellen Rahmenbedingungen des öffentlichen Grüns im pannonischen Raum.

Über die Anlage der Kiesbeete

Bevor man sich aber den Herausforderungen der Pflege zuwenden konnte, ging es zuerst darum, bei der Umsetzung einen guten Grundstein für ein erfolgreiches Gedeihen der Pflanzen zu legen. Im Herbst 2010 wurde daher zunächst in den durch die bauliche Umgestaltung des Straßenraumes bereits vorgegeben kleinen Grünflächen zwischen Straße und Gehsteig das Substrat ausgetauscht. In einigen Flächen waren nämlich bereits Wurzelunkräuter zu sehen. Es wurde eine Drainageschicht aus Kies eingebracht und mit durchlässigem Substrat aufgefüllt. Die Bestellung der Stauden und Zwiebeln erfolgte auf Basis eigens zusammengestellter Artenmischungen und anhand von Hochrechnungen über durchschnittliche Bedarfszahlen pro Quadratmeter. An den beiden Pflanzterminen im Oktober wurden die angelieferten Pflanzen unter Berücksichtigung ihrer Geselligkeit, aber ohne spezifischen Pflanzplan ausgelegt und gepflanzt. Die tatsächlichen Pflanzenbilder entstanden dabei nicht völlig zufällig, sondern durch gezielte gestalterische Improvisation vor Ort. Eine sehr effektive aber anspruchsvolle Methode, die nur funktioniert, wenn auch die Umsetzung von Experten durchgehend begleitet wird. Zum Schluss wurde der mineralische Mulch aus gewaschenem Rundkies mit Schaufeln aufgebracht und die Pflanzen eingegossen. Erweiterungen der Flächen erfolgten ab Herbst 2013, wobei die Vorgangsweise basierend auf bisherigen Erfahrungen leicht modifiziert wurde.

Erfahrungen mit ökologischem Pflegemanagement

So weit so gut, 2010 ist nun schon einige Jahre her und die Stauden hatten viel Zeit zu wachsen, aber es wäre auch genug Zeit und Potenzial für unerwünschte Entwicklungen aller Art vorhanden gewesen. Schon bei Konzeption und Umsetzung war nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick aussehen mag. Die Kunst des Gelingens liegt hier in vielen Details verborgen. Spätestens dann, wenn auch noch die Themen Pflege und Entwicklung der Staudenpflanzungen über längere Zeiträume dazukommen, wird die Angelegenheit komplex und selbst für Profis herausfordernd. Steht auch in den Jahren nach der Umsetzung kein Pflanzenexperte mit Rat und Tat zur Seite, sind viele Gemeinden bald mit ihren neuen Stauden überfordert. Die erste Euphorie weicht einem unsicheren Erwachen.

Die unterschätzte Königsdisziplin

Jeder Fehler, der bei Konzeption und Umsetzung gemacht wird, erschwert die weiteren Entwicklungsschritte. Umgekehrt gibt es aber keine Garantie, dass alles reibungslos verläuft, wenn man zu Beginn alles richtig macht. "Panta rhei - Alles fließt" würde dazu gut passen. Oder übersetzt vom Philosophischen in die Sprache der Pflanzenverwendung: "Die Pflege ist das halbe Design", wie es ein Kollege einmal so treffend ausgedrückt hat. Wie kann es bei einer dynamischen Wildstaudenpflanzung auch anders sein, wenn ihr im Rahmen eines naturalistischen Paradigmas Raum für eine individuelle Entwicklung bleiben soll?

Mit der Umsetzung ist nur der erste Schritt getan, denn Entwicklung heißt auch ganz bewusstes, kontinuierliches Weitergestalten! Die natürliche Sukzession wird ohne lenkende Eingriffe nämlich sicher nicht im Stadium einer blühenden Staudenwiese zum Stillstand kommen. Zwischenzeitlich erinnern solche fehlinterpretierten Staudenpflanzungen dann eher an die in Österreich allseits als "G'stettn" bekannten, siedlungsnahen Ruderalflächen. Irgendwann verschwinden Sie gänzlich aus dem Gemeindegrün und zurück bleiben maximal einige schöne Fotos aus der Anfangszeit.

