Abschied von der Hochschule Geisenheim University

Prof. Andreas Paul geht in den Ruhestand

Freiraumplanung
Prof. Andreas Paul. Foto Christiane Röder

Mit Prof. Paul geht einer der engagiertesten Hochschulprofessoren im Studiengang Landschaftsarchitektur an der Hochschule Geisenheim. Das zeigte auch noch einmal eindrucksvoll seine Abschiedsfeier, wo er Kollegen, Projektpartner, Ko-Betreuer von Abschlussarbeiten und die Studierenden eingeladen hatte. Prof. Paul hat im Garten- und Landschaftsbau gearbeitet, dann an der Fachhochschule Wiesbaden und Universität Hannover studiert. Nach freiberuflicher und angestellter Tätigkeit in Landschaftsarchitekturbüros im Rhein-Main-Gebiet arbeitete er als Abteilungsleiter im kommunalen Grünflächenamt der Landeshauptstadt Mainz mit den Schwerpunkten Bauleitplanung, Objektplanung, Bauleitung, Gartendenkmalpflege und Öffentlichkeitsarbeit. Er organisierte in dieser Zeit viel beachtete Tagungen zur Dachbegrünung und Gartendenkmalpflege. In dieser Zeit entwickelte er Managementansätze zur übersichtlichen Projektsteuerung von Planungs- und Neubauabteilungen für kommunale Grünflächenämter, was auch einer der vielen Schwerpunkte in seiner Lehre war.

1991 wurde er zum Professor an der neu gegründeten Fachhochschule Erfurt berufen und arbeitete beim Aufbau der neuen Strukturen mit. Es ging ihm dabei um transparente und demokratische Entwicklungen. 1995 wurde er an die Fachhochschule Wiesbaden, damals noch Studiengang Landespflege berufen. Schwerpunkte der Lehre waren die Freiraumplanung in Ballungsräumen und im ländlichen Raum, Moderation von Beteiligungsprozessen und Projektmanagement. Seine Lehre zeichnete sich durch sein besonderes Engagement aus, Studierenden die komplexen Planungszusammenhänge an Praxisprojekten begreiflich zu machen. Er orientierte sich an dem Leitspruch von Laotse: Was ich Dir sage, behalte ich einen Tag, was du mir zeigst eine Woche, woran du mich mit gestalten lässt, ein ganzes Leben. Dies belegen sehr viele Veröffentlichungen in Fachzeitungen und Buchbeiträgen.

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Freiraumplanung
Exkursion von Prof. Paul mit Studierenden und Amtsleiter Rüdiger Dittmar (2.v.r.) auf dem ehemaligen BUGAGelände Koblenz. Foto: Archiv Paul

Bei Prof. Paul gab es Vorlesungen, die nicht durch eine Prüfung abgeschlossen wurden. Trotzdem hatte er immer volle Hörsäle, da er Interessantes aus der nationalen und internationalen Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung verständlich zu berichten hatte. Seine ein- und mehrtägigen Exkursionen unter anderem nach Finnland und England waren bei den Studierenden sehr geschätzt. Mit den Studierenden wurden in den Entwurfsseminaren Planungen zu großräumigen urbanen Grünzügen, Quartiersentwicklungen, Wohnungsbau, urbane und dörfliche Plätze, Parkanlagen, Schulen, Kinderspielräume, Friedhöfe, Beiträge zur Landesgartenschau und Oberflächenwassermanagement bearbeitet, die zu einem Teil realisiert wurden. Die große Nachfrage bei seinen Seminaren begründete sich durch seine transparente Vorgehensweise und gut organisierte Workshops, die alle Projekte begleiteten. Schwerpunkte der Forschung und Projektentwicklung waren die Freiraumentwicklung im Wohnungsbau, urbane Freiraumsysteme, generationsübergreifende Freiräume im öffentlichen Raum, Auswirkungen des demografischen Wandels auf Bestand und Neuplanung von Freiräumen, nachhaltige Planungs- und Entwicklungsprozesse, die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im urbanen Raum und die Moderation von Bürgerbeteilungen.

Sozial engagierte sich Prof. Paul bei der Beratung von Bürgern, Vereinen und Institutionen, die sich für eine lebenswerte und nachhaltige Stadt-, Gemeinde- und Freiraumentwicklung einsetzen. In mehreren kritischen Stellungnahmen zu Bebbauungsplänen, die nur ökonomische Ziele verfolgten, versuchte er soziale und ökologische Aspekte durchzusetzen. Aktuell setzt er sich zusammen mit einer Studierenden, deren BA-Thesis er im WS 15/16 betreut, für einen Interkulturellen Garten bei einem neuen Flüchtlingsheim in Mainz ein. Prof. Paul vertrat immer die Meinung, dass ein volles Lehramt eine Tätigkeit im eigenen Büro verbietet.

Vermutlich war deshalb auch seine Vertiefung "Freiraum- und Projektplanung" die meistbesuchte im Studiengang Landschaftsarchitektur. Da seine Stelle leider nicht zeitnah besetzt wurde, hat er noch zwei Semester Lehraufträge übernommen. Bei seiner Verabschiedung übergab das letzte Semester ihm ein Schriftstück. Sie verabschiedeten mit dem Satz: "Ein Paul geht, viele Pauls bleiben". Ein netteres Kompliment kann man nicht erhalten. Wir wünschen Prof. Paul weiterhin alles Gute und dass er uns auch noch mit Rat zur Verfügung steht.

Anmerkung: Falls Interesse besteht, es gibt eine Veröffentlichung als PDF "Freiraumplanung 1995-2015". Schreiben Sie an: a.o.paul@t-online.de.

Christiane Kahl, BA Eng. Landschaftsarchitektur, MA Eng. Landschaftsarchitektur und Stadtplanung

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