Remseck am Neckar nimmt Spielflächen unter die Lupe

Spielflächenplanung im Dialog

von:
Spielräume in der Stadt
Spielplatz Otterweg. Foto: Claudia Peschen und Stadt Remseck am Neckar
Spielräume in der Stadt
Spielplatz Rastatter Weg. Foto: Claudia Peschen und Stadt Remseck am Neckar

Spielplätze, Bolzplätze, Schulhöfe und Treffpunkte sind in unseren Städten ein unverzichtbarer Bestandteil des Lebens von Kindern und Jugendlichen. Spielen und sich treffen können sind wesentliche Bestandteile ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Spielend lernen Kinder die Welt kennen, erfahren vieles über sich selbst, ihren Körper und ihre Umwelt. Spielerisch entwickeln sie notwendige motorische, geistige und soziale Fähigkeiten. Jugendliche benötigen informelle Treffpunkte um aktiv zu sein, sich auszutauschen, und dies ungestört von Erwachsenen. Ein guter Spielplatz bietet nicht nur Raum für vorgefertigte Spielsituationen, sondern fördert freies, individuelles und selbstbestimmtes Spielen mit Raum für Kreativität und Veränderung.

Auch in Remseck am Neckar entsprechen einige der Spiel- und Bolzplätze in Konzeption und Ausstattung nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Der letzte Spielflächenplan wurde im Jahr 2002 erstellt, der Stadtplan für Kinder stammt aus dem Jahr 2004. Im Oktober 2012 wurde der Gemeinderat der Stadt Remseck am Neckar seitens der Verwaltung zur geplanten Aktualisierung der Spielflächenplanung informiert, die notwendigen Mittel wurden in den städtischen Haushalt 2013 aufgenommen.

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Anschließend wurde im Dezember 2012 und Januar 2013 das Auswahlverfahren für die Vergabe der landschaftsplanerischen Leistungen durchgeführt. Den Zuschlag erhielt die Arbeitsgemeinschaft Welsner + Welsner/werkbüro Freiraum + Landschaft, beide in Nürtingen ansässig. Mit dieser Arbeitsgemeinschaft wurde ein Partner gefunden, der über umfangreiche Erfahrungen in der Spielplatzplanung, der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen einschließlich der Konzeption und Betreuung von "Mitmach-baustellen" verfügt.

Die Stadt Remseck am Neckar wird bis zum Frühjahr 2014 die Spielflächenplanung der Gesamtstadt in einem dialogischen Verfahren aktualisieren. Insgesamt sollen 28 Spielplätze, acht Bolzplätze, zehn Jugendtreffpunkte und sechs Schulhöfe in fünf Ortsteilen unter die Lupe genommen werden.

Ziele der Spielflächenplanung

Kinder und Jugendliche nehmen ihr Umfeld sehr genau wahr. Sie erkennen Defizite und Potenziale und haben detaillierte Ideen und Vorstellungen, wie sie sich ein für sie passendes Lebensumfeld vorstellen. Sie sind Experten in eigener Sache. Die konsequente Beteiligung von Jungen und Mädchen bei allen Überlegungen ist daher ein wichtiger Bestandteil der Spielflächenplanung. Hierbei geht es neben dem Mitreden und Mitplanen auch um die zeitnahe Umsetzung eines ersten Projekts. Aber auch die Kenntnisse und Anregungen von Eltern, Anwohner und Senioren sollen in den Prozess eingebunden werden.

Das geplante Verfahren gewährleistet, dass die in den nächsten Jahren notwendigen Finanzierungen eng mit Nutzern abgestimmt werden können. Im Rahmen der Spielflächenplanung werden alle Angebote, Ansprüche und Bedürfnisse ausgewertet und zu einem strategischen Gesamtplan zusammengeführt. Miteinander wird entschieden, wo und in welcher Intensität zukünftig Spielplätze, Bolzplätze und Treffpunkte bereitgehalten werden können. In der Prioritätenliste wird deutlich, wo in den kommenden Jahren Gelder notwendig sein werden. So können Fehlinvestitionen vermieden werden.

Da die Planungen und Maßnahmen gemeinsam mit Nutzern und Anliegern entwickelt werden, können mögliche Fehlinvestitionen im Hinblick auf Anlagen mit fehlender Akzeptanz und Nachfrage vermieden werden. Folgekosten, die durch Vandalismus entstehen, können durch Erhöhung der Identität zumindest in Teilen minimiert werden.

Im Verfahren kann auch festgestellt werden, welche Spielplätze aufgegeben werden können. Diese Flächen können anderweitig genutzt und somit auch zur Gegenfinanzierung anderer Maßnahmen genutzt werden.

Die dialogische Spielflächenplanung ist auf die Mitarbeit aller in Remseck am Neckar angewiesen. Die konsequente Einbeziehung und Vernetzung unterschiedlicher Akteure fördert bürgerschaftliches Engagement, erhöht die Lebensqualität und das Miteinander aller Generationen und schafft Identität.

Struktur

Zentrales Arbeitsgremium der dialogischen Spielflächenplanung ist die Projektgruppe "Spielflächenplanung" unter der Leitung der Stabsstelle Projektmanagement und Bürgerbeteiligung. Sie gewährleistet effektives und einvernehmliches Arbeiten. Die Projektgruppe übernimmt die notwendigen Vorbereitungen und Abstimmungen, verteilt Aufgaben und koordiniert die Öffentlichkeitsarbeit. Feste Teilnehmer sind Vertreter der beiden Fachbereiche Bautechnik/Bauplanung und Bildung, Familie und Kultur. Bei Bedarf werden weitere Teilnehmer hinzugezogen.

