Der Biotopflächenfaktor

Ökologisches Planungsinstrument aus Berlin wird 30

Berlin Nachhaltigkeit und Innovation
In vielen Berliner Bezirken wird der BFF bei baulichen Änderungen oder Neubebauung verbindlich angewandt. Abb.: Senatsverw. f. Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin

Instrumente zur Bewertung von Ökosystemdienstleistungen städtischer Flächen sind essentiell für eine ökologisch nachhaltige Stadtentwicklungsplanung. Der Biotopflächenfaktor (BFF) ist ein Planungsinstrument, das Anfang der 1990er-Jahre in Berlin entwickelt wurde und formuliert einen ökologischen Mindeststandard für bauliche Änderungen und Neubebauungen. Der BFF benennt dabei den Anteil der naturhaushaltswirksamen Fläche an der Gesamtfläche eines Baugrundstückes, wobei den einzelnen Teilflächen je nach ihrer ökologischen Wertigkeit Anrechnungsfaktoren zugeordnet werden. Fast 30 Jahre nach seiner Einführung war es an der Zeit, den BFF zu aktualisieren und an den neuesten Stand der Wissenschaft und Technik anzupassen.

In mehreren Studien überarbeitete das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte an der Humboldt-Universität zu Berlin (IASP) die Flächenkategorien und -bewertungen des BFF für die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Dabei wurden verschiedene innerstädtische Flächentypen hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Mikroklima, die Luftqualität, die Biodiversität, den Regenwasserrückhalt sowie das Lärmminderungs- und Erholungspotenzial neu bewertet und Empfehlungen für BFF-Anrechnungsfaktoren ausgesprochen.

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Heterogen strukturierte Vegetationsflächen mit hohen Vegetationsvolumen wirken besonders positiv auf den städtischen Naturhaushalt. Foto: Susanne Herfort (IASP)

Maßgebliches Ziel der Überarbeitung war eine stärkere Differenzierung der bereits seit 1990 im BFF betrachteten Flächentypen. Deren Gesamtzahl erhöht sich im Zuge dessen von neun auf 16, was eine spezifischere Anrechnung potenzieller Ökosystemdienstleistungen zulässt. Beispielsweise konnten Dach- und Vertikalbegrünungen bisher ausschließlich mit je einem Faktor als BFF angerechnet werden, unabhängig von deren Potenzial, mit dem diese auf das städtische Umfeld wirken. Dabei bestätigen Studien klar den positiven Zusammenhang zwischen dem Vegetationsvolumen einer Fläche und der Übernahme einer Vielzahl an Ökosystemdienstleistungen.

Dementsprechend werden zukünftig drei Formen der Dachbegrünungen (extensiv, einfach-intensiv und intensiv) sowie boden- und wandgebundene Vertikalbegrünungen differenziert und unterschiedlich angerechnet. Auch unterbaute Flächen können fortan vierstufig, nach Substratmächtigkeit gestaffelt, berücksichtigt werden. Da die Durchlässigkeit urbaner Oberflächen ebenfalls als maßgeblicher Parameter für deren ökologische Wertigkeit gilt, werden Belagsflächen in der neuen BFF Fassung insgesamt deutlich abgewertet. Die ehemals teilversiegelten und halboffenen Flächentypen wurden ferner unterteilt in eingeschränkt durchlässige (z. B. Klein- und Großpflaster), stark durchlässige (z. B. Sickerwassersteine) und begrünte (z. B. Rasengitter) Belagsflächen. Zusätzlich berücksichtigt der BFF die Versickerung von Niederschlägen auf Vegetationsflächen und zukünftig ebenfalls regenwassergespeiste Wasserflächen. Neu ist zudem die Möglichkeit, die Anrechnungsfaktoren, im Falle deutlicher Defizite zwischen Flächenpotenzial und Flächenplanung, gezielt abzuwerten.

Aktuell sind bereits verbindliche BFF-Zielwerte in 15 Berliner Landschaftsplänen festgelegt und zehn weitere befinden sich momentan in Planung (s. Karte). Doch auch hiervon unabhängig unterstützt der BFF Planende und Bauende weiterhin bei der ökologisch-funktionalen Flächenplanung und wird vielerorts auch außerhalb der Landschaftspläne angewandt. Die gesamte Studie und die detaillierte Bewertung der einzelnen Flächentypen können unter www.berlin.de/bff eingesehen werden.

Dennis Melzer, IASP,Susanne Herfort, Lebenswissenschaftliche Fakultät der Humboldt-Uni,Sebastian Hausmann, Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz

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