Damit genau das nicht passiert, wurde in Petronell-Carnuntum von Konzeption über Umsetzung bis hin zur Pflege auf eine laufende Expertenbetreuung gesetzt, um auch auf unerwartete Entwicklungen professionell reagieren zu können. Die Konzeption der Bepflanzung mit standortgerechten, trockenheits- und salzverträglichen Stauden minimiert den Pflegeaufwand schon im Vorhinein. Viele ökologische Prozesse regulieren sich durch das Zulassen einer gewissen natürlichen Dynamik innerhalb eines dafür konzipierten Systems auch ohne umfangreiche Eingriffe. Es sind etwa bis heute keine Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig. Nährstoffmangelerscheinungen in manchen Flächen müssen erst seit kurzem durch Düngung mit biologischen Präparaten ausgeglichen werden. Aufgrund der schmalen Flächen in exponierter, straßenbegleitender Lage werden immer wieder einige durch Verkehrsschäden ausgefallene Pflanzen ersetzt. Eine Bewässerung ist nach dem Anwachsen der Stauden im Grunde nicht mehr unbedingt notwendig. Sie wird aber von der Gemeinde durchgeführt, weil das Remontieren der Stauden auch in den häufig sehr langen sommerlichen Trockenperioden gefördert werden soll. Besonders wichtig ist jedoch ein qualifiziertes und zeitnahes pflegerisches Eingreifen beispielsweise durch selektives Jäten, wenn sich unerwünschte Spontanvegetation zu stark ausbreitet.

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Neugestaltung der Hauptstraße bei der Anna-Kapelle mit Steppenhafer, Salbei und Junkerlilien.
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Gleich daneben kündigen Diptam, Gold-Wolfsmilch und Lein den pannonischen Frühsommer an.

Unkraut oder Beikraut?

In Petronell-Carnuntum wurde daher in punkto Unkrautmanagement viel Informationsarbeit geleistet. Leider wurde zu Beginn trotz des angeordneten Bodenaustausches nicht völlig unkrautfreies Substrat eingebracht und somit waren bereits einige Problemarten vorhanden. Gerade in der Anwuchsphase waren daher laufende Kontrollgänge im Hinblick auf das Gedeihen der Stauden und das Auftreten von Unkräutern entscheidend für den Erfolg der Pflanzungen. Gemeindearbeiter und Anrainer wurden gleich von Anfang an über die verwendeten Pflanzen, aber auch über ihre spontanen Begleiter informiert. Denn nicht jedes Beikraut muss sofort als Unkraut gejätet werden, aber grundsätzlich ist Vorsicht geboten.

Im Rahmen von "Jäte-Tagen" wurde zusammen mit den Gemeindearbeitern die Unkrautentfernung nach dem Prinzip des selektiven Jätens erprobt. Dieses Vorgehen hat sich bis auf wenige Ausnahmen, die nicht als Unkraut erkannt wurden (Ampfer und Ragweed) sehr gut bewährt. Umgekehrt gab es kaum Verwechslungen, nur die Edeldisteln wurden versehentlich komplett gejätet, während die Kugeldistel als zweite "erwünschte Distel" zum Glück verschont blieb. Auf folgende vorhandene Problemarten wurde vor Ort besonders hingewiesen: Ackerkratzdistel, Quecke, Landreitgras und Ackerwinde. Bei diesen Arten wurde ein sorgfältiges Nachgraben und Herausziehen bei feuchtem Boden nach ausgiebigem Regen empfohlen. Samenunkräuter wie Melde, Gänsefuß und Fuchsschwanz waren auch zugegen, wie es gerade bei der offenbar angelieferten Ackererde im ersten Jahr zu erwarten war. Ohne Störungseinflüsse gingen diese Arten aber in den Folgejahren wieder stark zurück. Auf schwer entfernbare mehrjährige Arten wie die Waldrebe oder die Sämlinge verschiedener Baumarten muss auch weiterhin besonderes geachtet werden. Wenn bereits sehr groß gewordene Unkräuter gejätet werden, kann das Nachfüllen von Substrat oder Kies notwendig sein.

Schöne und "unproblematische" Spontanvegetation wie Klatschmohn, Hundskamille und Ackerrittersporn wurde hingegen in den Petroneller Staudenpflanzungen belassen und in die Gestaltung mit einbezogen. Sofern sie nicht überhand nehmen und wichtige dauerhafte Arten verdrängen, entstehen dadurch wunderbare Aspekte, die die Pflanzungen bereichern. Ähnliches gilt für die Selbstaussaat eingebrachter, kurzlebiger Streupflanzen wie Lein oder Witwenblume, soweit die Sämlinge nicht als Unkraut verkannt werden. Generell muss bedacht werden: Je kleiner und schmaler die Fläche und je weniger gärtnerische Betreuung möglich ist, umso weniger Dynamik sollte eingeplant und zugelassen werden, damit langlebige und von Beginn an konkurrenzstarke Arten ein möglichst dauerhaft attraktives Bild formen können.

