Weisshaar, Bertram (Hrsg.)

Spaziergangswissenschaft in Praxis. Formate in Bewegung

Stadtentwicklung

Immer mehr Menschen ziehen in die großen Städte. Gleichzeitig boomen Zeitschriften wie "Landlust" und Computerspiele wie "Hay Day". Dass diese Fluchten auf dem Sofa nicht die Lösung für stadtinterne Probleme sein können, wird spätestens dann deutlich, wenn man sich die steigenden Raten stressbedingter Erkrankungen ansieht, ebenso wie solcher, die auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind. Zugleich machen Protestaktionen wie "Stuttgart 21" oder der Volksentscheid gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes in Berlin deutlich, dass der/die Stadtbewohner/in des 21. Jahrhunderts nicht von oben herab überplant werden möchten.

Audio-Walks, Silent Walks, Arttours und Baukultouren

Wie können (Freiraum-)Planer/innen helfen, die Konflikte innerhalb der Stadt und ihrer Bewohner/innen zu lösen? Wie können sie die wachsenden Großstädte und die schrumpfenden Kleinstädte l(i)ebenswerter machen?

Ein grundlegendes Problem scheint die fehlende Wahrnehmung des eigenen Umfeldes der meisten Bürger/innen zu sein - sei es städtisch oder ländlich. Ob das an der zunehmenden Nutzung digitaler Medien vom Aufstehen bis zum Schlafengehen liegt, sei dahingestellt. Die Folgen sind jedoch zum Teil diffuse Ängste und unvorhersehbare Reaktionen. Hier setzen die Spaziergangswissenschaften mit ihren vielfältigen Formaten an - seien es Audio-Walks oder Silent Walks, Arttours oder BaukulTOURen. Die Liste ist lang und die Zielsetzungen sind unterschiedlich, immer jedoch geht es um eine verbesserte Wahrnehmung. Eine einführende Übersicht über erprobte Formate an verschiedenen Orten bietet der vorliegende Band. Ebenso gibt es einen Rückblick auf die "ersten Schritte" auf diesem Weg, die Lucius Burckhardt in den 1950er-Jahren machte.

Spaziergänge als neue Form der Bürgerbeteiligung

Dabei werden die Möglichkeiten der Spaziergangswissenschaften zur Vermittlung und Kommunikation planungsrelevanter Themen untersucht. Es geht auch um andere Formen der Bürgerbeteiligung als die bisher meist verwendeten Diskussionsforen. Auf den Spaziergängen können Planende ihre Kenntnisse und Erkenntnisse vermitteln und Bürger/innen ihr lokales Wissen den Planenden zur Verfügung stellen. Gerade in Zeiten, in denen bürgerschaftliches Engagement begrüßt wird, ergeben sich durch Spaziergänge große Chancen für nachhaltige Planung. Es geht stets um Wahrnehmung des Raums und um Erkenntnisgewinn. Manchmal werden auch künstlerische Interventionen zu Hilfe genommen. In jedem Fall bieten die Spaziergänge Abenteuer für die Sinne in einer oftmals gewohnten Umgebung.

Mit ungewohnten Mitteln Neues entdecken

Wie die Spaziergänge selbst, öffnet auch das Buch den Blick auf andere Sichtweisen und Sehgewohnheiten und regt dadurch zum Nachdenken an. Es ist also kein Fachbuch für Spaziergangswissenschaftler und welche, die es werden wollen, sondern eine mögliche Horizonterweiterung für alle, die Neues entdecken möchten - und sei es auf dem heimischen Sofa.

Eva Henze

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