Pflanzenkolumne

Die Garrigue kommt in die Stadt

2024 war im Durchschnitt mit 1,5 Grad Celsius über den Mittelwerten vorindustrieller Zeiten das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnung. Zahlreiche internationale Expert:innen forschen daher dazu, welche Pflanzenarten sich zukünftig für unsere Städte eignen. So auch beim Symposium "Die Garrigue kommt nach Mitteleuropa" im Herbst 2024 an der FH Erfurt.
Klimapflanzen Stadtklima
Die Macchia ist im Unterschied zur Garrigue hier etwa auf Sardinien mit dichten, fast undurchdringlichen Gebüschen bewachsen. Foto: Dominic Wachs

Die Garrigue ist eine charakteristische Vegetation mediterraner Klimazonen. Sie ist das Ergebnis einer durchweg anthropogen geprägten und durch Übernutzung degradierten Landschaft. Sie besteht aus niedrig wachsenden, oft dornigen und häufig stark aromatischen Kleinsträuchern. Im Unterschied zur Macchia – dichten, fast undurchdringlichen Gebüschen – zeigt sich die Garrigue lichter und artenreicher. Die Arten der Garrigue, wie auch der ostmediterranen Sonderform, der Phrygana, zeichnen sich durch eine Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und Hitze aus. Vergleichbare Bedingungen finden sich zunehmend auch in unseren Städten.

Möglich wird die Übernahme dieses Vegetationsbildes durch immer mildere Winter. Die Winterhärtezonen, wie sie Elena Wulff und Jürgen Bouillon neu abgegrenzt haben, zeigen, dass viele Regionen Deutschlands inzwischen auch im Winter klimatische Bedingungen aufweisen, die sich als submediterran (geografische und höhenbedingte Übergänge der mediterranen und nemoralen Zonen) bezeichnen lassen. Zudem sind Städte mesoklimatisch begünstigte Räume mit einer Vielzahl mikroklimatischer Kleinstandorte, die sich durch wärmere Winter und geschützte Lagen auszeichnen. Dies eröffnet ein enormes Potenzial für die Verwendung mediterraner Pflanzen.

Doch es gibt auch Herausforderungen: Viele der Pflanzenarten sind nicht immer ausreichend winterhart oder leiden auf schweren Böden unter Winternässe. Dabei gibt es bereits oftmals nicht bekannte und unterschätzte Arten, die in wärmebegünstigten Lagen gedeihen und sich bereits seit mehreren Jahren durch eine ausreichende Winterhärte auszeichnen. Hierzu zählt beispielsweise die Lorbeerblättrige Zistrose (Cistus laurifolius) oder für wärmebegünstigtere Standorte das Strauchige Brandkraut (Phlomis fruticosa).

Bei der Suche nach geeigneten Arten und der Auslotung des Standortes helfen Indikatorpflanzen. Erweisen sich beispielsweise die Feige (Ficus carica) oder der Lorbeerblättrige Schneeball (Viburnum tinus) ohne einen Winterschutz über einen längeren Zeitraum als vital (Zuordnung zu WHZ 8a), können mit Bedacht auch weitere wärmebedürftige Arten verwendet werden.

SUG-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Ingenieur/Landschaftsarchitekt (m/w/d) (Objekt-..., Worms  ansehen
Leitung (m/w/d) Stadtgärtnerei, Lohr a.Main  ansehen
technische Sachbearbeitung (w/m/d) der..., Duisburg  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen
Klimapflanzen Stadtklima
Die Garrigue in den Cevennen besteht aus niedrig wachsenden, oft dornigen und häufig stark aromatischen Kleinsträuchern. Foto: Mechthild Klett

Potenziale für alle

Bei genauerer Betrachtung lässt sich neben der Trockenheitsresistenz noch das Nahrungsangebot für verschiedene Insektengruppen als weiteres Potenzial identifizieren. So bietet beispielsweise die Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae), nicht nur einen ästhetischen Reiz, sondern auch einen ökologischen Mehrwert. Durch ihre Blütenmorphologie sind sie für bestäubende Insekten hochattraktiv und können somit einen wichtigen Beitrag zur Förderung der urbanen Biodiversität leisten.

Auch in der Garrigue ist die Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) besonders stark vertreten. Sie umfasst mehrere Gattungen, die selbst unter extremen Bedingungen mit einer langen Blütezeit und einer großen Beliebtheit bei bestäubenden Insekten aufwarten (z. B. Thymian-, Salbei- und Lavendelarten). Viele dieser Arten sind problemlos im Handel erhältlich, darunter auch der Steinquendel (Clinopodium nepeta, Synonym: Calamintha nepeta), der bis in den Herbst hinein blüht.

Im Vergleich zum Umland zeichnen sich Städte durch kleinteilige Strukturen und eine höhere pflanzliche Diversität aus, die sich aus fremdländischen und heimischen Arten zusammensetzt. Die zunehmenden Herausforderungen durch den Klimawandel machen es notwendig, gezielt zu untersuchen, welche Arten in unseren Städten künftig gedeihen können. Durch Tests und Beobachtungen gilt es herauszufinden, welche Pflanzen die Biodiversität fördern und gleichzeitig urbane Räume widerstandsfähiger machen – sowohl für ihre menschlichen als auch tierischen Bewohner.

Dominic Wachs

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

Redaktions-Newsletter

Aktuelle grüne Nachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen