Zur Geschichte der Kuranlagen im Ruhrgebiet

Sole für die Volksgesundheit

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Kurparks Parks und Gärten
Parkanlagen Villa Hügel – Historisches Luftbild aus dem Jahr 1929. Abb.: Regionalverband Ruhr

Die frühe Geschichte der Gärten und Parks des Ruhrgebietes ist die der Gärten an Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Zeit vor der rasanten Entwicklung der Schwerindustrie bis etwa 1830. Diese Gärten waren bis weit ins 18. Jahrhundert axiale, geometrische Anlagen nach barocken Vorbildern. Aus dieser Zeit ist zwar noch vieles in den Archiven überliefert, aber es ist kaum etwas erhalten geblieben. Vielerorts gingen sie als Gärten in Gänze verloren. Andere dieser barocken Gartenanlagen im Französischen Stil wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu Landschaftsgärten im Englischen Stil umgestaltet.

Zur Mitte des 19. Jahrhunderts vermischten sich die vorindustriellen Strukturen und Lebensweisen mit den Anforderungen der neuen entstehenden Industriegesellschaft. Den ehemaligen Feudalherren gleich bauen sich auch die neuen Machthaber repräsentative "Wohnschlösser" mit den dazu gehörigen Gärten. Die Villa Hügel, Wohnort der Unternehmerdynastie Krupp, thront als Ausdruck industrieller Machtfülle deutlich sichtbar über dem Ruhrtal. Ein repräsentativer Garten gehörte natürlich dazu.

Aber nicht nur die Großindustriellen schufen Gärten und Parks. Auch das in der Gründerzeit wirtschaftlich und gesellschaftlich erstarkte Besitz- und Bildungsbürgertum präsentierte sich in und mit aufwendigen Parkanlagen. An die Stelle der Schlösser, Herrenhäuser und Villen traten die Parkhäuser (den heutigen Stadthallen ähnlich). Die Stadtgärten von Essen und Hagen sind markante Beispiele dieser Bürgerparks. Zunächst als Aktiengesellschaften finanziert, bestimmte das zeittypische Mäzenatentum großherziger Bürger Kunst, Kultur und Bildung. Den Bürgerparks im Ruhrgebiet war allerdings keine lange Eigenständigkeit beschieden. Schon bald wurden sie in städtischen Besitz und Trägerschaft überführt. Bereits 1869 entschied sich die Stadt Bochum für die Anlage des ersten kommunalen Stadtparks im Ruhrgebiet.

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Historischer Plan des Stadtparks Bochum von Anton Strauss. Abb.: Archiv Stadt Bochum
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Plakat zur Gartenbau-Ausstellung 1929 in der Gruga. Abb.: Sammlung Peter Drecker
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Logo der Landesgartenschau Hamm 1984. Abb.: Archiv Stadt Hamm

Gestaltet nach den Lehren der Lenné-Meyerschen Schule entstanden in den Stadtparks Repräsentationsgebäude (Parkhaus) umrahmt von geometrisch angelegten Blumenrabatten und eingebettet in romantischen (Park)Landschaftsbildern. Repräsentation der Stadt, sittsames Spazieren gehen der Bürger und kontemplativer Naturgenuss sowie die Begegnung der Stände (nach der Idee: Belehrung durch Vorbild) waren das Programm.

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entbrannte in den Fachkreisen und in den großen Städten des Reiches eine leidenschaftliche Diskussion hinsichtlich der Stilmittel als auch der Ausstattungen und Funktion von städtischen Parkanlagen (Volksgärten). Dieser Prozess konnte sich dann nach dem ersten Weltkrieg unter den geänderten politischen Vorzeichen der Weimarer Republik umso schneller und freier zu entwickeln. So wurde die Volksgartenbewegung aus den großen Städten des Reiches auch ins Rheinisch-Westfälische Industriegebiet getragen. Bewegung und Spiele in frischer Luft für alle Bevölkerungsschichten waren nun angesagt. Große Spielwiesen eingebettet in Stadtwäldern, Licht- und Luftbäder, Spielplätze, Planschbeckenanlagen und vielerlei Sportanlagen waren die Ausstattungselemente der Volksgärten der 1920er-Jahre.