Das Gesamtprojekt wird in drei Phasen durchgeführt:

Phase I: Planerische Analyse und Be wertung der Ausgangssituation

Phase II: Information, zielgruppen- spezifische Beteiligung und Handlungskonzept

Phase III: Umsetzung des Starterprojekts

Phase I

In der ersten planerischen Analyse werden die zu bearbeitenden Teilbereiche der Stadt Remseck am Neckar zunächst als Bewertungsräume abgegrenzt. Soziale Strukturen, demografische Daten, Einzugsgebiete, städtebauliche Zusammenhänge und Zäsuren werden berücksichtigt. Der Zustand der Spielflächen, Spielgeräte und sonstiger Ausstattungsgegenstände wird vor Ort erhoben, zusammengeführt und planerisch bewertet. Vor Ort werden anhand eines Erfassungs- und Kartierungsbogens alle relevanten Inhalte festgehalten, durch Kartierungseinträge im Lageplan und eine Fotodokumentation ergänzt. Neben den "harten" Faktoren wie zum Beispiel Ausstattungselemente werden auch "weiche" Faktoren wie Atmosphäre und Offenheit erhoben.

Phase II

Zu Beginn der zweiten Phase ist vor den Sommerferien eine stadtöffentliche Informationsveranstaltung geplant in der über Struktur und Ablauf des dialogischen Prozesses informiert wird. Auf der Basis der vorgestellten Bestandsanalyse werden für die einzelnen Plätze Anregungen und Bewertungen aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgenommen.

Kern der zweiten Phase ist die zielgruppenspezifische Beteiligung. Gemeinsam mit dem Fachbereich Bildung, Familie und Kultur werden Beteiligungsverfahren zur Einbindung von Kindern, Jugendlichen, Eltern, Senioren und weiteren relevanten Gruppierungen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Beteiligungen werden planerisch zusammengeführt und zu einem strategischen Handlungskonzept entwickelt. In diesem sind gewünschte Maßnahmen und Entwicklungen dargestellt, Einzelmaßnahmen definiert und priorisiert. Der Entwurf der Spielflächenplanung kann optional in einer zweiten stadtöffentlichen Veranstaltung präsentiert und zur Diskussion gestellt werden.

Zielgruppenspezifische Beteiligung

In den zielgruppenspezifischen Beteiligungsmodulen werden die jeweiligen spezifischen Anforderungen mit unterschiedlichen auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgestimmten Methoden ermittelt. Wer wie eingebunden ist, wird in der Projektgruppe schrittweise abgestimmt.

Im März und April sind die Spielplatzdetektive in Remseck am Neckar gemeinsam mit dem Spielmobil unterwegs. Ausgerüstet mit Forscherauftrag und notwendigen Forschermaterialien machen sie sich auf den Weg, um Erwachsenen zu zeigen, welches ihre Lieblingsspielorte sind, wo es ihnen nicht gefällt und welche Stellen für sie auf ihren täglichen Wegen gefährlich sind. Alles, was ihnen wichtig ist, wird fotografiert, in Karten eingetragen und auf den Forscherbögen dokumentiert.

Vom 29. Juli bis zum 09. August öffnet die diesjährige Kinderspielstadt "MiniRemseck" ihre Tore. Gemeinsam mit rund 300 Kindern (ab der Vollendung der ersten Klasse bis zum 13. Geburtstag) wird die Spielstadt zum Leben erweckt. In diesen zwei Wochen erhalten die Kinder einen realen Einblick in städtische und wirtschaftliche Abläufe im Gemeinwesen. Im Rahmen von MiniRemseck soll in einem Planungsbüro das Thema Spielplatzplanung mit den Kindern behandelt werden.

Sie haben die Möglichkeit, Modelle von ihrem "Traumspielplatz" zu bauen und weitere wichtige Hinweise beispielsweise zu Gefahrenstellen und weiteren interessanten Orten mit den Planern zu besprechen.

Um die Sicht der Jugendlichen zu erarbeiten, wird in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendreferat ein Workshop mit Jugendlichen durchgeführt. Ablauf und Details werden mit Jugendlichen gemeinsam entwickelt.

Die Einbindung von weiteren Zielgruppen wie Senioren, Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und Eltern wird in der Projektgruppe "Spielflächenplanung" im Projektverlauf festgelegt.

Phase III

Vor allem bei der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist es wichtig, dass Ideen zeitnah umgesetzt werden können. Deshalb wird so früh wie möglich ein Projekt zur Sanierung/Umgestaltung identifiziert. Die Mittel für dieses Starterprojekt sind im städtischen Haushalt 2013 bereits eingestellt, sodass die Umsetzung anschließend sofort erfolgen kann.

Das Starterprojekt wird mit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen umgesetzt. In Planungs- und Modellbauwerkstätten werden die Ideen entwickelt und in die Planung eingearbeitet. Im Rahmen der Mitmachbaustelle können Kinder und Jugendliche ihre Ideen praktisch umsetzen.

Ausblick

Schon zu Beginn zeigt sich, dass der Prozess die Zusammenarbeit der Akteure in Politik, Verwaltung und Bürgerschaft stärkt. Das Projekt ist ein wichtiger Baustein für die nachhaltige Verankerung der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Remseck am Neckar. Im Ergebnis entsteht ein Planwerk, das die zukünftige Entwicklung hin zu einer Kommune mit einer hohen Attraktivität für alle Generationen befördert.

Remseck am Neckar freut sich auf die Ergebnisse!

Autorin

Garten- und Landschaftsarchitektin

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