Entwicklung umfasst Pflanzen und Menschen

Mittlerweile haben sich die Staudenpflanzungen sehr gut entwickelt, weil auf die bestehenden Herausforderungen vorbildlich gut reagiert wurde. Es hat sich also wirklich bezahlt gemacht, die Gemeindearbeiter im Umgang mit den Pflanzen langfristig zu begleiten und sie immer wieder vor Ort fachlich zu beraten. So haben sie über die Jahre ein Gefühl für angemessene Pflegemaßnahmen entwickelt und brauchen nun weniger externe Unterstützung als ganz am Anfang.

Man sollte sich aber von vornherein darüber im Klaren sein, dass in den meisten Gemeinden die Pflegekräfte nicht zu Pflanzenexperten heranwachsen, die überhaupt keinen externen Input mehr benötigen. Das ist auch nicht das Ziel, denn zu vielfältig und zeitaufwändig sind die zusätzlichen Aufgaben, die Gemeindearbeiter gerade in kleineren Kommunen zu erledigen haben. Für sie ist es wichtig, die Grundfertigkeiten für die laufende Pflege zu beherrschen und gleichzeitig zu wissen, dass sie einen externen Profi zur Verfügung haben, wann immer sie Hilfe brauchen. Oftmals haben Gemeindearbeiter als richtige berufliche "Allrounder" ja auch keine gärtnerische Ausbildung. Oder sie sind es mit ihrer vielleicht schon länger zurück liegenden Gärtnerausbildung nicht gewohnt, auf einmal mit innovativen Gestaltungs- und Pflegekonzepten zu arbeiten, wie sie bei naturalistischen Staudenpflanzungen angewendet werden.

Weil man also meistens gärtnerisches Neuland betritt, ist es besonders wichtig, einen offenen und interessierten Gemeindearbeiter mit der Pflege der Stauden zu betrauen. Diese Person wird dann zum konkreten Ansprechpartner für alle Belange rund um die Staudenpflanzungen. Ihm oder ihr muss natürlich auch klar sein, dass mit der neuen Aufgabe ein Lernprozess und Verantwortung verbunden sind. Es bedarf zudem klarer interner Vereinbarungen, damit der Betreffende für die Arbeit im Gemeindegrün vom Vorgesetzten mit notwendigen Weisungsbefugnissen gegenüber Kollegen ausgestattet wird.

Sollte es einmal zu Problemen kommen, kann man als externer Berater direkt mit der verantwortlichen Person sprechen und die Angelegenheit wird im besten Fall schnell gelöst. Nur pauschal etwa gegenüber dem Bürgermeister über die "unmöglichen Zustände" zu schimpfen, ist kontraproduktiv. Wenn sich keiner zuständig fühlt, bleibt bei allen nur das schlechte Gefühl zurück, dass wieder einmal irgendetwas nicht passt. In diesem Sinne muss auch sensibel mit Rückmeldungen vonseiten der Bürger umgegangen werden. Wenn diese positiv sind, sollte man das Lob auf jeden Fall weitergeben! Sind manche Kommentare negativ, muss geprüft werden, ob sie auch gerechtfertigt sind. Manchmal brauchen Gemeindearbeiter nämlich weniger den erhobenen Zeigefinger, als vielmehr fachliche Rückendeckung gegenüber ewigen Nörglern, die sie unnötig verunsichern.

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Kugeldisteln, Schafgarben und Kugel-Lauch in den strahlenden Farben des Hochsommers.
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Raureif-Impressionen zum Winterbeginn – Die Staudenpflanzungen haben zu jeder Jahreszeit ihren Reiz.

Öffentlichkeitsarbeit für eine gute Nachbarschaft

In diesem Sinne sind Bürgerinformation und Öffentlichkeitsarbeit zwei wichtige Zauberworte für eine erfolgreiche Etablierung von Staudenpflanzungen im Gemeindegrün. Schließlich gilt es, eine langfristig gute Nachbarschaft von Pflanzen und Menschen im öffentlichen Raum zu fördern!

Einmal im Jahr wird zum Beispiel über lokale Medien zum "Tag des innovativen Gemeindegrüns" nach Petronell-Carnuntum eingeladen, der im Rahmen einer öffentlichen Lehrveranstaltung der Universität stattfindet. Dabei lernen Studierende zusammen mit einem bunten Publikum interessierter Leute aus der Region viel Wissenswertes über standortgerechte, regionaltypische Pflanzenverwendung am Beispiel der Staudenpflanzungen im Gemeindegrün. Zusätzlich werden Erfahrungen aus dem Projekt im Rahmen von weiteren Vorlesungen, Seminaren, Tagungen und Artikeln regelmäßig unterschiedlichen Zielgruppen vorgestellt.