Zu den sozialfürsorglichen und gesundheitsfördernden Aspekten der Gärten und Parks im Ruhrgebiet gab es auch den Aspekt der Präsentation und Leistungsschau. Die "Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung", entstanden 1929, in der Region aber besser bekannt als Gruga, ist hier zu nennen.

Es folgte 1938 in der Gruga die "2. Reichsausstellung des deutschen Gartenbaus". Seit 1945 heißt die Zauberformel Bundesgartenschau. Vier Bundes- und vier Landesgartenschauen schufen von 1959 an beispielhafte und nachhaltige Parkareale. Mit der Landesgartenschau in Hamm 1984 wagte sich das Ruhrgebiet an ein Novum. Erstmals wurde eine Halde und ein aufgelassenes Zechenareal in eine Parkplanung einbezogen und als Teil der industriellen Kulturlandschaft des Ruhrgebietes gartenkünstlerisch aufgearbeitet. Eine Vorgehensweise, die für die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscherpark und für ihr Leitprojekt, den Emscher Landschaftspark, dann zum Programm wurde. Nun fast 30 Jahre nach dem Auftakt der IBA Emscherpark (1989) nimmt der Emscher Landschaftspark endlich konkrete Gestalt an. Landmarken und neue, oft eigenwillige Parks und Gärten einer neuen, nachindustriellen Emscherlandschaft sind zu besichtigen und zu nutzen. Der Abschluss einer großen Aufgabe steht der Region aber noch bevor: die abwasserfreie Neugestaltung des Emscherflusses. Dann ist auch das Generationenprojekt Emscher Landschaftspark als Central-Park der Metropole Ruhr vollendet.

Ein Parktyp ist noch zu erwähnen, den man im Ruhrgebiet nun gar nicht erwartet, das sind die Kurparkanlagen.

Von der Antike übers Mittelalter bis in unsere Zeit war und ist ein der Gesundheit dienender Aufenthalt in Orten mit Heilquellen verbreitet. Bäder römischen Ursprungs wie Aachen oder Baden-Baden sind in der Kurlandschaft heute immer noch berühmte Bäder-Vertreter. Auch im Ruhrgebiet gründeten sich ab Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Kurorte. Die meisten der Kurorte entstanden um eine Solquelle, die bei der Kohleförderung entdeckt wurde als eigenständige Gesamtanlage, dabei wurden Gebäude und Parkanlage nach einem einheitlichen Konzept zur gleichen Zeit errichtet. Bei der Anlage wurden dabei die theoretischen Grundsätze für einen Kurpark beachtet, die Christian C.L. Hirschfeld 1779-85 in seiner "Theorie der Gartenkunst" beschrieben hat. Wichtig war die Geländemodellierung und die Verwendung von Wasser in Form von Bächen, Teichen, Seen und/oder Quellen. In pavillonartigen Bauten wurden die Kurmittel fürs Baden, zum Verpflegen, zum Wohnen und zur Unterhaltung vorgesehen.

Die Bürger des Ruhrgebietes nutzten die Kurorte um ins Bad mit den heilsamen Solequellen zu fahren, um Konversation zu führen. Man saß im Kurpark und im Kurhaus zusammen, lauschte dabei den Klängen des Kurorchesters. Wiederherstellung der Gesundheit und Geselligkeit waren dabei wichtig, aber auch sehen und gesehen werden. Auch die Kurorte im Ruhrgebiet galten wie überall als ungezwungene Treffpunkte des politischen und gesellschaftlichen Lebens.

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Planschbecken im Bottroper Stadtgarten – historisches Foto um 1920. Foto: Archiv Stadt Bottrop
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Ehemaliges Badehaus Bad Königsborn – Historisches Foto. Foto: Hellweg-Museum Unna

Die Kuranlagen im Ruhrgebiet mussten aber wie andere Kurorte auch sich dem Wandel der Nutzungsgewohnheiten und veränderten Ansprüchen der Bevölkerung anpassen und dabei auch andere Funktionen übernehmen. Dies hatte zur Folge, dass einige Kurparke im Ruhrgebiet heute nutzungsbedingt überformt sind oder einige Kurparkanlagen nur noch als öffentliche Grünanlagen vorhanden sind.

