Wasserhaushalt

Seit 2002 hat Deutschland durchschnittlich 760 Millionen Tonnen Wasser pro Jahr verloren

Wasserknappheit Forschung und Bildung
Der durchschnittliche, jährliche Wasserverlust liegt mit 0,76 Kubikkilometern Wasser vermutlich niedriger als bislang mit 2,5 Kubikkilometern angenommen, wie neue Untersuchungsmethoden nahelegen. Entwarnung für die Wasserversorgung in Deutschland ist damit aber angesichts der letzten Dürrejahre nicht verbunden, auch wenn es in den vergangenen Monaten viel geregnet hat. Foto: Sylvia-Verena Michel, pixelio.de

Ein Team des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) hat nun mit Kolleg*innen die Jahre 2002-2022 genauer untersucht. Fazit: Im Schnitt hat Deutschland pro Jahr 760 Millionen Tonnen Wasser verloren - durch abnehmende Bodenfeuchte, schwindendes Grundwasser, abgeschmolzene Gletscher oder gesunkene Wasserspiegel.

Die Studie nutzt Daten der Satellitenmissionen GRACE und GRACE-Follow On und ist der Fachzeitschrift "Hydrologie & Wasserbewirtschaftung" erschienen. Die letzten fünf Jahre in Deutschland waren von massiven Sommerdürren geprägt. Es ging sehr viel Wasser verloren. Nur: Wie hoch die Verluste genau waren und ob sich daraus ein Trend für die Zukunft ableiten lässt, sind nach wie vor offene Fragen. Ein Team des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) hat nun gemeinsam mit Forschenden der Universität Bonn und des Forschungszentrums Jülich die Jahre von 2002 bis 2022 genauer untersucht.

Das Besondere dieser Studie ist, dass die Forschenden vier verschiedene Auswertemethoden verglichen haben und damit zu einem deutlich geringeren Wasserverlust kamen als andere Auswertungen der Satellitendaten, die lediglich auf einer einzigen Methode beruhten. Der gesamte Wasserspeicher (auf Englisch Terrestrial Water Storage, TWS) hat demnach in den zwei Jahrzehnten um zusammengerechnet 15,2 Kubikkilometer abgenommen, bislang war man jedoch von einem höheren Wert ausgegangen, nämlich 2,5 Kubikkilometer Wasser pro Jahr, was auf die zwei Jahrzehnte einen Verlust von 50 Kubikmetern in diesem Zeitraum bedeutet hätte.

Zum Vergleich: Der Wasserverbrauch aller Sektoren - Industrie, Landwirtschaft, Privathaushalte - in Deutschland beträgt rund 20 Kubikkilometer pro Jahr. Um verlässlich einen Trend abschätzen zu können, sei der Zeitraum jedoch zu kurz und zu stark von verschiedenen Extremen geprägt, schreiben die Forschenden in der April-Ausgabe der Fachzeitschrift "Hydrologie & Wasserbewirtschaftung (HyWa)".

Die Forschenden mahnen daher zu Vorsicht bei der Interpretation von Auswertungen, die lediglich auf einer Datenreihe beruhen, und weisen insbesondere auf besondere Empfindlichkeit für Flut- oder Dürre-Extreme bei der NASA-JPL-Mascons-Reihe hin. Sie vermuten die Ursache in unterschiedlichen Prozessierungsverfahren und bei der Korrektur des "Leakage"-Effekts.

Trotz der niedrigeren Werte gibt der Leitautor der Studie, Andreas Güntner, zu bedenken: "Die Beobachtungen aus allen Datensätzen zeigen, dass ein Jahr mit höheren Niederschlägen wie 2021 nicht ausreicht, um die Defizite der Wasserspeicherung, die sich über den längeren Zeitraum angesammelt haben, wieder auszugleichen."

Auch bei Prognosen raten die Forschenden zur Vorsicht. Mitautorin Helena Gerdener von der Universität Bonn mahnt: "Da es in den zwanzig Jahren der bisherigen Datenerhebung einige auffällige Extreme gegeben hat, ist eine Aussage zu einem langfristigen Trend nur schwer zu treffen."

Siehe unter: Güntner et al. (2023); Hydrologie & Wasserbewirtschaftung,67, (2), 74-89. DOI: 10.5675/HyWa_2023.2_1

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