Das Projekt "Pannonisches Gemeindegrün Petronell-Carnuntum" ist auch in das kulturelle und soziale Leben der Region vielfältig eingebunden. Die Künstlerin Mathilde Hörler bringt etwa mit Ausstellungen ihrer außergewöhnlichen Kunst-Chromatogramme das Innenleben der pannonischen Pflanzen vielen Menschen näher. Sie begeistert mit ihren Kunstprojekten auch Kinder für alte Kulturpflanzen wie etwa den Lein. Viele Schulkinder entdecken zudem bei Exkursionen zum Nationalparkhaus oder zum Archäologischen Park die Pflanzen- und Tierwelt in den bunten Staudenbeeten quasi im Vorbeigehen. Sowohl Dorfbewohner als auch Touristen fragen immer wieder am Gemeindeamt nach Namen von Pflanzen aus den Kiesbeeten, die sie auch selbst gerne im Garten hätten. Kurzum: Die regionalen Staudenpflanzungen sind in Petronell-Carnuntum mittlerweile fest verwurzelt und aus dem Ortsbild kaum mehr wegzudenken.

Resümee

Das Management dynamischer Staudenpflanzungen im öffentlichen Raum erfordert auch eine ganzheitliche, dynamische Herangehensweise. Das klingt einfach und wird in der Praxis doch vielfach missachtet. Oft sind es einfach konventionelle, starre berufliche Strukturen die dabei im Wege stehen. Konzeption, Detailplanung, Ausführung und Pflege sind vielleicht an unterschiedliche Personen vergeben, eine Koordination der Partner im Budget nicht vorgesehen. Gestalten mit Pflanzen ist aber ein komplexer, dynamischer Entwicklungsprozess, wo eine völlige Trennung dieser Teilbereiche nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein wird. Schließlich gilt es ja nicht nur ökologische und künstlerische Aspekte zu beachten, denn ökonomische, technische und rechtliche Rahmenbedingungen müssen genauso berücksichtigt werden, wie gesundheitliche und soziale Faktoren, die jeweils ineinander greifen. Finden all diese Punkte Beachtung, können sich aus einer bloßen Begrünungsmaßnahme mit schönen Blumen weitreichende Synergien ergeben, die zu einem großen Mehrwert für den Ort beitragen. Damit das aber langfristig gelingt, braucht es einen Spezialisten, der das gesamte Projekt mit all seinen Beteiligten laufend begleitet. In Petronell-Carnuntum ist diese Zusammenarbeit bisher sehr erfolgreich verlaufen und so soll dieses Projekt auch andere Gemeinden ermutigen, ihr öffentliches Grün mit Stauden aufzuwerten!

Beispiele für verwendete Pflanzenarten aus dem Pannonikum:

Allium flavum, Allium sphaerocephalon, Anemone sylvestris, Aster amellus, Dictamnus albus, Echinops ritro, Eryngium planum, Euphorbia polychroma, Geranium sanguineum, Lavatera thuringiaca, Linum austriacum, Salvia nemorosa . . .

Beispiele für zusätzlich verwendete trockentolerante Pflanzen:

Achillea 'Coronation Gold'Asphodeline lutea
Buphthalmum salicifolium
Centranthus ruber 'Coccineus'
Dianthus carthusianorum
Festuca mairei
Helictotrichon sempervirens
Hypericum polyphyllum 'Grandiflorum'
Knautia macedonica
Linum perenne
Origanum laevigatum 'Herrenhausen'
Platycodon grandiflorus 'Perlmuttschale'
Salvia x sylvestris 'Mainacht'
Sedum 'Herbstfreude' (syn. Hylotelephium)
Stipa calamagrostis (syn. Achnatherum) ...

Frühlingsaspekt:

Chionodoxa luciliae
Crocus chrysanthus 'Cream Beauty'
Crocus 'Flower Record'
Crocus 'Große Gelbe'
Crocus 'Remembrance'
Crocus tommasinianus
Narcissus 'Jetfire'
Narcissus 'Ice Wings'
Puschkinia scilloides var. libanotica . . .

Literatur

Bouillon, J. [Hrsg.] (2013): Handbuch der Staudenverwendung, Stuttgart - Ulmer.

Hillebrand, K. (2014): Hainburger Berge - Die Steppe vor der Haustüre, Gartenpraxis 06/2014 : 34-38, Ulmer Verlag - Stuttgart.

Fischer, M. A./Adler, W., Oswald, K. (2005): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2. Auflage, Linz: Oberösterreichisches Landesmuseum.

Niesl, A. [Hrsg.] (2011): Grünflächen-Pflegemanagement - Dynamische Pflege von Grün, 2. Auflage, Stuttgart: Ulmer.

Wiesbauer, H. [Hrsg.] (2008): Die Steppe lebt. Felssteppen und Trockenrasen in Niederösterreich. St. Pölten: Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Naturschutz.

Dipl.-Ing. Karl Hillebrand
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