Sammelplatz für die feine Welt Westfalens

Seit dem Mittelalter wurde im Raum Unna Sole gefördert und Salz gewonnen. Auf der Suche nach neuen Solequellen wurden die preußischen Behörden 1734 nördlich von Unna fündig. Der Ort und die Quelle bekamen zu Ehren des preußischen Königs Friedrich-Wilhelm I. den Namen Königsborn. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Sole auch zur Heilbehandlung genutzt und es entwickelte sich aus der Saline Königsborn das Bad Königsborn.

Als älteste Kuranlage im Ruhrgebiet kann das ehemalige Bad Königsborn mit dem Kurpark angesehen werden. Obwohl die Salzgewinnung in Königsborn bis ins 14. Jahrhundert zurückzuverfolgen ist, wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts erkannt, dass die Sole auch medizinisch verwendbar ist. 1818 erhielt Dr. Schulz, ein Arzt aus Unna, die Erlaubnis, ein privates Badehaus zu errichten. Ein Jahr zuvor entstand bereits an der Salzsiederei ein staatliches Sol- und Dampfbad; aber es stand nur den Salinenarbeitern und deren Angehörigen zur Verfügung. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Königsborn nach zeitgenössischen Berichten zu einem "Sammelplatz für die feinere Welt Westfalens".

Der Betrieb des Privatbades musste aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten gegen Ende der 1850er-Jahre seinen Betrieb einstellen. Nur das "staatliche Bad" überlebte und kam 1873 in den Besitz des Großindustriellen Friedrich Grillo. Er baute das Bad weiter aus und ließ ein Kurhaus errichten. 1882 konnte das Bad Königsborn eröffnet werden. Zu dieser Zeit erhielt aber das Bad bereits seine Sole durch eine 24 Kilometer lange Rohrleitung aus der Thermalquelle Werries bei Hamm.

Kurgäste, aber auch Einheimische, suchten in den Sommermonaten Erholung in den gepflegten Parkanlagen des Königsborner Kurgartens. Erfrischungsgetränke, Kaffee, Kuchen und "Schinkenschnittchen" wurden im großen Gartenrestaurant vor dem Kurhaus und dem Kurtheater serviert.

Mit dem Verkauf der Solequelle bei Werries an das Bad Hamm im Jahre 1941 endete der Kurbetrieb in Königsborn. Eine militärische Nutzung während des Zweiten Weltkrieges beschleunigte den Verfall des Kurparks Bad Königsborn.

In den 1960er-Jahren wurde der südliche Teil, der eigentliche Kurpark, weitgehend neu strukturiert. Bestehende Gewässer, eine Feuchtwiese und Teile des Gehölzbestandes wurden zu Rasenflächen und Spielbereichen umgewandelt. Der Brunnen vor dem Kurhaus und eine Grotte fielen ebenfalls den Veränderungen zum Opfer. Brände zerstörten 1962 den Kursaal und 1978 das Kurhaus. Der ehemalige Kurpark mit dem Kinderspielplatz ist heute Teil der Freizeitanlage Unna-Königsborn und öffentlich zugänglich.

Neben der gezielten Suche nach Solequellen gab es aber auch Sole als "Nebenprodukt". Dies gilt für die Solequelle in Hamm-Werries, denn im Jahre 1876 suchte die Gesellschaft "Schlägel und Eisen Fortsetzung" bei Werries nach Kohle und bohrte dabei eine Solequelle an. Die Untersuchungen ergaben, dass die Sole aufgrund ihrer mineralischen Zusammensetzung große Heilkraft besaß und so entstanden die ersten Badezellen an der Quelle.

Die Sole der im Jahre 1881 von Königsborn gekauften Quelle wurde durch Rohre in das 24 Kilometer entfernt liegende Bad gleichen Namens. Da die Soleleitung aber über Hammer Stadtgebiet führte, überließ man der Stadt Hamm jährlich 25.000 Kubikmeter Sole zur eigenen Verwendung. Im April 1882 wurde in Hamm eine Aktiengesellschaft gegründet, die im Osten der Stadt eine zwei Hektar große Fläche kaufte, um hier unter anderem ein Badehaus zu errichten. Ein Jahr später konnte das Sole-Thermalbad Hamm eröffnet werden.

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Pavillon im ehemaligen Kurpark Königsborn. Foto: Roland Arhelger, CC BY-SA 2.0
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Historische Postkarte Bad Hamm. Abb.: Archiv Stadt Hamm

In einem zeitgenössischen dendrologischen Bericht wurden auch die um das Badehaus entstandenen Parkanlagen beschrieben:

"Die Stadt Hamm, eingedenk ihrer Bedeutung als Badeort, besitzt unter anderem in ihrem Kurpark ein von Natur und gärtnerischer Kunst in trautem Verein geschaffenes landschaftliches Bild von eigenartiger Schönheit, das von keiner Parkanlage des industriellen Westens übertroffen wird. Außer seiner hohen Bedeutung in volksgesundheitlicher und ästhetischer Hinsicht, die außer Frage steht, dient ein solcher Park aber nicht zuletzt auch zur botanischen Belehrung. Sein reicher Bestand an Bäumen und Sträuchern, meist ausländischer Herkunft, lenkt das Interesse und die Aufmerksamkeit auf sich, nicht nur des einfachen Naturfreundes, sondern auch des kundigen Dendrologen. Wir betreten von der Ostenallee den prächtigen Park. Geräumig dehnt sich vor uns saftig-grünes Rasengelände aus, von breiten Wegen aufgeteilt und von Einzelbäumen bestanden und von Gehölzgruppen wirkungsvoll gerahmt".¹

Diese historische Beschreibung des Kurparks Hamm zeigt deutlich, dass er von Ausstattung und Gestaltung ein typischer Stadtgarten damaliger Zeit war. Zugleich zeugt sie von Tendenzen zum Botanischen Garten und Arboretum, da die Anlage über teilweise sehr exotische Gehölze verfügte.

Bis in die vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Kurpark dann zu einem Treffpunkt der Hammer Bürger und Gäste. Sie genossen hier ihre Freizeit, betätigten sich sportlich oder nahmen an kulturellen Veranstaltungen, Konzerten und Theateraufführungen teil. Beliebt waren auch die "Feste der Farbe und des Lichts", die im Park auch regelmäßig stattfanden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor der Hammer Kurpark seine weit bekannte Kurparkfunktion. Seine Rolle als Stadtparkanlage mit unverwechselbarer Geschichte ist jedoch unumstritten. Weitläufige Wiesenflächen und die zum Teil noch alten Baumstrukturen aus den Anfängen des Kurparks bestimmen heute das Erscheinungsbild. Eine dezente Wegeführung erschließt den Park. Das denkmalgeschützte Kurhaus beherbergt heute einen Gastronomiebetrieb. Der unwirtschaftliche Badebetrieb ist in der Klinik für Manuelle Therapie aufgegangen.

Der Kurpark ist ein beliebtes und lebendiges Naherholungsgebiet und soll nach den Vorstellungen der Stadt künftig einen Kontrast von Tradition und Moderne bieten. Jahrhunderte alte Baumriesen auf der einen Seite, Kunstobjekte auf der anderen Seite prägen das Bild der Parkanlage. Dieser Eindruck wird ergänzt durch die Kurparkteiche und die direkte Anbindung des Kurparks an die Uferbereiche von Lippe und Datteln-Hamm-Kanal. Im Jahr 2009 wurde im westlichen Teil des Kurparks ein rund 30 Meter langes Gradierwerk errichtet. Diese Anlage bereichert den Kurpark in seiner vielfältigen Erholungsfunktion. Einmal im Jahr findet im Kurpark das Kurparkfest statt, ein bekanntes und etabliertes Volksfest. Das große Feuerwerk zählt zu den Höhepunkten dieser Großveranstaltung.

Sole für die Volksgesundheit

Fast gleichzeitig mit den staatlichen Bädern Königsborn und Hamm entstanden auch die Vorläufer des Solbades Raffelberg in Mülheim an der Ruhr.

Um 1880 wurden auf der Zeche Alstaden bei Oberhausen salzhaltige Quellen entdeckt. In unmittelbarer Nähe der Zeche entstand 1884 ein kleines Solbad, dem 1888 ein Kindersolbad folgte. Nach etwa zwanzigjährigem Bestehen genügte die Anlage aber den wachsenden Ansprüchen nicht mehr, so dass darüber nachgedacht wurde, das Solbad zu verlegen. Schließlich wurde 1907 die "Aktiengesellschaft Solbad Raffelberg" und der Verein "Kindersolbad Raffelberg e. V." gegründet. Ein Gelände des Gutes Raffelberg wurde angekauft, auf dem das Solbad und der Kurpark entstehen sollten. Nachdem das Solbad gebaut war, entwarf der Düsseldorfer Gartenarchitekt Walter Freiherr von Engelhardt den Plan für den Kurpark. Bereits im Mai 1909 konnte das Solbad Raffelberg seinen Betrieb aufnehmen.

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Blick auf das Kurhaus Solbad Raffelberg – Historische Postkarte. Abb.: Archiv Stadt Mülheim an der Ruhr
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Blick auf das ehemalige Kurhaus Solbad Raffelberg nach erfolgter Restaurierung. Foto: Wolfgang Gaida
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Historische Ansicht vom Kurhaus Solbad Raffelberg. Abb.: Archiv der Stadt Mülheim a.d.Ruhr

Das Areal des Kurparks vom Solbad Raffelberg teilte sich funktional und gestalterisch in zwei unterschiedliche Bereiche. Der südliche Teil des Parks wurde unter weitgehender Schonung des vorhandenen Waldbestandes angelegt. Der nördliche Parkteil weist eine Zweiteilung - bestehend aus einem regelmäßigen, axial auf das Kurhaus bezogenen Gartenteil, und einem mehr landschaftlich gestalteten Bereich im Westen - auf.

Beim Kurpark des Solbads Raffelberg handelt es sich um eine im Ursprung einheitlich konzipierte und realisierte Gesamtanlage aus Gebäuden und Parkelementen, die in die angrenzenden Flächen später harmonisch einbezogen wurden. In zeitgenössischen Kommentaren wird die ursprüngliche Anlage so beschrieben:

"In dem Kurpark hat der Düsseldorfer Gartendirektor Freiherr von Engelhardt eine überaus reizvolle Anlage geschaffen, in deren Ausgestaltung sich Natur und Gartenkunst in glücklicher Vollkommenheit die Hand reichen. In liebevoller Anpassung an die Umgebung sind die in ruhiger Schlichtheit ausgeführten Baulichkeiten in dieses Idyll hineingebettet worden".²

Vom Gartenstil her sind die Gartenschöpfungen Engelhardts und der Kurpark Raffelberg der klassischen Moderne zuzuordnen. Streng-geometrische Achsenbildung, die bis heute im Raffelbergpark nachzuvollziehen ist, waren seine Gestaltungsmerkmale.

Nach dem Umbau des Kindersolbades fanden 1996 verschiedene Unternehmen, gastronomische Betriebe und das heute sehr renommierte "Theater an der Ruhr" hier ihre Heimat.

Die Stadt Mülheim an der Ruhr erkannte den bedeutenden gartendenkmalpflegerischen Wert des Kurparks. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park bot sich 1998 die Möglichkeit, den Kurpark auf der Grundlage eines Parkpflegewerkes zu restaurieren. Der Eingangsbereich an der Ruhrorter Straße wurde 2003 durch eine Installation des Mülheimer Bildhauers Jochen Leyendecker, die den ehemaligen Pavillon als "Ruine" interpretiert, neu gestaltet. Der Ort hat seine Bestimmung als Aussichtspunkt über den Park "die Ruhrauen" zurück bekommen.

Heute präsentiert sich die Parkanlage als eine Oase der Ruhe. Er wird aber auch vom "Theater an der Ruhr" gern als Außenkulisse oder für Musikveranstaltungen als Open-Air-Bühne genutzt. Spaziergänger, Sportgruppen, Vereine, Kindergärten, Schulen und sonstige Erholungssuchende lädt der Park als nutzbares Denkmal zum Besuch ein.

Insgesamt betrachtet ist die Gruppe der Kuranlagen im Ruhrgebiet sehr bemerkenswert, da sie scheinbar im Widerspruch zu dem durch Zechen- und Industrieanlagen geprägtem Ruhrgebiet aber andererseits auch bei näherer Betrachtung in engem Zusammenhang mit der Region des Kohleabbaues stehen. Es handelt sich hierbei nicht nur um die "großen Solebäder" Königsborn, Hamm und Raffelberg, sondern auch um Solbäder, die in mehreren kleineren Städten des Ruhrreviers ebenfalls schon vor 1900 gegründet wurden. Beim Kohleabbau stieß man auch hier auf Solequellen, die von den Zechengesellschaften für die Nutzung durch die Belegschaft oder aber für die Gründung von öffentlichen Solbädern erschlossen wurden. Neben den noch in der Metropole Ruhr beschriebenen vorhandenen historischen Kurparkanlagen handelt es sich um ehemalige Solbäder, deren Nutzung den heutigen Gegebenheiten angepasst wurden:

Solbad Wilhelmsquelle in Herne Eickel

Solbad im Jahr 1894 durch Bauunternehmer A. Franke eröffnet; das Kurhaus befand sich in einem kleinen Park mit Badeanstalt, 1920 Verkauf an die Gemeinde Wanne und Eröffnung eines Licht- und Luchtbades, das aber 1922 wieder geschlossen wurde; 1924 Errichtung eines Schwimmbades. Anlage wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Heute wird das Gelände als kleine öffentliche Grünanlage mit teilweise altem Baumbestand genutzt.

Grullbad in Recklinghausen

Ehemaliges Solbad, das Kurhaus wurde 1860 fertig gestellt, es befand sich in einer Parkanlage, die durch einen Teich mit Inseln, geschwungenen Wegen und baumbestandenem Hof gestaltet war. 1930 wurde das Kurhaus zu einem Altenheim umgestaltet. Es wird bis heute noch als Seniorenheim genutzt.

Kurpark "Lüner Brunnen" in Lünen-Lippolthausen

1798 Errichtung eines öffentlichen Kurhauses mit großzügiger Parkanlage durch F. Gockel. Neben dem Brunnen- und Badehaus gab es eine Gartenterrasse und einen Konzertplatz mit randlicher Bepflanzung aus Gehölzen und Stauden. Buchen- und Eichenbestände schafften einen harmonischen Übergang zum nahen Waldgebiet. 1886 wurden die Kuranlagen abgerissen und 1887 am Standort des Heilbades die Villa Bonin errichtet. Heute befindet sich das Gelände in Privatbesitz.

Solbad Werne in Werne

In den Jahren 1873/74 wurde die Solquelle bei Probebohrungen nach Kohle entdeckt; Werne entwickelte sich daraufhin zur Badestadt mit Kuranlagen. 1897 hat das Georgs-Marien-Bergwerk das Bad erworben; aufgrund von Kohleförderungsarbeiten versiegt aber die Solquelle.1926 wird das Freibad eröffnet und 1935 zum Warmquellen-Sole-Freibad umgestaltet und erweitert. 1975 Bau des Sole-Hallenbades, 1988 Neueröffnung des Freibades und 1991 Errichtung eines "Gradierwerkes" im Stadtpark. Das Badezentrum der Thermalsole ist heute gegen Entgelt öffentlich zugänglich.

Anmerkungen

1. Lünschermann, Fr.: Dendrologische Beschreibung des Kurparks von Bad Hamm, o. J.

2. Zeitgenössischer Kommentar zur Gestaltung des Kurparks Raffelberg.

Literatur

Gaida, Wolfgang: Variationen in Grün - Gärten und Parks als Entwicklungsgeschichte des Ruhrgebietes; in "Unten und Oben - die Naturkultur des Ruhrgebietes"; Katalog zur Ausstellung des Ruhrlandmuseums Essen; Bottrop, Verlag Peter Pomp, 2000.

Gaida, Wolfgang; Helmut Grothe: Vom Kaisergarten zum Revierpark - Ein Streifzug durch historische Gärten und Parks im Ruhrgebiet; Bottrop, Verlag Peter Pomp, 1997.

Gaida, Wolfgang; Helmut Grothe: Barocke Pracht, Bürgerstolz und Orte des Wandels - Gärten und Parks im Ruhrgebiet; Essen, Klartext Verlag, 2010.

Müller, Annegret; Heidemarie Otten: Historische Garten- und Parkanlagen - Emscher Landschaftspark; Essen, Kommunalverband Ruhrgebiet, 1995.

Modrow, Bernd: In guter Gesellschaft kuren; in DGGL - Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur: Garten und Gesundheit - Zur Bedeutung des Grüns für das Wohlbefinden ; Berlin/München, Verlag Georg D.W.Callwey GmbH & Co. KG, 2008.

Dipl. Ing. Wolfgang Gaida
Autor

Landespflege - Ehemals beim Regionalverband Ruhr (RVR) als Leiter RVR-Besucherzentrum Emscher Landschaftspark in Oberhausen tätig

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